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hippogriff
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Post Thu, 25.Jan.07, 15:23      Psychotherapie und "Psychotherapie" Reply with quoteBack to top

Quote:
Die Psychotherapie (griechisch ψυχοθεραπεία, psychotherapía - Pflegen der Seele) ist die Behandlung psychisch, emotional und psychosomatisch bedingter Krankheiten, Leidenszustände oder Verhaltensstörungen mit Hilfe psychologischer, d. h. wissenschaftlich fundierter Methoden durch verschiedene Formen verbaler und nonverbaler Kommunikation. bei Wikipedia weiterlesen


Ich halte eine genaue Unterscheidung zwischen Psychotherapie im obigen Sinne und einer Behandlung, die zwar Psychotherapie genannt und evtl. sogar über eine Krankenkasse abgerechnet, aber eben nicht sachgerecht durchgeführt wurde und daher den Namen nicht verdient, für sehr wichtig. Ich habe selbst sehr leidvolle Erfahrungen mit einer Therapie gemacht, die ich mit knapp 18 begonnen habe. Das Verhalten der damaligen Therapeutin verletzt wesentliche Punkte der nun seit einigen Jahren bestehenden Ethikleitlinien, die von Fachgesellschaften aufgestellt wurden (zu den Ethikleitlinien der DGPT). Das Verhalten verletzte natürlich auch viele Prinzipien, die für eine psychotherapeutische Behandlung wichtig sind (Respekt gegenüber dem Patienten, keine privaten Kontakte, kein narzisstischer MIssbrauch, kein Einreden von frühkindlichen Traumata usw.)

Solange man aber selbst als BetroffeneR nicht auf die Idee kommt, dass da etwas grundsätzlich falsch gelaufen ist, solange man mit seinen Berichten, die man hier und da von sich gibt i.d.R. auf Leute stößt, die ihre Vorurteile insbesondere gegen Psychoanalyse bestätigt sehen, ist es schwierig für einen selbst, eine solche Behandlung als das zu erkennen, was sie war: Eben keine Psychotherapie.

Ein weiteres Problem ist, dass die Anhänger verschiedener therapeutischer Schulen selbst gerne die eigene Methode für die Beste halten. Ich hatte seinerzeit eine Art von Traumdeutung kennengelernt, die nicht dem entspricht, wie es in einer Psychoanalyse eigentlich laufen sollte. Nur wird man das erst erfahren, wenn man sich zu einem Psychoanalytiker wagt, der kunstgerecht behandelt. Aber genau dorthin wagt man sich nach schlechten Erfahrungen nicht mehr, so dass man - also hier: ich - lange nicht drauf kommen wird, was nun genau falsch gelaufen ist, denn Meinungen, dass das mit der Traumdeutung eh Unsinn ist, wird man genug zu hören bekommen. Aber zwischen "etwas tun was manche für unsinnig halten" und "etwas nichtkunstgerecht zum Schaden des Patienten durchführen" ist doch ein sehr großer Unterschied.

Mich selbst haben meine Ängste und mein Unwissen bzw. mein Glaube, dass es einfach an mir lag, dass es meine Störung war, dass das Verhalten der Therapeutin einfach eine Adaption an meine Problematik war oder irgendwann auch die Meinung, ich sei eben nicht analysefähig, lange davon abgehalten selbst wieder Hilfe zu suchen. Erst mit dem langsamen Erkennen, was nun Psychotherapie und auch Psychoanalyse ist bzw. was nicht darunter fällt, habe ich mich nochmal ran gewagt.

Also: Mein Beitrag ist keine Begriffsdiskussion im engeren Sinne, sondern eine Anregung (und auch eine Mahnung) an eine bewusste Verwendung der Begriffe Psychotherapie und Psychoanalyse. (Bei der Verhaltenstherapie scheint mir das Problem nicht so gravierend zu sein; hier ist es bereits im Ansatz wohl leichter für einen - auch unerfahrenen Patienten - zu erkennen, ob sie was taugt oder nicht.)
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Jenny Doe
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Post Thu, 25.Jan.07, 21:53      Re: Psychotherapie und "Psychotherapie" Reply with quoteBack to top

Hallo Hippogriff!

