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LORLI
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Post Sun, 29.Oct.06, 22:53      Verrückt Selbstlos Reply with quoteBack to top

Hallo Ihr!

Als Kind dachte ich, ich sei dumm. Meine Schulnoten waren nie die besten und immer viel schlechter als die meiner Schwester. Meine Eltern sagten, ich hätte halt mehr praktische Fähigkeiten und mehr gefühlsmäßige Inteligenz. Dazu kam noch eine katholische Erziehung. Ich zog daraus den Schluß, ich wäre irgendwie zur "Heiligen" geboren. Ich wollte groß werden in den Bereichen Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft. Da konnte ich locker meine Schwester übertrumpfen und fand auch bei meinen Eltern Anerkennung. Ja ich bekam sogar zu hören, dass ich mehr schaffe und herzlicher sei als meine Schwester. Ich war zum ersten Mal stolz auf mich und legte noch mehr Energie in selbstlose Hilfsaktionen und liebte 18 Jahre einen Mann, der mich und meine Kinder sehr schlecht behandelte. Aber für mich wars halt eine Aufgabe ihn zu lieben und ihm mit meiner beständigen Liebe zu zeigen, was Liebe ist...ganz nach dem Motto: Wenn er dich auf die rechte Backe schlägt, dann halte ihm auch die linke hin. Er hatte, ja so eine schrecklich Kindheit, hat nie Liebe bekommen und war daher ja ein bedauernswertes Opfer. Ich fühlte mich stark und gut und war stolz was ich alles verkraften und aushalten konnte. Doch dann starb vor 10 Jahren mein Vater. Er war für mich ein "Heiliger", der selbstlos meine Mutter, meine Schwester und mich liebte. Aber er war sehr traurige in der Zeit bevor er starb. Er wollte in den letzten Tagen auch immer noch etwas sagen...schaffte es aber nicht mehr (er hatte Krebs). Unterbewußt bemerkte ich, dass selbstlose Liebe nicht glücklich macht...ich bekam Depressionen, nichts machte mehr Spaß, immer mehr erschien mir alles sinnlos. Auf einmal war mir alles zuviel. Ich ging zu einer Psychologin, das half mir ein bisschen, dort konnte ich Frust ablassen. ca. 4 Jahre später drängt das Unterbewußte ins Bewußtsein. Mir kam der Gedanke, ich hätte doch auch ein bisschen Glück verdient und müsse meinen Mann verlassen. Fast ein Jahr kämpfte ich mit mir. Die eine Seite in mir sagte: Du bist gut und man trennt sich nicht vom Vater deiner Kinder, sei stark und halte durch, eine Heilige kann alles ertragen. Die andere Seite sagte: Warum mußt gerade du alles aushalten? Ich WILL ENDLICH LEBEN !
Ich verließ meinen Mann und war unheimlich stolz darauf, es geschafft zu haben. So nun konnte mein neues, freies Leben beginnen. Doch bald bemerkte ich, ich hatte jeden Sinn im Leben verloren. Wenn es nicht die selbstlose Hilfe war, die Sinn machte....was war es dann?? Jetzt war ich ausgefüllt mit Leere. Ich verliebte mich, in einen lieben, warmherzigen, sanften Mann, der keine Ähnlichkeit mit meinem Ex hatte. Nach einem halben Jahr heirateten wir und hatten eine wunderbare Traumhochzeit. Sehr bald erkannte ich aber, mein unterbewußtes Schema hatte wieder zugeschlagen. Er war und ist es bis jetzt, lieb, warmherzig, bemüht, aber beladet mit vielen Problemen aus seiner Kindheit und sehr hilsbedürftig. Ich hatte also wieder nach einem Menschen gesucht, der mich dringend braucht und für den ich stark sein muß. Was nun?? Er tut mir nichts schreckliches an, versucht mir/uns zu helfen wos geht, liebt auch meine Söhne und die lieben ihn. Aber er versinkt immer wieder in Depressionen und Selbstmitleid. Da er sexuell Mißbraucht wurde, hat er extreme Schwierigkeiten mit Sex und wir haben inzwischen kein Sexleben mehr (das belastet mich immer wieder). Ich schwanke zwischen meinem alten Schema "Selbstlose Liebe" und "Ich will Leben" hin und her. Meine Kraft wird immer weniger und auch finanziell verstricke ich mich immer mehr und existenzielle Ängste fressen mich auf. Von selbstlosen Taten und Bewunderung kann ich heute nicht mehr genug zehren, um mich bei Kräften zu halten. So kämpfe ich mich durchs Leben und frag mich dabei, warum ich mir immer so viel aufhalse und wie ich dieses Schema in meinem Leben durchbrechen kann?

