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Message |
martinaz
sporadischer Gast


26
oberösterreich W, 24
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Tue, 14.Oct.03, 7:37 Loslassen können? |
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ich hab ein wahnsinniges Problem damit, loslassen zu können.
meine - heißgeliebte - oma ist jetzt genau 2 wochen und 2 tage tot - und ich kann sie nicht gehen lassen. seit diesem zeitpunkt schlafe ich nicht mehr wirklich, träume ständig von ihr und alles geht den bach runter.
gleichzeitig kann ich meine ex-beziehung nicht loslassen. wir sind jetzt über ein halbes jahr getrennt, es ging mir wirklich schon relativ gut damit. und jetzt auf einmal, seit 2 wochen, bild ich mir ein, dass er vielleicht doch der mann meines lebens gewesen wäre und ich ihn liebe usw.
warum gibt es sowas. warum kann man dinge nicht abschließen, die sich entweder durch den lauf des lebens oder durch die veränderung von gefühlen definitiv nicht mehr so fortsetzen lassen können wie bisher?
ich weiss zum beispiel, dass ich mit meinem ex nicht immer glücklich war, und dass wir wahrscheinlich als freunde besser zusammenpassen würden. warum eliminiere ich alles negative aus meinen gedanken, nur um mir selbst weisszumachen, dass nur er der einzig richtige war? obwohl ich doch schon viel weiter war und so gut wie abgeschlossen hab? warum kann ich das nicht endlich ruhen lassen, akzeptieren, dass es vorbei ist? (in meinen gedanken - ich dränge ihn nicht oder so).
oder meine oma. ich weiss, dass sie sehr krank war und schon gelitten hat. ich weiss, dass sie selbst ein schönes leben hatte und es für sie wirklich in ordnung war zu gehen. sie hat sich sehr bewusst von allem aus ihrem leben verabschiedet - mit liebe und ohne wehmut. sie konnte friedlich sterben - wofür ich wirklich dankbar bin.
warum nur kann ich mich nicht für sie freuen? warum denke ich an sie, hab träume, hab in der nacht panik, dass es ihr nicht gut gehen könnte?
ich hab ein problem damit, dinge aus meinem leben gehen zu lassen. und dadurch ist das momentan so ein kampf, der mich so viel kraft kostet. ich bin am limit - ich weiss, dass nur ich diesen zustand mit meinen gedanken ändern könnte - und kann nicht.
martina
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_________________ Kann Mensch sein unmenschlich sein? |
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halo-2003
Helferlein


57
Baden-Württemberg/NRW W, 45
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Tue, 14.Oct.03, 10:11 Re: Loslassen können? |
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Liebe Martina,
ich kann Dir auf das Warum leider keine Antwort geben, aber es ist ein Problem, mit dem Du nicht alleine bist. Ich kann es auch nicht, was Familie angeht, da habe ich das mitgemacht bei meinem Opa, meiner Oma und vor einem Jahr bei meinem Onkel, der mir wie ein Bruder war (er war 13 Jahre älter als ich, Geschwister habe ich keine). Jetzt hab ich nur noch meine Eltern, und ich muss aufpassen, dass ich mich nicht in Gedanken reinsteigere, was in einem Jahr ist (meine Mutter ist 73, mein Vater 83, ich 43), sie sind zwar gesund bis auf ein paar Wehwehchen, aber irgendwann ... Ich muss mich an die Gegenwart halten, wenn die Situation da ist, dann wird irgendwas möglich sein, um sie zu überstehen.
Bei Partnerschaften loslassen ist wohl ein bisschen was anderes, da geht es ja noch drum, vielleicht was zu retten im Positiven, dem anderen den schwarzen Peter zuzuschieben im Negativen. Da ist die Möglichkeit, noch was auszutragen. Oder was besser zu machen.
Aber ich glaube, Du meinst einfach, Du kannst für Dich nie abschließen und versuchst, die Vergangenheit festzuhalten, in die Gegenwart zu tragen. Vielleicht sollte man mehr in der Gegenwart gucken, was sie einem bietet?
Ich weiß nicht, ob Du mit dem jetzt was anfangen kannst, vielleicht hat jemand noch andere Ideen hier im Forum?
Liebe Grüße,
Monika
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IrisO
sporadischer Gast


