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caberi
sporadischer Gast


17
nrw M, 31
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Sun, 22.Feb.04, 21:51 Mit 2 Jahren Vater und siebenjährigen Bruder verloren. |
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Hallo Zusammen!
Vielleicht gibt es hier jemanden der mir etwas zu meiner Geschichte sagen kann...
Meine Eltern haben sich getrennt als ich zwei Jahre alt war, mein Vater hat sich von da an nicht mehr um mich gekümmert. Der Trennung vorraus gingen grobe Gewalttätigkeiten von seiner Seite aus gegen meine Mutter. Ich habe als neun- oder zehnjähriger heimlich die Scheidungsunterlagen gelesen, in den siebziegern gab es ja noch die Schuldfrage, da waren ärztliche Atteste wohl unerläßlich. In diesem Ordner fand ich zudem zahlreiche Zeitungsartikel. In ihnen war zu lesen das ich mütterlicherseits einen Halbbruder hatte, dieser ermordet wurde ( da war ich ebenfalls Zwei ) und die einzige Tatverdächtige meine Mutter war, das Verfahren gegen sie allerdings aus Mangel an Beweisen eingestellt wurde obwohl eine Indizienkette bestand, ( so der Staatsanwalt in einem Interview ). Ich habe mit meiner Mutter da nur einmal drüber gesprochen, da war ich so um die zwanzig. Ohne von ihr eine eindeutige Antwort zu bekommen. Das ist mir an dieser Stelle auch nicht wichtig, sie ist vor drei Jahren verstorben.
Zwei mänliche Bezugspersonen zu verlieren, das ist der Punkt nach dem ich frage!
Ich bin verheiratet und habe eine siebenjährige Tochter und zwei Jungs ( Zwillinge ) ( ausgleichende Gerechtigkeit? ) die jetzt zwei sind. Liebe meine Kinder über alles und habe meiner Einschätzung nach ein gesundes Verhältnis zu ihnen.
Gibt es klar definierte Persönlichkeitsmerkmale die sich aus dieser Situation entwickeln können? Oder erging es jemanden hier ähnlich?
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darius
Forums-InsiderIn


366
vienna M, 28
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Mon, 23.Feb.04, 12:20 Re: Mit 2 Jahren Vater und siebenjährigen Bruder verloren. |
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Hm, auf was genau zielt deine Frage ab im Kontext mit den klar definierten Persönlichkeitsmerkmalen? Auf die Kinder oder auf dich? In welche Richtung führen denn deine Bedenken?
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_________________ Alles beginnt und endet am rechten Ort und zur rechten Zeit. |
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caberi
sporadischer Gast


17
nrw M, 31
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Mon, 23.Feb.04, 21:38 Re: Mit 2 Jahren Vater und siebenjährigen Bruder verloren. |
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Die Frage nach den Persönlichkeitsmerkmalen bezog sich auf mich.
Meine Jungs sind jetzt genau in dem Alter als um mich herum damals dies alles geschah. Auch bei meiner Tochter hatte ich mich, als sie zwei Jahre alt war, gefragt wieviel sie davon mitbekommen würde, wäre sie einer ähnlichen Situation ausgesetzt.
Ich selbst habe ( natürlich? ) keine Erinnerungen an diese Zeit, zumindest keine Bewußten.
Nun, meine Bedenken sind ganz aktueller Form:
Bisher hatte ich diese Lebensumstände mit Dankbarkeit betrachtet, da ich annehme das ich ihnen meine Sensibilität und ausgeprägte Emphatie verdanke, sie mich zu dem machten was ich bin, und ich bin alles in allem zufrieden mit mir und wollte bisher auch nie das damals alles "normal" verlaufen wäre. Aber nunmehr keimen Zweifel. Ich stehe beruflich vor einer Beförderung. Den Intellekt für die Aufgabe bringe ich ohne Zweifel mit, aber die neue Position erfordert das Führen von Menschen. Und hier bringen mich Verlustängste und daraus resultierend ein übersteigertes Harmoniebedürfnis in Konflikt zu meinem Aufgabenkreis.
Damit habe ich bisher leben könne, da mir immer Möglichkeiten blieben im beruflichen Bereich diese Punkte zu kaschieren, aber jetzt wird es schwierig für mich.
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darius
Forums-InsiderIn


