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rangerwalker
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Post Fri, 09.Feb.07, 17:56      Niederlage auf der ganzen Linie Reply with quoteBack to top

Hallo, ich bin unendlich traurig darüber, dass meine 14-jährige Tochter die bisher immer bei mir war, sich nach einigen anstrengenden Monaten dazu entschieden hat, auf jeden Fall mal vorläufig, zu ihrem richtigen Vater zu ziehen.
Ich bin in zweiter Ehe verheiratet und meine beiden Kinder aus erster Ehe sind 10 und eben 14 Jahre alt. Zudem gibt es noch ein gemeinsames Kind das mittlerweile 6 Jahre alt ist.
Mein Mann hat immer versucht, ein guter Ersatz für deren Vater zu sein, zu dem sie zwar regelmäßigen Kontakt hatten. Seit kurzem ist er verheiratet und ich habe schon lange den Eindruck, daß er wartet wie so ein Geier, daß bei uns etwas außergewöhnliches passiert.
Nun ist es soweit. Mein Mann und sie verstehen sich nicht besonders gut, da sie einen nur ausnutzt und belügt, das ist die Meinung von uns beiden.
Die Situation ist für uns alle sehr schwer. Insgeheim denke ich es ist ein Abschied für immer.
Und versinke fast in Selbstmitleid, all die Jahre, die ich mich aufopfernd um sie gekümmert habe, alles uns Mögliche hat man für sie getan und dann so ein Abgang. es wäre auch anders gegangen.
Es tut weh. Wer von Euch hat ähnliche Situationen durchlebt und wie habt Ihr sie verarbeitet.
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feeya
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Post Fri, 09.Feb.07, 19:09      Re: Niederlage auf der ganzen Linie Reply with quoteBack to top

Quote:
all die Jahre, die ich mich aufopfernd um sie gekümmert habe,

...hör dir mal bitte an dieser Stelle selber zu!?!?
Du nennst Mutterdasein Aufopferung??? Sich um sein Kind kümmern ist doch wohl selbstverständlich, sollte es jedenfalls!
Vielleicht hast du genau diesen Gedanken unbewusst in deinem Verhalten und Reden auf deine Tochter übertragen und da sie diesen Druck deinerseits, dieses Gefühl von "meine Mutter muss etwas OPFERN für mich" nicht mehr aushielt...wollte sie einfach mal raus aus diesem Gefühlsgefängnis, raus in die Ruhe - weck von dir.
Du hast viel geleistet in deinem Leben und Familienmanagerin zu sein ist wirklich ein harter Job, *Bewunderung dafür* und du solltest dich jetzt bitte nicht als OPFER fühlen, sondern akzeptieren - du und deine Tochter braucht mal eine Pause. Hör auf ihr Vorwürfe zu machen, sondern liebe sie so wie sie ist - bedingungslos und gebe ihr das was sie braucht - jemanden der sie versteht.
Quote:
da sie einen nur ausnutzt und belügt, das ist die Meinung von uns beiden.

oh Gott, das arme Mädel ....zwei Erwachsene gegen sie, zwei Menschen die sie nicht mehr verstehen und nur noch das Schlechte an ihr sehen wollen - aber nicht die Geheimbotschaft hinter ihrem Verhalten.
Ausnutzen??? Warum… Hat sie fehlendes Selbstbewusstsein oder Liebesmangel und versucht dieses durch Konsum zu betäuben?
Belügen??? Warum… Hat sie mit der Wahrheit schlechte Erfahrungen gemacht? Darf sie nicht sie selbst sein, weil sie dann nicht geliebt wird?
Eine 14-jährige macht eine menge emotionaler und hormoneller Veränderungen durch, von einem Kind zur Frau. Da braucht sie einen Menschen, der sie und diesen Prozess versteht - der an ihrer Seite ist und diesen Weg begleitet und nicht noch jemanden der sie fertig macht. Das macht sie selber wahrscheinlich schon genug. Ich möchte nicht wissen, wie einsam sich deine Tochter derzeit fühlt. Sie tut mir richtig leid, am liebsten würde ich sie jetzt in den Arm nehmen.

