| Author |
Message |
andergast
neu an Bord!


2
München W, 35
|
Sun, 10.Sep.06, 18:27 Mutter / Tochter |
 |
Hi,
es hat eine Weile gedauert, aber ich hab mich entschlossen, hier einmal meine Erlebnisse zu deponieren. Ich benötige wirklich Hilfe zu einem Thema, dass mich nun schon seit langem sehr bedrückt.
Ich habe eine Riesenwut auf meine Mutter. Sie hat mich unehelich in die Welt gesetzt und von Anfang an an meine Großeltern abgeschoben wenn sie anderweitig (Ausbildung in einer anderen Stadt, andere Männer, etc) beschäftigt war. Alles andere war ihr immer wichtiger. Aus "Schande" hat sie mir den Namen meines Vaters verschwiegen. "Den brauchst Du nicht" war Ihre Aussage. Er hat wohl einmal als ich sieben war versucht, Kontakt aufzunehmen, aber das hat sie unterbunden weil sie gerade eine neue Beziehung hatte. Meine Großeltern waren über meine Unterbringung bei ihnen nie begeistert und haben sich dafür bei mir ausgelassen - meine Mutter fuhr weg wenn es unangenehm wurde.
Ich hab von Anfang an immer versucht, nicht zu Hause zu sein wann immer es ging. Wurde auch in ein Halbinternat gesteckt (und durfte natürlich nicht die Schule besuchen / den Beruf erlernen den ich wollte), in den Ferien arbeitete ich durch seit ich 13 war. Das "durfte" ich schon, zu einem Mini-Tarif für einen Freund meiner Mutter - ich wurde gnadenlos ausgenützt und, wenn ich mal daran dachte mir etwas anderes zu suchen, wurde mir mit "das kannst Du nicht machen - Deine Familie im Stich lassen" erpresst.
So bald es ging hab ich nach dem Abi meine Familie verlassen, ein Studium durchgedrückt und eben nebenbei verdient. Es war ganz schön hart, weder meine Mutter noch meine Großeltern haben sich dafür interessiert wo und wie ich wohnte, wenn ich erzählt habe was ich mache, hab ich nur Kritik geerntet (oder "große Enttäuschung" seitens meiner Großeltern - mit Tränen, wenn ich mir meine Kohle mit etwas "Unwürdigem", z.B. Kellnern, verdient habe).
Nun sind viele Jahre vergangen und ich mache gerade eine Zusatzausbildung um endlich in dem Bereich tätig sein zu können, den ich schon mit 14 machen wollte. Meine Mutter und ich haben gemeinsam eine große Wohnung geerbt, in dem aber auch noch meine Großmutter wohnt - sie ist nun leider ein Pflegefall. Meine Mutter lebt auch dort (sie hat noch nie länger als fünf Jahre nicht auf Kosten ihrer Eltern selbst eine Wohnung erhalten), kostenlos mit ihrem Freund. Sie hat für meine Großmutter eine Pflegerin eingekauft, diese putzt und pflegt.
Durch meine Zusatzausbildung ist bei mir derzeit das Geld etwas knapper und ich könnte eigentlich sowohl eine Wohngelegenheit (wenn ich in der Stadt zu meinen Kursen muss) als auch ein Erbe gut brauchen. Aber: nebst Vater, Berufsausbildung und Unterkunft brauche ich jetzt wohl auch dieses mir Zustehende nicht.
Meine Mutter will mir höchstens zugestehen, mein ehemaliges Kinderzimmer (vollgerammelt wie eine Abstellkammer) wieder "herzurichten". Von der Wohnfläche hat sie ohnehin 98% in Beschlag genommen, gnadenhalber würde sie mir dann dieses Eck zugestehen - oder eine Gästecouch "wenn es wirklich sein müsste". Es kommt mir vor, als ob sie sich alles einfach nimmt. So hat sie als meine Großmutter nicht mehr Auto fahren konnte, den schönen Mercedes einfach übernommen. Damit wir nichts dagegen sagen konnten, gab sie mir und meiner Großmutter je einen sehr kleinen Betrag, Das Auto ist aber viel mehr wert ... und sie fährt es nun schon seit fünf Jahren. Bei mir hat sie sich vor kurzem ausgelassen, dass sie nun an die Spareinlagen meiner Großmutter gehen müsste, das Geld würde nicht reichen...
ich ärgere mich grün und gelb, und würde doch so gern gelassen und verzeihend endlich mit dieser ganzen Sache abschliessen. Aber nach allem was ich durchgestanden habe möchte ich jetzt auch mein Erbteil nicht einfach so hergeben ... Vielleicht weiß jemand von Euch einen Rat? Ich komme mir so gemein und unbescheiden vor, etwas zu fordern, andererseits ärgere ich mich sehr.
|
|
|
|
 |
| Werbung |
|
rainyday
Forums-InsiderIn


