Mein Freund hat zwei Gesichter...

neu an Bord! 2 Hessen W, 19

Als ich meinen Freund kennen gelernt hatte, hat sich nach und nach raus gestellt, dass er regelmäßig kifft und das schon seit fast 8 Jahren. Mittlerweile (nach 5 Monaten) lässte er es so gut wie ganz. Seit Januar hat er ernsthaft versucht aufzuhören. Seine Launen und Abtörns habe ich in der ersten Zeit akzeptiert und ihn voll unterstützt. Nur leider sind diese geblieben. Mal reißt er sich zusammen und ist ganz lieb und nett. Aber öfters ist er schlecht gelaunt, fieß, ungerecht, aggressiv und sein Umgangston ist alles andere als sozial.
Er hat den Drang, mich seine schlechte Laune spüren zu lassen und (unbewusst?) mit irgendwelchen Wörtern zu verletzten. Wenn er mich so reizt, dass ich dann sauer bin und eventuell unsere Wohnung verlassen will, wird er auch mal handgreiflich und packt mich am Arm. Er hat mir auch schon Schläge angedroht... Aber ich denke, soweit geht er nicht, weil ich ihm gesagt habe, dass ich ihn dann sofort verlasse!
Seit Dienstag hat er wieder seine schlechte Phase. Gestern habe ich ihm dann gesagt, dass es so nicht weiter gehen kann... Er sagt, dass er halt so ist und immer so war und dass er es nicht einsieht, dass er sich immer ändern muss. Seine Mutter hatte ihm das früher auch schon immer gesagt. Dann sagte er, weil er den größten Teil der Miete bezahle, denkt er sich, ich müsse das schon Mal aushalten.
Richtige Einsicht hat er nicht gezeigt, da er sich noch in seiner schlechten Phase befindet. Es kann sein, dass heute plötzlich wieder alles gut ist..
Aber auf Dauer halte ich das nicht aus..
Was kann die Ursache für dieses Verhalten sein? Kann er es irgendwie in der Griff bekommen?

Forums-Gruftie 531 Germany W, 39

Hallo Chrisini,

Quote:

Kann er es irgendwie in der Griff bekommen?

Die Frage ist wohl eher so zu stellen:

Will er das überhaupt in den Griff kriegen, wenn er es könnte?

Denn:

Quote:

Dann sagte er, weil er den größten Teil der Miete bezahle, denkt er sich, ich müsse das schon Mal aushalten.

Ups! Liebe ist das aber nicht, hm? Das ist kühle Berechnung...

Also ich finde das sehr bedenklich und frage mich, was Dich an so einen Mann bindet? Du lebst in einer ziemlich chaotischen Situation, die Dich sicher sehr viel Kraft kostet und auch leidvoll ist. Und voller Angst?

Die Frage scheint wohl für Dich auch zu sein, ob sein Verhalten mit dem Drogenkonsum im Kontext steht.
Das ist sicher einerseits so, andererseits gibt es auch Persönlichkeiten, die sind so wie Dein Freund und konsumieren wegen ihrer inneren Leere und Unausgreiftheit Drogen um das Leben besser auszuhalten.

Also aufpassen! Das wird dann auch immer schlimmer, je mehr Du es mit Dir machen läßt!

Wie alt ist denn Dein Freund?

Ich empfehle: Wege aus der Abhängigkeit ( Destruktive Beziehungen überwinden) von Heinz-Peter Röhr

Liebe Grüße
Williams

Helferlein 90 München, Bayern W, 29

ich glaube, dein freund leidet unter depressionen oder zumindest depressiven verstimmungen. ich bin selbst davon betroffen.

ich kenne das selbst, habe depressionen und habe oft abends gegrübelt und auch tagsüber immer nur den kopf von einem thema voll gehabt.

habe bis vor paar wochen auch gekifft, weil ich die leere und die angst vorm nicht schlafenkönnen wg. grübelns und innerer unzufriedenheit nicht ausgehalten habe/ wollte. nicht einschlafen konnte, den alltag nicht mehr geschafft hatte, immer unzufriedener mit mir selbst wurde usw. ein teufelskreis.

vll sollte er mal darüber nachdenken- und am besten nicht nur nachdenken, sondern handeln-, ob er nicht mal zu nem psychologen gehen will bzw die umstände in seinem leben, die ihn unzufrieden machen aktiv anpacken will.