Quote:
Solange man aber selbst als BetroffeneR nicht auf die Idee kommt, dass da etwas grundsätzlich falsch gelaufen ist, solange man mit seinen Berichten, die man hier und da von sich gibt i.d.R. auf Leute stößt, die ihre Vorurteile insbesondere gegen Psychoanalyse bestätigt sehen, ist es schwierig für einen selbst, eine solche Behandlung als das zu erkennen, was sie war: Eben keine Psychotherapie.


Ich hatte, als ich damals mit der Therapie begann, keine Vorurteile gegen die Psychoanalyse. Im Gegenteil, ich wollte als Jugendliche selber Psychoanalytikerin werden und habe während einer Ausbildung am Institut für Individualpsychologie die Psychoanalyse verteiligt.

Meine "Vorurteile" entsprangen meiner Therapieerfahrungen, von daher sind es keine Vorurteile. Von einem Vorurteil kann man nur dann sprechen, wenn man etwas ungeprüft vorverurteilt. Und das trifft auf mich gewiss nicht zu.

Ich habe mir vor einem Monat einen Vortrag über die Psychoanalsyse angehört. Und ja, dieser Vortrag bestätigte das, was ich während meiner eigenen psychoanalytischen Therapien erlebt habe.
Der Professor, der diesen Vortrag hielt, betonte u.a. nachdrücklich die "Notwendigkeit" der Wissenschaftsabstinenz der Psychoanalyse.
Wenn man sich als Therapeut jedoch gegen Ergebnisse der Forschung verschließt, wie will man dann z.B. etwas über das Gedächtnis lernen? Wie kann man dann lernen, solche potentiellen Kunstfehler, wie z.B. Einredung frühkindlicher Traumata, zu vermeiden?

Mir geht es jedoch um was ganz anderes, nämlich um analytische Theorien, analytische Ideologien und Grundsätze, wie z.B. die geforderte Wissenschaftsabstinenz, der Glaube, jeder psychischen Störung läge etwas Verdrängtes zugrunde usw., die einen Kunstfehler zur Folge haben.

Und ja, ich kritisiere auch die Traumdeutung. In all meinen Träumen suchte eine Analytikerin Hinweise auf einen verdrängten Missbrauch und interpretierte an meinen Träumen rum, bis sie glaubte, die Wahrheit gefunden zu haben.
Und auch das ist nicht nur einfach meine Erfahrung. Es ist eine Ideologie der Psychoanalyse, Träume würden Verdrängtes ans Tageslicht befördern, Unbewusstes preisgeben.

Ich bin entsprechend analytischer Ideologien und Grundsätze therapiert worden, wie man sie in jedem Lehrbuch zur Psychoanalyse nachlesen kann. Und die Kritik, die an der Psychoanalyse geäußert wird, kann ich aufgrund meiner Erfahrungen nur untermauern.

Wie Du selber sagst, hält jeder Therapeut seine Methode für die richtige. Das hatten meine Analytiker auch getan. Und darin sehe ich das Hauptproblem. Wenn in einer Therapie was schiefläuft, dann ist nur die Rede von "Kunstfehlern". Die Richtigkeit der Methode wird nicht hinterfragt, nicht in Frage gestellt. Es wird z.B. nicht gefragt, ob man als Analytiker vielleicht deshalb einen "Kunstfehler" begangen hat, weil man sich an die geforderte Ideologie der Wissenschaftsabstinenz gehalten hat und man deshalb leider nicht wusste, wie das menschliche Gedächtnis funktioniert, weil man so lange gesucht hat, bis man glaubte, das in der Psychoanalyse postulierte Verdrängte gefunden zu haben, weil man so lange die Realität in den Träumen des Klienten gesucht hat, bis man sie glaubte gefunden zu haben, weil man so sehr von der Verleugnungstheorie überzeugt ist, dass man jedes Nein des Klienten als trotziges und widerspenstiges Verhalten interperetiert, das es zu durchbrechen gilt, ...
All das wird nicht hinterfragt. Es ist nur die Rede von einem "Kunstfehler".

Gruß
Jenny

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Last edited by Jenny Doe on Fri, 26.Jan.07, 10:36; edited 1 time in total
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Post Fri, 26.Jan.07, 10:03      Re: Psychotherapie und "Psychotherapie" Reply with quoteBack to top

Meine Frage nun an dich: Also entsprachen die Behandlungen, die du erlebt hast, den gängigen Richtlinien, wie eine Psychoanalyse durchgeführt werden soll?

P.S. Ich mag es übrigens nicht so gern, wenn du etwas über meine derzeitige Therapie schreibst. Ich bin da selbst sehr zurückhaltend, also sei du das umso mehr.

