Toleranz vs. Idiotie

sporadischer Gast 8 W

Mich beschäftigt folgende Frage. Wo endet Toleranz und beginnt „Idiotie.“ Wer seinen Partner nicht genug Freiraum läßt und ihn einengt, beschwört automatisch Probleme herauf. Umgekehrt, wer sehr vieles toleriert, geht leicht über die eigene Schmerzgrenze und wird schnell mal zum „Deppen gemacht.“ Es ist eine Gratwanderung, aber mich würde interessieren, wie ihr darüber denkt. Wieviel akzeptiert ihr, was seht ihr euch an und schluckt es stillschweigend - und ab wann haut ihr auf den Tisch, verlangt ihr vom Partner, dass er seine „Selbstverwirklichung“ bzw. seinen Freiraum nicht auf eure Kosten auslebt.

Forums-InsiderIn 366 vienna M, 28

Es ist ganz einfach.

Der Partner darf machen, was er will. Wenn beide Vorstellungen nicht mehr miteinander korrespondieren geh deinen eigenen Weg. Hau nicht auf den Tisch und verlang nicht daß dein Partner tut was deiner Vorstellung mehr entspricht, als seiner. Genausowenig wie dein Partner von dir verlangen soll, daß du wortlos schluckst, was dir gegen deine Vorstellung geht.

Was sich nicht ausleben darf stirbt ab. Wenn es also leben will, laß es und geh deinen eigenen Weg.

Moderatorin 2129 NRW W, 30

Hey,

...
ich denk bei so einer Frage gehts auch darum, zu gewichten, wie ich Beziehung definiere, grundlegender, welche Werte ich leben möchte.
Was fordere ich wirklich vom andern und was ist unreflektiertes Verhalten von mir?

Ich weiß, welche Freiheit ich brauche und in welcher Form ich Treue definiere. Ich weiß wieviel Nähe ich bereit bin zu geben und wie ich sie zeige.
Wenn ich mich verletzt fühle und sich mir die Frage stellt

Hades wrote:

Wo endet Toleranz und beginnt „Idiotie.“

versuche ich meine Grenzen zu spüren und zu überdenken.

...also wo "spinne ich" und wo gehts tatsächlich zu weit,
überlege, ob ich das ebenfalls so mache (oder möchte) wie in dem Fall mein Freund. Ob sich da was in mir meldet, was ich an ihm vielleicht ausleben möchte.
Gleiches Recht für alle und dann ehrlich vor sich selber sein.

Aber wenns nicht passt, also wenn meine Ansichten völlig anders als seine sind, ists besser die Beziehung zu überdenken und nicht die Toleranz. Bestimmte Grundwerte hat jeder von uns ausgebildet und auch wenn das Leben uns formt, sollte man sich nicht (zer-)brechen (lassen).

Klingt theoretisch ganz gut - aber wie alles im Leben ist die Praxis schwieriger: es ist ein harter Weg, seine eigenen Grenzen zwischen Toleranz und "Idiotie" zu finden.

Lieben Gruß,

Tanzendes_Irrlicht

sporadischer Gast 8 W

Danke für eure Antworten.

Darius, ja, im Grunde sehe ich das auch so, Druck auzuüben bringt in den seltensten Fällen etwas, wenn Vorstellungen zu weit auseinander klaffen, dann kann man nur selbst seine Konsequenzen ziehen. Allerdings ist es halt in der Theorie immer wesentlich leichter als in der Praxis. Wenn man jemanden liebt, dann ist es eben nicht so einfach mal eben zu sagen, „na gut, dann geh ich halt, paßt eben nicht.“ Gerade dadurch, dass man emotional so eingebunden ist und den anderen ja nicht verlieren möchte kommt es ja überhaupt erst dazu, dass man seine Grenzen ausweitet, sich vielleicht mehr verbiegt, als einem gut tut.

Tanzendes Irrlicht für mich ist Beziehung eine Sache in der ich mich schon immer um die Befindlichkeit des Anderen bemühen möchte, sprich ihm keine Dinge vorsetzen, die mich umgekehrt selbst verletzen würden, wenn mein Partner sie machen würde. Aber man kann die eigenen Maßstäbe ja auch immer nur bedingt auf den Anderen anwenden. Noch heikler wird es wenn zwei die gleiche Situation völlig anders erleben und das ist bei Schwierigkeiten in Beziehungen ja häufig der Fall
Aber du hast recht, man muß auf alle Fälle nah bei sich bleiben, sich verlassen, dass man in sich einen ganz guten Ratgeber trägt ab wann Schluß ist und sich nicht zu weit von diesem Wissen entfernen.

Liebe Grüße
hades

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