Viele Erwachsene kommen mit dem Thema Pubertät überhaupt nicht klar. Doch zu diesem Thema gibt es wirklich gut Bücher auf dem Markt. Dazu rate ich dir dringend diese zu lesen, weil deine anderen Beiden (10 und 6) kommen da auch noch hin und dann solltest du diesmal vorbereitet sein, damit dich das alles nicht wieder überfordert.
Büchertipps:
http://www.amazon.de/Pubert%C3%A4t-Loslassen-Haltgeben-Jan-Uwe-Rogge/d p/3499609533

http://www.amazon.de/Grenzerfahrung-Pubert%C3%A4t-Neues-%C3%9Cberleben straining-Eltern/dp/3821856149/sr=1-8/qid=1171045084/ref=sr_1_8/028-27 73919-6408530?ie=UTF8&s=books

http://www.amazon.de/versteht-einfach-Kinder-Pubert%C3%A4t-begleiten/d p/3426669153/sr=1-4/qid=1171045084/ref=sr_1_4/028-2773919-6408530?ie=U TF8&s=books
Im Internet gibt es bestimmt auch einige hilfreiche Seiten zum Thema Pubertät, einfach mal losgoogeln!


Wünschenswert wäre es, wenn du auf deine Große mit Verständnis und ohne Geringschätzung zugehen kannst. Sei eine Mutter die liebt. (egal wie sie ist, Liebe stellt keine Bedingungen - ansonsten ist es keine Liebe)

Alles Gute für eure Familie,
liebe Grüße Fanny

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Post Fri, 09.Feb.07, 19:45      Re: Niederlage auf der ganzen Linie Reply with quoteBack to top

feeya wrote:
...hör dir mal bitte an dieser Stelle selber zu!?!?
Du nennst Mutterdasein Aufopferung??? Sich um sein Kind kümmern ist doch wohl selbstverständlich, sollte es jedenfalls!


Rangerwalker, das ist bitter, was Dir feeya hier schreibt. Ich könnte mir vorstellen dass Schmerz und Empörung in Dir hochkommen, wenn Du diese Sätze liest. Du hast jahrelang mit allen Kräften dafür gesorgt, dass es Deiner Tochter gut geht. Du selbst warst im Laufe dieser Jahre oft auch am Rande Deiner Kräfte. Deine Kinder sollten es nicht merken, oder ? Ich verstehe gut, was gerade in Dir vorgeht.

Das Kuriose ist jetzt aber, dass Feeya recht hat. Ich kann ihr Posting voll und ganz unterstreichen.

Dein Kind ist im Begriff, sich von Dir abzulösen und zwar auf eine "ungute" Art und Weise. So hast Du das nicht erwartet, oder ? Deine Tochter kann für diese Art und Weise am allerwenigsten etwas. Sie ist zwischen die Fronten der Eltern geraten und muss sich auf eine Seite schlagen. Es ist bitter, dass es aus Deiner Sicht die andere Seite (der Vater) ist. Aber es ist halt so.

Lies mal die Überschrift Deines Threads:

Niederlage auf der ganzen Linie Exclamation

Was bedeutet das ??

Es ist Krieg Exclamation (immer noch)

Eure Beziehung wurde mit der Scheidung noch lange nicht beendet. Vielleicht hat Dein Exmann gelauert, bis sich eine Schwachstelle auftat. Er hat noch eine Rechnung mit Dir offen.

Nun bezieht Deine Tochter Stellung. Dass sie es nicht für Dich tut, schmerzt ungeheuer.

Lass Dich mal in den Arm nehmen.
Hier sind Schmerzen zuhause.
Hier fließen Tränen.
Es ist das Herz, was so sehr schmerzt.
Es tut so unendlich weh.

