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sternschwester
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Post Tue, 30.Sep.03, 19:08      Diese verdammte Unzufriedenheit! Reply with quoteBack to top

Hi.

Fünf Monate war ich mit meinem Freund zusammen. Anfangs war auch alles in Ordnung, wie das halt anfangs immer so ist.
Ich hab zwar mal erwähnt, dass ich Psychotherapie mache, aber nur am Rande und er hat dann auch nie mehr danach gefragt. Später dann meinte er (als dann Schluss war) er wollte nie so indiskret sein und nachfragen.

Ich hätte mich wahrscheinlich gefreut, wenn er gefragt hätte. Vielleicht hätte ich mich eher getraut zu erzählen. Aber auch da bin ich mir nicht sicher. Egal wem ich bisher erzählt habe, dass ich mich über sechs Jahre (z.T. mehrmals täglich) selbst verletzt habe, die Reaktionen waren immer diesselben: Unverständnis, Angst, Abkehr. Ich wollte nicht wieder verschreckte Blicke sehen, wollte nicht wieder ein "die is ja komisch" spüren, wollte meinen Psycho-Rattenschwanz nicht mehr, wollte einfach mal so sein wie alle anderen auch!
Das Ende vom Lied sieht so aus: wenn man was zu verbergen hat, dann spielt das sehr bald in alle Lebenslagen rein und irgendwann sucht man nur noch nach neuen Fluchtwegen. Und lange macht das keiner mit.

So, das mal als Intro, jetzt zu meinem eigentlichen Problem:
Als ich mit meinem Freund noch zusammen war, da hab ich mich oft gefragt, ob ich wirklich glücklich bin, ob ich ihn wirklich liebe. Ich weiß nicht, woran das lag, aber irgendwie kam es mir vor, dass er mir "zu sicher" war, ich weiß nicht, wie ich's beschreiben soll, ich hab in mir dieses Verliebtheits-Gefühl nicht mehr gespürt.

Er wollte immer (also jedes Wochenende!) auf Konzerte gehen, wo ich mich jedesmal gedrückt hab, ohne die Wahrheit zu sagen, weil ich mich dafür geschämt hab (die Wahrheit ist, dass Konzerte für mich der Horror sind, einfach alles was mit Tanzen, also indirekt mit Körpergefühl zu tun hat, weil ich das nicht kenne, ich hab's nie gelernt, dass das Spass machen kann). Nun, so haben wir uns halt auseinander gelebt. Ich hab mir oft überlegt, ob wir einfach nur eine viel zu unterschiedliche Lebensführung/vorstellung hatten, und dass das der Grund war, dass wir nicht miteinander konnten.

Als die Trennung nicht mehr aufschiebbar war, fand ich das in dem Moment gar nicht so schlimm.
Jetzt ist es einen Monat her und ich erkenne mich selbst nicht mehr. Ich sehe ihn noch ziemlich oft (aber jetzt weil ich das will) und wir verstehen uns ziemlich gut, haben Sex miteinander und ich erwische mich oft dabei, dass ich an ihn denke.

Was ist denn bloß los mit mir?
Als ich mit ihm zusammen war, da wollte ich ihn nicht, und jetzt wo er weg ist (und wahrscheinlich auch nicht mehr wieder kommt) da will ich ihn wiederhaben, das ist doch verrückt, oder?
Nie, aber auch wirklich nie kann ich mit irgendwas zufrieden sein!
Was soll denn das und was kann ich denn tun?

Eine ratlose sternschwester.
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Andrasta
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Post Tue, 30.Sep.03, 21:36      Re: Diese verdammte Unzufriedenheit! Reply with quoteBack to top

sternschwester wrote:
Jetzt ist es einen Monat her und ich erkenne mich selbst nicht mehr. Ich sehe ihn noch ziemlich oft (aber jetzt weil ich das will) und wir verstehen uns ziemlich gut, haben Sex miteinander und ich erwische mich oft dabei, dass ich an ihn denke.

Was ist denn bloß los mit mir?


Hi Sternschwester,

jetzt ist wohl einfach der Erwartungsdruck weg, den eine feste Partnerschaft an dich (und beide) stellt, meinst du nicht?
Jetzt denkst du nicht mehr, das muß so und so sein in einer Beziehung, ich muß das und das fühlen, machen, sagen, von mir und meinem Partner verlangen. Ist doch gar nicht so verrückt, oder?

sternschwester wrote:
und jetzt wo er weg ist (und wahrscheinlich auch nicht mehr wieder kommt) da will ich ihn wiederhaben


Na, ganz weg ist er doch gar nicht, wie es aussieht. Laß es doch mal einfach so weiterlaufen, genieße es, wenn ihr euch trefft, und stell auch an dich selbst keine Erwartungen wie "ich muß jetzt und immer glücklich und zufrieden sein". Versuche, vorerst einen Tag nach dem anderen zu leben, ohne auf eine erträumte Zukunft zu setzen, freue dich an allem, was schön für dich ist, auch an Kleinigkeiten, schau dir selber dabei zu. Laß es zu, wenn du unzufrieden bist, oder traurig, oder sonstwie schlecht drauf.

