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dREAMcATCHER
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Post Fri, 22.Sep.06, 17:13      Große Panik nach Trauerfall in der Familie Reply with quoteBack to top

Hallo,

ich hoffe in diesem Unterforum ist mein Beitrag einigermassen passend.

Möchte mein Problem jetzt mal schildern. Dabei muss ich etwas ausholen, hoffe aber, dass es trotzdem noch einige lesen...

Also vor ca. 3 Wochen ist meine Oma gestorben. Da ich eine sehr enge Beziehung zu ihr hatte, und sie eher wie eine 2. Mutter für mich war, war das ein großer Schock. Es war zwar schon längere Zeit abzusehen, aber als es dann so endgültig feststand war das sehr schwer für mich. Die darauf folgenden Tage konnte ich an nichts anderes denken und musste vor und nach der Arbeit ständig heulen. Dabei ging mir dann immer wieder durch den Kopf, dass ich sie nun nie wiedersehen werde. Da ich gemerkt habe wie schwer mir das damit "klarkommen" gefallen ist, habe ich mir Bücher über Trauer gekauft.
Während sich die ersten Tage noch alles auf Oma bezog und die Trauer bezog, veränderten sich nach 1-2 Wochen meine Gefühle. Ich begann Angst vor dem Tod meiner Eltern oder meines Bruders, Angst vor Krankheiten und Angst vor meinem eigenen Tod zu bekommen. Momentan ist es so, dass ich Schmerzen im Herzbereich (der Arzt sagt aber, dass kommt durch die Trauer) und heftige Kopfschmerzen vor lauter Angst habe. Wenn ich daran denke, dass ich "hier" nicht lebend rauskomme wird mir schlecht. Der Appetit ist auch schon stark zurückgegangen. Meine Gedanken finde ich schon ziemlich extrem - so kenne ich mich gar nicht. Hier einige Beispiele: Wie kann ich noch jemals mein Leben geniessen, wenn es sowieso eines Tages vorbei ist? Wieso das Leben geniessen, wenn ich mich in 100 Jahren nicht mehr dran erinnern kann? Täuschen sich nicht alle nur selbst, indem sie verdrängen, dass ihre Liebsten und sie selbst eines Tages sterben? Wäre es nicht besser eines morgens einfach nicht mehr aufzuwachen? Beim letzten Punkt kommen mir gerade die Tränen...ich habe doch noch so viel vor und will eigentlich nicht sterben. Wahrscheinlich hänge ich viel zu sehr am Leben und habe deshalb so eine Angst...
Soviel zu dem wie ich mich fühle. Tatsache ist, dass ich momentan so unruhig bin (der Arzt hat mir zu Baldrian geraten), dass ich auch ganz schlecht schlafe. Und mit dem "dicken" Kopf und Kopfschmerzen geht das mit der Arbeit auch nicht auf Dauer. Habe jetzt ein paar Tage berufl. etwas anderes zu tun, aber in einer Woche muss ich dann wieder besser drauf sein (bin auch noch in der Probezeit).

Wie geht ihr mit eurem Tod / Tod in der Familie / Krankheiten um? Wäre nett, wenn jemand antworten würde. Mir erscheint momentan alles so sinnlos. Würde am liebsten die ganze Zeit nur bei meiner Familie hocken, solange ich die noch habe. Ich glaube schon ich komme mit dem Leben nicht klar. Wenn es mir nächste Woche nicht besser geht muss ich wohl zu einem Psychologen. Aber ich habe jetzt auch Angst davor, dass ich psychisch total durchdrehe und mir dadurch den Rest meines Lebens "versaue".

Danke fürs Lesen!

dReamcAtcher

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Bine27
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Post Fri, 22.Sep.06, 20:29      Re: Große Panik nach Trauerfall in der Familie Reply with quoteBack to top

