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sark47
sporadischer Gast
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W, 25
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Mon, 17.Nov.03, 23:11 Studium - aber kein Job |
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hallo!
ich habe im juli 2002 mein diplomstudium (mit auszeichnung und in der mindeststudienzeit) abgeschlossen und schreibe seither an meiner doktorarbeit. soweit so gut, wenn da nicht meine depressionen waeren. bin seit 1998 in behandlung (psychotherapie plus antidepressiva), aber so wirklich gebessert hat sich meine situation dadurch nicht. jetzt bin ich mal wieder in einem "loch" drin, d.h. die zukunft erscheint mir aussichtslos... was bringt mir der dr-titel, wenn ich keinen job bekomme? (disserationsgebiet ist "cultural studies" bzw. medienwissenschaften) ich kann nicht ins ausland gehen, weil ich sofort fuerchterliches heimweh bekomme... und in oesterreich ist die arbeitsmarktsituation fuer kulturwissenschaflter ziemlich duester...
ich stelle alles in frage, was mit der disseration zu tun hat, ich schiebe die zu erledigenden aufgaben vor mich her, kann mich zu nichts wirklich aufraffen... und so gehts jetzt schon seit wochen. mein therapeut meint, ja, jetzt sind sie soweit gekommen, jetzt schaffen sie das auch noch... wenn ich nur die motivation dazu aufbringen koennte! ich nehme mir jeden abend fest vor, morgen schreibe ich etwas, da arbeite ich mal wieder weiter... aber ich schaff es einfach nicht... ich sitz dann meist vor dem leeren bildschirm und hab die totale denkblockade... ich weiss, der abgabetermin rueckt immer naeher, aber das aendert daran nichts...
das studium abzubrechen steht ausser frage, weil mit meinen jetzigen qualifikationen bekomm ich im forschungsbereich keinen job, da ist doktorrat voraussetzung...
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tanzendes_irrlicht
Moderatorin
2129
NRW W, 30
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Wed, 19.Nov.03, 13:41 Re: Studium - aber kein Job |
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Hallo sark,
beim Lesen stolperte ich
sark47 wrote: | (disserationsgebiet ist "cultural studies" bzw. medienwissenschaften) ich kann nicht ins ausland gehen, weil ich sofort fuerchterliches heimweh bekomme |
über den Widerspruch des Themas Deiner Promotion und Deine von Dir beschriebene soziale Ängstlichkeit, "Heimweh".
Doch vielleicht ist das gar kein so großer Widerspruch, vielleicht möchtest Du so an Deiner "kulturellen Eingeschränktheit" arbeiten, ohne Dich direkt ins Ausland, in fremde Situationen, zu begeben.
Möglicherweise fällt es Dir jetzt so schwer, weiter zu schreiben, weil Du fühlst, dass das eine Auseinandersetzung mit einem für Dich heiklen Thema bedeutet?
Kannst Du diese Angst evtl wieder in eine positive Initialzündung verwandeln, wenn Du Dir klar machst, dass Du mit der fertigen Promotion ein wenig weiter mit Dir bist?
Lieben Gruß,
Tanzendes_Irrlicht
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_________________ Toleranz ist, wenn sich die Menschheit in die Menschlichkeit verliebt. C.M. |
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Giordano
sporadischer Gast
29
M, 30
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Wed, 19.Nov.03, 15:41 Re: Studium - aber kein Job |
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hallo sark,
Zunächst einmal würde mich interessieren, ob deine Depressionen wirklich daher rühren, dass du keine Arbeit gefunden hast? Denn wenn dem so wäre, dann müsste Dir doch gerade der Abschluss deiner Dissertation am Herzen liegen und du hochmotiviert sein...
Du solltest dich also fragen, will ich das wirklich, und wenn du die Frage mit "Ja" beantwortest, was ich mal vermute, dann solltest du aufhören mit Dir selbst zu diskutieren... Dann erlege Dir ein Pensum auf, reserviere Dir feste Zeiten für deine Schreibtischarbeit... Stehe voll hinter dem, was du tust. Frage dich, ob es die Angst vor der Zukunft wirklich wert ist, dass du das alles was du bis jetzt schon erlangt hast, vertrödeln möchtest...