Versuch nicht, irgendwas tun zu wollen, lass einfach mal. Das Leben, die Dinge, die Situationen geschehen, und lerne darauf zu achten, wann es dir gutgeht, wann und wie dir ein Mensch guttut. Dann wirst du auch irgendwann darauf kommen, was du tun kannst und vor allem WILLST.

"Diese verdammte Unzufriedenheit" ist deine Überschrift - Du bist noch nicht mal mit deiner Unzufriedenheit zufrieden Laughing

Dann kann es ja nur noch besser werden!
Angesichts deiner Vorgeschichte ist mein Eindruck: du hast schon sehr viel erreicht.

Liebe Grüße
Andrasta
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sternschwester
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Post Sat, 04.Oct.03, 12:31      Re: Diese verdammte Unzufriedenheit! Reply with quoteBack to top

Hey Andrasta,

danke für deine Antwort, hat mich sehr aufgebaut!

Ich versuche jetzt wirklich das Positive zu sehen und freue mich (wirklich!) dass es so ist, wie es ist, denn so schlecht ist es doch gar nicht.
Ich denke, es hätte ganz anders auch laufen können. Denn schließlich ist er ja immer noch da, zwar nicht mehr so greifbar, aber immerhin.. grinsend

Auf der anderen Seite weiß ich wirklich nicht, ob das richtig ist, was ich mache. Schließlich bin immer ich es, die hinrennt, ich komme mir blöd vor, als ob ich ihm jetzt nachlaufen würde. Vorher war es das komplette Gegenteil!
Und außerdem habe ich Angst davor, dass ich mich auf was verlasse, was da nicht ist. Was mache ich, wenn er jetzt plötzlich eine neue Freundin hat? Da kann ich ja nichtmal was sagen.
Dann wieder beschleichen mich Gedanken, die eine gewisse Hoffnung durchscheinen lassen. Ich denke mir, würde er mich + meine Anwesenheit nicht wollen, dann würde er mich nicht bereitwillig zur Tür reinlassen, mich einladen oder mir auf meine sms antworten. Auf der anderen Seite könnte er das auch rein aus Mitleid tun, weil es mir in letzter Zeit wirklich nicht gut ging.
Wie finde ich denn die Wahrheit ? verwirrt

sternschwester.
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Andrasta
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Post Sat, 04.Oct.03, 17:02      Re: Diese verdammte Unzufriedenheit! Reply with quoteBack to top

Hi Sternschwester,

sternschwester wrote:
danke für deine Antwort, hat mich sehr aufgebaut!


Freut mich sehr! Very Happy

sternschwester wrote:
Auf der anderen Seite weiß ich wirklich nicht, ob das richtig ist, was ich mache. Schließlich bin immer ich es, die hinrennt, ich komme mir blöd vor, als ob ich ihm jetzt nachlaufen würde.


Wer soll dir denn sagen können, ob das richtig ist? Nur du selbst, mit deinem Kopf und deinem Gefühl, kannst sagen, ob dir das was bringt! Anscheinend fühlst du dich doch momentan wohler damit, als hättest du gar keinen Kontakt mehr. Du willst was von ihm, bekommst was von ihm, warum solltest du dir das nicht aktiv "holen"? Solange du etwas davon hast, kann es dir eigentlich egal sein, wenn andere (oder er) vielleicht meinen, du läufst ihm nach, was heißt das schon. Andere setzen sich vielleicht hin und warten, daß alles zu ihnen kommt (nur weil sie Mädels sind?...) und kriegen gar nichts von dem, was sie eigentlich möchten.
Und außerdem schreibst du, daß er dich auch mal einlädt, warum sollte er das nur aus Mitleid tun, er weiß ja noch nicht mal von deiner Vorgeschichte.

Ich selbst bohre übrigens auch nicht gerne nach und denke mir, wenn mir die Menschen was erzählen wollen, dann werden sie das früher oder später schon tun, wenn sie genug Vertrauen in mich haben, das Verhalten von deinem Freund kann ich also nachvollziehen, es ist nicht unbedingt Desinteresse. Auch wenn es vielleicht nicht immer richtig ist, ich finde das manchmal schwierig zu beurteilen, ich kann ja nicht hellsehen.
Wenn du das Gefühl hast, unbelasteter zu sein, wenn er es nicht weiß, dann belasse es dabei, es ist ja wirklich ein schwieriges Thema, in das man tief einsteigen müßte, das könnte auch nicht jeder so ohne weiteres nachvollziehen.

sternschwester wrote:
Vorher war es das komplette Gegenteil!