Mal sehn ob da wer eine Idee hat dazu

Gruß LORLI
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Internette
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Post Mon, 30.Oct.06, 7:32      Re: Verrückt Selbstlos Reply with quoteBack to top

Liebe Lorli!

Ich kann Dir zwar keinen wirklichen Tipp geben, aber ich habe einen ähnlichen Thread eröffnet mit dem Thema "Destruktives Verhaltensmuster - wie aussteigen?" Wenn Du diesen Thread durchliest, vielleicht wäre in den Antworten der User bereits etwas Wertvolles für Dich dabei?

Deine Verhaltensweise kommt mir sehr, sehr bekannt vor, Deine Geschichte ebenso. Ich habe für mich beschlossen, das Gefühl zuzulassen, dass ich nicht mehr für jeden Menschen verantwortlich bin.

Das befinde ich als unheimlich befreiend, hat allerdings einen Wermutstropfen (habe dies am Wochenende emotionell durchgezogen - mir immer wieder zu sagen: "Ich bin nicht verantwortlich für Dich"), nämlich den, dass ich dabei das Gefühl habe, nicht zu lieben.

Ich habe Liebe immer mit dem Wort "Kümmern" in Verbindung gebracht, so wie eine Mutter sich um ihr Kind kümmert. Vielleicht ist es bei Dir ähnlich?

Liebe Grüße
Internette
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Williams
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Post Mon, 30.Oct.06, 8:18      Re: Verrückt Selbstlos Reply with quoteBack to top

Hallo Lori,

die menschlichen Fähigkeiten besitzt Du, um aufmerksam Dein Ich zu schützen und für Dich selbst zu sorgen.
Deine wichtigste Aufgabe im Leben ist es, glücklich zu werden (Dalai Lama), da dies ein Indiz dafür ist, das Du als Mensch rund bist und Deine Bedürfnisse befriedigst. Das ist die eigentliche Aufgabe, die Du hast.

Du kannst niemanden retten, indem Du Dich und Deine Bedürfnisse verleugnest und in Defiziten lebst.
Um sich das vor Augen zu führen, kann man bei den Alanon oder den Anonymen Alkoholikern reinschnuppern.
Gerade für gläubige Menschen ist das 10 Punkte Programm ansprechend.
Daher hat sich auch eine Untergruppe gebildet, die sich mit emotionaler Abhängigkeit beschäftigt.

Eine Heilige magst Du wohl werden auf diese Art, aber ein ausgewogener Mensch wirst Du so nicht. Schade.

Ich kenne das gut, ich war als Kind schrecklich einsam und meine Eltern waren in ihren Grabenkampf verwickelt, so das ich ständig den Familientherapeut spielen mußte. Auch eine Form von Mißbrauch.
Meine Mutter erduldete alles (sie war katholisch erzogen - das hat sie mir erspart!)
Ich fing schon an mit Bäumen zu reden, so allein war ich.
Später "opferte" ich mich in Freundschaften ständig auf.

Als ich dieses Muster ändern wollte, war ich auch die Freunde los.

Dann fiel ich in das große Loch, weil mein Lebenssinn weg war (für andere da sein und sich opfern).

Ich habe eine Therapie gemacht und viel über buddhistische Philosophie gelesen. Das hat mir geholfen, andere Sichtweisen zu entwickeln.

