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joana
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Post Wed, 28.Jan.04, 19:42      Psychotherapie/Psychiatrie in den Augen d. Gesellschaft Reply with quoteBack to top

Hallo, liebe ForumsschreiberInnen,

gerade habe ich im TV (zugegeben, es war ein Pivatsender Wink einen kurzen Beitrag verfolgt, in dem man sich darüber ausließ, ob ein gewisser Herr, der sich noch vor kurzem in einem diversen Dschungelcamp aufhielt, nicht in die "Klapse" gehöre. Ich hab mir nicht alle Bezeichnungen merken können, die im Zusammenhang mit diesem Thema fielen, aber schon allein an dem abschätzigen Tonfall war zu merken, wie die heutige Gesellschaft offenbar über Menschen denkt, die einen "Psychodoc" (so hieß es da) aufsuchen oder allgemein unter einem psychischen Problem leiden: Es gilt hier anscheinend als Schande, Schwäche, unnormal oder was weiß ich, und eine solche Einstellung begegnet mir leider nicht nur in den Medien. Das macht mich traurig und nachdenklich, ich dacht eigentlich, viele Leute seien gegenüber psychisch Kranken bzw. allgemein dem Thema Psychiatrie/Therapie offener und toleranter geworden, man bräuchte sich dessen nicht (mehr) zu schämen - aber offenbar driften wir immer weiter in die Oberflächlichkeit hinein, eine Welt, in der alles und jeder perfekt sein muss, niemand darf sich auch nur einen Makel oder eine "Spinnerei" erlauben ohne gleich als "irre" abgestempelt und ignoriert, ausgegrenzt oder verspottet zu werden - warum ist das so ?!?

Viele Grüße von einer ratlosen joana Rolling Eyes
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Jan
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Post Wed, 28.Jan.04, 20:36      Re: Psychotherapie/Psychiatrie in den Augen d. Gesellschaft Reply with quoteBack to top

Hi Joana,

Du bist glaub ich hier nicht die einzige die das traurig findet, aber es gibt nunmal solche und solche zum Beispiel gibt es ja immernoch Menschen die den Faschismus anhimmeln und betrunken irgendwelche ausländerfeindlichen Parolen in der Gegend rumbrüllen, dabei weiß jeder Mensch der n bischen was von der Welt und vom Leben mitbekommen hat das es totaler Bescheuert ist sowas zu tun. Lange Rede, kurzer Sinn: ich glaube bei deinem Thema ist das so ähnlich. Manche Menschen wollen halt nicht verstehen das es nur Krankheiten sind, die ja sogar meistens behandelbar sind und nichtmal ansteckend.

Ich hoffe Du hast in meinem Kauderwelsch den Sinn einigermaßen herausfiltern können.

Bye, Jan.

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joana
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Post Wed, 28.Jan.04, 21:00      Re: Psychotherapie/Psychiatrie in den Augen d. Gesellschaft Reply with quoteBack to top

Hallo Jan,

ja, ich konnte etwas anfangen mit Deinem "Kauderwelsch" zwinkernd.., danke.
Da hast Du wohl recht mit Deiner Annahme, dass viele Angst davor haben mögen, sich "anzustecken", auch wenn es nur heißt, mit solchen Themen in Berührung zu kommen, sich mit einem unangenehmen Thema auseinanderzusetzen, das sie vielleicht nicht auf Anhieb verstehen; am größten ist, nehm ich jetzt einfach mal an, wahrscheinlich die Angst davor, sich tiefer mit sich selbst auseinandersetzen zu müssen..und auch etwas zu entdecken, was nicht in das Wunschbild der Gesellschaft passt....kann das sein....?
Entschuldigt, dass ich soviele wahrscheinlich wenig intelligente Fragen stelle, aber manche Dinge wollen mir einfach nicht den Kopf oder aber ich möchte sie einfach nur gerne verstehen können.......
joana
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Jan
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Post Wed, 28.Jan.04, 21:15      Re: Psychotherapie/Psychiatrie in den Augen d. Gesellschaft Reply with quoteBack to top

Hi,

also ich wüsste nicht wo man eine intelligente Frage von einer nicht intelligenten Frage unterscheidet und deine Frage war alles andere als nicht intelligent. Ein großer Schriftsteller sagte mal. "Wer nicht neugierig ist, erfährt nichts." Also stell ruhig Deine Fragen.