Ich habe einen Sohn seit sechs Jahren nicht mehr gesehen.
Er bezieht Stellung für seinen Vater.
Er musste sich irgendwie entscheiden, um sich selbst zu schützen.
Dass er in diese Situation kam haben wir (seine Eltern) ihm angetan.
Weil wir noch gegenseitig Rechnungen offen hatten.

Ich weiß heute, liebe Rangerwalker, dass mein Sohn mich auf den Weg geschickt hat durch seine Abwendung von mir. Er konnte nichts dafür, so wenig wie Deine Tochter. Dieser Weg (durch diesen existentiellen Schmerz) führt zum ureigenen Selbst. Dorthin, wo man nicht mehr Mutter und auch nicht mehr Tochter der eigenen Eltern ist.

Vielleicht verstehst Du (noch) nicht, was ich damit sagen will. Weil Dein Schmerz noch so heftig ist.

Ich schick Dir meine Wünsche, meine Umarmung und meine Kraft.

Cantadora

P.S.: Ich genese langsam. Es dauert lange.
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Williams
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Post Fri, 09.Feb.07, 20:09      Re: Niederlage auf der ganzen Linie Reply with quoteBack to top

Hallo rangerwalker,

Quote:

Und versinke fast in Selbstmitleid

Ich glaube das Wörtchen "fast" kannst Du streichen.

Du schreibst:
Quote:
...da sie einen nur ausnutzt und belügt, das ist die Meinung von uns beiden.


Ich bin entsetzt über die schlechte Meinung, die Du von Deinem Kind hast.
Wenn Sie Dich anlügt, dann, weil sie kein Vertrauen zu Dir und /oder Deinem Mann hat. Offenbar hat sie gelernt, dass die Wahrheit zu sagen entweder bestraft wird oder sich aus anderen Gründen nicht lohnt.
Außerdem steckt sie mitten in der Pubertät und hat ein Recht auf Abnabelung. Für Kinder die Scheidungen erlebt haben ist das alles schon schwer genug.

Aber es ist natürlich viel bequemer Deine Tochter zur Buhfrau zu stempeln.
Ich würde auch weglaufen, wenn mir so eine verständnislose und lieblose Haltung entgegengebracht würde. Du hast Dich geopfert ?-->Damit erzeugst Du Schuldgefühle und machst Druck. Soll sich Deine Tochter schlecht fühlen, weil sie erwachsen werden möchte? Sie ist doch immerhin schon 14 Jahre alt! Und was bleibt ihr eigentlich anderes übrig?
Anstatt ihr Deinen Segen zu geben und ihr anzubieten, dass Du für sie da bist, wenn sie Dich brauchen sollte, verstrickst Du Dich in Ängsten und gleichzeitigem wegbeißen. Du erzeugst eine unerträgliche Atmosphäre aus der sie geht, weil sie psychisch nicht anders überleben kann.

Wie wäre es, wenn Du ihr statt Vorwürfen Halt gibst?
Und nicht mit Deinem Mann zusammen gegen sie hetzt und sie zum Feindbild erklärst? Wenn Du Dich mal hinter Dein Kind stellst und nicht immer nur hinter Deinen Mann?

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Last edited by Williams on Fri, 09.Feb.07, 21:18; edited 1 time in total
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Williams
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Post Fri, 09.Feb.07, 20:10      Re: Niederlage auf der ganzen Linie Reply with quoteBack to top

Der Zustand Deiner Tochter ist das Ergebnis Deiner Erziehung, der Scheidung, der Haltung Deines Exmannes und Deines aktuellen Mannes.