Mir ist es immer noch wichtig für andere da zu sein und mich mit Menschen auseinander zu setzen und mich um sie zu kümmern.
Aber ich achte darauf, das ich zuerst für mich sorge.
Ich gehe nicht über meine Kräfte, biete mich nicht mehr an, wenn es ein Szenario ist, in dem jemand die Verantwortung für sich abgibt.

Ich denke, Du bist tatsächlich sensitiv begabt, diesen Anteil mußt Du leben um Dich gut zu fühlen, weil es eine Begabung ist. Das gehört zu Dir.
In Deiner Beziehung solltest Du möglichst auch etwas für Dich bekommen und nicht nur hinten an stehen.

Indem Du Deines Mannes Schicksal mitträgst, braucht er nicht für sein Leiden die Verantwortung übernehmen und dafür zu sorgen, das es ihm besser geht, indem er zum Beispiel eine Therapie macht.

Deinem ersten Mann hast Du auch nicht wirklich geholfen, weil Du ihn ertragen hast, wie er war. Anstatt ihn früher zu verlassen hast Du 18 Jahre ausgeharrt und aber auch verhindert, das er sich als Mensch entwickeln kann. Hättest Du ihn verlassen, dann wäre er vielleicht aufgewacht und hätte sich Gedanken gemacht, was er falsch macht.

Du manifestierst die aktuelle Situation und frierst sie ein, indem Du sie mitträgst. Das grenzt streng genommen auch an Mißbrauch, da Du dies tust um einen Sinn im Leben zu haben und eine Heilige zu werden. Wink

Liebe Grüße
Williams

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Alles, was uns an anderen mißfällt, kann uns zu besserer Erkenntnis führen. C.G Jung
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thorn
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Post Mon, 30.Oct.06, 9:23      Re: Verrückt Selbstlos Reply with quoteBack to top

Hi Lorli,

was Williams gesagt hat, finde ich gut und würde das auch unterschreiben. Ich möchte aber noch einen anderen Punkt zu Bedenken geben: Kein Mensch ist frei von Problemen, und insbesondere in deinem Alter hat jeder, wirklich jeder sein Päckchen zu tragen. Ich vermute, dass es in den wenigsten Fällen ein kleines ist. Worauf du also achten solltest, ist, dass dein Wunsch nach "Leben" in einem realistischen Rahmen bleibt. Wenn du das Gefühl hast oder bekommst, du könntest nur an der Seite eines Mannes glücklich werden, der "stark" und "problemfrei" ist, dann wirst oder würdest du unter Umständen ewig auf der Suche sein. Da gilt es m.E. die Frage zu klären, ob dein Mann sich mit seinen Problemen an dich hängt und Verantwortung abgibt, oder ob du nur glaubst, er bräuchte dich und deinen bedingungslosen Halt, um mit dem Leben klarzukommen. (Wie hat er denn vor dir gelebt?) Es ist also wichtig, seinen und deinen Anteil möglichst klar herauszufiltern.
Aber selbst wenn er tatsächlich besonders viel von dir fordert bzw. braucht, so ist das noch kein Grund aufzugeben. In einer Beziehung, in der dein Partner wenig fordert, könntest du vielleicht nicht so gut lernen, deine Grenzen abzustecken. Und das wirst du lernen müssen, denn kein Partner dieser Welt kann dir das in irgendeiner Weise abnehmen.

Wichtig ist, dass du lernst, deine Bedürfnisse wahrzunehmen und zu stillen, dabei sowohl deine Grenzen als auch die des anderen zu respektieren. Das heißt zum Beispiel, dass du, wenn du spürst, dass dich die Probleme deines Mannes überfordern, ihm sagen könntest, dass du dich überfordert fühlst, dass du nicht diese Kraft hast; dass du für ihn da bist, aber ihm nicht helfen kannst. Es stimmt, was Williams schreibt, er muss spüren, dass seine Probleme die "Auffangqualitäten" eurer Beziehung übersteigen, und dass er für sich selbst verantwortlich ist. Wenn du ihm zeigst, wie sehr dich das zu belasten beginnt (ohne ihm deshalb Vorwürfe zu machen), dann hast du m.E. einen guten Schritt getan - nicht nur für dich, sondern für euch beide.