Bye, Jan.

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kili
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Post Wed, 28.Jan.04, 21:42      Re: Psychotherapie/Psychiatrie in den Augen d. Gesellsc Reply with quoteBack to top

Hallo,

lass die doch reden grinsend
die ham keinen Plan von der Materie. Egoisten muss man lassen grinsend einfach ignorieren und sich seinen eigenen Teil denken.
schliesslich weiss man ja selber am besten wie das ist.

Kilian
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joana
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Post Wed, 28.Jan.04, 21:54      Re: Psychotherapie/Psychiatrie in den Augen d. Gesellschaft Reply with quoteBack to top

Hallo kili,

ich würde "sie" ja gerne einfach reden lassen, doch ich schätze mein Problem liegt darin, dass ich erstens mich durch solche Aussagen auch persönlich ein Stück weit angegriffen fühle (ich weiß, unverständlicherweise...könnte natürlich versuchen, da drüber zu stehen, aber das kann ich leider nicht) und zweitens den eher unrealisierbaren und utopischen Drang habe, an manchen Dingen in der Welt etwas zu verändern oder das Verständnis mancher Menschen zu erweitern....
Wie geht ihr mit solchen Aussagen und Einstellungen um, könnt ihr die denn so einfach ignorieren .... ??
Lg, joana
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Jan
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Post Thu, 29.Jan.04, 21:35      Re: Psychotherapie/Psychiatrie in den Augen d. Gesellschaft Reply with quoteBack to top

Hi,

also ich für meinen Teil rege mich immer sehr darüber auf wenn solche Aussagen,
wie Joana sie in ihrem ersten Post beschreibt getroffen werden,
obwohl ich weiß das es mir eigentlich sch**ßegal sein könnte hab ich auch,
wie Joana, diesen Drang die Welt an manchen, wie auch an diesem,
Zipfeln besser zu machen und den "unwissenden" Leuten die ganze Sache verständlich zu machen.

Also, ich kann es nicht ignorieren.

Bye, Jan

P.S.: ²Joana: Es ist vielleicht nicht möglich die ganze Welt zu verbessern,
aber ich glaube wenn man nur ein paar Menschen etwas 'besser'
(im Sinne von: von falschen Einstellungen abwenden usw. usf.) macht ist schon was geschaft

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joana
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Post Sun, 01.Feb.04, 17:07      Re: Psychotherapie/Psychiatrie in den Augen d. Gesellschaft Reply with quoteBack to top

Hallo,

ich weiß, die ganze Welt zu verbessern habe ich mir nie zum Ziel gesetzt, ist sowieso unmöglich Wink Aber ich habe einen kleinen Anfang gemacht an diesem Wochenende, war auf nem Infoseminar von einer Organisation, die Freiwilligendienste (vgl. FSJ) anbieten, denn nach dem Abi möcht ich gern nach Lateinamerika..und den Menschen dort (aber auch hier) vielleicht ansatzweise zeigen, dass es neben dem Birkenstock-Touri auch noch andere Europäer geben kann....oder so zwinkernd..

Nun sind wir zwar ganz und gar vom Thema abgekommen, aber gut... ich nehme an, es wurde hier schon öfter mal diskutiert, nur muss das dann leider vor meiner Zeit gewesen sein.
Mich würde trotzdem interessieren, ob euch manche Mitmenschen mit Skepsis oder gar Vorurteilen begegnen/begegnet sind, wenn sie erfahren, dass man mit seiner seelischen Gesundheit zu kämpfen hat(te), eine Therapie macht, schonmal in der Psychiatrie war o.ä. Und wie diese Skrupel evtl. abzubauen wären.. - Würd sehr gern mehr darüber erfahren, da ich in letzter Zeit manchmal zu spüren bekam, dass man mir ein Psychologiestudium und einen entsprechenden Beruf nicht ohne weiteres zutraut.

Liebe Grüße, joana
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Exosaurus
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Post Fri, 06.Feb.04, 12:11      Re: Psychotherapie/Psychiatrie in den Augen d. Gesellschaft Reply with quoteBack to top

Ich bin hier zwar schon ne ganze Weile registriert, habe mich aber noch nie großartig eingebracht.