159
below the waves W, 27
|
Wed, 13.Sep.06, 17:00 Re: Mutter / Tochter |
 |
Hallo andergast,
deine Geschichte ist wirklich traurig und du musst dir sehr überflüssig vorgekommen sein. Ich schätze, deine Oma und Mutter sind in Wirklichkeit neidisch, weil du jetzt (trotz allem) auf eigenen Füßen stehst.
Durch Bert Hellinger habe ich gelernt, dass man sich mit dem zufrieden geben muss, was man von seinen Eltern bekommen hat - und wenn es auch nur das nackte Leben ist. Mehr wird man (emotional) nicht bekommen, wenn man erwachsen ist, ist es zu spät.
Allerdings heisst das nicht, dass du dir das Unrecht gefallen lassen musst und auf dein Erbteil verzichten. Auch wenn sie so tun, als seist du überflüssig und hättest kein Recht, etwas zu fordern - genau das hast du aber! Gib deshalb nicht klein bei, du hast es schon schwer genug gehabt! Du solltest um dein Recht kämpfen, du wurdest schon genug ausgenutzt (Kinderarbeit?!) Jetzt bist du erwachsen und kannst dich wehren, schließlich geht es um deine Zukunft, die sie dir schon längst hätten ermöglichen müssen. Sie haben dir beigebracht, dass dir nichts zusteht, jetzt musst du über deinen Schatten springen und die Erfahrung machen, dass du nicht gemein und unbescheiden bist, wenn du auf deinem Anteil bestehst. Deine Familie ist gemein und unbescheiden, aber im Gegensatz zu Aschenputtel fallen Glück und Gerechtigkeit im realen Leben nicht vom Himmel. Deshalb unternimm etwas und vergiss die anerzogene falsche Bescheidenheit!
Vielleicht solltest du dich auf die Suche nach deinem Vater begeben, der hat sich schließlich für dich interessiert, oder? Wäre sicher eine gute Erfahrung.
Viel Glück - und geh zum Anwalt!!!
|
|
|
|
 |
Sophia3
sporadischer Gast


24
Karlsruhe W, 26
|
Thu, 05.Oct.06, 20:29 Re: Mutter / Tochter |
 |
Hallo andergast,
ich denke, die ganze Beziehung zwischen Dir und deiner Mutter ist in eine derart schiefe Lage geraten, dass es mit einer friedvollen Lösung nicht mehr zu regeln oder gar zu lösen ist.
Zu Recht bist Du voller Wut auf Deine Mutter und reagierst viel zu gut erzogen und anständig und hast wahrscheinlich auch noch ein schlechtes Gewissen- so hat sie Dich ja erzogen.
Also ich würde versuchen, keine Dinge, ob nun Wohnung oder sonst etwas mit ihr zu teilen und das Erbe über eine Rechtsberatung zu fordern. Das machst Du ja nicht zum Vergnügen, sondern weil Du das Geld dringend brauchst.
In die Beziehung zwischen Deiner Mutter und Oma würd ich mich auch nicht einmischen, die sollen das für sich regeln, z.B. das mit dem Auto.
|
|
|
|
 |
iffy
Helferlein