weil ich vor 1 monat "erwischt" wurde, habe ich nun aufgehört zu kiffen (was ich sowieso wollte, denn ich habe letztes jahr ne therapie gemacht und mein leben wieder in den griff bekommen- das kiffen war der letzte punkt auf der tagesordnung, der noch offen war) und fühle mich schon besser- ausser die nächte: man träumt wieder und zwar sehr intensiv. dazu kommt die belastung der rechtl. konsequenzen, was bei mir zu alpträumen führt. ich hoffe aber, dass ich das auch bald in den griff bekomme. kann nur sagen, ich bin wesentlich fitter, besser drauf und ausgeglichener.

ich habe aber auch einige umstellugen im leben gemacht: z.b. treibe ich wieder regelmäßig sport und habe einen geregelten tagesablauf. ich habe garkeine zeit mehr, zum grübeln und schmarrn machen und abends bin ich totmüde. und zufrieden mit mir, weil ich wieder meine verpflichtungen erledige und stolz auf mich sein kann. seitdem komme ich auch wieder besser mit meinem freund klar, der mich sehr unterstützt und auch schon einige ungerechtigkeiten aushalten musste, der arme!!! ich bin sehr dankbar, dass er da ist.

vll sind da paar anstöße für euch dabei. viuel erfolg!

p.s.: ist doch meistens so: wenn jmd unzufrieden mit sich selbst ist, macht er auch andere blöd an.

neu an Bord! 2 Hessen W, 19

Mein Freund ist 26 Jahre alt und ich bin 19. Er hatte mir auch früher immer gesagt, dass er wegen seiner Unzufriedenheit kifft.
Auf die Forderung einfach mal zum Arzt zu gehen, reagiert er negativ. Er sagt sich, er ist einfach so, war immer so und bleibt so. Das läge in der Familie... Er kann mit Misserfolgen oder Problemen überhauptnicht umgehen.
Dazu kommt ja noch, dass er früher Hyperaktiv war und eine Schilddrüsenüberfunktion hat.
Da wir noch am renovieren sind, ist das Geld sehr knapp. Aus dem Grund redet er auch immer so viel davon. Ständig muss ich mir Vorwürfe anhören, weil er die Miete bezahlen muss. Dabei trage ich meinen Teil mit Essen & Trinken bei. Außerdem habe ich noch täglich 60 km Arbeitsweg.
Mein Freund wurde vor 6 Monaten auch erwischt. Nun ist sein Führerschein für 3 Monate weg, muss 800 € Strafe bezahlen und er muss wahrscheinlich noch zur MPU...

Forums-Gruftie 531 Germany W, 39

Dir muß eines klar sein, nämlich das er nicht ohne Einsicht in seine eigene Problematik eine Änderung anstreben wird oder kann.
Darauf wirst Du auch nicht Einfluss nehmen können, denn dazu müßte er in Dir eine Respektsperson sehen und das tut er definitiv nicht!
Du bist für ihn nicht besonders viel wert, weil er sich selbst auch nicht schätzt.

Die Abwertung "das ist familiär bedingt", hört sich an wie ein unabwendbares Schicksal. Und das kann psychologisch durchaus stimmen, es gibt eine psychologische Vererbung von Problemen. Siehe das Beispiel das ehemals geschlagene Kinder selbst auch oft schlagen.
"Gelernt ist halt gelernt!"

Es ist wichtig das Du ihn nicht meinst retten zu können- das ist ein irrer Trugschluss, der Dich letztlich mit in seinen Abgrund reißt!

Er hat viele Probleme, schaut aber nicht hin.
Leidensdruck wird mit Drogen gemildert.
Oder indem er sich an Dir abreagiert. Evil or Very Mad

Das ist nicht gut und auch nicht richtig!

Meiner Meinung nach, hat diese Beziehung nix mit Liebe zu tun.
Sondern mit Rollen aus der Kindheit.
Frag Dich mal, ob Du das nicht schon irgendwo erlebt hast-
Du funktionierst für jemand anderen, zerbrichst Dir Deinen Kopf für jemand anderen und ignorierst dabei Deine wirklichen Gefühle indem Du zum Beispiel angedrohte Schläge als unwahrscheinlich relativierst.
Dabei ist das wohl schon das absolute AUS!

