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Flammenlicht
neu an Bord!


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W, 27
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Thu, 25.Sep.03, 20:26 Wie wird man unsensibel? |
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Hallo!
Ich heiße Michaela und bin furchtbar sensibel.
Dh. Ich versuche zu jedem nett zu sein, schimpfe mit meinem Umfeld nicht.
Mache mir ständig gedanken, was andere denken und es verursacht mir Magenkrämpfe wenn Ich das Gefühl habe, jemand findet mich nicht sympatisch, ist sauer auf mich oder zieht über mich her.
Das muß noch nicht mal so sein, sondern ich bilde mir manches auch nur mit meinen negativen Gedanken ein.
Wenn ein Arbeitskollege mich krtisiert.
Schlucke Ich immer nur stadt kontra zu geben.
Es versaut mir den ganzen Tag, weil das grummeln im Bauch mich täglich quält.
Dabei versuche Ich nur auf jeden Menschen rücksicht zu nehmen und meine eigenen Wünsche anzupassen.
Doch wenn das so weiter geht, gehe ich daran kaputt, weil die unzufriedenheit mich zerfrißt.
Sind sensible Menschen nicht eigentlich die charakterlich besseren Menschen?
Ist unzufriedenheit nicht einfach nur ein Gefühl das zeigt, das man nicht perfekt ist und man an sich arbeiten muß, um das Gefühl in Glück umzuwandeln?
Ist es möglich unsensibel zu werden?
Kann man es erlernen und wenn Ja, wie?
Muß Ich mich immer an andere anpassen, da sensiblität angeboren ist?
Warum sind manche Menschen so sensibel und wie kommt man da wieder raus?
Wie erreiche Ich es, das andere sich mir anpassen.
Wenn man versucht so freundlich wie möglich zu sein und das bestraft wird.
Wie unhöflich muß man denn sein, das man belohnt wird?
Liebe Grüße die Unsichere!
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Sparkle
[nicht mehr wegzudenken]
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1277
München M, 24
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Thu, 25.Sep.03, 21:53 Re: Wie wird man unsensibel? |
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Hallo Michaela!
Ich möchte auf einige deiner Statements und Fragen antworten, weil dein Problem in gewisser (abgeschwächter) Weise auch mal meines war.
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Dh. Ich versuche zu jedem nett zu sein, schimpfe mit meinem Umfeld nicht.
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Du musst auch bedenken: Wie sollen sie jemals erfahren, dass dir ihr Handeln missfällt, wenn du sie nicht schimpfst? Dass dir etwas nicht passt, wenn du immer nett tust, aber doch gerne was andres getan hättest? Denk auch mal an dich, es wird dir keiner übelnehmen.
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Mache mir ständig gedanken, was andere denken
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Die mache ich mir auch, u.a. bin ich auch deswegen hier, ist eine der interessantesten Sachen, die diese Welt bietet.
Ich denke aber, du meinst es etwas anders. Du sorgst dich, was sie über dich denken, und machst dich von ihrem vermeintlichen Urteil abhängig. Dieses Urteil liest du aus ihrem Verhalten dir gegenüber oder auch ihrer bloßen Körperhaltung oder dem Gesprächston heraus. Du suchst förmlich nach Anhaltspunkten, die dich schließlich zum Urteil führen.
| Quote: | Wenn ein Arbeitskollege mich krtisiert.
Schlucke Ich immer nur stadt kontra zu geben.
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Wenn es berechtigt ist, kannst du dich ruhig für die Kritik bedanken oder ihm deine zusätzlich richtige Variante erklären. Es geht ja um die Verbesserung aller (bei konstruktiver Kritik, versteht sich), nicht um das Niedermachen einer Person. Wenn du allerdings das Gefühl hast, andere wollen sich an dir profilieren oder dich mobben, dann musst du wirklich den Mund aufmachen und denjenigen zur Rede stellen. Wäge ab, ob du entweder sagst, dass dir sein Verhalten / seine Worte weh tun oder ihn mit passenden Worten zurechtweist.
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Es versaut mir den ganzen Tag, weil das grummeln im Bauch mich täglich quält.
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Du kannst davon Magengeschwüre bekommen, mit denen nicht mehr zu spaßen ist. Im Sinne deiner eigenen Gesundheit, die dir hoffentlich sehr am Herzen liegt, solltest du also aufstehen und Rückgrat zeigen. Du bist nicht minderwertiger und schlechter als die andren, sondern mindestens gleichwertig, mach dir das klar.
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Dabei versuche Ich nur auf jeden Menschen rücksicht zu nehmen und meine eigenen Wünsche anzupassen.
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Dicker Fehler im Konzept. Das tust du nur dann, wenn die andere Person gleiches tut, was wohl nur bei einem Partner oder einer guten FreundIn der Fall sein wird. Beim Rest führst du dir das Sprichwort "Undank ist der Welten Lohn" vor Augen, denn im Alltag wird dir nichts geschenkt, also verschenkst du auch nicht deine wirklich wertvolle Energie an Leute, die dich im Gegenzug nur treten, sondern hebst sie dir für die Menschen auf, die dir am Herzen liegen.