Liebe Grüße,

thorn
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LORLI
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Post Mon, 30.Oct.06, 10:14      Re: Verrückt Selbstlos Reply with quoteBack to top

Hallo Leute!
Ich hab mich sehr gefreut gleich einige Reaktionen zu erhalten.
Leider habe ich im Moment eigentlich keine Zeit.
Danke, es sind einige Denkanstöße dabei am Abend schreib ich noch ein bisserl mehr dazu
Gruß LORLI
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Post Tue, 31.Oct.06, 12:03      Re: Verrückt Selbstlos Reply with quoteBack to top

Hallo Ihr!
Vieles was ihr vorschlagt, mache ich bereits.
Ich habe ihm gesagt, dass es die "Auffangqualitäten" unserer Beziehung übersteigt, ich habe ihm gesagt, dass er sich Hilfe außerhalb der Familie suchen sollte, er sieht es auch selber immer wieder ein, aber er tut es einfach nicht wirklich. Zum einen, weil es Geld kosten würde, aber zum anderen auch, weil er doch irgendwie hofft, es würde auch ohne Therapie gehn. Ich vermute , ich müßte irgendwie entschlosserner, energischer meine Wünsche formulieren. Das Thema Sex ist ja auch irgendwie nur mein Problem, er ist (denk ich mal) froh eine Beziehung ohne Sex zu führen. Sex ist ja nur etwas ekeliges und inzwischen habe auch ich Hemmungen, ihm zu sagen, dass Sex für mich ganz und gar nichts ekeliges ist und mir doch sehr viel an Nähe zwischen uns fehlt. Je weniger ich aber darüber spreche, desto weniger ist es sein Problem. Das unangenehme Thema wird nicht mehr angesprochen und ist für ihn einfach aus der Welt. Ich spreche aber nicht mehr gerne darüber, weil meine Hoffnung, mit Gesprächen da weiter zu kommen, inzwischen gleich Null ist. Ich kann nur immer wieder auf Therapie drängen und hoffen, dass unsere finanziellen Zustände sich bessern, damit es da keine Ausrede mehr gibt.
Gruß LORLI
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Post Tue, 31.Oct.06, 12:49      Re: Verrückt Selbstlos Reply with quoteBack to top

Hallo Lori,

wie war das denn am Anfang, als ihr zusammen gekommen seid?
Hat er sich da mehr Mühe gegeben? Oder hast Du es da noch anders empfunden?

Es ist sicher so, das Du schon alles menschenmögliche versucht hast, sonst würde ein Mensch, der sich selbst soviel abverlangt, nicht hier posten.

Das blöde ist nur, das Du ja im Grunde unter etwas leidest, was Du nicht direkt beeinflussen kannst, außer Du verläßt ihn eben.

Ich denke schon, das es Menschen mit unterschiedlich großen Päckchen gibt und Du Dir nun ein besonders großes auf den Rücken gebunden hast.
Vor allem die Durchsetzung und Wahrnehmung Deiner Bedürfnisse ist hier das Thema. Da Du ja Dein Leben lang Dich selbst verleugnet hast, fällt es Dir sicher nicht leicht, ihm mit voller Härte zu zeigen, das Du nicht bereit bist das hinzunehmen.

Eine Freundin von mir ist auch in solch einer Situation.
Im Grunde lebt sie seit sechs Jahren ohne Sex, weil ihr Mann Potenzprobleme hat, aber nicht daran denkt zum Arzt zu gehen.
Sie hat ihn wenigstens dazu gebracht, seine Medikamente umzustellen, die die Potenz rauben können und sowieso viel zu stark waren (Asthmaspray).
Da ist die Liebe gerade auch dabei flöten zu gehen und der 14 Jahre alte Sohn so ziemlich der einzige Grund, warum das noch hält.

Ich denke man darf jemand verlassen, wenn man dabei so unglücklich ist.
Die Überlegung, das jeder so ein Paket oder Päckchen hat, ist grundsätzlich richtig. Die Frage ist, ob ich denn das immer alles aushalten muß. Es kommt darauf an, wie sehr man von einem Päckchen berührt wird, das nicht sein eigenes ist.
Wenn die Grundbedürfnisse in einer Beziehung nicht mehr befriedigt werden, dann ist es die falsch Beziehung.