(Hinweis Admin: Jenny Doe hat ihren Beitrag dankenswerterweise abgeändert.)
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Post Fri, 26.Jan.07, 10:57      Re: Psychotherapie und "Psychotherapie" Reply with quoteBack to top

Hallo Hippogriff!

Zitat: Also entsprachen die Behandlungen, die du erlebt hast, den gängigen Richtlinien, wie eine Psychoanalyse durchgeführt werden soll?
(Anmerkung: Die Quote-Funktion funktioniert nicht)

Ja. Alle drei Analytikerinnen arbeiteten nach haargenau dem gleichen Schema, lieferten mir haargenau die selben Interpretationene, so dass ich oft das Gefühl hatte, sie würden stur nach Schema F vorgehen und das Individuum nicht sehen.

Wo ich Dir Recht gebe ist, dass es Ideologien gibt, die man nicht nur in der Analyse findet, sondern, die von verschiedenen Therapierichtungen gleichermaßen vertreten werden, wie z.B. die Annahme, man könne von Symptomen des Klienten auf einen verdrängten Missbrauch schließen.
Aber, und das ist eben meine Erfahrung, zur Enstehung falscher Erinnerungen kam es bei mir durch den analytischen Behandlungsansatz, wie z.B. die Traumdeutung.
Ich habe das weder in der GT noch in der VT erlebt, dass so an meinen Träumen ruminterpretiert wurde. Träumte ich z.B. von einem Mitpatienten, der mir ziemlich auf die Nerven ging und dem ich deshalb aus dem Weg ging, dann wurde das uminterpretiert in "ich würde ihn sexuell begehren, wüsste es nur noch nicht, weil ich meine sexuellen Bedürfnisse für ihn verleugne".

Klar, Du hast Recht: Wenn man keine Gegenerfahrungen macht, bleibt man bei seiner Einstellung. Aber nachdem ich drei Mal dieselbe Erfahrung gemacht habe, bin ich nicht bereit es noch mal mit einer Analytikerin zu probieren. Die Angst, dass mir wieder geschadet wird, dass ich wieder meine wertvollen Therapiestunden damit verschwenden muss, endlos mit meiner Therapeutin über ihre falschen Interpretationen und ihr Verhalten rumzudiskutieren, ist zu groß. Und es ist bei mir auch keine Bereitschaft mehr da, noch mal einem Analytiker eine Chance zu geben. Nach meiner ersten schlechten Erfahrung war ich noch bereit. Und was daraus geworden ist, darüber habe ich ja hier schon geschrieben.

Zitat: P.S. Ich mag es übrigens nicht so gern, wenn du etwas über meine derzeitige Therapie schreibst. Ich bin da selbst sehr zurückhaltend, also sei du das umso mehr.

Sorry

Gruß
Jenny

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Post Fri, 26.Jan.07, 11:17      Re: Psychotherapie und "Psychotherapie" Reply with quoteBack to top

Quote:
Ja. Alle drei Analytikerinnen arbeiteten nach haargenau dem gleichen Schema, lieferten mir haargenau die selben Interpretationene, so dass ich oft das Gefühl hatte, sie würden stur nach Schema F vorgehen und das Individuum nicht sehen.


Und darunter war auch die Therapeutin, die dich in die Arme genommen hat? Und darunter waren auch die, mit denen du dich nach der Therapie angefreundet hast? (Du schriebst davon mal vor längerer Zeit - ich werde bei solchen Berichten immer hellhörig, daher weiß ich das noch.)

Denn dieses Muster kommt mir nun sehr vertraut vor.

Mir geht es übrigens nicht darum, dass man unbedingt Psychoanalyse machen sollte, mir geht es um eine begriffliche Differenzierung.
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Post Fri, 26.Jan.07, 11:35      Re: Psychotherapie und "Psychotherapie" Reply with quoteBack to top

Hallo Hippogriff!

Quote:
Mir geht es übrigens nicht darum, dass man unbedingt Psychoanalyse machen sollte, mir geht es um eine begriffliche Differenzierung.