Und gerade das hat dir vorher wohl das Gefühl gegeben, daß du gewollt wirst, und hat dir einen Schwung gegeben. Den brauchst du jetzt vielleicht nicht mehr so dringend, du weißt jetzt, daß dich jemand wollen und sich für DICH interessieren kann.

sternschwester wrote:
Und außerdem habe ich Angst davor, dass ich mich auf was verlasse, was da nicht ist. Was mache ich, wenn er jetzt plötzlich eine neue Freundin hat?


Du schmeißt dann auf keinen Fall dein Leben wieder hin, sondern machst weiter!
Du kannst nur akzeptieren, daß man sich auf nichts verlassen kann - außer darauf, daß man sich auf nichts verlassen kann Wink
Genieße die Gegenwart, das ist es, was du lebst, und vertraue darauf, daß die Zukunft auch wieder schöne Zeiten bringt, egal was kommt und wie die Sache ausgeht. Du weißt inzwischen, daß das Leben auch schön sein kann, und das wird es immer wieder sein, auch wenn du immer mal wieder durch ein Tief durchmußt. Jedesmal geht es ein bißchen besser. Klingt wie eine Binsenwahrheit, aber ich hab das oft genug erlebt mit meinen fast 40 Jahren.

Wenn es einem gutgeht, hat man immer Angst, daß das ein Ende haben könnte. Aber genau durch diese Angst vermiest man sich das Schöne, was gerade ist. Auf diese Sch*eißangst werd ich manchmal richtig wütend, und dann gehts schon wieder besser Smile

Und wer weiß schon, ob nicht DU diejenige bist, die sich als erste "erfolgreich" verliebt und einen neuen Freund hat...

Versuche möglichst viel Selbstvertrauen, Stärke und einen Boden unter deinen Füßen zu sammeln, solange es dir gutgeht, und denk nicht dran, daß alles mal ein Ende hat, auch bei einer "festen" Beziehung hast du diese Garantie nicht. Nur das Gefühl, daß es so sein könnte (oder eigentlich müßte, wie du ja erfahren hast). Konzentriere dich auf die Gegenwart, auf jeden Tag, auf jeden schönen Moment, und nimm ihn für dich mit.

sternschwester wrote:
Wie finde ich denn die Wahrheit ? verwirrt


Wessen Wahrheit? Was willst du denn, gleich wieder eine feste Beziehung, in der du dann steckenbleibst? Das hast du gerade erst hinter dir, laß dir Zeit, versuch lieber noch ein bißchen, aus deiner jetzigen Situation möglichst viel zu lernen, über dich selbst, über andere, das hilft dir bei der nächsten Beziehung (ob doch wieder mit ihm oder jemand anderem) bestimmt weiter. Die absolute Wahrheit gibt es nicht, finde deine eigene Wahrheit, liebe, wenn du liebst, lebe, was für dich richtig und schön ist! Versuch es zumindest, und mach dir nix draus, wenn es nicht ohne weiteres funktioniert, wir müssen ja alle noch üben Wink

Alles liebe
Andrasta
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sternschwester
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Post Mon, 13.Oct.03, 14:19      Re: Diese Unzufriedenheit! - Danke, Andrasta! Reply with quoteBack to top

Hey andrasta,

ich hab jetzt einige Tage gebraucht um über all das nachzudenken, was du mir geschrieben hast.
Und inzwischen hab ich’s geschafft mir meine eigene Meinung zu bilden, hinter der ich auch stehen kann.
Ich hab jetzt gerafft, dass es Blödsinn ist immer nach dem „was wird wenn...??“ zu fragen und vor lauter Angst, dass es anders kommt, als ich mir das erwarte bin ich ständig auf der Stelle getreten, keine Augen für anderes und keinen Sinn für mich selbst.
Wer weiß schon, was die Zukunft bringt? Und wer weiß schon, ob nicht ich diejenige bin, der sich neu verliebt? Danke für diesen Blickwinkel!
Nachdem ich jetzt auch nicht mehr jeden Tag bei ihm aufkreuze entwickelt sich gerade so was wie eine emotionale Distanz, es tut mir wirklich nicht mehr so weh und meine Riesenangst, dass ich ihn verlieren könnte verlässt mich. Ich bin jetzt nämlich der Meinung, dass es entweder so kommt, dass wir beide entdecken, dass wir uns wirklich brauchen oder eben nicht. Is nämlich nur einer mit vollem Herzen bei der Sache, dann kannst das eigentlich schon in die Tonne treten, das ist absolut keine Basis.
Und was letztendlich dabei rauskommt – die Zeit wird’s zeigen.
Danke jedenfalls, du hast mir bei meiner Entscheidungsfindung echt geholfen. Wink

Mit den allerbesten Grüßen,
sternschwester.
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