Liebe Grüße
Williams

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Post Wed, 01.Nov.06, 21:59      Re: Verrückt Selbstlos Reply with quoteBack to top

Hm...wie wars am Anfang, diese Frage zu beantworten ist sehr langwierig.
Mein Mann wurde als Zwitter geboren. Er war ein sehr selterner Fall, bei ihm waren sowohl weibliche als auch männliche Geschlechtsorgane ziemlich gut ausgebildet. Verschiedene Umstände führten dazu, dass er erst mit 15 zum "nur" Mann operiert wurde (gegen seinen Willen, durch die Eltern). Er entwickelte eine gespaltene Persönlichkeit...in ihm lebte auch eine Frau und diese war sehrwohl an Sex interessiert. Als ich ihn kennenlernte gabs diese Frau noch. Er/sie zog auch Kleider an, schminkte sich gerne und man konnt mit "ihr" auch reden ohne dass er etwas davon mitbekam. Beim Sex war "er" auch mitdabei, aber "sie" war immer die treibende Kraft..."er" wollte oft vieles nicht, aber "sie" nahm ihn oft nicht ernst und versicherte mir "er" wäre nur zu feig und in Wahrheit gefällts ihm doch. Je länger wir zusammen waren, desto weniger oft war "sie" da, bis "sie" vor ca. 1 1/2 Jahren ganz verschwand. Zuerst war ich irgendwie froh, da ich dachte es wäre ein Zeichen, dass er "sie" nicht mehr braucht und betrachtete es als einen Fortschritt. Aber "er" hat irgendwie keine Ahnung von Sex und unheimliche Angst davor...er sagt ihm käme es so vor als hätte er noch nie Sex gehabt. Auch organisch ist er sicher ein wenig eingeschränkt, aber er ist nicht wirklich impotent ( solange "sie" sich daran beteiligt hat, war ers nicht) In der ersteh Zeit als "sie" weg war, dachten wir beide, der weibliche Teil, der auch in erster Linie sein sexueller Teil war, müßte ja jetzt irgendwo in ihm schlummern. Er dachte darüber nach, was ihm/ihr gefiel an Sex und sucht in ihm was denn nun ihm gefiel...er grübelte und grübelte...das Gespräch darüber war immer seltener...er brauche Zeit...bis heute kein Ergebnis und auch nur schwer mit ihm drüber zu reden. Seit einiger Zeit reden wir immer wieder über eine Paar/sexualtherapie, er sieht ein, dass es wichtig wäre für unsere Beziehung. Aber die Finanzen und auch unsere anderen Lebensumstände lassen es uns immer wieder aufschieben. Sicher ist, dass die Liebe nicht verschwunden ist und für mich das Thema Trennung keine Alternative darstellt. Ich möchte lieber ohne Sex, als ohne ihn leben.
Gruß LORLI
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Post Wed, 01.Nov.06, 23:22      Re: Verrückt Selbstlos Reply with quoteBack to top

Hallo Lori,

ich finde es toll, das Du Dir sicher bist, ihn zu lieben und ihn nicht verlassen möchtest. Es wird in Deinen Zeilen spürbar, wie nah Du ihm bist.

Vielleicht ist die Frau verschwunden, weil Du diese weiblichen Anteile nun stellvertretend für die Frau in ihm lebst und ihr euch doch innerlich sehr nah zu sein scheint.
Das ist aber nur ein Gedankenspiel und kann vollkommen daneben sein.
Mit solch einer speziellen Lebensgeschichte war ich noch nie konfrontiert.

Ich könnte mir vorstellen, das die Lebensgeschichte Deines Mannes Dich auch ganz schön fesselt, da sie so ungewöhnlich ist.
Bei mir ist es so, das die Krankengeschichte meines Mannes mich verleitet, meine Bedürfnisse hinten an zu stellen, weil er eben so belastet ist und dadurch viel mehr Aufmerksamkeit verdient als ich. Meine ich jedenfalls.
Darin liegt natürlich auch eine Gefahr, sich selbst zu lange nicht wahrzunehmen.

