Leute kommen und gehen im Leben - komme damit nicht kla

Forums-InsiderIn 354 Deutschland W, 33

Hallo!

Mein Problem könnte man wohl im weiteren Sinne als Verlustangst betrachten. Es ist ja so, dass man im Laufe des Lebens viele Leute kennen lernt, die dann aber auch genauso schnell wieder verschwinden können (z.B. Umzug, Arbeitswechsel). Komme damit überhaupt nicht klar!
Seit dieser Woche bin ich deswegen wieder stark depressiv! Ich bin schon seit über 10 Jahren bei ein und derselben Optikerin wegen Kontaktlinsen in Behandlung und wir hatten im Laufe der Jahre ein sehr gutes Verhältnis. Sie hat zwar nicht übermäßig viel Privates von sich erzählt, aber ich mochte sie sehr gerne. Deswegen bin ich auch immer noch (trotz Wohnortwechsel) zu ihr hingegangen. Die letzten 2 Jahre war ich nicht mehr da, weil ich keinen Bedarf hatte. Nun war ich wieder mal in dem Ort und dachte, ich kann ja mal vorbeigucken, sie freut sich bestimmt. Dann der Schock: Sie arbeitet dort gar nicht mehr, ist schon lange im Ruhestand. Ich wollte dann Grüße ausrichten, aber die Beraterin kannte sie gar nicht mehr und meinte, von den anderen Mitarbeitern hätte auch keiner zu ihr mehr Kontakt. Fand ich schon etwas merkwürdig! Vielleicht hat sie nicht ganz freiwillig dort aufgehört. Das ändert nun aber nichts an der Tatsache, dass ich sie vermutlich nie wiedersehen werde!!! Sad

Hab das Problem schon lange, hab es aber verdrängt. Aber bei so Situationen wie jetzt ist es wieder akut. Ich hab oder hatte es auch mit Lehrern. Da komme ich auch nur schwer mit klar, dass man viele nie wiedersehen wird und im schlimmsten Fall irgendwann von jemand gesagt bekommt, dass der oder die gar nicht mehr lebt. Horror! Sad

Kennt Ihr das? Wie geht Ihr damit um? Ich bin in Therapie, aber dagegen helfen meiner Meinung nach auch keine Pillen (Antidepressiva). Ich mag einfach nicht der Realtität ins Auge blicken, dass es nunmal so ist, dass Leute in unserem Leben kommen und auch wieder gehen. Bin ich zu sensibel? Vermute ich fast. Ich denke auch noch oft an eine Lehrerin von mir, die vor einigen Jahren unerwartet gestorben ist. Schon damals zu der Zeit musste ich mir von einigen Leuten (sogar welchen, die sie auch kannten) anhören, dass das Leben weitergeht und dass die Schulzeit doch nun schon lange vorbei sei. Durch solche Sprüche ging es mir dann noch schlechter!
Ich werde die Sache nächstes Mal in der Therapie ansprechen, aber meine Therapeutin wird mir da wohl auch nicht helfen können.

Traurige Grüße

Karola

Forums-Gruftie 536 BRD W, 39

Quote:

Kennt Ihr das? Wie geht Ihr damit um?

Hallo Karola!

Ja, ich kenne das auch.
Gerade zur Zeit macht mir das schwer zu schaffen. Zwei Menschen sind in den letzten fünf Monaten in meinem Umkreis gestorben, jetzt stirbt auch noch meine Freundin. Man kann ihr nicht mehr helfen. Im Moment fühle ich mich so leer.
Andere Menschen sind gegangen ohne sich zu verabschieden, ohne mir die Möglichkeit zu geben, "Auf Wiedersehen" zu sagen.

Wie gehe ich damit um?
Trauern und innerlich Abschied nehmen, diesen Menschen real oder in meinem Tagebuch Briefe schreiben, ihnen darin sagen, was ich fühle, ... um so loslassen zu können, Abschied nehmen zu können, um wieder offen für was Neues zu werden.

Aber die Verlustangst sie bleibt. Sie ist zu einem ständigen Begleiter geworden.

Gruß
Jenny

Forums-InsiderIn 354 Deutschland W, 33

Hallo Jenny,

Quote:

Zwei Menschen sind in den letzten fünf Monaten in meinem Umkreis gestorben

,

Tut mir sehr leid für Dich! Mir macht das auch Angst, dass mir nahestehende Personen einfach so wegsterben könnten. Und mit zunehmendem Alter werden es immer mehr Sad

Ich glaub, meine Therapeutin kommt mir dann mit so Sätzen, dass man sich ja wahrscheinlich in einem anderen Leben wiedersieht, aber das ist nur ein schwacher Trost und ich kann auch nicht wirklich daran glauben. Aber das ist ein anderes Thema!

Karola

Forums-Gruftie 536 BRD W, 39

Hallo Karola!

Ich habe mich das auch schon oft gefragt, warum es Zeiten gibt, in denen das so häufig passiert und in anderen Zeiten, da passiert das gar nicht, dass Menschen gehen.
Vor vier Jahren war das ganz schlimm. Erst warf mich meine Analytikerin ohne Ankündigung raus, dann zog meine beste Freundin ohne ein Wort in eine andere Stadt. Kurz danach knallte eine andere Freundin mit dem Satz, "sie würde jetzt ein anderes Leben leben und hätte mit all ihren alten Freunden abgeschlossen", den Hörer auf, eine andere Freundin verliebte sich und weg war sie, ... So zog sich das durch meinen ganzen Freundeskreis.
Ich habe zuerst mit Rückzug reagiert und mir geschworen, nie wieder einen Menschen so nah an mich ranzulassen, dass es mir weh tun kann. Diese Tendenz spüre ich heute noch. Leider. Aber es ist besser geworden.
Ich habe versucht, meine Freundinnen zu verstehen. So weiß ich z.B. von der Freundin, die in eine andere Stadt zog ohne sich zu verabschieden, dass sie mit Abschied große Probleme hat. Es tat immer noch weh, aber ich konnte mir ihr Verhalten erklären, und das half etwas.
Na ja, und wie schon erwähnt, Trauer ist nicht nur notwendig, wenn Menschen sterben, sondern auch, wenn sie einfach gehen. Ich habe all diesen Freundinnen in meinem Tagebuch Briefe geschrieben. So konnte ich mich verabschieden, Abschied nehmen, der real nicht möglich war.

Hast Du keine Adresse von der Freundin?
Ich hatte mal eine Postkarte an das Postamt mit Bitte um Anschriftenüberprüfung gesandt. So erhielt ich die neue Adresse einer Freundin, konnte ihr schreiben und ihr sagen, wie es mir damit geht, dass sie plötzlich weg ist.

Gruß
Jenny

sporadischer Gast 10 Duisburg / NRW W, 15

Auch eins meiner Probleme.. Allerdings scheine ich davon derzeit ziemlich viele zu haben (zu viele?) und leider keine Behandlung dagegen.

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