Das Problem mit dem Ansehen von psychischen Problemen bzw. Psychotherapie - relevanten Themen im Allgemeinen in der Gesellschaft bzw. den Umfeldern kenne ich allerdings nur zu gut.

Ich weiß nicht, wie sich das unterscheidet, wenn man in einer Stadt lebt, wo man auch relativ anonym leben kann, aber hier auf den Dörfern ist es nach wie vor das Beste, man verschweigt seine Probleme und erwähnt am Besten gar nicht, dass man irgendwie in Behandlung ist oder das in Erwägung ziehen würde -- sonst bekommt man den Stempel *bekloppt* mit der Folge ' Der hat se nicht alle, den muss man nicht Ernst nehmen' oder Ähnlichem.
Viele sagen das aber nicht direkt ins Gesicht -- auf anderen Wegen kriegt man es hintenrum wieder mit, wenn Leute plötzlich erzählen, neulich, auf der Party oder im Geschäft, hat die und die das wieder gesagt und so.

Wie sehr man sich dann drauf verlassen kann ist natürlich auch wieder fraglich -- aber Manche sind auch sehr direkt -- bzw. lassen sie es Einen merken, dass man in der Wertung gefallen ist, wenn sie wissen, man ist etwa depressiv ( was sie gleichzeitig noch als Charakterschwäche oder auch noch vereinfachter, gleich als Einbildung oder dummes Gewäsch titulieren )
Den Mut um sich darüber mitzuteilen, zu einem Psychologen zu gehen findet man da oft gar nicht mehr und verschweigt es -- bzw. man geht erst gar nicht zum Psychologen, weil man Angst hat, es könnte ja Jemand zufällig davon erfahren und Einen für bekloppt halten, oder man wird bald draufhin im Dorftratsch lächerlich geredet.

Interessieren würde mich, wie ihr das im Zusammenhang mit euren Wohngegenden und Umfeldern erfahrt, gibt es eher die verständniszeigenden, aufgeklärten Menschen dort oder eher die Desinteressierten, Gleichgültigen oder 'Einfachen' -- die eben alle für 'irgendwie nicht ganz bei Trost' erklären, die sich zu ihren Psychoproblemen bekennen.
Lassen sich die Leute darauf ein, Erklärungen zu erhalten, und ändern sie daraufhin ihre Voransicht ab oder bekommt ihr nach wie vor den 'schiefen Blick' zu spüren ?

Viele Grüße,
Pit

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Maskerade im Fassadendschungel
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joana
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Post Sun, 08.Feb.04, 20:38      Re: Psychotherapie/Psychiatrie in den Augen d. Gesellschaft Reply with quoteBack to top

Hallo Pit,

in meinem Umfeld habe ich beides erlebt: Ignoranz, aber auch Anteilnahme. Wobei ich mir gut vorstellen kann, dass es in der Stadt tatsächlich leichter ist, sich mit seinen psychischen Beschwerden zu outen und einen Therapeuten aufzussuchen, als auf dem Dorf, denn hier herrscht nunmal weitgehend Anonymität.
Dennoch ist auch mir es passiert, dass ich zunächst nur meinem engsten Freundeskreis von meinen Problemen erzählt habe, es sich dann aber doch rumgesprochen hat (wobei ich dazusagen muss, dass eine Magersucht auch kaum zu übersehen ist, von daher..). Ausgelacht hat mich niemand, auch an schiefe Blicke kann ich mich kaum erinnern. Aber auf Unverständnis bin ich trotzdem gestoßen, es hieß dann z.B., was daran so schwer sei, ich müsse doch einfach nur essen, weshalb gleich zum Therapeuten rennen. Oder ich ich würde nicht fest genug an Gott glauben. Ich habe viele Erklärungsversuche gestartet, wurde auch manchmal dirket danach gefargt, wie es zu so einer Krankheit kommen kann und warum es so schwer ist, davon wieder wegzukommen. Es gab dann Leute, die das auch so akzeptiert haben, andere blieben bei ihrer Meinung, es sei doch alles halb so wild.
Mittlerweile haben sich wohl die meisten daran gewöhnt, wenn ich ab und zu sage, ich bin heute wieder bei meiner Therapeutin, doch hab ich öfters das Gefühl, sie denken sich klammheimlich "Oh man, die immer mit ihrem Psychokram.." Ab und zu sagen sie es mir auch offen ins Gesicht, ich solle doch endlich aufhören, mich ständig selbst zu analysieren. Ich weiß, dass es nicht böse gemeint ist, aber irgendwie verletzt es mich doch, da ich nunmal nicht anders kann, als alles zu hinterfragen und mir erklären zu wollen.
joana
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Electric Satie
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Post Mon, 23.Feb.04, 17:09      Re: Psychotherapie/Psychiatrie in den Augen d. Gesellschaft Reply with quoteBack to top