9
W, 39
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Tue, 14.Oct.03, 12:07 Re: Loslassen können? |
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Liebe Martina,
Du bist im Moment völlig durcheinander, dass kann ich verstehen. So ein Todesfall in der Familie wirft einen immer aus der Bahn. Es ist ja auch noch ziemlich frisch und es wird noch eine ganze Zeit lang dauern, bis Du das verarbeitet hast. Deine Ängste, Deine Träume, das gehört anscheinend für Dich mit zur Trauerarbeit. Ich war genauso alt wie Du jetzt, als meine Oma starb und ich hatte auch Probleme damit "loszulassen", ich hatte nämlich keine Gelegenheit mich von ihr zu verabschieden, da sie plötzlich und unerwartet starb.
Mir hat es unheimlich geholfen, dass ich sehr oft zum Friedhof gegangen bin. Habe am Grab stille Zwiegespräche mit ihr geführt (ich weiß, es hört sich jetzt wahrscheinlich verrückt an, aber es hat mir unglaublich geholfen). So habe ich mich Stück für Stück von ihr verabschiedet. Nach einem Jahr war ich soweit, dass ich den Tod akzeptieren und loslassen konnte.
Ein weiteres Ritual war noch, eine Kerze für meine Oma jeden Abend anzuzünden. Vielleicht machst Du sowas ?
Ansonsten kann ich Dir nur den Tipp geben, Dich soweit es geht, abzulenken mit anderen Dingen und nicht soviel zu grübeln.
Liebes, das Leben geht weiter denk daran und die Zeit heilt alle Wunden.
Deine Oma hätte es bestimmt nicht gewollt, dass ihre Enkelin sich so hängen lässt, oder ?
Und was Deinen Ex angeht, würde ich an Deiner Stelle auch nicht mehr drüber nachgrübeln. Schau mal, Du denkst doch erst an ihn, seit dem Tod Deiner Oma, stimmt`s?
Das hängt damit zusammen, dass Du Dich wahrscheinlich nach jemandem sehnst der Dich tröstet. Aber aus diesem Grunde wieder mit ihm zusammen zu kommen, ist doch keine Basis.
Alles Gute für Dich, Du schaffst das schon !!
Liebe Grüße
Iris
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martinaz
sporadischer Gast


26
oberösterreich W, 24
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Tue, 14.Oct.03, 19:59 Re: Loslassen können? |
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danke, ihr beiden.
ihr habt so recht. und ich weiss ja auch, dass das so ist. ich habe nur einfach im moment nicht die kraft, irgendetwas zu unternehmen, weniger zu grübeln oder so. das macht sich irgendwie selbständig, da habe ich dann keinen einfluss mehr drauf.
auf den friedhof gehen - da frag ich mich immer, was mach ich hier? das ist ja nicht meine oma, das ist im prinzip ein erdhügel. mehr nicht. und ich finde da auch keinen zugang dazu. und sie war ein so großartiger mensch, ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie sehr. sie würde das jetzt bestimmt nicht wollen. sie machte sich vor ihrem sterben auch sehr viele gedanken und eigentlich war sie es immer, die uns getröstet hat.
und das mit meinem ex, das stimmt wahrscheinlich auch. er war einfach so hundertprozentig für mich da in den letzten tagen. und vielleicht steigere ich mich da nur hinein in diese gefühle. aber was, wenn nicht?
ich würd wahnsinnig gerne die gegenwart leben. aber ich hab angst vor der zukunft, angst davor, dass nichts mehr besser wird, als es jetzt ist. dass die zeit alle wunden heilt, mag sein - aber was nützt mir das im moment?
und wahrscheinlich muss ich da alleine durch, helfen kann mir niemand dabei. aber was, wenn ich das nicht schaffe? ich war in meinem leben nie so traurig.
martina
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Helferlein


57
Baden-Württemberg/NRW W, 45
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Tue, 14.Oct.03, 22:26 Re: Loslassen können? |
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Liebe Martina,
wie Iris schon gesagt hat: das momentane Tief hat bestimmt mit dem Tod Deiner Großmutter zu tun, wenn auch darunter eine allgemeine Angst bei Dir liegt. Kann ich nur zu gut nachfühlen. Als mein Opa gestorben ist, hatte ich eine schwere Lebenskrise, bis es auf einmal 'klick' gemacht hat: da war dann der Gedanke, der Opa lebt ja in Dir weiter, und er will nicht, dass es Dir schlecht geht, ganz im Gegenteil! Das hat mir Mut gemacht, und so wie auch Iris meint, hat es mir genützt, zum Grab zu gehen, Zwiesprache zu halten. Ich bin katholisch, hab mit der Kirche aber nix am Hut, aber irgendwo war da in meinem Kopf die Vorstellung, der Opa ist zwar nicht mehr da, aber irgendwo muss er ja sein, und er hört mich!
Das hat in dem Punkt schon geholfen. Du bist noch jung, und in Punkto Partnerschaft hast Du noch gute Chancen. Auch Deinen Ex wirst Du überwinden, wenn es auch dauert. (Ich hab auch 7 Jahre an jemandem gehangen, bis ich erkannt habe, er ist es nicht. Dann werf ich mir einerseits vor, Zeit verschwendet zu haben, andererseits ging es eben bei mir nicht anders.)
Also geb Dich dem doch einfach mal so hin, wie es ist. Setz Dich nicht unter Druck, mit der Zeit wird es bestimmt besser. Nicht total gut, aber besser. (Mir ist es grade nicht mehr so elend wie bei der ersten Meldung am Morgen!)
Liebe Grüße,
Monika
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