Beziehung meiner Eltern und Auswirkungen (auf mich)

sporadischer Gast 13 Österreich W, 20

Vom Autor zurückgezogen

Forums-Gruftie 982 wien M, 31

Hallo Velaki,

Deine Situation kommt mir bekannt vor, bin in einer ähnlichen Familiensituation groß geworden. Mein Vater ist Alkoholiker und es war nie einfach bei uns zuhause.
Diese Stimmung von Hilflosigkeit kenne ich daher sehr gut und sehr lange fühlte ich mich ebenso dafür verantwortlich, dass es jeden bei uns in der Familie gut geht. Die nicht vorhandene Harmonie, das stille Leid was jeder bei uns mittrug machte mich fertig.
Meinen Vater hab ich nie gehasst er tat mir mehr leid und meine Mutter suchte oft bei mir bzw. meinem Bruder Unterstützung ohne zu spüren welche Überforderung das für ein Kind darstellt.

Als ich etwa 22 Jahre alt war begann ich durch meine eigenen Sympthome (Angst, Depression) mit Psychotherapie und lernte erst so die Zusammenhänge zwischen meinen Beschwerden und der Familiensituation zu begreifen. Und das alles nicht im Sinne von Schuldsuche, ich werfe meinen Eltern nichts vor, ich lernte nur meine Bedingungen besser verstehen.

Erst ab diesem Zeitpunkt konnte ich mich schön langsam aus dieser Abhängigkeit befreien, die Angst in mir begleitet mich bis heute und ich muss jeden Tag darauf achten nicht stehenzubleiben sondern an mir weiterzuarbeiten.

Ich kann dir daher nur den Rat geben dich aus dieser Rolle der Verantwortlichkeit zu befreien. Auch wenn du noch zuhause wohnst, liegt es weder in deiner Macht noch Verantwortung dafür Sorge zu tragen, dass es deiner Mutter, deinem Vater, alleine oder gemeinsam gut geht.
Es gibt nur einen Menschen für den du Verantwortung trägst, das bist du selbst. Wenn du mit deinen Eltern mitleidest und es dir dadurch selbst schlecht geht hilfst du ihnen nicht. Wenn dir die Kraft fehlt, kannst du weder dir noch anderen helfen. Helfen kannst du dann wenn es dir selbst gut geht, dann hast du die Kraft dazu.

Wenn du diese Spirale nicht durchbrichst wirst du dich genauso noch verantwortlich fühlen wenn du schon lange von daheim ausgezogen bist.

Dein Leben gehört dir, achte auf deine Grenzen.

LG
comus

sporadischer Gast 13 Österreich W, 20

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Forums-Gruftie 982 wien M, 31

Quote:

Wie hast du es geschafft, dieser unguten Atmosphäre zu entkommen?

Als Kind durch Rückzug was natürlich für meine Psyche kontraproduktiv war, später durch Abgrenzung - Aufgabe des Verantwortungsgefühls gegenüber meinen Eltern.

Quote:

Du schreibst, dass (auch) dich die nicht vorhandene Harmonie, das stille Leid fertig gemacht hat. Ja, genau so geht es mir jetzt auch. Aber wie war das bei dir, war die Angst irgendwann weg?

Ich hab erkannt das die Bedingungen für meine gewünschte Harmonie nicht gegeben sind, ich stand sozusagen auf verlorenen Posten, eine schmerzhafte aber wichtige Erkenntnis. Meine Eltern BRAUCHEN ihren Wahnsinn, keine Hilfe, Wahnsinn das ist ihre Struktur.

Quote:

Ich glaube, wenn ich nicht mehr in diesem Umfeld bin, sprich ausziehe, dass es dann besser werden wird. Welche Erfahrungen hast du denn gemacht?

Ja, das kann ich so bestätigen, ich hab es keine Sekunde bereut auszuziehen, mein Leben fing dann neu an. Was natürlich nicht bedeutet, dass meine eigenen Probleme dadurch verschwanden, aber ich fühlte mich BEFREIT.
Auf der anderen Seite kenne ich auch Leute die mit ähnlicher Überzeugung von daheim auszogen und heute mehr Zeit bei den Eltern verbringen als vorher. Das heißt eine Garantie gibt es für nichts, wichtig ist die innere Einstellung zu Distanz haben wollen oder auch nicht.

Wenn ich dir dennoch einen Tipp geben darf, überleg dir mal was du für die Verbesserung deiner Situation beitragen kannst noch BEVOR du ausziehst. Da gibt es sicher einiges um die Zeit bis dahin angenehmer zu gestalten.

Quote:

Dauernd in einem solchen Umfeld zu leben, mit all den wiederkehrenden Ängsten und dieser versteckten Lieblosigkeit zwischen meinen Eltern, das zehrt einfach an meinen Ressourcen.

Ohne dich vom Gegenteil überzeugen zu wollen, deutet sich in diesem Satz kein Verantwortungsgefühl an? Oder anders gefragt welchen Zusammenhang gibt es zwischen deinen Ressourcen und der Lieblosigkeit deiner Eltern?

LG
comus

sporadischer Gast 13 Österreich W, 20

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Helferlein 127 OÖ W, 27

Auch ich verstehe diese Problematik aus eigener Erfahrung, v.a. auch die Aggression die plötzlich mit der ganzen Situation einhergeht.

Bei mir hat sich die Situation auch mit dem Ausziehen total verändert. Jetzt besuch ich meine Eltern regelmäßig und unsere Beziehung ist viel viel besser. Wenn ich aber länger in deren Umfeld bin und meine Brüder sind auch noch in derselben Schiene, fällt es mir wieder schwer nicht helfen zu können. Manchmal möcht ich sie allesamt rütteln und sie aufwecken. Ich kann aber leider nicht helfen und könnte darüber echt manchmal weinen. Bin ich aber wieder mehr auf mein Leben konzentriert (das ja auch andere Aufgaben mit sich bringt) ist alles gut und ich komm immer wieder gerne heim.

Alles Gute

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