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queenoftheuniverse
Helferlein
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Post Sun, 16.Nov.03, 13:25      Zwischen Liebe und Hass - Schwarz und Weiß Reply with quoteBack to top

Hallo Ihr!

Mein Problem ist folgendes:
Es fällt mir sehr schwer Leute nicht zu idealisieren bzw. sie nicht zu hassen.
Für mich gibt es also entweder nur das eine Extrem oder das andere.
Bei manchen Leute sehe ich überhaupt keine negativen Eigenschaften oder Fehler, bei anderen sehe ich nur ihre Fehler und diese kann ich dann nicht aktzeptieren.
Vorallem besteht auch die Möglichkeit, dass das radikal umschlägt. Wenn ein Mensch, den ich sehr mochte, einen Fehler macht oder etwas, das mir nicht gefällt, dann fange ich sofort an ihn zu hassen bzw zu bezweifeln, on ich ihn überhaupt je mochte.
Das macht es mir und meinen Mitmenschen natürlich nicht immer leicht.

Meine Frage ist also, gibt es eine Möglichkeit diesem Schwarz-Weiß denken zu entkommen und zu lernen mit der Unvollkommenheit anderer Leute umzugehen?

LG, Marie grinsend

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Arwen1983
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Post Sun, 16.Nov.03, 13:43      Re: Zwischen Liebe und Hass - Schwarz und Weiß Reply with quoteBack to top

hi marie!

mir kommt das, was du in deinem posting ansprichst sehr bekannt vor. bei mir ist das ähnlich.
bei mir war es erst vor kurzen wieder einmal so, dass ich einen menschen, den ich vor kurzen noch nett und freundlich gefunden habe, auf einmal als nervend und störend empfunden habe. zusammenhängt das ganze, dass er sich mir nicht so verhalten hat, wie ich es eigentlich von ihm erwartet hätte... man kann in gewisserweise sagen, er hat das bild, das ich von ihm hatte zerstört und ich habe zum ersten mal gesehen wie er wirklich ist.
jetzt habe ich eben auch das problem, dass ich eigentlich gar nichts mehr mit ihm zutan habe möchte, aber andererseits weiß ich, dass mein verhalten falsch ist, wenn ich es wirklich so mache.

ich glaube, wenn man dem schwarz-weiß denken entkommen möchte, dann muss man anfangen sich auch erstmal fehler zu zugestehen, damit man anderen menschen auch deren fehler nachsehen kann. weißt du was ich damit meine?
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Soleyon
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Post Sun, 16.Nov.03, 22:17      Re: Zwischen Liebe und Hass - Schwarz und Weiß Reply with quoteBack to top

hmm... also die Arwen hat da auf jeden Fall recht.
Zudem ist es oft so (ich spreche da aus eigener Erfahrung), dass man selbst oft gestresst ist und dann ein anderer irgendwas macht, wofür man derart wütend werden kann. Mir hilft da oft, einfach mal tief durchzuatmen und mir zu sagen, ok, das ist auch nur ein Mensch und der lebt halt so, wie er lebt... Vielleicht musst du dir halt auch grade bei Menschen, die du "nur" nett findest, die eine oder andere schlechte Eigenschaft GANZ OFFEN ins Gedächtnis rufen, aber das, OHNE den Menschen dafür weniger nett zu finden. Wenn es wirklich etwas gibt, was dich absolut stört, dann kannst du ja drüber reden.

Versuch einfach, den anderen so zu akzeptieren, wie er ist und nicht in dein "Bild" von ihm zu pressen.

LG

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Laetitia
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Post Sun, 16.Nov.03, 23:56      Re: Zwischen Liebe und Hass - Schwarz und Weiß Reply with quoteBack to top

queenoftheuniverse wrote:
Meine Frage ist also, gibt es eine Möglichkeit diesem Schwarz-Weiß denken zu entkommen und zu lernen mit der Unvollkommenheit anderer Leute umzugehen?


ja, ich glaub es fängt damit an, seine eigene unvollkommenheit aktzeptieren zu können....

ich kenn das von dem du schreibst...in allen leveln, in allen abstufungen...zuerst idealisierst du, und dann hasst du...
seltener umgekehrt....

opfer der eigenen emotionen....

lg Laetitia
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Fire
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Post Mon, 17.Nov.03, 10:54      Re: Zwischen Liebe und Hass - Schwarz und Weiß Reply with quoteBack to top

Hi Queenoftheuniverse,

das Verhalten, das Du beschreibst, kommt mir sehr bekannt vor. Meine Exfreundin hat sich genauso verhalten. Erst große Liebe mit viel Emotionen (Ich liebe, liebe, liebe Dich - wir zwei haben uns gesucht und gefunden) und dann Trennung mit den Worten, ich habe Dich nie richtig geliebt. Ich glaube auch, sie hat sich ein Bild von mir gezimmert, dem ich nicht gerecht werden konnte, weil es perfekt sein musste. Sie hat nach der Trennung gesagt, sie habe nichts aufgegeben. Gleichzeitig hat sie ihren "Traummann" kennengelernt (er hat keine Fehler). Als wieder alles weiß. Irgendwann wird sich auch das wieder in das Gegenteil verkehren.