Wünsche anzupassen ist zwar sehr freundlich von dir, führt aber leider dazu, dass deine eigenen Wünsche keine Aufmerksamkeit mehr finden. Wenn du etwas willst, dann raus damit. Ich weiß, das klingt nach einer unüberwindlichen Hürde, weil man denkt, alle würden dann auf dich einknüppeln, wenn du mal was gegen den allgemeinen Tenor sagst. Mach trotzdem weiter und wenn's sein muss, probier ruhig mal aus, ein wenig exzentrisch zu sein. Du wirst nicht zum "Arschloch" degenerieren, da bin ich mir sicher
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Doch wenn das so weiter geht, gehe ich daran kaputt, weil die unzufriedenheit mich zerfrißt.
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Du hast es schon selbst erkannt: Es kann so nicht weitergehen. Anstatt deine ehrenvollen Taten zu würdigen, drückt man dich nur tiefer in den Dreck.
Allerdings wundert mich hier in dem Zusammenhang das Wort Unzufriedenheit. Liegt sie daran, dass du schon vollends erkannt hast, dass du die falsche Einstellung im Alltag hast oder daran, dass du so hemmungslos ausgenützt wirst oder dass du nicht die Anerkennung erfährst, die du deiner Meinung nach verdienst?
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Sind sensible Menschen nicht eigentlich die charakterlich besseren Menschen?
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Ja und Nein. "Besser" ist in dem Fall reine Interpretationssache. In meinen Augen ist deine Einstellung auf jeden Fall sehr viel besser als die ausnützende parasitäre Verhaltensweise einiger Mitbürger. Lebenstüchtig macht sie nur leider nicht, wenn man in einem "normalen" Umfeld zurecht kommen muss.
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Sparkle
[nicht mehr wegzudenken]
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1277
München M, 24
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Thu, 25.Sep.03, 21:56 Re: Wie wird man unsensibel? |
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Ist unzufriedenheit nicht einfach nur ein Gefühl das zeigt, das man nicht perfekt ist und man an sich arbeiten muß, um das Gefühl in Glück umzuwandeln?
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Nein. Zweifellos musst du an dir arbeiten, jedoch nicht mit dem Grund, weil du schlecht bist, sondern weil es um bessere Lebensfähigkeit und infolgedessen bessere Gesundheit und mehr Zufriedenheit geht.
Unzufriedenheit besitzt jeder Mensch, sie ist Triebfeder unseres Handelns, ohne sie verfallen wir in totale Trägheit. Die Suche nach Glück und Zufriedenheit bestimmt unser ganzes Leben und ist in dem Sinne nicht ein Endprodukt erfolgreichen Handelns, sondern ein Ziel, dass man temporär, aber nicht schlussendlich erreichen kann.
Deswegen nimm die Phasen der Unzufriedenheit als gegeben hin und erfreue dich an den Phasen, wo du zufrieden bist. Nehm auch alltägliche Dinge wie Vogelsingen, Sonnenschein, ein Lachen einer unbekannten Person in deine Richtung, u.v.a. als Anlass, dich in dem Moment glücklich zu fühlen und leite als solchen Ereignissen eine fortdauernde Motivation und ein angenehmes Gefühl ab. Nach und nach verbesserst du neben dieser grundlegenden Basis deine eigene Einstellung soweit, dass du sie mit dir selbst vereinbaren kannst und in deinem Umfeld besser zurande kommst.
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Ist es möglich unsensibel zu werden?
Kann man es erlernen und wenn Ja, wie?
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Das Ergebnis meines eigenen Feldversuches lautet: Nein. Aber man kann die Sensibilität auf ein erträgliches Maß zurückschrauben und sie wird trotzdem nicht verkrüppelt und ist somit in einigen Situationen, wo man sich über sie freut, trotzdem nutzbar.
Erlernen, hmmm, schwer zu sagen. Ich bin über einen völlig andren Absatz an das Thema geraten und mich dann erst selbst erkannt, aber versuch mal folgenden Weg:
1. Lern, dich selbst zu mögen und das annähernd 100%
2. Freu dich an den vielen kleinen schönen Dingen
3. Probiere neue Dinge (z.B. andre Sportart)
4. Mach alles selbst, was es zu erledigen gibt, aber überlaste dich nicht
5. Erkenne dich selbst - physisch (siehe 1) und psychisch, dein(e) Problem(e) sollte(n) dir voll bewusst sein
...
=> Selbstbewusstsein u.v.m.
Sehr einfach dargestellt natürlich.
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Muß Ich mich immer an andere anpassen, da sensiblität angeboren ist?
Warum sind manche Menschen so sensibel und wie kommt man da wieder raus?
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Nein, du kannst es soweit drosseln, dass du selbst Herr deiner Handlungen und Entscheidungen bist. Ich halte Sensibilität nicht für einen angeborenen Persönlichkeitsfaktor, allenfalls eine kleine Tendenz in die Richtung halte ich für wahrscheinlich. Das meiste wird jedoch in der Kindheit und Jugend durch Erziehung und äußere Einflüsse auf uns "übertragen". Ein wichtiger Teil des Prozesses ist auch, dass du die Ursachen erkennst, die dich zu dem gemacht haben, was du heute bist, die "Wurzel des Übels" also.
