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Mondenkind
Helferlein


30
Wien W, 22
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Wed, 17.Jan.07, 15:18 Abschiedsdrama und viele Fragen... |
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In den Weihnachtsferien verbrachte ich mit meinem Freund ein paar Tage bei seinen Verwandten. Im Gegensatz zu dem, was ich von daheim gewohnt bin (Mama, Papa, Bruder), ist die Family meines Freundes eine sehr GROSSE: Onkel, Tante, Cousinen, Großeltern... mit einem Wort: es ist alles sehr intensiv, sie stehen sich sehr sehr nahe - für mich einengend, weil ich das so nicht kenne (und eigentlich auch nicht so mag).
Langer Rede kurzer Sinn: ich machte eine Woche lang gute Miene zum bösen Spiel, denn trotz herzlicher Aufnahme und Gastfreundschaft habe ich einfach ein Problem mit dieser Über-Drüber-Familiensache. Man hat null Privatsphäre, muss die ganze Zeit brav am Tisch sitzen und den anderen beim Kartenspielen zuschauen... Wie auch immer, absolut nicht meins.
Die Abschiedszeremonie ist allerdings der Tupfen auf dem i: sehr tränenreich, sehr emotional. Obwohl bis jetzt noch nie vorgekommen, hat dieses Mal mein Freund furchtbar geweint und war für 10 Minuten lang (im Auto) fix und fertig. Mir hat das sehr weh getan, komischerweise empfand ich kein Mitleid für ihn und konnte ihn auch nicht trösten... Ich war selbst wie gelähmt, irgendwie verletzt... Hab ich eine Stunde lang genau aus dem Grund selbst geheult...
Kann meine Gefühle schwer beschreiben bzw. erklären, aber ich ahnte bisher nicht, wie sehr ihm die Trennung von seinen Lieben zusetzt...
Ich sehe dem nächsten Besuch wegen dem Theater beim Abschied schon jetzt mit äußerst gemischten Gefühlen entgegen. Vielleicht kann ich das ganze auch nicht so nachvollziehen, weil es halt nicht MEINE Familie ist und ich mehr oder weniger nur Gast bin. Ich bin wahrscheinlich in dem Moment eifersüchtig auf sie... keine Ahnung?!
Ich hab bestimmt auch egoistisch reagiert, aber ich kann halt nicht aus meiner Haut... Wenn ich ihn so traurig sehe, dann bricht es mir einerseits das Herz, andererseits verstehe ich den Grund dafür nicht (weil es eh alle 2 Monate ein Zusammentreffen gibt).
Vielleicht gibt es jemandem, dem es ähnlich geht wie mir? Wie geht ihr damit um, dass eure Schwiegerfamilie so anders ist als eure?
Alles Liebe, Mondenkind
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Illja
Forums-InsiderIn


226
Trier W, 25
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Wed, 17.Jan.07, 17:12 Re: Abschiedsdrama und viele Fragen... |
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Hallo
Nach meiner Meinung solltest du dringend etwas an deiner Einstellung tun.
Ich habe auch eine sehr große Familie und sie ist mir sehr wichtig.
Es geht mir auch nahe, wenn wir uns 'wieder mal' verabschieden.
Ich kann verstehen, das das für Aussenstehende schwer nachvollziehbar ist, aber ich kann deine Art damit umzugehen nicht verstehen.
Kann es sein das du eifersüchtig bist, weil dein Freund bei dir eben nicht so emotional reagiert?
Was genau ist denn dein Problem?
Hast du mit ihm darüber geredet?
Also nur aus meiner Sicht, wenn mein Freund mir erzählen würde, er könnte mich nicht trösten weil er diese Nähe zu einer Familie einfach nicht verstehen könnte, und ihm auch nicht wirklich in den Kram passt, würde ich wohl ernsthaft an meiner Beziehung zweifeln.
Ist nicht grad ein feiner Zug oder?
LG
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_________________ Geliebt wirst du einzig, wo du schwach sein darfst, ohne Stärke zu provozieren. |
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Guinevere
Forums-InsiderIn