Finde ich aber schwer, weil die Grenzen zwischen einer Therapiemethode und einem Kunstfehler fließend sein können. Meine Analytierinnen können sich darauf berufen, alles richtig entsprechend den analytischen Ideologien gemacht zu haben. Sie haben ja "nur" einen Fehler gemacht: Sie haben falsch interpretiert und falsch fehldiagnostiziert. Doch die Analyse baut auf Interpretationen auf (Verdängtes und Unbewusste ist nicht etwas, was man beobachten kann).
Für mich als klientin stellt sich das anders dar. Für mich waren es eben, wie schon erwähnt, analytische Methoden, die überhaupt erst dazu führten, dass ich den falschen Interpretationen glaubte.
Weiß nicht, ob das verständlich ist, was ich meine.

Quote:
Und darunter war auch die Therapeutin, die dich in die Arme genommen hat? Und darunter waren auch die, mit denen du dich nach der Therapie angefreundet hast?


Nein. Das waren meine GT und VT.
Ich persönlich sehe kein Problem darin, nach der Therapie - wenn man Abstand hat - eine Freundschaft einzugehen. Darunter leide ich nicht, das hat mir nicht geschadet.
Und genau das scheint das Problem zu sein: Nicht alles schadet jedem, nicht alles hilft jedem gleichermaßen.
Wann ist etwas ein Kunstfehler? Wenn der Klient Schaden erleidet oder reicht es schon aus, wenn Therpeuten einen Klienten in die Arme nehmen, um von einem Kunstfehler reden zu können? Was meinst Du?

Gruß
Jenny

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Post Fri, 26.Jan.07, 12:32      Re: Psychotherapie und "Psychotherapie" Reply with quoteBack to top

Jenny Doe, ich glaube schon zu verstehen, was du meinst.

Quote:
Ich persönlich sehe kein Problem darin, nach der Therapie - wenn man Abstand hat - eine Freundschaft einzugehen. Darunter leide ich nicht, das hat mir nicht geschadet.
Und genau das scheint das Problem zu sein: Nicht alles schadet jedem, nicht alles hilft jedem gleichermaßen.


Nach meiner persönlichen Erfahrung und auch aus dem, was ich aus der Literatur weiß, ist die Aufweichung von Rollen und die Verletzung von Grenzen ein Hinweis darauf, dass etwas in einer Psychotherapie schief läuft bzw. eine Behandlung irgendwann nicht mehr Psychotherapie genannt werden kann. Und Umarmungen und private Beziehungen können unter bestimmten Umständen eine Aufweichung von Rollen und eine Verletzung von Grenzen sein. Daher habe ich dich danach gefragt.

Aber mal eine andere Frage: Womit erklärst du dir dann eigentlich das Phänomen, dass keineswegs allen Patientinnen in ihren Psychoanalysen eingeredet wird, sie seien missbraucht worden und dasss keineswegs alle Patientinnen in ihren Psychoanalysen eingeredet wird, sie seien multipel. Denn ich habe dich nun schon so verstanden, als seist du der Meinung, dieses Vorgehen wäre ein Merkmal von Psychoanalyse.

Ich selbst habe dies nun leider auch recht lange gedacht, dass das etwas mit mir oder mit der Methode zu tun hatte (ich meine das Einreden von Missbrauch), habe aber nun für mich erkannt, dass das eher ein fachliches Problem der Therapeutin war. Und erst diese Erkenntnis hat mich dann dazu bewogen, mich an eine Ethikkommission eines psychoanalytischen Instituts zu wenden.

Quote:
Finde ich aber schwer, weil die Grenzen zwischen einer Therapiemethode und einem Kunstfehler fließend sein können.


Ich halte das Einreden von einem frühkindlichen Trauma immer für einen Kunstfehler. Und solch einen hat in meinem Fall eine Einzelperson begangen.
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Post Fri, 26.Jan.07, 13:37      Re: Psychotherapie und "Psychotherapie" Reply with quoteBack to top

Hallo Hippogriff!

Quote:
Aufweichung von Rollen und die Verletzung von Grenzen


Das finde ich ein ganz wichtiger Punkt: Verletzung von Grenzen.
Grenzen lassen sich nicht allgemeingültig definieren. Jeder hat so seine eigenen Grenzen. Ich fand es grenzüberschreitend als meine Analytikerin in der Tanztherpie einfach meine Hand nahm, weil ich es nicht wollte, ihr Berührungen ablehnte. Aber ich fand es nicht grenzüberschreitend, als mich meine VT und meine GT in die Arme nahm, weil dies auf meinem Wunsch hin geschah, ich Ja gesagt habe.

Quote:
Denn ich habe dich nun schon so verstanden, als seist du der Meinung, dieses Vorgehen wäre ein Merkmal von Psychoanalyse.


