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Tanja_04
Helferlein


99
Köln W, 22
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Thu, 08.Feb.07, 8:18 Problem mit meinen Eltern |
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Guten Morgen!
Ich habe ein sehr großes Problem mit meinen Eltern und hoffe, Ihr könnt mir ein paar Ratschläge geben. Mit 20 bin ich von daheim ausgezogen, weil ich mit der Situation nicht mehr zurecht kam.
Meine Mutter leidet unter Depressionen. Sie kommt regelmäßig in die Psychiatrie, wenn sie wieder ihre "Phase" hat, wo sie nur im Bett liegt und Alkohol trinkt. Dort wird sie dann wieder "eingestellt" und nach einer Woche entlassen, weil sie jegliche Therapie ablehnt.
Ich weiß nicht, wie ich für sie fühlen soll. Eine Tochter sollte ihre Mutter lieben. Tu ich das? Sie ist nie für mich da gewesen, ihre Depressionen standen immer im Vordergrund. Habe ich Probleme, bin ich allein. Hat sie Probleme, muss ich mir ihr Leiden anhören. ALs ich noch ein Kind war, hat sie mir von ihren Affären erzählt. Meine Gefühle für sie schwanken zwischen Mitleid und Wut. Selbst wenn es ihr gut geht, interessiert sie sich nicht für mein Leben.
Mein Vater ist von ihr getrennt, aber er lebt im gleichen Haus. Zu ihm habe ich ein besseres Verhältnis, wobei er sehr kalt ist. Über Gefühle reden wir nie, Umarmung oder körperliche Nähe gibt es nicht. Hat es noch nie gegeben. Er hat für alles eine Lösung. Über Probleme in meiner Beziehugn kann ich mit ihm auch nicht reden.
Mittlerweile hat meine Mutter jemanden kennengelernt, der nach nur ein paar Wochen bei ihr einziehen will. Gestern kam ich zu ihnen, sie lag im Bett und mein Vater hat mit ihm ein Bier getrunken und geredet.
Hat er denn keine Gefühle?? Stört ihn das gar nicht? Wie hält er das aus?
Keine Ahnung, wie ich mich fühle. Bin ich im Irrenhaus? Ich weiß nicht, wie ich mit meinen Eltern umgehen soll. Ich fühle mich verlassen und komm mit dieser ganzen Situation nicht zurecht. Meine Eltern sind nicht für mich da, wenn ich sie brauche. Deswegen klammere ich mich an meinen Freund und sobald wir Streß haben, haut es mich zusammen. Dann erkenne ich, daß ich eigentlich ganz alleine bin...
(Hinweis Admin: Betreffzeile präzisiert.)
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Joli69
sporadischer Gast


20
Deutschland W, 37
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Thu, 08.Feb.07, 21:53 Re: Wie damit umgehen? |
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Hallo Tanja,
das klingt ja heftig
wie lange bist du denn nun schon ausgezogen? Wohnst du auch im selben Haus oder weiter weg? Wie oft besuchst du denn deine Eltern? Und auch wenns seltsam klingt, aus welchen Gründen besuchst du sie, wenn du es tust?
Vielleicht würde dir noch mehr gerade Abstand ganz gut tun?
Oder glaubst du, du müßtest ein schlechtes Gewissen haben, wenn du sie nicht besuchst? In dem Fall möchte ich dich gleich fragen, ob deine Eltern denn eins haben, dafür dass sie dich als Tochter emotional verhungern lassen?
Scheint nicht so, oder?
Lg Joli
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Saphhire
sporadischer Gast