Über die Ursachen kann ich nur spekulieren. Es hängt in jedem Fall aber damit zusammen, wie man zu sich selbst steht. Meine Ex war wenig selbstbewusst (auch wenn sie nach außen hin so tat). und konnte mit ihren eigenen Fehlern nicht klar kommen bzw. hat sie nie verarbeitet. Wenn der Partener einem dann den Spiegel vorhält, kann es zu der von Dir berichteten Reaktion kommen.

LG
Fire
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darius
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Post Mon, 17.Nov.03, 15:17      Re: Zwischen Liebe und Hass - Schwarz und Weiß Reply with quoteBack to top

Hi,

Wie man aus besagtem Schwarz-Weiß-Denken herauskommt kann ich dir nicht sagen. Aber ich kann dich auf was aufmerksam machen, was du eh schon weißt - dem du jedoch nicht genug Aufmerksamkeit schenkst.

Jeder Mensch hat gute und schlechte Seiten. Die sind in Wahrheit weder gut noch schlecht. Meist empfindet man als schlecht, was man nicht versteht und als gut, wovon wir glauben, daß wir es verstehen. Wenn jemand etwas tut, das uns verletzt, werfen wir ihm vor, er sei schlecht. Wenn man sich aber die Mühe antut und sich in den Menschen hinein versetzt um dessen Motivation zu verstehen, dann werden die schlechten Seiten zunehmend neutral. Wir reagieren vielleicht trotzdem noch mit Ablehnung darauf, jedoch verschwindet die persönliche Verletzung aus dem Handeln des Menschen uns gegenüber. Ganz einfach weil wir plötzlich erkennen, warum der andere so handelt, wie er es eben tut. Dann wird uns auch klar, warum er nicht anders kann als so und wir begegnen zunehmend mit Nachsicht, ohne uns über ihn zu heben und auf ihn herab zu blicken.

Die Welt ist vielfältig und die Antriebsgründe des anderen liegen für uns selbst meist im Verborgenen. Oft können wir uns nicht einmal selbst erklären, warum wir dieses oder jenes gemacht haben. Um so mehr sollten wir dem Anderen zugestehen, daß er nach bestem Wissen und Gewissen handelt. Niemand glaubt von sich selbst böse zu sein. Und selbst die schlimmsten Übeltäter sind davon überzeugt recht zu handeln.

Nimm dich selbst - Hast du jemals etwas getan, wovon du glaubtest es ist etwas absichtlich Schlechtes jemand anderem gegenüber? Man hat dich mißverstanden und dein Verhalten als böse interpretiert. War es aber deine ursprüngliche Absicht? Ich glaube nicht. Jeder hat gute und schlechte Seiten. Sein tun sie weder das eine noch das andere. Interpretiert werden sie von uns allenfalls in dem Kontext, den wir dem ganzen geben. Und der Kontext entsteht immer aus uns selbst und aus den Erfahrungen, die wir machen.

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saidy
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Post Tue, 18.Nov.03, 11:45      Re: Zwischen Liebe und Hass - Schwarz und Weiß Reply with quoteBack to top

Hi queenoftheuniverse!

Kenn ich so gut, man ist ja so enttäuscht, dass der so tolle Mensch (oder soll ich sagen Über-Mensch) doch nur ein ganz stinknormaler Mensch mit guten und schlechten Tagen ist. Man hätte doch so gerne den gefunden, von dem man immer gewusst hat, dass es ihn gibt. Auch wenn viele Menschen das für total blöd und unrealistisch hielten.
Tja, dann hat man den endlich gefunden, strahlt und triumphiert, weil es ihn doch gibt, man hat es eben immer gewusst!
Und dann...diese Niederlage, wie steht man jetzt vor den anderen und vor sich selbst da? Gehörnte!
Bei mir hat das viel mit meinem Wunsch nach einer "besseren Welt", einem gelebten Traum, zu tun. Da legt man sich die Latte aber irrwitzig hoch, man wird nie glücklich, das ist dann vielleicht auch der unbewusste Zweck. Sad
Hingegen, das Stinknormale gern haben zu können und die besonderen Momente, die besonderen Seiten an nomalen Menschen für ein Geschenk zu nehmen, aber nicht zu erwarten dass sie sich ständig wiederholen müssen, ist sicher der Weg, der Freundschaften vereinfacht und erhellt!

Kannst du was damit anfangen?

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Das Beste wünscht euch Saidy
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Fire
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Post Tue, 18.Nov.03, 13:47      Re: Zwischen Liebe und Hass - Schwarz und Weiß Reply with quoteBack to top

Hi saidy,

ich glaube Du hast es genau getroffen. Es gibt niemanden, derpefekt ist, auch wenn es im ersten Moment der Verliebtheit den Anschein hat.