Nimm die Sensibilität nicht als unumstößlich hin. Du kannst dich persönlich weiterentwickeln und wenn du dich dafür entscheidest, kannst du die Kraft deiner Psyche auch dazu nutzen, dich selbst voranzubringen und zu motivieren, statt dich selbst zu demontieren.
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Wie erreiche Ich es, das andere sich mir anpassen.
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Indem du selbstbewusst und überzeugend auftrittst. Ist noch sehr weit entfernt und kommt mit der Zeit automatisch, mach dir mal da keine Gedanken
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Wenn man versucht so freundlich wie möglich zu sein und das bestraft wird.
Wie unhöflich muß man denn sein, das man belohnt wird?
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Erstaunliches Paradoxon, aber es hat was Wahres. Es gibt zahlreiche Schmarotzer und Schnorrer, die genau nach diesem Prinzip arbeiten und damit Erfolg haben. Ich denke aber nicht, dass du deine Gedanken an solche Leute und solche Verhaltensweisen verschwenden solltest, denn es geht ja darum, deine Persönlichkeit weiterzuentwickeln und nicht deinen angenehmen Charakter in die Mülltonne zu werfen.
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Andrasta
Forums-InsiderIn


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Franken W, 42
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Sun, 28.Sep.03, 21:27 Re: Wie wird man unsensibel? |
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Hallo Michaela,
Sparkle hat dir schon einiges gesagt, dem ich auch zustimme.
Mir ging es genauso wie dir, und dieselbe Frage hab ich mir auch immer gestellt. Ich hab mich in der Vergangenheit schon regelrecht "eingemauert", um unempfindlicher zu werden. Versuch das bloß nicht, du hast dann auch die schönen Empfindungen nicht mehr!
Du brauchst nicht unsensibel zu werden, darfst die Aktionen und Reaktionen deiner Mitmenschen nur nicht so persönlich nehmen und dadurch dein Selbstbewußtsein runterziehen zu lassen. Viele haben ihre eigenen Probleme und Komplexe und versuchen das zu überspielen. Nutze deine Sensibilität, um die anderen zu verstehen, aber scheue dich nicht, auch mal ein bißchen härter mit deinen Mitmenschen umzugehen, die meisten vertragen das (besser als du) und du gewinnst dadurch erst ihren Respekt. Manche Menschen fordern einen regelrecht heraus, provozieren, um zu sehen, wer du bist und wenn du nicht klein beigibst, sondern zurück"schlägst" (nicht wörtlich, gell ), halten sie danach fest zu dir und sind beste Freunde, ist mir alles schon passiert.
Es muß dich nicht jeder mögen, das ist sowieso nicht möglich, mach dir nichts daraus. Viele Leute haben einfach nicht so viel Verständnis für andere und nehmen keine Rücksicht, dazu sind sie viel zu sehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt und damit, diese auch vertuschen zu müssen. Daran kannst du nichts ändern, das müssen die selbst für sich tun.
Wichtig ist, daß du dich selbst magst mitsamt deiner Empfindlichkeit und das Gefühl hast, richtig zu handeln. Und mit richtig meine ich eine angemessene Reaktion auf das Verhalten deiner Mitmenschen, dazu gehört auch Kritik, die muß ja nicht verletzend geäußert werden, sondern möglichst sachlich. Andere machen auch Fehler, ist ja nicht weiters schlimm, dafür sind wir Menschen. Du kannst wahrscheinlich aufgrund deiner Sensibilität viel diplomatischer mit Menschen umgehen als andere, lerne das zu nutzen.
Ich hab das auch erst lernen müssen, bei mir kam der Durchbruch mit einem "Schubs ins kalte Wasser", eine Arbeitsstelle, an welcher ein recht rauher Umgangston herrschte, der mich des öfteren zum Weinen brachte. Ich war soweit, daß ich mir sagte: entweder ich kündige oder ich ändere mich. Hätte ja auch schiefgehen können, aber es war wohl der richtige Zeitpunkt, und ich hab es tatsächlich geschafft.
Also hab Geduld mit dir, vertraue dir selbst, du kriegst das schon noch auf die Reihe, du mußt das nicht von heute auf morgen lernen, das geht Schritt für Schritt, und manchmal trittst du eine Zeitlang auf der Stelle, ist auch nicht so tragisch.
Sieh deine Sensibilität nicht als Fluch, sondern als Segen, nehme die vielen kleinen Freuden in dich auf, wie schon Sparkle sagt, und freue dich, daß du auch die positiven und schönen Dinge stärker wahrnimmst, nicht nur die negativen.
Ich wünsche dir, daß du bald in deinem Leben Menschen (eine/r reicht schon ) triffst, die deine Sensibilität erkennen und schätzen können!
Liebe Grüße
Andrasta
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