7
amberg W, 21
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Thu, 08.Feb.07, 22:10 Re: Wie damit umgehen? |
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Weisst du Tanja mir geht es ähnlich als ich fünf war verlies mich (und meine 3 geschwister ) meine mutter.
Mein dad tat sein bestes er musste arbeiten und sich um vier kinder kümmern dafür bin ich ihm heut noch dankbar aber so über beziehungen reden oder "frauen sachen" ging nicht.
Mit 16 zog ich zu nem kerl der mich einsperrte und schlug und verarschte.
bin dann mit 19 zog ich aus.
ich war sehr allein musste oft zu arbeit (eigentlich täglich) trempen etc.
mein dad sagte ich selten bescheid wenn was war (zb finanzell) weil ich mir immer erst was anhören durfte (sagte erst was als ich eine woche kein strom hatte)
jetz bin noch weiter weg weil ich in die nähe meines jetzigen freundes gezogen bin ich sehe meine familie weiter hin 3-4 mal im jahr meinen freund nur am we.
wenn ich ihn wie jetz dieses we nicht sehe drehe ich durch ich füehl mich auch unter der woche sehr allein.
Für meine Mutter empfinde ich gar nichts ich hab sie bis zu meinem 16 lebensjahr nie gesehen oder von ihr was gehöhrt. hab mich dann bei ihr gemeldet aber seit nem halben jahr hab ich nichts von ihr gehört und wieder hinterrennen tu ich ihr nicht ich kam auch vorher ohne sie klar...eine "mutter" hab ich nicht das war sie auch nie für mich.
meinen dad liebe ich und vermisse ihn sehr...
abhängig bin ich deswegen auch von meinem freund da er meine einzigste bezugsperson ist....
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Tanja_04
Helferlein


99
Köln W, 22
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Fri, 09.Feb.07, 7:54 Re: Problem mit meinen Eltern |
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Guten Morgen!
Danke erst mal für Eure Antworten!
Also, ich bin vor rund 1,5 Jahren ausgezogen, ca. 25 km weit weg. Ich besuche meine Eltern mind. einmal pro Woche, weil dort auch zwei Pferde stehen, die ich reite. Außerdem fühle ich mich irgendwie verantwortlich. Ich mein, es sind meine Eltern, die mich lieben. Und ich hab keinerlei Gefühle mehr für meine Mutter außer Wut und Mitleid...
Hätte meine Mutter uns tatsächlich verlassen, wie bei Dir Saphhire, hätte ich kein schlechtes Gewissen. Aber sie war grundsätzlich immer für mich da, nur hat sie sich nie wirklich für mein Leben interessiert.
Das Problem ist einfach, daß es in den letzten Wochen mit meinem Freund auch nicht mehr so toll lief. Und dabei habe ich gemerkt, wie abhängig ich von ihm bin (emotional). Ich fühle mich total allein gelassen und hänge mich an ihn.
Mich belastet es, keinerlei Halt vom Elternhaus zu haben.
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wirbelpower
Helferlein


45
Deutschland W, 36
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Fri, 09.Feb.07, 10:45 Re: Problem mit meinen Eltern |
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hallo tanja,
für wen war deine mutter da?
da für euch und eure probleme?
oder einfach nur anwesend, im bett liegend trinkend?
ich denk mal,dein vater hat mit ihr abgeschlossen und fühlt sich nur noch etwas verantwortlich für sie, wahrscheinlich ist sie selber hilflos, da sie anscheinend noch nicht selber auf die idee kam mit therapie.
mit deinem vater, denke ich ist es normal, er ist ein mann und du bist die tochter. er würde wahrscheinlich mit einem sohn anders umgehen. also ihm kannst du nichts ankreiden,er hat sich um euch gekümmert.deine mutter ist für mich keine mutter, sorry ist halt so für mich. meinen kids würde es auch nichts bringen, wenn ich besoffen zu hause wäre und sie wären auf sich allein gestellt. ich wäre körperlich da, aber nicht emotional.
ich denke mal, das beste für dich wäre es ,erst mal abstand zu bekommen und wenn du dich erst mal gefangen hast, mal wieder zu ihr zu fahren. bekommt sie es eigendlich mit, wenn du sie besuchst?
fragt sie dich, wies dir geht? was du so machst?
lg wirbelpower
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_________________ Bin ich nur glücklich wenn es schmerzt ?
Wunden der Zeit, für immer mein Kleid |
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Joli69
sporadischer Gast