294
in der Stadt W, 23
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Wed, 17.Jan.07, 17:47 Re: Abschiedsdrama und viele Fragen... |
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Hallo
Ich kann deine Reaktion ehrlich gesagt total gut verstehen. Ich hätte da auch nicht so viel Mitleid wenn ihm die Abschiedszeremonie so nahe geht.
Wahrscheinlich wäre ich da zwischen Lachen und Weinen hin und hergerissen, wenn ein erwachsener Mann neben mir im Auto sitzt und weint, weil er sich von einer Mama verabschiedet hat...
Das ist doch nicht normal, denke ich.
Hat er es vielleicht bisher nicht geschaft, sich von einem Elternhaus abzunabeln, was in dem Alter doch eigentlich normal wäre?
Herzliche Abschiedzenen kenne ich auch, bei Familien, die sich super verstehen, aber geweint hat noch keiner. Für mich ist dieses Verhalten ein Zeichen, dass mit deinem Freund etwas nicht stimmt. Vor allem schreibst du ja, dass die "Trennung" von der Familie meist nie für lange ist.
Ich würde da in Zukunft einfach locker drüber hinwegsehen. Ich würde meinen Freund natürlich trösten, ihm aber auch gleichzeitig zu verstehen geben, dass er sich doch bitte nicht wie ein kleines Kind benehmen soll.
Du könntest auch mit ihm über die Situation reden, dass du es als einengend empfindest, vielleicht könnt ihr so einen Kompromiss finden.
lg
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zetzone
Helferlein


103
W
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Wed, 17.Jan.07, 20:50 Re: Abschiedsdrama und viele Fragen... |
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ich finde es auch schwierig, andere familien"strukturen" (oder wie ich das jetzt nennen soll ...) zu verstehen. also die anders sind als meine. ich kann mit so viel emotionalität auch nicht umgehen. oder wenn sich wer nicht trennen kann von seiner familie. das ist bei mir nicht so und kenne ich so nicht. ich kann es nicht verstehen und darum verstehe ich wiederum diese reaktion, dass man den anderen nicht trösten kann. obwohl - wenn mein freund weint und mir das eh schon das herz bricht, dann tröste ich ihn schon, egal, was der grund ist. ob ich das dann nachvollziehen kann, ist ne andere sache ...
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Avantgarden
Helferlein


113
Österreich W, 26
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Thu, 18.Jan.07, 0:23 Re: Abschiedsdrama und viele Fragen... |
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| Guinevere wrote: | | Das ist doch nicht normal, denke ich. |
Und was ist normal und wer bestimmt das letztendlich? Du?
Sicher erscheint es im ersten Moment übertrieben und albern, aber ich finds irgendwie rührend.
Mein Freund kann auch nicht verstehen warum ich so oft heim fahre zu meinen Eltern und sonst wenn wir uns nicht sehen können oft mit ihnen telefoniere, genausowenig wie dass wir uns ausgiebig und liebevoll begrüßen und uns auch genau so wieder von einander verabschieden, während ihm ein seiner Mutter hingeschmissenes "tschüß" völlig reicht.
Wir hatten sogar schon Diskussionen über das Thema Familienzusammenhalt, und ich hab gemerkt, dass ihm dieser offensichtlich nicht so wichtig ist, eben weil er in seiner Familie kaum vorhanden ist und vielleicht nie war, und damit hat er sich eben arrangiert und scheint zufrieden zu sein. Er denkt da sicher so wie du, Mondenkind.
Bei uns ist es also eher umgekehrt, wenn auch nicht ganz so emotional.
Ich war jedenfalls einmal bei seiner Familie (Tante, Onkel, Cousin, Cousine, Oma) für ein paar Tage und hab mich dort die meiste Zeit total unwohl gefühlt, weil ich das Gefühl hatte teilweise total ignoriert zu werden und ganz einfach fremd zu sein (für mich sowieso furchtbar) und war unbeschreiblich erleichtert als wir wieder abgereist sind. Daher kenne ich dieses "Unverständnis" schon auch, nur halt von der anderen Seite...
Ich bin jedenfalls im Laufe der Zeit zu der Überzeugung gekommen, dass man nun einmal nicht alles verstehen kann, auch wenn man das noch so gerne möchte und diese Erkenntnis leider sehr frustrierend und unbefriedigend sein mag.
Nochwas:
| Guinevere wrote: | | Ich würde meinen Freund natürlich trösten, ihm aber auch gleichzeitig zu verstehen geben, dass er sich doch bitte nicht wie ein kleines Kind benehmen soll. |
Verrätst du mir bitte wie das gehen soll?
Da kannst du das Trösten doch auch gleich weglassen, oder?
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_________________ 'Das ist nur deine Phantasie' rief ich, 'die macht dich noch mal verrückt'
Da hat sich meine Freundin nach einem Stein gebückt. |
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candle
[nicht mehr wegzudenken]
![[nicht mehr wegzudenken] [nicht mehr wegzudenken]](images/rank_phpbb/rank_phpbb_5.gif)