Nein, es ist kein Merkmal der Analyse. Diese Ideologie, man könne von den Symptomen des Klienten zweifelsfrei auf einen verdrängten Missbrauch schließen, findet man in allen Therapiebereichen, VT gleichermaßen wie GT usw.
Nur, und das meine ich, also, bei mir entstanden die falschen Erinnerungen durch typische analytische Methoden, wie z.B. die Traumdeutung. Später, da glaubte ich aber schon missbraucht worden zu sein, da kam es zu Suggestionsfragen in der GT. Aber da wurde weniger mit Träumen gearbeitet.
Das meinte ich als ich sagte, die Grenzen zwischen der Methode und einem Kunstfehler sind fließend. Die Traumdeutung kann zu falschen Erinnerungen führen, aber auch Suggestionsfragen, Hypnose usw.

Ich denke, ausschlaggebend ist, wie ein Therapeut die Symptome des Klienten interpretiert, von welcher diagnose er ausgeht. Diese Interpretation dient ihm dann wie ein roter Faden für die weitere Therapie. Arbeitet er analytisch, wird er z.B. Träume auf einen verdrängten sexuellen Missbrauch hin analysieren, arbeitet er nicht mit Träumen, weil er kein Analytiker ist, dann stellt er vielleicht Suggestionsfragen. Beherrscht er die Hypnose, dann wird er die Hypnose einsetzen.
Aber, und das ist wieder meine Erfahrung: Es war mir nicht möglich mit meinen Analytiker über ihre falschen Interpretationen (es gab noch mehrere als "nur" der Missbrauch) zu reden, weil ich in ihren Augen verleugne. VT und GT waren hingegen bereit ihre Interpretationen noch mal zu überdenken und räumten auch Fehler ein, entschuldigten sich und so.

Quote:
Womit erklärst du dir dann eigentlich das Phänomen, dass keineswegs allen Patientinnen in ihren Psychoanalysen eingeredet wird, sie seien missbraucht worden und dasss keineswegs alle Patientinnen in ihren Psychoanalysen eingeredet wird, sie seien multipel.


Ich kann da nur von mir ausgehen. Ich kenne bisher nur wenige, die sich gegen diese falschen Interpretationen wehren konnte.
Also, ich begann damals meine Therapie, weil ich nicht wusste, wer ich bin, weil ich keinen Halt in mir selber hatte, mir selber gegenüber ein Entfremdungsgefühl verspürte, ich also depersonalisierte, ich war jung, naiv, hatte kaum Erfahrungen im Umgang mit Menschen, ... und war damit leicht zu verunsichern. Da ich nicht wusste, wer ich bin, konnte ich den Interpretationen meiner Therapeuten nur wenig entgegensetzen. Da ich keinen Halt in mir selber hatte, konnte ich nicht bei mir bleiben. Ich suchte mir damals den Halt außen, in anderen Menschen und war damit leicht zu manipulieren.

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Post Fri, 26.Jan.07, 13:51      Re: Psychotherapie und "Psychotherapie" Reply with quoteBack to top

Quote:
Ich selbst habe dies nun leider auch recht lange gedacht, dass das etwas mit mir oder mit der Methode zu tun hatte (ich meine das Einreden von Missbrauch), habe aber nun für mich erkannt, dass das eher ein fachliches Problem der Therapeutin war.


Ich kann das nicht so trennen wie Du, weil es ja die Methoden waren, die letztendlich dazu führten, dass ich begann falschen Erinnerungen zu glauben.
Mal ein Beispiel: Die dritte Analytikerin sah sich meine selbstgemalten Bilder an und schlussfolgerte: "Ich bin zu der Überzeugung gelang, dass ihre Mutter sie an Männer verkauft hat".
Das fachliche Problem bestand darin, dass sie glaubte, ich sei multipel und alles, was sie interpretierte, interpretierte sie duch die Brille der Multiplen Persönlichkeitsstörung, sprich: die Ursache für "meine Multiple Persönlichkeit muss gefunden werden und da die häufigste Ursache von MPS sexueller Missbrauch ist, wurden entsprechende Erinnerungen bei mir gesucht.
Die Methode war: Traumdeutung, Interpretation von Bildern usw. Manche Methoden sind "typisch analytisch", andere werden von allen Therapierichtungen benutzt.