20
Deutschland W, 37
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Fri, 09.Feb.07, 11:06 Re: Problem mit meinen Eltern |
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Hallo Tanja,
du schreibst, dass deine Mutter jegliche Therapie ablehnt. Heißt das nicht auch gleichtzeitig, dass sie es ablehnt Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen? Nach dem Motto: Ich bin krank, niemand darf mich angreifen oder mir Fehlverhalten vorhalten, denn ich kann ja nichts dafür, weil ich krank bin?
Klingt das hart für? Vielleicht, aber das ist meine Sicht, nachdem ich all die Entschuldigungen und das Mitleid für meine eigene Mutter abgelegt habe. Aus dem Mitleid wurde Wut und nun ist Mitgefühl daraus geworden. Ja, ich kann wohl auch sagen Liebe, aber nicht die Liebe von Tochter zu Mutter, denn das war sie eigentlich nicht für mich. Es war ja auch eher so, dass ich für sie da sein musste.
Meine Mutter war nie in psychiatrischer Behandlung und sie trank auch nicht. Trotzdem, sie hat sich immer als krank bezeichnet, tut es heute noch. Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke sehe ich sie entweder putzen oder mit Magenschmerzen auf dem Sofa liegen.
Sei still, belästige mich nicht, hör mir zu wie schlecht es mir geht, ich bin krank, ich kümmere mich später um dich, jetzt sei du erst mal für mich da. Ich glaub, ich war 32 Jahre als ich kapiert habe, dass es ein "später" nie geben wird. Und doch ertappe ich mich heute noch ab und zu dabei, dass mein inneres Kind nach ihr schreit: "Sei doch einfach mal für mich da, fang mich auf, wenn ich Probleme habe."
Und ich glaube nicht, dass sich das jemals ändern wird. Es ist eine Wunde die immer bleiben wird, weil versäumtes nicht aufgeholt werden kann. Ich denke es geht darum, diese Wunde anzunehmen mit ihr zu leben. Mir gelingt es zwischenzeitlich ganz gut.
Ich hab viel an mir gearbeitet, mich mit mir selbst auseinander gesetzt. Hab mich dann auch gewehrt und bin heute nicht mehr bereit sie zu bemitleiden, weil ihr Leben in ihrer Hand liegt und nicht in meiner. Genau wie mein Leben in meiner Hand liegt und nicht in der eines anderen.
Was mir unter anderem sehr gut geholfen hat ist ein Buch von Susan Forward: "Vergiftete Kindheit". Es hat mich dieses Hamsterrad: Ich bin so wütend auf meine Mutter und fühle mich gleichzeitig verantwortlich, anhalten lassen. Ich konnte aussteigen. Vielleicht wäre es auch ganz gut für dich.
Puuh... ich könnt noch ewig weiterschreiben....
Eins vielleicht noch zu deinem Vater. Auch wenn sein Verhalten (mit dem Freund deiner Mutter ein Bier zu trinken) für dich gefühllos aussieht. Vielleicht ist es auch nur ein Zeichen, dass er seinen Frieden mit ihr geschlossen hat? Vielleicht wollte er den Mann auch nur kennen lernen, um einzuschätzen ob er gut für deine Mutter ist?
Alles Liebe Joli
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Tanja_04
Helferlein


99
Köln W, 22
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Fri, 09.Feb.07, 11:07 Re: Problem mit meinen Eltern |
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Als ich noch klein war, war sie für mich da. Damals gings ihr auch gut.
Als ich meinen ersten Freund hatte (mit 15), haben die Probleme angefangen. Sie hat sich dann nicht mehr für mein Leben interessiert.
Diese Depressionen verbunden mit dem Alkoholkonsum hat sie seit ca. 2 Jahren.
Sie hat Phasen, in denen ist sie normal und überdurchschnittlich gut gelaunt. Dann kommen wieder diese Tiefpunkte, in denen sie gar nichts mitbekommt.
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Saphhire
sporadischer Gast


7
amberg W, 21
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Fri, 09.Feb.07, 18:54 Re: Problem mit meinen Eltern |
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Naja das es jetz schlechter mit deinem freund läuft is kler den diese belastung nimmst du mit in die beziehung....
Wie belastend es ist keinerlei halt vom elternhaus zu haben weis ich sehr genau deshalb kann ich das gut verstehen...
hast du schon mal versucht n monat keinen kontakt zu halten?
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Tanja_04
Helferlein