Gerade die scheinbaren Traummänner/-frauen entpuppen sich oft als Luftschlösser (die man sich aber selber gebaut hat).

Wichtig ist es, die schönen Momente im Leben mit einem/einer "Normalen" genießen zu können, ohne zu fordern, dass sie immer da sein müssen.

LG
Fire
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saidy
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Post Wed, 19.Nov.03, 13:39      Re: Zwischen Liebe und Hass - Schwarz und Weiß Reply with quoteBack to top

Lieber Fire,

Schön, dass du mich verstanden hast. Ich hoffe, queenoftheuniverse hat auch was damit anfangen können. Ich würde mich durchaus noch gern detaillierter über dieses Thema unterhalten.
Denn wenn man so ein schwarz-weiß Typ ist, braucht man immer wieder Unterstützung, dass man ruhig dem normalen Weg vertrauen kann.
Schließlich hat man diese Vorstelllung von "entweder total super oder einfach entsetzlich" mit der Muttermilch aufgesogen. Da kämpft man oft gegen Ungeheuer! Evil or Very Mad

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Das Beste wünscht euch Saidy
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queenoftheuniverse
Helferlein
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Post Wed, 19.Nov.03, 14:07      Re: Zwischen Liebe und Hass - Schwarz und Weiß Reply with quoteBack to top

Hallo Ihr!

Vielen Dank für eure ausführlichen Antworten.
Es stimmt schon, dass man nicht versuchen darf Menschen derart perfekt zu sehen. Denn wenn man das nicht tut, dann können diese Menschen in der eigenen Ansicht auch nicht so tief sinken. Und Liebe kann nicht so leicht in Hass umschlagen.
Ich versuche mir dann auch immer einzureden, dass eben jeder Mensch Fehler hat und niemand perfekt ist. Aber das ist nicht immer leicht. Da ich selbst so voller Fehler und Probleme bin, suche ich immer nach einem ausgleichenden Gegenpol. Wenn ich dann meine so jemand gefunden zu haben, dann idealisiere ich ihn. Und wenn ich dann erfahre, dass auch er ein Mensch mit Fehlern ist, dann bin ich im ersten Moment furchtbar enttäuscht und will man liebsten gar nichts mehr mit ihm zu tun haben. Aber auf diese Weise wird man sehr einsam.
Daher versuche ich dann im Nachhinein, wenn so ein Vorfall eine Weile her ist, mich daran zu erinnern, dass dieser Mensch sowohl Seiten hat, die ich mag, alsauch welche die ich nicht mag. Und dass eben doch die schönen Seiten überwiegen.
Das klappt leider nicht immer, und es gibt viele Menschen, die darunter leiden mussten, dass ich sie einfach so zurückgestoßen habe.
Aber ich möchte versuchen, dass das in Zukunft nicht mehr so leicht geschieht.

LG, Marie grinsend

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Fire
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Post Wed, 19.Nov.03, 15:26      Re: Zwischen Liebe und Hass - Schwarz und Weiß Reply with quoteBack to top

Hi Ihr,

ich glaube, das Problem der Weiß-Schwarz-Seherei liegt darin begründet, dass man mit sich selbst nicht im reinen ist. Wenn man mit sich selbst nicht richtig zufrieden ist (also sich selbst für sehr unvollkommen hält), sucht man im Gegenüber das Perfekte. Man bekommt dann aber nur sein Spiegelbild vorgehalten und ist enttäuscht. Diese Entäuschung schlägt dann um in Ablehnung oder gar Hass. Zitat meiner Ex: "Ich bin es nicht wert...." Dieses fehlende Selbstwertgefühl, was auch immer es verursacht haben mag, ist meiner Meinung nach ein wesentlicher Punkt dieses Verhaltens. Da ich es ihr auch nicht geben konnte, hat sie nur noch Negatives an mir gesehen.

Schafft man es nicht, sein eigenes Selbstwertgefühl zu stabilisieren, hat es auch keinen Sinn, von einem anderen zu verlangen, dass er es übernimmt. Hier hilft vielleicht nur eine gezielte Therapie, die ja keine Schande ist.

Würde gern Euere Meinung dazu hören.

LG
Fire
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birke
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Post Wed, 19.Nov.03, 19:05      Re: Zwischen Liebe und Hass - Schwarz und Weiß Reply with quoteBack to top

queenoftheuniverse wrote:
Hallo Ihr!

Wenn ich dann meine so jemand gefunden zu haben, dann idealisiere ich ihn. Und wenn ich dann erfahre, dass auch er ein Mensch mit Fehlern ist, dann bin ich im ersten Moment furchtbar enttäuscht und will man liebsten gar nichts mehr mit ihm zu tun haben. Aber auf diese Weise wird man sehr einsam.
...
Aber ich möchte versuchen, dass das in Zukunft nicht mehr so leicht geschieht. LG, Marie grinsend


das ist sicher schwer und manchmal so schwer, dass man das überhaupt nicht allein schaffen kann, da könnte eine Therapie hilfreich sein

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