hi joana,

also erstmal, klischees verkaufen sich gut .. ich denke darüber sind sich die medien mehr als bewusst.
kranke,"irre" die "in die klappse" sollten werden halt ganz gern automatisch mit pädophilen,menschenfresser,vergewaltiger,mörder was auch immer gleichgesetzt.
oder auch vereinfacht: krank -> unverständlich -> feindlich.

ich persönlich hab es mir abgewöhnt mich über undifferenzierten müll aufzuregen.
warum? weil ich es besser weiss.
warum soll es mich interessieren was "die gesellschaft darüber denkt"?
bin ich teil dessen was in dem kontext "gesellschaft" genannt wird? nein.
es liegt in der natur des menschen zu verabscheuen was man nicht versteht.warum wird nicht verstanden? weil man nicht genügend informiert ist -> inkompetent - nicht ernst zu nehmen.

q.e.d. zwinkernd..

menschen denen wirklich was an mir liegt, informieren sich oder zumindest lassen sich von mir informieren .. und der rest kann tun und labern was er will.

mir fällt gerade noch ein:
ich hab irgendwo mal einen satirischen artikel über "die gesellschaft" gelesen, und da kam auch das gespräch zweier frauen auf einer party vor, wo die eine zur anderen meint : "und? wer ist dein therapeut?"
zwinkernd..
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Ann
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Post Mon, 23.Feb.04, 22:29      Re: Psychotherapie/Psychiatrie in den Augen d. Gesellschaft Reply with quoteBack to top

Hi!

Ich finde das auch schlimm, dass psychisch Kranke auch noch als "Irre" gelten. Ich persönlich habe kein Problem damit es dennoch zuzugeben. Das beste Beispiel ist meine *Freundin*, die hat keine Ahnung von nichts, aber denkt, dass Leute die psychisch krank sind Irre sind. Siesagte schon oft "Dir brauchts doch nicht schlecht gehn, du hasts so gut." Ja, Fingerschnipsen und dann ist alles paletti...

Ich denke mal, dass es daran liegt, dass die Psychologie noch in den Kinderschuhen steckt. Ich glaube, sie wurde erst im 19. Jahrhundert - oder im 18.? - als Wissenschaft begründet.
Es ist nichts Fassbares. Wenn jemand ne Wunde hat, dann kann man sie mit materiellen Dingen verarzten. Eine psychische wunde nicht.

Meine Mutter lebt sein Jahren mit einer Psychose, da mein Vater es als Schande ansieht mit ihr zu einem Arzt zu gehn. Von Psychologen hält er nichts, die Seele ist ja auch eine Art Körperteil - nichts Seperates. wie sollte man das heilen können? Eine Schwachsinnsmeinung.

....
na ja

LG Ann
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kleiner-krieger
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Post Sun, 29.Feb.04, 10:24      Re: Psychotherapie/Psychiatrie in den Augen d. Gesellschaft Reply with quoteBack to top

Ich denke auch, dass eine Psychotherapie gesellschaftlich noch nicht wirklich akzeptiert ist. Das liegt weniger m.E. am bösen Willen der Leuten, sondern vielmehr an der mangelnden Information der Gesellschaft über das Thema. Bei Frauen z.B. stehen Depressionen an 3. Stelle bei den Krankheitsbilder, die zum Eintritt in den Vorruhestand führen.

Andererseits liegt es auch an uns, Psychotherapie aus der Schmuddelecke zu holen... Durch meine beiden Klinikaufenthalte kenne ich einige Leute, die Thera machen und ich kann mich an fast niemanden erinnern, der überall offen dazu steht, dass er/sie Therapie macht. Ich tu es auch nicht, obwohl das verkehrt ist. Nur wenn die Leute sehen, dass es Leute wie sie sind, die Thera machen und keine abartigen Durchgeknallten, dann bekommt das Thema wohl einen anderen besseren Beigeschmack.

