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Norina
sporadischer Gast


12
NRW W, 33
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Sun, 28.Sep.03, 19:44 Beziehungsprobleme |
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Hallo,
es ist so, daß ich seit fast 8 Jahren mit meinem Lebensgefährten und mit meinen 3 Kindern (sind nicht von ihm) zusammen lebe.
Die Beziehung ist allerdings alles andere als glücklich... zumindest empfinde ich das so. Ich habe schon mit ihm darüber gesprochen, aber er sieht es anders... meint es wäre doch alles in Ordnung und die Probleme würde ich mir selber machen.
Gut... er kümmert sich liebevoll um die Kinder... sogar besser als ich... er bringt mir mal spezielle Süssigkeiten mit... aber es findet so gut wie kein Gespräch mehr statt. Und wenn, dann habe ich ständig das Gefühl, er ist der Überlegene darin. Er schüttet mich mit seinen Argumenten einfach zu... und ich weiss irgendwann nichts mehr darauf zu sagen oder fange an zu weinen.... fühle mich dann häufig ungerecht behandelt... hab das Gefühl, daß er mich nicht versteht, weil er mir meine Empfindungen und Gedanken abspricht.
Ich habe schon des öfteren über eine Trennung nachgedacht, weil ich mich sehr unglücklich in der Beziehung fühle, aber ich schaffe es nicht... wir sind erst vor kurzem in ein Haus (gemietet) umgezogen und seine Familie hat hier doll geholfen beim renovieren... da kann ich doch nicht einfach sagen, ich geh.
Und ich wüsste nicht, wie es finanziell weitergeht... ich habe mir da schon meine Gedanken zu gemacht, aber alles lief nur darauf hinaus, daß ich mehr arbeiten gehen müsste und somit meine Kinder irgendwo vernachlässige. Ich hab einfach nicht die Kraft mich zu trennen... denn als Mensch mag ich ihn... ich will ihm nicht weh tun, aber so kann es doch auch nicht weitergehen!?
Liebe Grüsse
Norina
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darius
Forums-InsiderIn


366
vienna M, 28
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Wed, 01.Oct.03, 16:41 Re: Beziehungsprobleme |
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Nun, du magst ihn eigentlich. Es scheint nur ein Kommunikationsproblem zu sein. Was übrigens das allerhäufigste Prob ist.
Du sagst er ist zu stark für dich und spricht dir deine Gefühle und Gedanken ab. Das heißt du mußt in deinem Standpunkt stärker werden und dein Gefühl lernen durchzusetzen. Wenn es für dich Tatsache ist, daß er leugnet was ist, nämlich deine Empfindungen und Gedanken, dann hast du ihm nicht klar genug gemacht, daß es das doch gibt. Wenn du anfängst zu weinen, gibst du ihm recht, weil du resignierst. Dann mußt du dir die Frage stellen, ob er nicht recht hat, weil du kein Argument mehr hattest.
Ich weiß zwar nicht genau inwiefern er dir Gedanken und Empfindungen abspricht, aber daß du soetwas hast ist zweifellos Tatsache. Und wenn mir einer sagt ich habe nicht, was doch ist, dann sage ich: Doch -> sieh genau hin - Es ist da! Und wenn er mir immer noch nicht glaubt, dann sage ich, wenn das nicht da ist, wie du sagst, dann ginge es mir auch nicht schlecht, richtig? - Tut es aber! Und da es mir schlecht geht, wegen dem, was ist, du es aber nicht anerkennen willst -> verlasse ich dich. Das ist der Beweis dafür, daß da was ist, was du nicht sehen willst.
Wie auch immer.
Wichtig ist, daß man nicht nebeneinander vorbei redet. Meistens streitet man sich über irgendetwas Wesentliches. Dieses Wesentliche ist meistens Anlass für einen Streit. Nun geht der Streit aber nicht um das Wesentliche sodern um irgendwelche Dinge, die von diesem Wesentlichen angestoßen wurden.
Bsp:
Ein altes Ehepaar streitet sich über darüber, welchen Wanderweg sie morgen gehen sollen. Sie machen nämlich jedes letzte Wochenende im Monat einen Ausflug in die Natur. Beide haben sich eine Strecke ausgesucht. Da führt der Großvater das Argument ins Treffen, daß sich die Großmutter schon die letzten drei Male die Route ausgesucht hat. Diese sagt -> Na und? Du machst dir dafür immer die Termine für´s Kartenspielen mit unseren Freunden aus. Stimmt auch nicht, sagt er. Die letzten beiden Male hast du es mit unseren Freunden ausgemacht.
Die Großmutter beginnt zu weinen und gibt auf. Der Großvater sucht den Wanderweg aus.
Wesentlich könnte hier sein, daß es der Großmutter völlig egal ist, wer den Wanderweg aussucht, und es ihr viel wichtiger wäre, daß der Großvater es ihr freiwillig anbietet. Der Großvater nämlich hat eine Macke - Er ist penibel bei allem bis auf´s Blut. Er weiß wann und wo die Großmutter das letzte Mal einen Euro für ein Eis ausgegeben hat. An welchen Tagen sie im Jahr die gemeinsamen Freunde eingeladen hat und wann im vergangenen Jahr sie sich den Wanderweg aussuchen durfte und wann er es getan hat.
Die Großmutter hingegen merkt sich gar nichts. Dafür ist es ihr auch nicht so wichtig wie ihm, daß es immer nach einem gewissen Plan zugeht. Außer ab und zu, wenn das Bedürfnis in ihr aufkeimt -> daß er sich wie ein liebevoller Ehemann benimmt und nicht wie ein Buchhalter, der alles trocken abzählt und am Ende sagt: Ich war 10X dran, du 8x, deswegen bist heute du wieder dran. Gewünscht hätte sie sich von ihm ->
Schatz, ich freue mich mit dir morgen wegzufahren! Wo möchtest du denn hin, hm?
Aber anstatt über das Wesentliche zu reden, nämlich über ihr Gefühl nicht wie eine geliebte Ehefrau behandelt zu werden, sondern wie eine Ziffer in einem dicken verstaubten Buch, bleiben beide auf der oberflächlichen Ebene der Sachargumente hängen. Sie macht den Fehler, nicht das anzusprechen, worum es ihr eigentlich geht, und was er nicht erkennt. Sie bleibt auf seinem Gebiet. Nämlich dem des trockenen und meßbaren Für und Wider. Auf dem Gebiet allerdings, welches natürlich sein Revier ist, hat sie schon von vornherein verloren. Denn es ist sein Spezialgebiet und Altagsrealität. Somit ist es klar, daß sie zum Scheitern verurteilt ist. Und oberflächlich gesehen hat er auch noch recht.
Wesentlich ist aber, daß es darum gar nicht geht. Die beiden reden aneinander vorbei. Sie versucht IHRES in SEINER Realtät zum Ausdruck zu bringen.
Wenn du aber erkennst, um was es bei speziell euch beiden wirklich geht, dann arbeite daran es in deiner Sprache zum Ausdruck zu bringen. Und wenn du es in deiner Sprache formulieren kannst, dann bring es auf einer gemeinsamen Ebene zum Ausdruck - so, daß er dich auch versteht.
Die Kommunikationsprobleme haben wir deswegen, weil wir am Wesentlichen - an dem, was uns wirklich an die Nieren geht immer vorbei reden. Wir halten uns meistens in einem Bereich auf, der nur die äußere Form, nicht aber den Inhalt darstellt.
mfg
darius
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_________________ Alles beginnt und endet am rechten Ort und zur rechten Zeit. |
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