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Kimba07
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Post Sun, 16.Sep.07, 16:08      Gefahr des Burnout - ab wann ist eine Therapie nötig? Reply with quoteBack to top

Hallo,

auch ich habe Probleme bei der Arbeit, die ich jetzt noch nicht wirklich als Burnout bezeichnen würde (allenfalls eine Vorstufe). Da ich aber nicht möchte, dass es schlimmer wird und ich evtl. in diesem Beruf später gar nicht mehr arbeiten kann, würde mich interessieren, ab wann so eine Psychotherapie denn angebracht wäre.

Kurz zu meinen Problemen: Ich mache gerade eine Ausbildung zur Krankenschwester (bzw. "Gesundheits- und Krankenpflegerin") und die Arbeit mit den Patienten bereitet mir sehr viel Freude. Quasi wär alles gut, wären da nicht noch die "bösen Krankenschwestern" und ein unmenschlicher Personalschlüssel. Ich gerate auf Station von einem Konflikt in den nächsten; meistens geht es dabei um unterschiedliche Moral- und Wertvorstellungen (Ist es z.B. wichtiger, der weinenden Patientin zuzuhören oder den Spülraum sauber zu machen?).

Da wir eine in meinen Augen sehr gute und unterstützende Schulleitung haben, die uns in jedweder Hinsicht bei solchen Problemen den Rücken deckt und ich bis dato über sehr effektive Stressbewältigungsstrategien verfügte, habe ich lange Zeit mit der rauen Stationsatmosphäre leben können.

Neben Gesprächen mit Freunden stellte dabei mein Hauptmechanismus der Sport dar: Wenn ich zuviel Stress hatte, bin ich einfach eine Runde Joggen gegangen oder habe mein Kampfsporttraining intensiviert, das früher mein halber Lebensinhalt war. Nun hat sich durch die hohe körperliche Belastung auf Station ebenso wie durch sehr intensives sportliches Training eine Fehlstellung meiner Füße derart verschlimmert, dass ich durch ständige Nervenkompression, Sehnenscheid- und Nervenentzündungen bei jedem Schritt Schmerzen habe.

Durch diese Problematik werden mir nicht nur der Stationsablauf erschwert (bei dem es nicht selten vorkommt, dass man innerhalb einer Schicht nicht einmal fünf Minuten zum Sitzen kommt) und die Nächte schlaflos, sondern mir wird auch die Möglichkeit zum Trainieren genommen... Sad

Das geht jetzt seit einer ganzen Weile so und mittlerweile merke ich deutlich, dass ich immer müder werde und (in meinen Augen) herzlosen Schwestern gegenüber immer unverschämter und zynischer, was das Stationsklima auch nicht unbedingt bessert...
Auch, wenn ich weiterhin ein sehr positives Bild von den Patienten habe und diese auch mit entsprechendem Engagement pflege, passieren mir immer häufiger Flüchtigkeitsfehler - Konzentration fällt mir immer schwerer!

Bis zu meinem Examen müsste ich noch ein Jahr durchhalten (zwei hab ich ja schon Laughing ) und danach würde ich ohnehin Medizin studieren und nur nebenbei als Krankenschwester arbeiten wollen.

Sollte ich dafür eine Therapie anfangen? Einmal abgesehen davon, dass die Hemmschwelle, einen Psychotherapeuten aufzusuchen, doch recht groß ist, will ich den ja auch nicht mit Lappalien langweilen. Auf der anderen Seite möchte ich aber auch nicht, dass ich später nicht mehr als Ärztin arbeiten kann, weil mir beim Betreten eines Krankenhauses immer schon übel würde und weil der tiefe Hass einigen Krankenschwestern gegenüber eine gute Teamarbeit behindern würde.

Ich würde mich riesig freuen, wenn jemand einen Tipp für mich hätte und sorry, dass der Text doch recht lang geraten ist Embarassed

Liebe Grüße
Kimba07
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Post Mon, 17.Sep.07, 11:00      Re: Gefahr des Burnout - ab wann ist eine Therapie nöti Reply with quoteBack to top

Moin Kimba,

ich finde es schwierig, dir so als Forumsschreiberin einen Rat zu geben in die Richtung Therapie ja oder nein. Sind es "nur" die stressige Atmosphäre im KH (wo kaum Zeit ist, sich um weinende Patienten zu kümmern - obwohl das doch eigentlich eine wichtige Tätigkeit von Krankenschwestern sein sollte), die Kollegen und die unmenschlichen Arbeitszeiten, dann klingt das für mich eher nach äusseren Faktoren, die du mit einer Therapie kaum beseitigen kannst. Vielleicht würde etwas Stressmanagement helfen - oder du bekommst mit der Zeit eine etwas lässigere Einstellung zu der ganzen Geschichte. Du bist ja schliesslich erst sein relativ kurzer Zeit dort. Die Älteren, die schon xx Jahre Erfahrungen damit haben, sehen alles sicherlich gelassener.

Könnten da allerdings auch tiefere Dinge hinter stecken, dann könnte eine Therapie helfen. Ich selbst habe zur Zeit z.B. auch Burnout Symptome, die meine Arbeitsfähigkeit zeitweilig ganz schön einschränken: Herz klopft bis zum Hals, mir ist übel, ich kann nichts essen, Bauchweh, Schwindel, Sehstörungen, Einschlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, Blackout. Ich bin Unternehmerin und dabei, einige wichtige Reporte zu schreiben ... und noch ein paar Sachen mehr. Dafür gibt es eine Deadline, die bedrohlich nahe ist. Ich bin schon seit einiger Zeit in Therapie (ursprünglich wegen Depressionen) und im Rahme der Thera kommt eigentlich ganz gut raus, warum ich so gestresst bin: Ich verlange zu viel von mir. Ich will alles nicht 100%ig, sondern 150%ig machen. Ich habe angst, dass ich nicht gut genug bin. Ich habe angst, nicht rechtzeitig fertig zu werden. Hinter dem Ganzen stecken Ängste, von anderen nicht angenommen, respektiert zu werden. Auch gewisse Mängel in meinem Selbstbewusstsein - eigentlich gäbe es keinen Grund, warum ich das alles nicht schaffen sollte - doch irgendwie glaube ich nicht richtig an mich.
Usw.