Hallo,

ich schreibe heute hier zum ersten Mal, lese aber schon seid einigen Monaten mit, da ich unter Panikattacken.... leide.
Erst einmal herzliches Beileid. Ich kann Dich wahnsinnig gut verstehen. Denn leider hat man jetzt auch bei meiner Oma Krebs festgestellt und ihr geht es von Tag zu Tag schlechter. Mich macht es auch völlig fertig, da ich zu ihr ein super Verhältnis habe. Ich weiss nicht, wie viele Tränen ich schon geweint habe, weil es ihr so schlecht geht und das sie bald gehen wird. Ich kann nachfühlen, was Du gerade durch machst, denn die gleichen Gedanken habe ich auch. Mein Herz habe ich vor 3 Monaten checken lassen. Es soll alles ok sein. Ich versuche mir immer vor Augen zu halten, dass meine Oma schließlich 85 Jahre alt geworden ist. Wenn ich so an andere Familienmitglieder denke, die leider schon gestorben sind, ist das der Hit. Ich habe auch wahnsinnige Angst zu früh zu sterben. Merkwürdig, vor einem Jahr habe ich mir darüber noch nie Gedanken gemacht und mich über jeden Geburtstag gefreut..... Aber im Moment kann ich mich über gar nichts freuen.
Einen super Tipp kann ich Dir leider nicht geben. Ich versuche mich gerade in "Affirmation" und hoffe, das die mich etwas aufbauen können. Meine Freundin schwört drauf. Mal sehen.

Alles Liebe

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helpless71
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Post Fri, 22.Sep.06, 21:22      Re: Große Panik nach Trauerfall in der Familie Reply with quoteBack to top

hallo dreamcatcher,

ich habe schon öfter davon gehört, das solche erlebnisse ängste bei menschen auslösen.

es ist wichtig, das du dich von ihnen jetzt nicht einfangen lässt. du musst bewusst gegen diese gedanke steuern.

es hört sich immer leicht daher geredet an ich weiss. aber ich habe 11 jahre erfahrung mit panik & angst und kann dir sagen, das vor allem positives denken hilft. damit meine ich jetzt nicht den tod deiner oma! nicht falsch verstehen, trauern ist wichtig und dadurch verarbeitet man das erlebte. aber den aufkommenden ängsten gilt es direkt zu beginn die kalte schulter zu zeigen.

zeig dir selbst auf warum es sich doch lohnt zu leben, warum es erstmal egal ist was in 50 jahren ist. du lebst im hier und jetzt und das ist wichtig!!! ich habe davon mal abgesehen auch wahnsinnige angst vorm tod, mein opa war auch bis heute im krankenhaus und erst sah alles ganz furchtbar aus. aber man darf sich nicht unterkriegen lassen von der angst. die frisst einen sonst auf!!

und wenn du doch so viele träume hast - dann lebe dein leben um sie di zu erfüllen!

lg helpless

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dREAMcATCHER
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Post Mon, 25.Sep.06, 17:26      Re: Große Panik nach Trauerfall in der Familie Reply with quoteBack to top

Hallo,

vielen Dank für eure Antworten.

Es ist schon alles sehr merkwürdig. Als ob ich das alles jahrelang verdrängt habe. Einfach so gelebt, als ob es ewig so weiter gehen wird.

Morgen werde ich mich bei der Psychologischen Ambulanz melden, weil ich unbedingt Hilfe brauche. Das kostet momentan soviel Kraft, zu Arbeiten und dazu immer diese Gedanken an den Tod von Familienangehörigen und besonders auch an meinen Tod. Ich kann das gar nicht greifen, dafür scheint meine Vorstellungskraft nicht groß genug zu sein. Ich frage mich nur, wie das Menschen geht, die das ganz nüchtern sehen... verdrängen die nur? Wenn ich sterbe, dann geht doch "meine" Welt unter. Ich kann mir das gar nicht vorstellen, dass es mich mal nicht mehr gibt. Wie stellt ihr euch den Tod denn vor? Das Schreckliche ist, das ich im Augenblick immer an diese EWIGKEIT denke, die ja im wahrsten Sinne des Wortes nach mir kommt. Das erdrückt mich fast. Ich denke dann ich bin für immer und ewig in einem dunklen Raum eingesperrt und sehe keinen mehr wieder. Für mich ist das alles unfassbar. Ich komme mir zwischen den Ewigkeiten vor und nach mir so unbedeutend vor und alles erscheint so unwichtig. Am liebsten würde ich nur noch bei meiner Familie sitzen und auf mein Ende warten. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie ich mit 50 oder 60 einfach so weiterleben könnte...wenn das Ende erstmal so bedrohlich nahe ist. Hoffentlich finde ich wieder den Weg zurück ins Leben...Hat jemand von euch vielleicht einen Tipp, was ich zum "beruhigen" machen könnte?