1582
Lummerland W, 39
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Thu, 18.Jan.07, 0:52 Re: Abschiedsdrama und viele Fragen... |
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| Mondenkind wrote: | Vielleicht kann ich das ganze auch nicht so nachvollziehen, weil es halt nicht MEINE Familie ist und ich mehr oder weniger nur Gast bin. Ich bin wahrscheinlich in dem Moment eifersüchtig auf sie... keine Ahnung?!
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Du hast Dich als Gast gefühlt, bist aber als Familienmitglied aufgenommen worden, oder? Freue Dich doch darüber. Ich gehe mal davon aus, dass es Deine potentielle Schwiegerfamilie ist? Da mußt Du Dir mal Gedanken zu machen was bei Dir abging.
Wohnt die Familie Deines Freundes denn so weit weg?
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_________________ Liebe Grüsse candle! |
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Mondenkind
Helferlein


30
Wien W, 22
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Thu, 18.Jan.07, 15:50 Re: Abschiedsdrama und viele Fragen... |
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Hallöchen!
Danke für eure zahlreichen interessanten Beiträge. Hab sie auf mich wirken lassen und möchte noch den ein oder anderen Nachsatz liefern.
Grundsätzlich fühle ich mich in der Familie meines Freundes sehr gut aufgenommen, alle sind freundlich zu mir und auch an Herzlichkeit mangelt es nicht. Ich bin es halt von daheim her in dieser INTENSITÄT nicht gewohnt, sprich dass permanent (eine ganze Woche lang) alle Verwandten aufeinanderkleben. Da könnte ich einfach ausflippen, weil ich mich extrem eingeengt fühle! Wenn uns Tante, Onkel etc. besuchen, dann einen Nachmittag lang, und nicht mindestens 8 Stunden pro Tag. Das ist mir einfach zu viel des Guten, super Verhältnis hin oder her!
Außerdem geht es nicht um den tränenreichen Abschied von den ELTERN (was ich ja noch verstehen würde), sondern "lediglich" von Tante, Onkel, Cousins und Großeltern (letztere, okay, haben auch noch einen anderen Stellenwert.)
Was erschwerend hinzukam, war die Tatsache, dass wir anschließend eine Woche lang "sturmfreie Bude" hatten, auf die ich mich schon einen Monat lang gefreut hatte - endlich Privatsphäre und RUHE! Irgendwie schien es mir in dem Moment, als wolle er am liebsten bleiben und ist deshalb todtraurig, weil er seine geliebte Familie "zurücklassen" muss.
Ich mag Abschiede im Allgemeinen nicht, aber SO ein Theater (im wahrsten Sinne des Wortes) setzt mir extrem zu. Bin dann total aufgewühlt und brauch selbst eine Weile, bis ich mich beruhigt habe (auch wenn ich nicht unmittelbar damit zu tun habe). Auf gut deutsch gesagt: das Zuschauen alleine macht mich fertig... Hab heute schon Angst davor, wie's beim nächsten Mal wird. Kann meinem Liebsten wohl kaum das Heulen verbieten? Das wäre dann doch zu viel verlangt, und auch nicht der Sinn der Sache.
Ich muss zu meiner Verteidigung sagen, dass ich sonst ein sehr gefühlsbetonter Mensch und auch nah am Wasser gebaut bin. Vielleicht war ich auch irgendwie eifersüchtig, weil mein Freund - wenn wir uns verabschiedet haben - nie derart emotional reagiert hat. Im Gegensatz zu mir... ich hab immer heulen müssen.
Ich konnte mit seiner Reaktion wahrscheinlich auch deshalb nicht umgehen, weil ich plötzlich das Gefühl hatte, dass er sich SO niemals von seiner Familie wird abnabeln können. Ich habe auch Verwandte und meine geliebte Oma in einem anderen Bundesland - weiß also, wie so eine Fernverwandschaft aussieht - und ein super Verhältnis. Trotzdem macht man es sich doch nur selber schwer, wenn man sich derart hineinsteigert. Versteh ich einfach nicht, weil sie sich - wie gesagt - ohnehin alle 2 Monate (ungefähr sehen) und er jedes Jahr seinen gesamten Urlaub (3 Wochen) im Sommer bei ihnen verbringt.
Ich muss die Situation ohnehin so akzeptieren, wie sie ist, Blut ist eben dicker als Wasser. Werde auch an meiner Einstellung arbeiten, vielleicht kann ich dann zukünftig lockerer mit solchen Sachen umgehen.
Alles Liebe, Mondenkind
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Schlaumi2881
Helferlein