89
Trier W, 39
|
Fri, 06.Oct.06, 14:02 Re: Mutter / Tochter |
 |
@rainyday
hallo,
du schreibst, dass du durch Bert Hellinger gelernt hast, die Elternbeziehung anders zu sehen. Darf ich fragen, ob du selbst an einer Aufstellung teilgenommen hast? Ich beschäftige mich schon seit längerem mit dem Thema Familienstellen - habe mich jedoch bis jetzt noch nicht getraut...
Meinst du, man kann die Verstrickungen, die in der eigenen Familie sind auch anders erkennen, als sich selbst aufstellen zu lassen?
Vielleicht hat sonst noch jemand Erfahrungen damit.
Ich habe ein interessantes Zitat dazu gelesen:
"Das, was wir ablehnen, hält uns fest. Hass ist das beste “Binde-Mittel”.
Das, was wir liebend annehmen wie es ist, läßt uns frei. Dies wird u.a. beim Familien-Stellen deutlich."
Trifft bei mir genau zu!
LG
|
|
|
|
 |
| Werbung |
|
münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
![[nicht mehr wegzudenken] [nicht mehr wegzudenken]](images/rank_phpbb/rank_phpbb_5.gif)

1030
münchen W, 35
|
Fri, 06.Oct.06, 20:37 Re: Mutter / Tochter |
 |
Hi,
mein Gefühl sagt, geh zum Anwalt und droh damit Dein Erbteil ausgezahlt zu bekommen, wenn Du nicht den Dir zustehenden Teil der Wohnung nutzen kannst- wenn Du das überhaupt willst.
Am bessten Erbteil auzahlen lassen...
Lass Dich nicht länger über den Tisch ziehen... Ein Freund von mir hat mir erzählt als er und seine 2 Brüder damals das Haus geteilt haben war der Anwalt ganz erstaunt daß die sich überhaupt nicht gestritten haben. Es scheint also wenns ums Erben geht so zu sein daß sich die Mehrzahl der Familien in Haifischbecken verwandeln. Zöger nicht, Deinen Anteil einzufordern!
Grüssle
Petra
|
|
|
|
 |
icytear
Helferlein


45
Graz W, 23
|
Mon, 09.Oct.06, 18:05 Re: Mutter / Tochter |
 |
Hi!
Ich kann Münchnerkindl nur zustimmen.
Lass dich KEINESFALLS auf irgendwelche fadenscheinige "Angebote" von Seiten deiner Mutter ein oder dich mit irgendwelchen Notlösungen abspeisen.
Ich würd dir nicht raten, in diese Wohnung einzuziehen, um den Teil, der dir gehört zu nutzen. Man muss sich schließlich nicht selbst unglücklich machen - denn dass diese Situation für dich (psychisch und emotional) ganz bestimmt net die Beste ist, kannst du dir vermutlich auch selber denken. Aber das ist deine Entscheidung, ich sag dir nur, was ich denke u. was ich tun würde.
Ich würd mir den Erbteil auszahlen lassen - ohne Wenn und Aber. Ich würd auch dafür vor Gericht ziehen. Das Geld steht dir zu u. du kannst es brauchen. Sieh es als finanzielle Wiedergutmachung, als eine Art Schmerzensgeld für deine Vergangenheit. Ich würd mir eine Rechtsberatung holen u. sofort handeln. (Manchmal reicht ja auch schon die Drohung, d. man Klage einreicht, damit die Gegenpartei einlenkt und freiwillig das Erbteil auszahlt.) Und noch was: WIE deine Mutter das Geld auftreibt, um dich auszuzahlen, kann dir völlig schnuppe sein, das ist ihr Problem (sie ist ein erwachsener Mensch und muss mit sowas klar kommen). Belaste dich nicht mit diesem Problem, denn es ist nicht deines. Für dich sollte nur das Ergebnis zählen: Nämlich, d. du den Erbteil ausbezahlt bekommst, der dir zusteht.
Es mag egoistisch und hart klingen, was ich von mir gebe. Aber glaub mir: Ich habe schon viel erlebt und habe festgestellt, dass man manchmal mit Vernunft und Logik an Dinge herangehen muss, anstatt mit Emotionen. Und manchmal verlangt das Leben eben auch, d. man hart bleibt, um des eigenen lieben Seelenfriedens willen.
Ich wünsche dir alles Gute,
icy
|
|
|
|
 |
| Werbung |
|
|
|
|