Quote:
Mein Mann hat immer versucht, ein guter Ersatz für deren Vater zu sein

Heißt das er hat es nur versucht, aber es ist ihm nicht so ganz gelungen?
Ansonsten hört sich der Satz weinerlich an und sehr allgemein.
Auf ihn scheinst Du jedenfalls nichts kommen lassen zu wollen.
Da hoppelst Du so schnell wie möglich hinweg.
Aber Deine Tochter ist die Schlechte und Böse?
Meinst Du nicht, dass Deine Tochter auch nur handelt, wie sie es am besten kann? Meiner Meinung nach sind immer noch die Erwachsenen diejenigen, welche die Verantwortung haben und nicht die Kinder.
Also irgendwas muß schief gelaufen sein, sonst wäre Deine Tochter nicht so wie sie ist. Und der Grund ist Deine Haltung zu ihr, Deine Einstellung Dich geopfert zu haben, was im Klartext bedeutet, das Du verbittert bist darüber, Dein eigenes Kind großgezogen zu haben.
War sie eigentlich ein gewünschtes Baby? Was mußte sie erleben, als Deine erste Ehe schieflief? Was war danach? Mußte sie die Starke sein, weil Du Deine Ehescheidung verkraften mußtest?

Du hast Dir Deine erste Ehe, Deine Kinder und Deine jetzige Ehe ausgesucht und Dich dafür entschieden.
Diese Möglichkeit hatte Deine Tochter nicht.
Sie muß mittragen und leben, was Du ihr zumutest.
Offenbar bist Du nicht das einzige Opfer, ich finde ihr Opfer wiegt größer.
Denn Scheidungskinder sind Opfer, oft traumatisiert für das ganze Leben, denn die sicheren Wurzeln sind viel zu früh ausgerissen worden.
Sie überleben es, aber die psychischen Schäden sind enorm.

Ich denke Deine Tochter ist auf der Suche nach Zuwendung und Liebe.
Das scheint sie bei Dir nicht zu finden, also geht sie jetzt zu ihrem Vater.

Ich hoffe sehr, daß Du anfängst Deine Tochter als das wahrzunehmen was sie ist: Ein Kind, das sich nach Zuwendung sehnt, eine junge Erwachsene, die sich nach Eigenständigkeit sehnt und beides wechselt eben jetzt hin und her. Diese völlig normale Entwicklung zu beurtelen, als ob sie an Dir einen Verrat beginge, ist falsch und ungut.

Sie muß flügge werden und sich ausprobieren dürfen, ohne Schuldgefühle.
Oder wie lange soll sie noch an Deinem Rockzipfel hängen?

Abgesehen davon: Wenn Du so eine schlechte Meinung von ihr hast, dann sei doch froh, daß Du sie los bist.

Williams (ehemaliges Scheidungskind)

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Post Fri, 09.Feb.07, 20:41      Re: Niederlage auf der ganzen Linie Reply with quoteBack to top

Williams, das war jetzt sehr gut, dass Du noch

(ehemaliges Scheidungskind)

am Ende dazugefügt hast.

Jetzt versteht man besser, was das junge Mädchen zu sagen hat.

Es hat ganz wichtige Dinge zu sagen und will gehört werden Exclamation

Das Mädchen ist sehr alleine. Es wurde von seinen Eltern verlassen.


Rangerwalker, es ist wichtig, dass Du neben Deinem Verlustschmerz auch verstehst, wie Deine Tochter sich fühlt. Denn Du bist die Erwachsene, Deine Tochter ist noch ein Kind. Sie hat noch Anspruch auf Schutz und Führung. Den bekommt sie nicht. Williams zeigt Dir genau, wie Deine Tochter sich fühlt. Sie ist trotzig, vorwurfsvoll, ungerecht (Dir gegenüber).

Sie darf das sein. Sie ist ein Kind (in diesem Moment).

Ist das nicht furchtbar, diese Verlassenheit ?

Und jetzt schau auf Deine eigene Verlassenheit.
Wie fühlt es sich an, wenn Deine Tochter Dich verlässt ?
Spüre diese Gefühle.
Hier beginnt der Weg.


Cantadora


Last edited by C* on Fri, 09.Feb.07, 23:57; edited 1 time in total
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Williams
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Post Fri, 09.Feb.07, 21:14      Re: Niederlage auf der ganzen Linie Reply with quoteBack to top

Hallo Cantadora,

ich fand auch Deinen Beitrag sehr gut. Und hätte ich meinen Beitrag nicht gerade geschrieben, als Du Deinen abgeschickt hast, hätte ich wahrscheinlich nicht mehr geantwortet. Deine Einfühlsamkeit tut rangerwalker sicher gut und ich sehe auch diese Seite. Die der Mutter.
So aber kam tatsächlich das Mädchen von damals zu Wort.