Das für mich Wesentliche ist aber, dass ich keine chance hatte, mich gegen die Interpretationen meiner Anlytiker zu wehren. Sie hatten Recht und ich verleugne. Es ist das ganze Verhalten meiner analytiker mir gegenüber, wie auch z.B. ein Verstecken hinter der Übertragungstheorie, um keine Verantwortung für das eigene Verhalten übernehmen zu müssen usw. usw., das heute dazu geführt hat, dass ich der Analyse gegenüber ablehnend reagiere.
Es ist das Ganze, die Summation. Hier im Forum schreibe ich mal hier was, mal da was über meine analytischen Therapien, doch es ist die Summation aus einzelnen Verhaltensweisen usw., die mich heute ablehnend reagieren lässt.
Vieles, was ich in meinen Analysen erlebt habe, hat mich schwer verletzt und geprägt; es war zum Teil massiv grenzüberschreitend.

Gruß
Jenny

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Post Fri, 26.Jan.07, 17:52      Re: Psychotherapie und "Psychotherapie" Reply with quoteBack to top

hallo jenny,

vorweg: es ist schade und sicher sehr schlimm für dich, dass deine vorherigen therapien nicht gut verlaufen sind. und ich würde sagen, jedes einreden in einer therapie, ist missbräulich und fehl am platze.

was mir ganz und gar nicht gefällt ist dein - verzeih, wenn ich überzeichne, "feldzug" gegen die PA. ich halte es für manipulativ, wenn du immer wieder von deinen persönlichen schlechten erfahrungen ausgehst und sie dann mir nichts dir nichts mit den allgemeinen methoden der PA erklärst... das sind in meinen augen pseudoerklärungen. und ich finde es bedauerlich für dich, dass du - scheinbar - so wirkt es zumindest auf mich - nur wenig abstand bisher zu diesen erfahrungen hast finden können. unter der berücksichtigung, dass dir sehr schlimmes widerfahren ist und du das noch nicht verarbeitet hast können, kann ich dich schon verstehen, dass du es in die welt hinaus"schrei(b)en" möchtest und alle welt von den gefahren der PA warnen möchtest.

aber ist damit wirklich ein freieres leben möglich ? du bindest dich an die PA in deiner mission gegen die PA, so ist mein eindruck. ich finde es unangebracht auf so eine weise deine persönlichen erfahrungen, die ich dir - und sicher niemand - absprechen möchte, immer wieder vermischst mit der theortisch-fachlichen ebene einer anerkannten therapeutischen methode.

ansonsten@hippogriff grinsend

ich verstehe dein anliegen, aber ich glaube fast nicht, dass man das wirklich so diskutieren kann - leider. und wenn es eine plattform für "ideologie" eröffnen sollte, dann fände ich das sehr schade und ginge wohl an dem vorbei, worum es dir ging. was meinst du ?

LG

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Post Fri, 26.Jan.07, 18:27      Re: Psychotherapie und "Psychotherapie" Reply with quoteBack to top

Quote:
dass du es in die welt hinaus"schrei(b)en" möchtest und alle welt von den gefahren der PA warnen möchtest.


Hää? Habe ich irgendwo irgendjemandem geraten, er solle keine Analyse machen? Ich weise in jedem Thread ausdrücklich darauf hin, dass nicht jede Methode jedem gleichermaßen gut tut. Überließt Du so was?

Quote:
ich halte es für manipulativ, wenn du immer wieder von deinen persönlichen schlechten erfahrungen ausgehst und sie dann mir nichts dir nichts mit den allgemeinen methoden der PA erklärst...


Mit was sonst soll ich Schäden, die durch die PA enstehen erklären als mit den Methoden der PA?

Quote:
das sind in meinen augen pseudoerklärungen.


Und was ist Deiner Meinung nach die richtige Erklärung?

Quote:
aber ist damit wirklich ein freieres leben möglich ?


Ja, das ist es, weil schlechte Erfahrungen verarbeitet werden müssen und diese Analyse, sie war ein Trauma. Ich verwende selten den Begriff Trauma, wie Du weist, aber das, was da passiert ist, hat mich völlig traumatisiert. Und ich möchte über das, was ich erlebt habe reden, so wie Du über Deine Erfahrungen reden willst.