Danke fürs Lesen!

LG

dReamcAtcher

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PannaCotta
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Post Tue, 26.Sep.06, 20:55      Re: Große Panik nach Trauerfall in der Familie Reply with quoteBack to top

Hallo,

Dein Text hätte von mir sein können........

Seit dem Tod eines lieben Menschens ist nichts mehr so wie es einmal war. Es scheint so zu sein als ob ich erst durch diesen Todesfall realisiert hätte, dass das Leben endlich ist. Und das traf mich mit brutaler Macht, auch wenn das lächerlich klingt, weil es ja eigentlich klar ist. Natürlich sind schon zuvor Menschen in meinem direkten Umfeld gestorben, aber irgendwie habe ich das nicht mit mir und meinem Leben in Verbindung gebracht - oder es eben verdrängt. Das geht nun nicht mehr.

Die Folgen waren Panik- und Angstzustände die ich zunächst nicht einordnen konnte. Ich stellte alles in Frage, mir graute vor der Zukunft - vor den Krankheiten, dem Tod meiner Eltern, meines Bruders, meiner Kinder.......... Ich beschäftigte mich mehr mit dem Tod als mit dem Leben. Ich malte mir aus wie es wohl sei tot zu sein - ist es so wie wenn man träumt? So blöd das auch klingen mag, ich brauchte Monate um überhaupt den Zusammenhang meiner psychischen Probleme mit diesem Todesfall zu erkennen. Lange Zeit dachte ich ich sei verrückt gewirden, einfach so.

Dass ich in Vergangenheitsform schreibe soll nicht bedeuten dass ich inzwischen alle damit zusammenhängenden Probleme gelöst habe.........es geht mir nur ein wenig besser.....

Irtgendwann habe ich begonnen mich mit dem Thema Tod auseinander zu setzen. Habe viel gelesen, über Sterbephasen, das Leben nach dem Tod, über Reinkarnation. Ich suche einen Strohhalm, an dem ich mich festhalten kann, einen Glauben der mir sagt dass ich nicht alles verliere wenn ich nicht mehr bin. Die Beschäftigung mit diesem Thema hat dazu beigetragen dass es mir etwas besser geht. Vielleicht ist das ja ein Weg den Du auch gehen kannst?

Liebe Grüße
PannaCotta
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UncleK
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Post Tue, 26.Sep.06, 22:52      Re: Große Panik nach Trauerfall in der Familie Reply with quoteBack to top

Hallo mal wieder, dreamcatcher,

nimm zunächst meine herzliches Beileid.

dREAMcATCHER wrote:

Ich frage mich nur, wie das Menschen geht, die das ganz nüchtern sehen... verdrängen die nur?


Vermutlich viele von ihnen. Der Gedanke ist für viele einfach zu schrecklich - ist auch kein Wunder. Wenn ich manchmal des nachts wachlag, überfiel mich eben dieser Gedanke, daß auch ich einmal sterben muß. Er kam einfach so, ohne provoziert worden zu sein. Es passierte nicht oft, aber es jagte mir dann das Adrenalin durch die Adern. Ich habe mich auch immer mit dem Satz "Bis dahin ist noch viel Zeit." beruhigt. Nur leider kann sie kürzer sein, als man denkt ... Rolling Eyes

dREAMcATCHER wrote:

Wie stellt ihr euch den Tod denn vor?


Ich hatte Anfang September eine OP hinter mich zu bringen (Gallenblase ex.). Ziemlich kurios, da meine allererste OP mit Vollnarkose, war aber nicht aufgeregt, sondern nahm es komischerweise als ein "Abenteuer", als etwas Interessantes, daß ich (soweit möglich) bewußt durchleben wollte. Das letzte, an das ich mich erinnere, war der Satz des Anästhesie-Assistenten, nachdem er mir die Knock-Out-Spritze in die Vene gegeben hatte: "Jetzt müßten Sie langsam etwas merken ..." Die nächste Wahrnehmung war das Geschnatter der Schwestern im Aufwach-Raum. Hielt es zunächst für einen Traum, schlug dann aber die Augen auf - und war zufrieden, denn die Schwester, die gleich zu mir kam, war ziemlich hübsch. Very Happy

Zwischen Spritze und Aufwachen: nichts, keine Empfindungen, keine Wahrnehmung. Einfach ein Filmriß.