Liebe Grüße
Williams

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rangerwalker
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Post Sat, 10.Feb.07, 15:50      Re: Niederlage auf der ganzen Linie Reply with quoteBack to top

Hallo, ich habe nun alle Beiträge auf meinen Thread gelesen, viel nachgedacht und mit meinem Mann gesprochen. Wir bzw. ich bin zu dem Ergebnis gekommen, daß Ihr eigentlich Recht habt. Bin aber Niemandem böse, sondern habe die Worte als Anreiz genommen, darüber nachzudenken.
In den letzten Monaten haben wir einiges falsch gemacht und haben dies meiner Tochter in einem Gespräch auch eingestanden. Hier bei uns war ihr Zuhause, ist ihr Zuhause und wird immer ihr Zuhause sein. Sie hat nun ein paar Tage Zeit um über alles nachzudenken und hoffen, daß Sie dann wieder freiwillig ( zwingen wollen wir sie nicht) zu uns zurück kommt. Wir haben ihr gesagt, daß die Tür hier immer offen für sie sein wird.
Mal sehen, wie es weiter geht.
Gruß an Alle hier beteiligten und vielen Dank für Eure Worte.
ranger
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Post Sat, 10.Feb.07, 16:56      Re: Niederlage auf der ganzen Linie Reply with quoteBack to top

Hallo rangewalker,

erst einmal: Ich bin sehr beeindruckt von der "Kehrtwende" die Du und Dein Mann vollzogen haben. Hut ab!

Es geht hier nicht um mich, aber vielleicht können Dir meine Erfahrungen und das, was ich meine, etwas sagen.

Ich bin Vater eines Jugendlichen in der Pubertät. Vor kurzem hat sich meine Lebensgefährtin von mir getrennt. Sie hat das alleinige Sorgerecht und wollte durchsetzen, dass unser Sohn die meiste Zeit bei ihr ist und dort, wie sie es ausdrückt, seinen Lebensmittelpunkt hat. Aus meiner Sicht, sie wollte ihn haben. Von mir aus war klar, ich werde ihn, wenn`s auch schwer fällt, nicht versuchen zu halten, nur sagen, dass meine Tür immer offen ist. Und natürlich, dass ich mich freue, wenn er da ist.

Das Ergebnis, er hat sich für eine Halbe/Halbe-Lösung entschieden. Darüber freue ich mich verständlicherweise. Und ich glaube, mit ein Grund für seine Entscheidung war, dass ich ihm diese Freiheit lasse und der Überzeugung bin, dass er in seinem Alter weiß, was in seiner Situation gut für ihn ist.

Noch ein allgemeines Wort zur Aufopferung. Damit ist wohl oft (oder fast immer?) die uneingestandene Erwartung/Forderung nach Dankbarkeit verbunden, die gewissermaßen eine Rechnung begleichen soll. Möchtest Du diese Art von Dankbarkeit?

Viele Grüße und nochmals: Hut ab.
Anastasius
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Post Sat, 10.Feb.07, 18:49      Re: Niederlage auf der ganzen Linie Reply with quoteBack to top

Hallo, Anastasius
Vielleicht ist es unbewußter Weise schon so, daß das was man den Kindern gutes tut auch honoriert werden sollte, sprich schon eine Art Erwartung.
Mit den Jahren weiß man was die Eltern für einen früher getan haben, aber mit 14 weiß man das nicht. Das ist wohl normal.
Die Lösung, die dein Sohn für sich entschieden oder gewählt hat, ist keine schlechte.
Ich habe meinem Exmann nie den Kontakt zu den Kindern untersagt, auch dann nicht, wenn ich gesehen habe, das ihre Erwartungen bei Papa nicht erfüllt wurden. Es wäre schön, wenn wir alle zusammen uns gegenseitig arrangieren könnten, dann könnte die Kinder mal hier und mal da sein. Aber dazu steht einfach noch zu vieles Ungeklärte zwischen meinem Ex und seiner Neuen Frau und mir und meinem Mann.
Dann würde vielleicht auch dieser "Konkurenzkampf" untereinander aufhören.
Mal sehen wie die ganze Situation weiter geht.
Viele Grüße
und danke für deine Worte
Ranger
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Post Sun, 11.Feb.07, 17:33      Re: Niederlage auf der ganzen Linie Reply with quoteBack to top