Quote:
deine persönlichen erfahrungen, die ich dir - und sicher niemand - absprechen möchte


Das tust Du aber, indem Du von "Pseudoerklärungen" redest usw. Ehrlich gesagt macht mich Dein Posting wütend. Du hast keine Ahnung, was in meinen Therapie passiert ist. Harmlos war es nicht, sonst hätte ich nicht das Bedürfnis darüber zu reden und zu schreiben.

Jenny

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Post Fri, 26.Jan.07, 19:15      Re: Psychotherapie und "Psychotherapie" Reply with quoteBack to top

hippogriff wrote:

Nach meiner persönlichen Erfahrung und auch aus dem, was ich aus der Literatur weiß, ist die Aufweichung von Rollen und die Verletzung von Grenzen ein Hinweis darauf, dass etwas in einer Psychotherapie schief läuft bzw. eine Behandlung irgendwann nicht mehr Psychotherapie genannt werden kann. Und Umarmungen und private Beziehungen können unter bestimmten Umständen eine Aufweichung von Rollen und eine Verletzung von Grenzen sein. Daher habe ich dich danach gefragt.


Hallo Jenny und Hippogriff,


ich muss sagen daß ich eine Umarmung wenn diese von beiden Seiten gewollt ist nicht als Grenzverletzung empfinde. Eine Umarmung ist eine ganz gewöhnliche menschliche Verhaltensweise. Hat absolut nicht sexuelles oder unbedingt verbindliches an sich.

Eine sture, starre, menschenfeindliche "therapeutische Distanz" die nur die Ängste des Therapeuten vor dem Klienten übertünchen sollen kann man ruhig aufweichen ohne daß da irgendein Schaden entsteht, ausser für die soziophobe Veranlagung des Therapeuten.

Über den Kopf gestülpte Interpretationen meines Innenlebens finde ich ERHEBLICH grenzverletztender als eine harmlose, unschuldige Umarmung.

Oh, ja menschliche Nähe, Pfui, das hatte bei old Sigmung ja immer so einen sexuellen Touch... Entschuldige aber der Typ muss doch prüde und verklemmt ohne Ende gewesen sein nach seinen ganzen Theorien... naja, war wohl üblich damals.

Liebe Grüsse,

Petra
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Post Fri, 26.Jan.07, 19:20      Re: Psychotherapie und "Psychotherapie" Reply with quoteBack to top

hallo jenny,

du kannst doch über deine erfahrungen schreiben. da dies ein öffentlich zugängliches forum ist, habe ich mir ebenfalls erlaubt, meine meinung zu deinem beitrag zu äußern.

es tut mir leid, wenn dich meine ansichten wütend machen. das war nicht meine absicht.

grüße

caroline
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Post Fri, 26.Jan.07, 19:28      Re: Psychotherapie und "Psychotherapie" Reply with quoteBack to top

Hallo Caroline!

Quote:
es tut mir leid, wenn dich meine ansichten wütend machen


Es geht hier nicht um Ansichten. Wenn du eine andere Ansicht hast, ist das für mich kein Problem. Ohne unterschiedliche Ansichten kämen keine Diskussionen zustande.

Ich finde es verletzend mir Pseudoerklärungen zu unterstellen. Damit spielst Du das, was mir passiert ist runter, wertest es ab, stellst meine Glaubwürdigkeit in Frage und nimmst Therapeuten, die einem schaden in Schutz.

Jenny

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Post Fri, 26.Jan.07, 19:50      Re: Psychotherapie und "Psychotherapie" Reply with quoteBack to top

mit pseudoerklärungen meinte ich deine erklärungen, dass du z.B. traumdeutung, übertragung etc... anführst, als grund für deine traumatisierung in der therapie. diese methoden können auch viel gutes bewirken, wenn man sorgsam damit umgeht grinsend dies ist allerdings voraussetzung für jede therapie.

ich spreche dir doch nicht ab, dass deine damaligen therapeutinnen grenzverletzend waren und dir sehr geschadet haben. sie haben die mittel/methoden der PA missbraucht. aber nicht alle arbeiten so, sondern es gibt leider diese schwarze schafe. das waren keine therapien, nach den oben angeführten ethischen grundsätzen.. aber natürlich gibt es sowas. das ausgerechnet dir das zugestossen ist, find ich traurig.

aber ich finde es nicht o.k., deine persönlichen leidvollen erfahrungen zu verallgemeinern. ich mag dem eigentlich nichts mehr hinzufügen.

wenn ich unüberlegterweise etwas geschrieben habe, was dich verletzt, so lag das sicher nicht in meiner absicht.

caroline
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