99
Köln W, 22
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Wed, 14.Feb.07, 14:52 Re: Problem mit meinen Eltern |
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Nein, den Kontakt habe ich nie abgebrochen zu meinen Eltern. Ich hätte ein schlechtes Gewissen. Immerhin sind es meine Eltern. Mein Papa hilft mir auch sehr viel, wenn ich ihn brauche. Und wenn meine Mutter sich etwas antun würde während ich keinen Kontakt mit ihr habe, würde ich mir das nie verzeihen.
Wenn ich sie auf Depression/Alkoholismus anspreche, will sie davon nichts hören. Sie denkt immer, sie schafft es alleine. Daß sie Alkoholikerin ist, verdrängt sie.
Meine Gefühle ihr gegenüber sind total gespalten. Von Liebe merke ich gar nichts mehr. Einerseits bin ich wütend auf sie, andererseits tut es mir sehr weh, sie so leiden zu sehen. Dann meldet sich wiederum mein Gewissen, wieso ich nicht für sie da sein kann, sie in den Arm nehmen kann, etc. Gleichzeitig frag ich mich immer, ob ich überhaupt das Recht habe, so zu verurteilen oder ob ich schuld daran bin, weil sie mit mir so unzufrieden ist.
Danke für den Buchtipp. Ich werde es lesen.
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Ameise11
Helferlein


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Bayern W, 29
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Wed, 14.Feb.07, 15:13 Re: Problem mit meinen Eltern |
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Hallo Tanja,
Deine Situation mit Deinen Eltern klingt ziemlich schwierig und vor allem nervenaufreibend. Mir hat ein Therapeut mal gesagt, daß man als Kind nicht automatisch auch verantwortlich für seine Eltern ist. Denn ansonsten lebt man ein anderes Leben als sein eigenes. Ich mache mir nämlich auch immer Sorgen um meine Eltern und gerate fast Panik, wenn ich dran denke, sie vielleicht mal Pflege brauchen und ich wohne 500 km weit weg. Auf der anderen Seite will ich mich aber endlich abnabeln und komme mit der Überfürsorge meiner Eltern einfach nicht mehr zurecht. Im Moment mag ich nicht mal mehr mit ihnen telefonieren. Ich finde, Du solltest Dich auch ein stückweit distanzieren - wenn auch nicht räumlich (wegen der Pferde) dann aber emotional. Du mußt Dir ein schönes Leben gestalten und Dich nicht zu sehr mit den Problemen Deiner Eltern belasten. Das macht aus Dir keinen schlechten Menschen!
Liebe Grüße,
Ameise
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Tanja_04
Helferlein


99
Köln W, 22
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Wed, 14.Feb.07, 15:42 Re: Problem mit meinen Eltern |
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Danke für Deine Antwort, Ameise11!
Du hast schon Recht, daß ich mich distanzieren muß.
Nur habe ich einfach Angst, daß sie sich etwas antut und ich danach Schuldgefühle habe. Aber es stimmt schon, ich kann ihr nicht mehr helfen.
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Ameise11
Helferlein


140
Bayern W, 29
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Wed, 14.Feb.07, 16:11 Re: Problem mit meinen Eltern |
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Nein, Du darfst Dir keine Schuldgefühle aufladen. Was kannst Du denn noch tun außer ihr immer wieder sagen, daß sie sich Hilfe suchen muß. Hast Du denn mal veruscht, für sie einen Termin zu vereinbaren und sie dann dorthin zu bringen? Und was ist mit ihrem Partner, kümmert er sich um sie? Ich denke wirklich, mehr als das kannst Du nicht tun. Selbst Deine Mutter hat nicht das Recht, Dir Dein Leben zu nehmen... Auch wenn ich weiß, daß es verdammt schwierig ist, so scheinbar egoistisch gegenüber den Eltern zu sein. Aber versuche es!
Liebe Grüsse,
Ameise
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