Hallo rangerwalker,

ich bin froh über die Haltung, die Du eingenommen hast.
Es hätte auch anders laufen können, denn meine Worte waren schon sehr heftig und geladen.
Ich finde das spricht für Deine innere Größe wie Du sie aufgenommen hast.
Die hast Du eigentlich schon dadurch gezeigt, das Du Dich und Deine Situation hier reflektiert hast.
Ich möchte mich bei Dir dafür bedanken, dass Du Deiner Tochter nun so begegnest. So kann sie sich wieder als Dein Kind und als junge Frau angenommen fühlen. Deine Größe so zu handeln, wird auch in sie wie ein Samenkorn fallen und nachhaltig seine Wirkung entfalten.

Du zeigst ihr nun einen Weg, wie sie Vater und Mutter mit Zweitvater haben kann, ohne sich entweder-oder entscheiden zu müssen.
Das ist das schlimmste Szenario was passieren kann und das schädlichste.
Ich habe es erlebt und es ist grausam. Es zerreist einen jungen Menschen in sich selbst, denn in Deiner Tochter sind beide Anteile vorhanden. Deine und die des Vaters. Eine Entscheidung zwischen beiden zu treffen hieße, einen Teil in sich als schlecht, unwürdig und falsch empfinden zu müssen.
Außerdem denken die Kinder immer, wirklich immer, sie sind schuld an der Trennung. Das vergißt man als Erwachsener leicht. Das heißt die Schuldgefühle sind sowieso schon groß. Vielleicht daher auch der Hang zu schlechtem Verhalten? Vielleicht kann sie nicht mehr recht an sich glauben?

Ich bin wirklich erleichtert, dass Du anders bist, als es zum Beispiel meine Mutter und auch mein Vater waren.
Da gab es mich gar nicht mehr, ich war nur noch der Spielball zwischen den Kriegsparteien. Das hat mich Jahre meines Lebens gekostet, weil ich psychisch krank wurde und mein Leben blieb dadurch insofern beeinträchtigt, dass ich kein Urvertrauen mehr haben kann.
Das ist der Grund, warum ich keine Kinder habe, obwohl ich von Grund auf ein Familienmensch bin und ich mich tief innen danach sehne eine Familie zu haben.
Das ist traurig und wohl auch typisch für erwachsen gewordene Scheidungskinder. Viele haben sich nicht getraut eine Familie zu gründen.
Dazu wurde vor ein paar Jahren eine umfassende Studie in der "Psychologie Heute" veröffentlicht.

Ich denke das wünschst Du Deiner Tochter ganz sicher nicht.
Ich bin mir sicher Du schaffst das. Und die Beziehung zu Dir, bleibt eine der tiefsten und prägensten ihr Leben lang.
Sie hat Dich in sich aufgenommen und wenn sie jetzt für eine Weile auf Distanz geht um erwachsen zu werden, wird sie später um so freudiger und normaler mit Dir Kontakt haben und halten, je besser Du sie jetzt verstehst und ziehen läßt.

Sie braucht Dich immer noch sehr als verlässliche Mutter, zu der sie mit ihren Problemen kommen kann. Sie wird es Dir zurückgeben, wenn diese schwierige Phase des erwachsen werdens vorbei ist.
Dann sind die Grenzen gesteckt und müssen nicht mehr umkämpft werden.
Wenn Du ihr vorlebst wie man Liebe zeigt, dann kann sie Dir auch zeigen, daß sie Dich liebt.
Wie heißt es so schön:
Das einzige was mehr wird wenn man es verschenkt, ist die Liebe.