Aber ich weiss, dass es schwer ist, sich zu etwas aufzuraffen, wenn man Depressionen hat... Es erscheint so sinnlos und demütigend sich mit irgendwelchen Spezialfragen auseinandersetzen zu müssen, wenn doch die Welt grundsätzlich für einen nicht mehr in Ordnung ist... Doch gerade dann sieh' die Arbeit für Dich als ein Tor zur Welt an, durch das du durchgehen kannst, dass dich verbindet mit der Welt... Erkenne, dass diese Zeit, die du an der Arbeit verbringst, in denen dich Kopfschmerzen plagen, wo du dich allein fühlst, doch eigentlich schon Leben bedeuten kann, wenn du es "richtig" zelebrierst. Versuche zum einen Gefallen an der Thematik zu finden (neue Bücher, Austausch über das Thema mit Prof oder Mitstudenten wären hilfreich), dann erfreue dich daran für einige Stunden mit Tee und warm mit Decken eingemantelt an deinem Schreibtisch zu sitzen, vielleicht leise Musik zu hören und dich hin und wieder mit einer Tasse Kaffee zu belohnen... Auf die Einstellung kommt es an, steh' zu dir und deiner Arbeit (eine Hassliebe übrigens ist besser als gar nichts ).
Viel Erfolg, ich bin sicher du packst das,
Giordano
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_________________ Immer ist es Welt und niemals Nirgends ohne Nicht |
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sark47
sporadischer Gast
8
W, 25
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Wed, 19.Nov.03, 17:08 Re: Studium - aber kein Job |
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hallo tanzendes irrlicht,
vielen dank fuer deine antwort...
tanzendes_irrlicht wrote: |
über den Widerspruch des Themas Deiner Promotion und Deine von Dir beschriebene soziale Ängstlichkeit, "Heimweh". Doch vielleicht ist das gar kein so großer Widerspruch, vielleicht möchtest Du so an Deiner "kulturellen Eingeschränktheit" arbeiten, ohne Dich direkt ins Ausland, in fremde Situationen, zu begeben. |
das sehe ich nicht als widerspruch in meiner arbeit (beschaeftige mich vor allem mit internet- und cyberkultur), sondern eher in hinblick auf die moeglichkeit, dass ich im ausland leichter einen job bekommen moechte. einige leute, mit denen ich zusammen das diplomstudium beendet habe, sind nun im ausland, weil sie in oesterreich keine anstellung bekommen...
sicher, wenn ich die promotion habe, dann bin ich weiter und es eroeffnen sich neue moeglichkeiten, wie ich hoffe...
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sark47
sporadischer Gast
8
W, 25
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Wed, 19.Nov.03, 17:17 Re: Studium - aber kein Job |
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hallo giordano,
ebenfalls danke fuer deine antwort...
Giordano wrote: | Zunächst einmal würde mich interessieren, ob deine Depressionen wirklich daher rühren, dass du keine Arbeit gefunden hast? Denn wenn dem so wäre, dann müsste Dir doch gerade der Abschluss deiner Dissertation am Herzen liegen und du hochmotiviert sein... |
nein, die immer wiederkehrenden depressionen hatte ich schon waehrend des diplomstudiums, das hat nur indirekt damit zu tun, dass ich keine arbeit finde. und die situation an den unis wird immer schlechter: kein geld fuer die lehre, kein geld fuer forschung. es ist also die duestere zukunftsaussicht, die mir in meinen depressiven phasen auch zu schaffen macht...
es ist auch so, dass ein doktorratsstudium sehr einsam ist, ich habe kaum kontakt zu mitstudenten und meine betreuerin ist bis maerz 2004 ebenfalls nicht an der uni. ich wuerde sehr gerne meine gedanken ueber mein thema austauschen, aber das ist derzeit recht schwierig... ich beobachte selbst, dass es mir unglaublich viel freude bereitet, anderen studenten ueber mein thema zu erzaehlen und meine theorien vorzustellen! ich hoffe, dass es ab maerz 2004 wieder besser wird, wenn meine prof wieder an der uni ist und wir regelmaessige privatissima abhalten, um so den austausch untereinander foerdern...
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