Da ist alles an Respekt flöten gegangen und Du wanderst auf eine Steilklippe im Sturmwind entlang!
Wenn Du Glück hast, wanderst Du da noch in 10 Jahren, aber wieviel Kraft wird Dich das "nicht Anstürtzen" dann gekostet haben? Du kämpfst 24h am Tag gegen den Wind, obwohl es doch ein Ort sein sollte, wo Du Vertrauen kannst und Dich wohl fühlen solltest- in Deiner intimsten Beziehung.
Oder fühlst Du Dich wohl?

Ich glaube nicht, da Du hier schreibst.
Dein Freund hat keine zwei Gesichter- diese Formulierung ist eine Beschönigung und eine Projektion Deines Wunsches von ihm und wie Du ihn gerne sehen möchtest!
Die Wahrheit ist genau das, was Du jetzt erlebst.

Er ist nicht gerade nur so, weil... nein! Er ist, wie er ist!

Er ist ein unreifer und uneinsichtiger Suchtmittel mißbrauchender launischer und liebloser Mann, der obendrein noch geizig zu sein scheint und die Verantwortung ablehnt, für seine jüngere Freundin mitzusorgen.
Glaubst Du es wird mit den Jahren besser?
Das er Dir keine Vorwürfe macht?
Das er Dir nicht unter die Nase reibt, dass er soviel zu zahlen hat, weil er Dich an der Backe hat?

Indirekt gibt er Dir doch zu verstehen, das Du ihn störst und auch das Du ein Mensch zweiter Klasse bist!
Denn Du hast seine Launen auszuhalten, da er Dich ja dafür bezahlt! Shocked

Ich denke Du bist mehr wert,
als ein Fußabstreifer gegen Unterkunft zu sein!

Vielleicht entspricht aber die Behandlung, die er Dir zu Teil werden läßt, Deinem inneren Bild von Dir-
also das Du Dich selbst nicht wertvoll findest?
Da kann ich Dir nur empfehlen, Dich selbst nicht zu überfordern, indem Du meinst Du mußt das alles aushalten!
Der Schuß geht garantiert nach hinten los, denn Du läufst auf diese Weise eben ständig auf einer gefährlichen Kante am Abgrund- im Sturm, der Richtung Abgrund weht!
Das frißt Dir die Selbstachtung weg und kostet unendlich viel Kraft!
Wenn Du Dich schlecht behandeln läßt, dann gibst Du ihm recht und das fühlst Du dann als Schwächung Deiner Persönlichkeit.
Du wirst irgendwann gar nicht mehr an Dich selbst glauben können, da Du ständig von ihm die schlechte Spiegelung bekommst.
Wenn jemand zu Dir hundert X sagt, das Du ein Schussel bist, dann fällt Dir irgendwann ein Glas runter, weil Du nervös bist- und prompt bestätigt sich die Aussage. Selbsterfüllende Prophezeihung- hast Du sicher schon mal gehört!

Du bist mehr wert, Du bist es wert, geliebt zu werden.
Du bist es auch wert, ein gutes Lebensgefühl zu haben und Dich nicht nur geduldet zu fühlen.

Liebe Grüße
Williams

Helferlein 90 München, Bayern W, 29

"Vielleicht entspricht aber die Behandlung, die er Dir zu Teil werden läßt, Deinem inneren Bild von Dir-
also das Du Dich selbst nicht wertvoll findest?" (Zitat Williams)

Ja, das stimmt absolut!!! Sieh es doch mal so: wenn einer Deiner Freundinnen oder einem Freund so etwas wie Dir widerfahren würde, dann fändest Du das ungerecht und würdest ihr/ ihm helfen wollen. Wieso versuchst Du jedem zu helfen- nur Dir selbst nicht? Wieso siehst Du Deinen eigenen Wert nicht?
Tu etwas für Dein Selbstbewusstsein, Dein Selbstwertgefühl! Mache Dinge, die Dir Spaß machen, verbringe Zeit mit Leuten, die Dich mögen, Dich respektieren und Dir auch sagen, wie lieb und toll usw Du bist!

Wie kommt er überhaupt dazu, DIR die Schuld daran zu geben, dass er zu wenig Geld hat? Hätte er mal seine Kohle nicht für Drogen ausgegeben, dann hätte er jetzt einen Batzen angespart, dann müsste er jetzt keine Bußgelder, MPU und Gutachten etc. zahlen!

Ja, es ist möglich, die Neigung zu Depressionen usw zu erben, aber man ist dem nicht hilflos ausgeliefert. Wenn man will, dann kann man auch!