Ich hoffe das klang jetzt nicht zu sehr nach dem Wort zum Sonntag... Embarassed

Und das:
Quote:
In den letzten Monaten haben wir einiges falsch gemacht und haben dies meiner Tochter in einem Gespräch auch eingestanden.

fand ich wirklich großartig von euch!

Ganz herzlich
grüßt
Williams

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Post Sun, 11.Feb.07, 17:59      Re: Niederlage auf der ganzen Linie Reply with quoteBack to top

Quote:
Ich hoffe das klang jetzt nicht zu sehr nach dem Wort zum Sonntag...


Das schönste Wort zum Sonntag, das ich seit langem gehört habe!!!gut

Danke Williams Du bist wirklich eine starke Frau.

Liebe Grüße feeya


P.S. @rangerwalker; wünsche euch viel Empathie beim Umsetzten dieser wunderbar ausformulierten Gefühle eines betroffenen Scheidungskindes.
Und ich wünsche dir, dass du dein Kind wieder mit den Herzen einer liebenden Mutter siehst. So wie du hier schreibst - bist du auf dem besten Weg dahin! toll...

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Post Sun, 11.Feb.07, 19:54      Re: Niederlage auf der ganzen Linie Reply with quoteBack to top

Hallo Williams,
danke für deine netten Worte. Es ist halt immer schwer und wenn was daneben geht, dann war es sowieso falsch wie man es machte. Es war uns eine Lehre und wir hoffen inständig, dass sie bald wieder bei uns sein wird, sie hat um einige Tage Bedenkzeit gebeten, die wir ihr auch geben werden. Um das was sie gehört hat zu verarbeiten, denn sie hat sich nie bei ihrem Vater so richtig wohl gefühlt, nur wusste sie halt sonst nicht wohin.
Für die Zukunft werden auch die anderen beiden Kinder davon profitieren, damit soetwas nicht mehr vorkommen braucht.

Ich danke Euch allen, für die netten und weniger netten Worte und wünsche Euch ganz viel Sonne in Eure Herzen.
Ich geb dann wieder Bescheid, wenn es eine Veränderung gibt.
Bis dann
Ranger
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Post Sun, 11.Feb.07, 20:23      Re: Niederlage auf der ganzen Linie Reply with quoteBack to top

hallo rangerwalker,
was ist eigendlich passiert, das sie aufeinmal weg will?
lg wirbelpower

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Bin ich nur glücklich wenn es schmerzt ?
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Post Mon, 12.Feb.07, 11:36      Re: Niederlage auf der ganzen Linie Reply with quoteBack to top

Hallo wirbelpower,
weißt du das ist so: Meine Tochter kennt das Wort "Nein" nicht und in einem Gespräch mit ihr vor längerer Zeit erklärte sie mir das sie nicht verstehen könnte, warum Kinder, also sie, nicht das machen könnnen, was sie wollen.
Ich erklärte ihr, daß es Regeln und Grenzen gibt, die auch Erwachsene einhalten müssen, damit nicht ein riesiges Durcheinander entstünde, wenn Jeder machen würde was er wolle.
Ihr Vater ist ein Mensch, der das Wort "Verantwortung" nicht kennt und dort können die Kidis halt machen was sie wollen. Bei uns halt nicht. Dadurch dass er die Kinder nur alle 3 Wochen für einen Tag (mehr ist ihm laut seiner Aussage nicht möglich) geholt hat, brauchte er ja auch nichts zuverbieten oder zu motzen.
Ich denke sie wollte mal genießen, wie es ist, eine "motzfreie" Zone zu haben.
Ihr Vater arbeitet den ganzen Tag und seine Frau ist zwar stundenweise zu hause, geht in die Meisterschule und arbeitet nebenher. Da ist halt Niemand, der sie kontolliert. So denke ich mal.
Gruß Ranger
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