366
vienna M, 28
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Wed, 25.Feb.04, 0:59 Re: Mit 2 Jahren Vater und siebenjährigen Bruder verloren. |
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| Quote: | | die neue Position erfordert das Führen von Menschen. Und hier bringen mich Verlustängste und daraus resultierend ein übersteigertes Harmoniebedürfnis in Konflikt zu meinem Aufgabenkreis. |
Der Satz bleibt mal so stehen.
Wenn du ein Defizit im männlichen Anteil der Erziehung hast, dann paßt ein Defizit zu Durchsetztungswille und Führungsqualität glaub ich recht schön dazu. Dein Papa hat die Familie auch nicht ordentlich geführt, bevor er überhaupt verschwunden ist und sich nie wieder um dich gekümmert hat. 2 Minuspunkte für die Führungskraft.
Du bist aber nicht schuld, daß dich keiner ordentlich geführt hat. Das war Aufgabe der Eltern. Sag mir das nach -> "Ich trage keine Schuld, daß mich mein Papa nicht geführt hat."
Du mußt auch nicht das Schicksal deiner ersten Führungsperson erleiden, denn es war seine Aufgabe und die deiner Mutter. Kinder sind immer unschuldig. Du bist nicht schuld und dich erwartet auch nicht das Schicksal deiner Eltern, wenn du die Führungsrolle für dich in Anspruch nimmst. Aber eine Therapie würde sicher ebenfalls für dich interessant sein. Viele Leute machen Therapien wegen weit weniger
lg Darius
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caberi
sporadischer Gast


17
nrw M, 31
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Wed, 25.Feb.04, 14:28 Re: Mit 2 Jahren Vater und siebenjährigen Bruder verloren. |
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Danke Darius!
Den Aspekt das sich in mir Schuldgefühle entwickelten, hatte ich bisher nicht in Erwägung gezogen. Das Nachsprechen hat sich so angefühlt als wenn aus dieser Ecke tatsächlich ein Bedarf nach näherem Betrachten besteht. Das sind die Aspekte von Persönlichkeitsmerkmalen nach den ich suchte. Den Schritt zu einer Therapie, da ist der Leidensdruck nicht groß genug. Aber das ich mir hier Hilfe suche ( und finde! ) ist schoneinmal die richtige Richtung.
Zu dem Satz den Du so stehen ließest:
Ich bin seit zehn Jahren mit den Kollegen zusammen die ich in Zukunft führen soll. Da haben sich viele private Bindungen geknüpft, die durch meine Führungsrolle und der Besonderheit meines Berufsfeldes, welches durch aktuelle politische Entwicklungen im Umbruch ist, schwerlich so fotsetzen lassen. Ich werde viele Neuerungen verwircklichen müssen, die die Qualität der Arbeit für den Ausübenden verkomplizieren und zudem vermehren.
Nochmals danke, bin überrascht diesen völlig neuen Aspekt an der Sache in mir vermuten zu können.
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darius
Forums-InsiderIn


366
vienna M, 28
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Wed, 25.Feb.04, 15:29 Re: Mit 2 Jahren Vater und siebenjährigen Bruder verloren. |
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| Quote: | | Ich werde viele Neuerungen verwircklichen müssen, die die Qualität der Arbeit für den Ausübenden verkomplizieren und zudem vermehren. |
Was mußt du denn da machen? Ist keine lebenswichtige Frage, du bist also nicht gezwungen zu antworten.
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caberi
sporadischer Gast


17
nrw M, 31
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Wed, 25.Feb.04, 22:11 Re: Mit 2 Jahren Vater und siebenjährigen Bruder verloren. |
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Ich bin im Gesundheitswesen tätig. Das heißt also ich muß die Sparmaßnahmen der Gesundheitsreform, speziell im Umgang mit jeglichen Ressourcen durch die Mitarbeiter, neu bzw sparsamer regulieren. Und synchron dazu den Instrumenten der Überwachung, wie dem Medizinischen Dienst der Krankenkassen beispielsweise, die tägliche Arbeit der MA durch eben jene selbst ihre Tätigkeiten dokumentieren lassen.
Kurz: Die Entwicklung der letzten Jahre schreitet, galopiert trifft es besser, voran: eine immer kleiner gesparte Personaldecke sieht sich einem parellel dazu stetig wachsenden Arbeitsfeld gegenüber, das obendrein nahezu grotesk verbürokratisiert wird.
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darius
Forums-InsiderIn