Bitte verharmlose nicht seine Aussage, dass er Dich schlagen wird! Es ist ein schleichender Prozess und wenn der Respekt vor Dir erstmal komplett flöten gegangen ist, dann wird er auch zuschlagen! Alleine, dass Schlagen eine Option für ihn ist, dass er überhaupt auf diesen Gedanken kommt, ist unverzeihlich! Wer bitte ist er denn, dass er Dich schlagen darf??? Hallo???

Vll solltest Du selbst mal über Dich nachdenken und weniger über ihn. Willst Du denn eigentlich noch bei ihm sein? Liebst Du ihn denn oder ist es eine Abhängigkeit- nach vermeintlicher Liebe, ein Hungern nach Liebe? Ich meine das überhaupt garnicht böse, aber ich kenne diese Problematik. Ich kann zu Deinem Problem wohl ne Menge sagen und da schliesst sich dann der Kreis- in Kurzform:

Ich hatte mal nen Freund, der mich schlecht behandelt hatte, wie ein lästiges Ding, das man nur zum Putzen und zum F... braucht. Wenn er etwas brauchte, war er unheimlich lieb, aber sobald es nicht nach seiner Nase ging, wurde er böse- ich dachte auch, er hätte 2 Gesichter. Er hat mich zum Schluss auch geschlagen. Das ganze ging über Jahre, die Schläge waren der krönende Abschluss. Und auch da konnte ich mich nicht sofort von ihm trennen, denn ich habe diese "2Gesichter" nicht zusammengebracht, nicht sehen wollen, dass er so ist, wie er ist: böse oder krank. Oder beides?
Den einen habe ich abgöttisch geliebt, den anderen gehasst. Aber ich konnte nicht ohne den, den ich liebte, leben- bildete ich mir ein. Ich begann, Drogen zu nehmen, um abends einschlafen zu können, um nicht den Schmerz zu fühlen, der besonders schlimm wurde, wenn es dunkel wurde.
Ich ging nachlanger Überwindung in Psychotherapie, weil ich depressiv wurde und keinen Ausweg mehr sah. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich immer noch, wir hätten eine Chance, wir könnte es doch noch irgendwie schaffen. Die Therapeutin hatte mir nie nahegelegt, mich von ihm zu trennen (sie wusste wohl, dass ich mich dannj versperren würde). Sie stärkte mein Selbstwertgefühl und ich fühlte langsam wieder, dass ich es wert bin, geliebt zu werden und respektvoll behandelt zu werden. Ich weiß noch, in einer Sitzung sollte ich einfach nur in mich hineinfühlen und mich einfach mal "liebhaben"- da brach ich so in Tränen aus!

Fortsetzung folgt...

Helferlein 90 München, Bayern W, 29

Nach und nach löste ich mich emotional immer mehr von meinem Freund (ohne, dass mir das wirklich bewusst war) und irgendwann bei einem Streit, ging ich und kam nie wieder zurück. Er lief mir auch nicht hinterher, denn er dachte wohl, ich käme eh wieder angekrochen und er müsste nur warten- wie immer. Als er aber realisierte, dass ich diesmal nicht ankomme und alles sachlich lösen wolle, da kam er- aber es war zu spät und ich war endlich frei!

Die Depressionen waren noch ne Zeit sehr stark und ich litt wie ein Hund, aber ich wollte dennoch nicht zurückkehren. Das ist jetzt ca. 1,5 Jahre her. Das Kiffen war das Letzte, was ich noch aus dieser Zeit mit mir rumschleppte (denn die Nächte waren immer noch schlimm) und das löst sich ja jetzt auch- zwar gezwungenermaßen, aber mir geht es gut damit.

Ich hoffe, Du kannst aus meiner Geschichte ein wenig für Dich herausziehen und ich hoffe, Dir ein paar Anstösse geben zu können.

Ich habe von ihm ständig gehört, ich sei dumm, ich sei unfähig, hätte nen fetten Hintern und sei nicht lieb noch dazu... Irgendwann habe ich das selbst geglaubt- ich hatte auch kaum noch Kontakt zu anderen Menschen.
Seit ich wieder unter Leuten bin, bekomme ich soviel Bestätigung. Ich hätte das nie für möglich gehalten, hatte ein total verzerrtes Selbstbild. Jetzt eiß ich wieder, dass ich fantastisch aussehe, dass ich klug bin und lieb und es genug Menschen gibt, die es zu schätzen wissen, wenn ich mir Zeit für sie nehme!

Du brauchst keinen Gefühlsräuber!

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