Hoffe, dir hilft das ein wenig weiter Wink

LG, Nachtvogel
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Post Mon, 17.Sep.07, 15:37      Re: Gefahr des Burnout - ab wann ist eine Therapie nöti Reply with quoteBack to top

Hallo Kimba,

Wie meine Vorrednerin schon schrieb, in diesem Forum wird dir niemand einen seriösen Rat geben können, ob eine Psychotherapie schon zwingend notwendig ist. Schaden kann sie natürlich nie und gleichsam wäre es besser schon frühzeitig Burnout Gegenstrategien zu treffen, anstatt zu warten bis es so schlimm wird, das sich die Frage Therapie "Ja oder Nein" gar nicht mehr stellt.
Wie du eben richtig geschrieben hast, beim Burnout gibt es (Vor)stufen, Burnout verläuft in verschiedenen Phasen und kann in den Anfangsstufen noch selbst abgefangen werden - falls passende Maßnahmen getroffen werden. Passiert das nicht, oder wird das Burnout nicht als solches erkannt, verschlimmert sich der Zustand der betroffenen Person zunehmends - schlimmstenfalls bis zur totalen geistigen, körperlichen und emotionalen Erschöpfung.

Empfehlen möchte ich dir, schon jetzt Strategien zu finden um einer möglichen Verschlimmerung deiner Symptomatik vorzubeugen.

Wie schaut es aus in der Arbeit mit Supervision aus, wird sowas angeboten? Noch beser eine Burnout Beratung hast du dich da schon mal erkundigt ob es da ein Angebot gibt. Manche Krankenhäuser bieten sowas an, meist extern oft sogar anonym.

D.h. Möglichkeiten auch abseits der Psychotherapie gibt es genug, machen solltest du unbedingt was. Denn speziell das zunehmend zynische Reagieren auf Kollegen ist (meist) ein Indikator eines schon höheren Burnoutstadium, ebenso die gehäuften Flüchtigkeitsfehler.

Eine Abklärung möchte ich dir daher dringend empfehlen. Hab dir hier noch einen Artikel rausgesucht.

LG, comus

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Post Tue, 18.Sep.07, 18:48      Re: Gefahr des Burnout - ab wann ist eine Therapie nötig? Reply with quoteBack to top

Hallo,

erstmal tausend Dank für Eure Antworten, die Tipps und den Link! Smile

Also, wenn ich Euch richtig verstanden habe, denkt Ihr schon, dass ich etwas machen sollte - ob das nun eine Psychotherapie ist, sei erst mal dahingestellt. Zumal glaube ich nicht, dass es lediglich die äußeren Bedingungen sind, die mich stören. Es sind vor allem die Einstellungen der anderen Schwestern und der daraus resultierende Kampf gegen die Windmühlen... das Gefühl der eigenen Machtlosigkeit gegenüber solchen Meinungen. Und da sie mir rangmäßig übergeordnet sind, kommt es ständig zu Konflikten, weil ich meine Aufgaben eben ganz anders gewichte, als sie es zun. Einige wenige Male habe ich mich auch schon dabei ertappt, dass ich resigniert habe und einfach das getan habe, was die Schwestern von mir verlangt haben - ich habe mich danach gehasst!!! Ich kann also entweder Streit mit den Stationen haben oder mit mir selbst...

Supervision wird nur stationsintern angeboten, z.B. auf unserer Brustkrebsstation, aber nicht speziell für Schüler. Wir hatten einmal das Angebot einer geführten Intervision, das allerdings mangels Vertrauen in unserem Kurs abgelehnt wurde. Von solchen Kursen oder Beratungsstellen habe ich bislang noch nichts gehört, ich werd mich aber auf jeden Fall mal erkundigen!

...Ansonsten werd ich wohl doch nicht um eine Therapie herumkommen ... weil ... Bewältigungsstrategien fehlen mir im Moment merklich. Diesbezüglich bin ich leider auch mit meiner Kreativität am Ende. Zudem sprechen viele meiner Persönlichkeitsmerkmale für ein hohes Burnout-Risiko. So bin ich z.B. auch über die Maße perfektionistisch und auch mein Selbstbewusstsein kennt seine Grenzen...
Und wenn ich mir so durchlese, was Du (Nachtvogel) noch für Symptome hast, halte ich es nicht für erstrebenswert, es bis "zum Ende" kommen zu lassen.
Diesbezüglich wünsche ich Dir gute Besserung,

liebe Grüße
Kimba
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Post Tue, 18.Sep.07, 20:11      Re: Gefahr des Burnout - ab wann ist eine Therapie nöti Reply with quoteBack to top

Hallo Kimba,

Ja, unbedingt solltest du schon jetzt was machen, je früher das passiert, desto leichter kommst du da wieder raus. Ich vergleiche es mal mit den Zähnen, am Besten ist es die Zähne zu pflegen und regelmäßig zur Kontrolle zu gehen, schlechter zu warten bis Schmerzen da sind, noch schlechter das aufzuschieben bis der Zahn kaputt ist.

In diesem Sinne achte auf deine Psychohygiene und mach was, es macht sich bezahlt. ok

LG, comus

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