Andere Leute, die das Thema nicht in die Verrücktseinsecke schieben, kommen gerne mit dem "Argument", psychische Krankheiten seien Wohlstandskrankheiten. Psychisch krank = eingebildet krank.

Psychische Krankheiten - (k)ein Thema für die Öffentlichkeit??
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LauraPalmer
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Post Mon, 15.Mar.04, 11:21      Re: Psychotherapie/Psychiatrie in den Augen d. Gesellsc Reply with quoteBack to top

Also ich habe mich immer noch nicht wirklich aufraffen können, endlich eine Therapie zu beginnen. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, zu meinem Freund oder meinen Freundinnen zu sagen, dass ich jetzt für ein paar Wochen in einer psychosomatischen Klinik verschwinde, weil ich zu doof bin, meinen Teller leerzuessen. Na ja, mein Freund würde mich vielleicht verstehen, aber schon bei der Vorstellung, wie er seinen Eltern erklärt, wo ich bin, wird mir schlecht.
Meiner Erfahrung nach helfen auch meistens keine Informationen oder Erklärungen dazu, die Leutchen umzustimmen. Denn dazu müssten sie ersteinmal bereit sein, ihr bequemes Weltbild zu verlassen und etwas neues zu wagen.
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joana
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Post Wed, 17.Mar.04, 13:25      Re: Psychotherapie/Psychiatrie in den Augen d. Gesellsc Reply with quoteBack to top

Hey Laura,

ich kann Deine Bedenken gut verstehen, ging mir anfangs genauso. Letztendlich geht es aber um DICH, um DEINE Gesundheit und DEIN Wohlbefinden, da sollte es eigentlich zweitrangig sein, was andere dazu sagen !
Du hast recht, manchen Menschen ist es wirklich nur schwer zu verklickern, dass eine Essstörung mehr bedeutet als, wie Du schreibst, "zu dumm zu sein, den Teller aufzuessen". Is natürlich auch die Frage, wie Du es selbst siehst, ob Du die ES, so lästig sie ist, als Dir zugehörig akzeptieren kannst, oder sie selbst auch nur als schlichtweg abnormal und krankhaft oder so siehst. Denn wenn Du dazu stehen kannst, ist es glaub ich auch leichter, andere davon zu überzeugen, dass so eine psychische Krankheit mehr ist als nur gestört, geschweige denn eingebildet, oder sonst was, sondern ein Hilferuf der Seele - und diese braucht Hilfe ! Sowohl Deine eigene, als auch von außen durch einen Fachmann (Fachfrau natürlich ebenfalls möglich zwinkernd..)
Sind die Eltern von Deinem Freund denn wirklich so intolerant und verständnislos, wie Du glaubst ? Vielleicht können sie es tatsächlich nicht auf Anhieb nachvollziehen, warum Du nicht normal essen kannst, aber das ist für sie schließlich (wahrscheinlich ?) auch ein ganz neues Terrain; sie brauchen dann erstmal Zeit, um sich damit auseinanderzusetzen. Klar, das setzt voraus, dass sie eventuell bereit sein müssen, an ihrem Weltbild was zu ändern - aber wäre das so schlimm ? Wenn Du ihnen wichtig bist, dann sollten sie das doch in Kauf nehmen, find ich....einen Versuch wäre es doch wert, meinst Du nicht ?
Vielleicht wirst Du die ES sowieso irgendwann nicht mehr vor ihnen verheimlichen können, und dann wär's vielleicht besser, es ihnen jetzt schon zu sagen. Damit zeigst Du ja auch, dass Du alles andere als dumm bist, sondern im Gegenteil reif und stark, weil Du dazu stehen kannst.

Ich weiß, es ist echt schwer (war selbst mal MS), aber ich drück Dir alle Daumen ! Gib die Hoffnung nicht auf, dass manche Menschen (auch die, von denen Du es zunächst nicht erwartet hast) doch bereit sind, Dinge anzunehmen, die ihnen neu sind.......
Liebe Grüße,

joana
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