So stelle ich mir den Zustand des Todes vor (wenn er überhaupt gedacht werden kann): ein großes Nichts, ein beständiges Nicht-Erleben, ein ewigwährender Filmriß, ein endloser Schlaf ohne Träume. Mir hat die Narkose einen Vorgeschmack geliefert auf das, was dereinst kommt. Und mir ein bißchen den Schrecken genommen. Das einzig Problematische ist für mich das Wie, die Art zu sterben.

dREAMcATCHER wrote:

Hat jemand von euch vielleicht einen Tipp, was ich zum "beruhigen" machen könnte?


So kraß sich das anhört: Memento mori. Denke den Tod - aber denke ihn auch wiederum nicht. Verdränge ihn nicht, beschäftige Dich bewußt mit ihm, laß Deine Ängste zu. Wenn sie sich erschöpft haben und einstweilen verschwinden - und das tun sie -, lebe. Das Leben erscheint Dir angesichts des vergegenwärtigten Todes doppelt lebenswert, daher kommst Du automatisch zum Schluß: Carpe diem. Nur bitte nicht in Hektik verfallen und versuchen, den Tag vollzustopfen.

Das Denken und das Nichtdenken des Todes macht man am besten mindestens einmal täglich. Ich versuche es mir auch anzugewöhnen. Es hat absolut nichts Morbides, ganz im Gegenteil, es könnte, wenn es viele machten, zu einer neuen Kultur des Todes (und des Lebens!) führen, die uns heutigen, ach so modernen Menschen total abgeht. Daher auch oft diese unbändige Angst mit einhergehender Verdrängung und zur Schau getragener, aber nicht wirklich empfundener Gelassenheit. Frühere bzw. andere heutige Kulturen waren/sind da erheblich weiter.

Dieser Vorschlag hilft Dir vielleicht nicht akut, aber ich denke schon auf längere Sicht.

Wenn Du etwas mehr vom Umgang mit dem Tod (und mit anderen Lebensdingen als Teil einer Lebenskunst) aus Sicht der (westlichen) Philosophie erfahren willst, empfehle ich Dir zum Einstieg die Lektüre von

Wilhelm Schmid, Schönes Leben? - Einführung in die Lebenskunst, suhrkamp, 2005, ISBN 3-518-45664-4

Nicht schwer zu verstehen und auch stilistisch wohlgeraten. Hat mir gefallen.

Viele Grüße
UncleK
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Post Tue, 26.Sep.06, 23:24      Re: Große Panik nach Trauerfall in der Familie Reply with quoteBack to top

Hallo Dreamcatcher,

was genau bedeutet denn der Tod für dich? Ich selbst habe schon seit längerem keine Großeltern mehr. Meiner Oma ging es die letzten Jahre schlecht, sie jammerte immer: "Hat der liebe Gott mich denn vergessen?" Sie wollte eben nicht mehr, da kann man nichts machen.
Ich habe vor Jahren ein Buch von Thorwald Detlefsen gelesen: Das Leben nach dem Leben. Ich mache mir keine Sorgen was nach dem Tod kommt, aber natürlich will ich hier schon alt werden ehe ich in die nächste Runde starte.
Liebe Grüße
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Post Wed, 27.Sep.06, 16:00      Re: Große Panik nach Trauerfall in der Familie Reply with quoteBack to top

Hallo,

mal wieder vielen Dank für eure Antworten.

Ich war in der Psych. Ambulanz. Bekomme jetzt eine Therapie. Zum Glück ist in einer Woche schon der erste Termin. Hier werde ich jetzt erstmal nicht mehr vorbeischauen. Ich hoffe, dass ich irgendwie auf andere Gedanken komme. Die Ärztin fand es sehr erschreckend, dass ich mir in meinem Alter den Tod so ausmale und welchen Leidensdruck ich habe. Ich soll Sport machen, mich mit Leuten umgeben auf Sachen freuen und GENIEßen (was auch immer?).

Ich wünsche euch alles Gute und ein schönes, langes und vor allem gesundes Leben.

dReamcAtcher

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