32
Niederösterreich W, 22
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Thu, 18.Jan.07, 16:20 Re: Abschiedsdrama und viele Fragen... |
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Hallo Mondenkind!!
Ich muss sagen, dass ich deine Einstellung ein bisschen nachvollziehen kann!! Du bist einfach anders aufgewachen wie dein Freund!!
Trotzdem scheint "die Familie" für deinen Freund einen bestimmten Stellenwert zu haben!!
Allerdings kann ich nicht nachvollziehen, warum du darum so ein Theater machst!!
Candle:
| Quote: | | Du hast Dich als Gast gefühlt, bist aber als Familienmitglied aufgenommen worden, oder? Freue Dich doch darüber. |
Du schreibst:
| Quote: | | Grundsätzlich fühle ich mich in der Familie meines Freundes sehr gut aufgenommen, alle sind freundlich zu mir und auch an Herzlichkeit mangelt es nicht. |
.... also, das ist ja super!!
Ich muss mich da leider auf die Seite stellen von deinen Freund!! Für mich ist die Familie auch sehr wichtig und wenn ich z.B. meinen Bruder 1 Woche lang nicht sehe, dann geht mir schon etwas ab..... ich möchte den Kontakt einfach aufrecht erhalten und mir ist es einfach wichtig, dass ich weiß was in meiner Familie abgeht!! Ich schaue auch min. jeden 2 Tag bei meinen Eltern vorbei - sie wohnen gleich nebenan!! Das brauche ich einfach!! Mein Exfreund hat das auch nie verstanden - wir hatten deshalb auch immer großartig gestritten. Er wollte das nie - die Familientreffen usw.. und hat nie verstanden, warum ich das brauche. Er hat sich immer aufgeregt, warum ich denn ständig zu meinen Eltern gehen muss usw... er war dafür bei meinen Eltern 2-3 Monate nicht!! Von meinen Eltern habe ich dann immer gehört, dass mein Freund mich ja weg treiben will von ihnen usw... irgendwann haben wir uns dann getrennt. Ich will nicht sagen, dass das der große Trennungsgrund war, aber es war ein Mitgrund!! Ich will nicht sagen, dass das bei euch auch sie ist, aber ich konnte schwer damit leben, dass mein Ex meine Familie so egal war!!
Mein jetziger Freund denkt in dieser Hinsicht genauso wie ich!! Für ihn hat die Familie den gleichen Stellenwert wie bei mir - wir sind nur öfters bei meinen Eltern weil sie ja nebenan wohnen!! Aber wenn man Freund mich anrufen und sagt, dass er später kommt weil er noch zu seinen Eltern fährt Kaffeetrinken, dann verstehe ich das.....
Vielleicht solltest du es auch einfach genießen, dass dich die Familie so herzlich aufnimmt!! Auch wenn du das nie gehabt hast in deiner Familie, heißt das nicht, dass es anders nicht auch schön ist!! Lass dich ein bißchen darauf ein und sieh nicht nur die negativen Seiten, denn es ist ja auch schon wenn man so ein schönes Familienleben hat, oder??
Was ist denn mit deinen Eltern?? Warum müsst ihr denn die ganzen Weihnachtsferien bei seiner Familie verbringen?? Ihr könntet es ja aufteilen, eine Woche bei seinen Eltern und eine Woche bei deiner Familie!! Wäre das keine Idee??
Alles Gute!!
lg
Schlaumi
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