LG
Williams

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Post Wed, 01.Nov.06, 23:46      Re: Verrückt Selbstlos Reply with quoteBack to top

Hallo Williams!
Du hast es gut verstanden, ich bin auch faszniert von ihm und wie er sein Leben trotz allen Schwirigkeiten doch immer wieder geschafft hat.
Trotzdem erkenne ich in meiner Wahl, mir gerade ihn auszusuchen, mein typisches Muster und ich versuche auf der Hut zu sein, um meine eigenen Wünsche und Bedürfnisse, nicht ganz aus den Augen zu verlieren.
Welchen Stellenwert Sex in meinem Leben hat, kann ich selbst nicht einordnen. Obwohl ich Sex sehr mag und es mir ohne Zweifel fehlt, ist es mir lieber ohne Sex zu leben, als mich zu Sex gedrängt oder gar gezwungen zu fühlen. So in etwa wars in meiner früheren Beziehung. Aus dieser Erfahrung heraus, bin ich auch besonders vorsichtig, was das Gespräch über Sex mit meinem Mann anbelangt. Ich will nicht, dass er sich gedrängt fühlt oder etwas nur mir zu liebe tut. Anderer Seits habe ich Angst, wenn ich ihn zu viel in Ruhe lasse, schläft das Thema ganz ein und schöner wärs schon mit als ohne.
Gruß LORLI
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Post Thu, 02.Nov.06, 0:08      Re: Verrückt Selbstlos Reply with quoteBack to top

Hallo Lori,

ich weiß was Du meinst und sehe es auch so.
Ich finde es toll, das Du so rücksichtsvoll mit ihm umgehst, das braucht er auch ganz sicher.
Nun könnt man ja das Thema als ICH-BOTSCHAFT ohne Druck formulieren
um regelmäßig darauf aufmerksam zu machen, vielleicht?
Ich kenne eure Kuscheldialoge ja nicht, aber ich mache es dann so, das ich einfach erzähle, das ich diesen Abend neulich sooo schön fand und er mir so viel gegeben hat..oder so ähnlich.

Vielleicht ist das ein Weg, ihn nicht unter Druck zu setzen und trotzdem das Thema nicht totzuschweigen?
Außer er reagiert schon allergisch auf dieses Thema.

LG
Williams

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Post Fri, 03.Nov.06, 14:03      Re: Verrückt Selbstlos Reply with quoteBack to top

Hallo Lorli,


Das was Du da lebst so wie Du es beschrieben hast ist aber kein wirklicher altruismus. Weil Du ja darauf hoffst für Dich einen Gewinn aus Deinem Handeln zu ziehen, eben einen emotionalen Gewinn... Daß Du Anerkennung bekommst und Dich als die "Gute" definieren "darfst". So gesehen ist es eine durchaus egoistisch motivierte Handlung. Von daher wirst Du wohl keine Heilige werden können auf dieser Basis Smile).

Wirklicher Altruismus kann auch bedeuten, Grenzen zu setzen und NICTH alles zu schlucken, weil es für den anderen einfach in dem Moment das besste sein kann daß er Konsequenzen zu spüren bekommt...

Grüsse,

Petra
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Post Sun, 05.Nov.06, 10:56      Re: Verrückt Selbstlos Reply with quoteBack to top

Hallo Münchnerkindl!

Leider weiß ich nicht genau was Altruismus ist. Fest steht aber für mich, dass ich eben keine HEILIGE mehr sein möchte, aber immer wieder unbewußt mir Lebenslagen erschaffe, in denen ich gebraucht werde. Ich weiß, dass es nicht rein selbstlos ist. Ich muß eben Grenzen setzen und lernen auch auf mich zu schaun. Nur das kann ich nicht wirklich gut und das ist auch mein Problem.
Wenn du meine beiträge genauer liest, geht das aber, denke ich, einwandfrei darau hervor.

Grüße LORLI
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