Neues Forum! [Info]
Post new topic Reply to topic    Print
Author Message
Hiasl
Helferlein
Helferlein


Posts 32
Wohnort Wien
M, 26


Post Sat, 21.Oct.06, 22:12      Loslösung von Familie/Elternhaus Reply with quoteBack to top

Seitdem ich vor drei Jahren von daheim ausgzogen bin, fällt mir auf wie stark mein Verhalten durch meine Familie bzw. das Elternhaus geprägt ist. Erst seitdem ich ausgezogen bin, habe ich mich als eigenständige, unabhängige Person mit vielerlei Facetten kennengelernt.

Ich bin in einer wohlbehüteten Familie mit einem hart arbeitetenden Vater, der fast nie daheim war, meiner Mutter und meinen beiden älteren Geschwistern aufgewachsen. Mein Bruder ist 4 Jahre älter und meine Schwester 7 Jahre älter als ich.. Auch wenn das "Nesthäkchen"-Dasein sicher seine Vorteile hat (meine Geschwister hatten immer den Eindruck das ich der Liebling meiner Mutter war) so finde ich hat es auch gravierende Nachteile.

Ich habe mich immer minderwertig gefüllt, hatte sehr wenig Selbstvertrauen, ich hab mich gegenüber meinen älteren Geschwistern immer als klein, dumm und unwichtig gefüllt. Und ich hatte immer das Gefühl, nicht völlig ernst genommen zu werden als "der Kleine", auch nicht von meinen Eltern (Gut, mittlerweile bin ich nicht mehr der kleinste in der Familie, sondern größer als alle andern! Smile ).

Mein Bruder hat mich immer gehänselt, oft auf eine sehr verletzende Art und Weise. Heute tut er das nicht mehr, weil ich mich ja wehren kann, aber im Kindes- und Jugendalter hatte er leichtes Spiel damit, mich als jüngeren und verletzbareren kleinen Bruder zu unterdrücken. Da war er in einer überlegenen Position.

Erst jetzt bin ich dabei zu hinterfragen, woher das niedrige Selbstvertrauen herkommt, das ich schon mein Leben lang mit mir rumschleppe und ich denke eine Erklärung könnte eben die Tatsache sein, dass ich der Jüngste in der Familie bin, der sich nie so wirklich als vollwertiges menschliches Lebewesen gesehen hat.

Und wenn man von daheim ausgezogen ist, dann werden einem auch die Fehler bewußter die die Eltern in der Erziehung gemacht haben. In meiner Familie wird über Gefühle kaum gesprochen, es ist etwas "peinliches". Zum Beispiel hat meine Mutter nie mit uns Kindern über Beziehungen zum anderen Geschlecht, oder geschweige denn Sex gesprochen. Dadurch hat man natürlich das Gefühl bekommen, dass das was Unanständiges ist.

Wie ich schon in "Selbstsicherheit, Kontaktschwierigkeiten, Soziale Ängste" geschrieben habe, hatte ich noch nie eine Freundin und bin erst jetzt dabei meine Kontaktscheu zu Frauen abzubauen. Mein Bruder hatte auch bis er 28 war noch nie eine Freundin gehabt, ist aber jetzt seit über einem halben Jahr glücklich liiert. Es ist meiner Meinugn nach kein Zufall dass wir beide solche Spätzünder in Sachen Frauen sind.

Seit ca. einem Jahr habe ich auch den Kontakt zu den anderen Familienmitgliedern bewußt heruntergefahren, um zu sehen wie ich mich dadurch entwickle, und es hat mir sehr gut getan. Ich fühle mich irgendwie selbstbewußter als vorher. Ich komme mit Problem nicht mehr zu meinen Eltern oder Geschwistern, sondern vertraue mich meinen Freunden an (Gott sei Dank hab ich die!!).

Meine Frage ist nun: Bis zu welchem Grad soll man sich von der Familie in meinem Alter losgelöst haben? Mein Instinkt sagt mir, dass die Familie nicht Hauptbezugspunkt sein sollte, sondern dass man sich sein eigenes soziales Netz, sein eigenes Leben aufbauen sollte. In meiner Familie besteht nämlich mMn nach wie vor die Gefahr, in der Rolle des "Kleinen" nicht ganz für voll genommen zu werden.

So, jetzt tun mir die Finger weh vor lauter tippen.

lg
Find all posts by Hiasl
Werbung
Finchen187
Helferlein
Helferlein


Posts 59
Wohnort Lübeck
W, 18


Post Sat, 30.Dec.06, 20:38      Re: Loslösung von Familie/Elternhaus Reply with quoteBack to top

hallo hiasl,

habe mir gerade deinen beitrag durchgelesen ...

nachdem man sein abi oder eine ausbildung gemacht hat, wäre es schon zeit von zu hause auszuziehen, sein eigenes leben aufzubauen ...
aber das ist nur meine ansicht und man kann das nicht verallgemeinern ...
ich glaube gesetzlich und auch von der durchschnittlichen psychischen entwicklung gesehen ist so ab 18 das alter, um sich von seinen eltern etwas zu lösen und sein eigenes leben aufzubauen
... aber das ist immer individuell, denke ich ...

finde es gut, dass du durch weniger kontakt zu deiner familie mehr selbstvertrauen gewonnen hast ... achte auf dein gefühl, dass sagt dir schon, was für dich am besten ist und womit du dich wohlfühlst ...

bei eltern - besonders bei müttern - ist es oft so, dass sie meinen sich noch um ihre mittlerweile erwachsenen kinder zu kümmern (vllt. ist das so ne art mutterinstinkt ...?) , obwohl wir das evtl. gar nicht mehr wollen und auch alleine ganz gut klarkommen ...
eltern brauchen glaube ich lange, bis sie das verstanden haben ... man muss seine position nur immer wieder klar machen und wiederholen, dass man etwas nicht mehr möchte ... das ist sehr anstrengend ...

viel glück und viel durchsetzungsvermögen !

LG
Finchen
Find all posts by Finchen187
argu
Forums-InsiderIn
Forums-InsiderIn


Posts 193
Wohnort Österreich
W, 35


Post Tue, 02.Jan.07, 15:58      Re: Loslösung von Familie/Elternhaus Reply with quoteBack to top

Also ich finde, da gibts kein Patentrezept. Man muss das einfach so machen, wie man sich eben wohl fühlt. Der eine braucht halt länger und der andere will früher raus.
Seine eigenen Wege gehen ist sicher gut. Dazu muss man sich aber nicht immer auch physisch von den anderen entfernen. An sich geht das auch so, wenn man den anderen zu verstehen gibt, dass man selber weiß, was zu tun ist.
Denke du musst einfach das tun, wo du dich am wohlsten fühlst. Und wenn du denkst, etwas Abstand zu brauchen ist es sicher OK. Versuch aber nicht nur die anderen für dein Verhalten oder deine Probleme verantwortlich zu machen.
Find all posts by argu
Display posts from previous:      
Post new topic Reply to topic