366
vienna M, 28
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Wed, 25.Feb.04, 23:15 Re: Mit 2 Jahren Vater und siebenjährigen Bruder verloren. |
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Damnit! Das klingt nach mächtig viel Verantwortung und nötigem Fingerspitzengefühl. Aber ich bin mir sicher, du wirst dein Bestes geben. Das Beste ist immer gut genug, glaub mir das. Und da man es bekanntlich nie allen recht machen kann, vertraue ich darauf, daß du einfach dein Bestes geben wirst. Denn das ist immer gut genug. Denk nur an deine Kinder dabei. Denen kann man es auch nicht allen gleichzeitig recht machen. die meutern auch ständig und beschweren sich, aber letzten Endes sind wir Kinder froh, wenn uns wer durchs Leben führt und uns die Verantwortung abnimmt. Kapiert?
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caberi
sporadischer Gast


17
nrw M, 31
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Wed, 25.Feb.04, 23:40 Re: Mit 2 Jahren Vater und siebenjährigen Bruder verloren. |
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Gedanken an meine Kinder dienen der Entspannung...
Frage an Dich, ebenso gering von lebenswichtiger Bedeutung und somit ist die Beantwortung nicht verpflichtend: Welcher Berufung gehst Du nach?
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darius
Forums-InsiderIn


366
vienna M, 28
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Thu, 26.Feb.04, 1:02 Re: Mit 2 Jahren Vater und siebenjährigen Bruder verloren. |
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Nun, diese Frage beschäftigt mich momentan selbst recht stark.
Eigentlich hab ich begonnen Psychologie zu studieren vor einem Jahr, nachdem ich mich lange dagegen gewehrt habe, wegen dem Haufen an Information, den man in sein Gehirn zu stopfen hat. Warum? Ich habe gewisse Probleme mit meinem Kurzzeitgedächtnis. Ich merk mir viele Dinge einfach nicht, dafür bleibt unterm Strich immer die Substanz hängen, und aus diesem intuitiven Pool schöpfe ich. Das wird dir im Studium nur leider nicht angerechnet
Naja, ich hab das Studium für dieses Semester zurückgelegt, weil ich keinerlei Fortschritt gemacht habe. Dafür aber über WG zu WG zurück zu meinen Eltern gezogen bin, eine langjährige Beziehung beendet und einen neuen Job gefunden habe, der mich nun letzten Endes unabhängig werden läßt. Ich arbeite 30 Stunden in einem Callcenter und gebe dort technischen Support für´s Internet. Da bliebe an und für sich gerade noch Zeit um halbwegs effektiv zu lernen. Aber mein vorrangiges Ziel ist jetzt eine eigene Wohnung, mich von meiner letzten 8-jährigen Beziehung vollends zu lösen und mir eine eigene Existenz aufzubauen. Im letzten Jahr ist mir eben einfach zu viel passiert um meinem Berufswunsch ein Stückchen näher zu kommen. So Gott will werde ich dann aber im Wintersemester wieder zu studieren beginnen.
lg Darius
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caberi
sporadischer Gast


17
nrw M, 31
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Thu, 26.Feb.04, 13:40 Re: Mit 2 Jahren Vater und siebenjährigen Bruder verloren. |
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Das hört sich so an als wenn Du zu den Menschen gehörst die ein ganzheitliches Ziel verfolgen.
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darius
Forums-InsiderIn


366
vienna M, 28
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Thu, 26.Feb.04, 14:03 Re: Mit 2 Jahren Vater und siebenjährigen Bruder verloren. |
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hm, ich wär zu bescheiden um sowas von mir zu behaupten
Aber ich denke wenn man bestimmte Vorraussetzungen hat, wird man auch in eine bestimmte Richtung gehen. Für den Fall, daß du das mit dem intuitiven Pool gemeint hast. Dann entgegne ich dir, daß mein Kurzzeitgedächtnis und meine Unfähigkeit mich zu konzentrieren daran schuld ist.
Von einem anderen Blickwinkel betrachtet habe ich in den letzten Jahren so manche Erfahrung gemacht, daß ich heute zum ersten mal sagen kann ich habe einen Standpunkt. Der mag vielleicht ein wenig fächerübergreifend sein.
lg darius
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caberi
sporadischer Gast


17
nrw M, 31
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Thu, 26.Feb.04, 15:01 Re: Mit 2 Jahren Vater und siebenjährigen Bruder verloren. |
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Ich habe da zwischen den Zeilen gelesen, wobei das mit dem Pool schon eine Selbstwahrnehmung ist, die charkteristisch für eine ganzheitliche Ausrichtung zeugt.
Und hoch gegriffen ist soetwas nicht, meiner Ansicht nach, vieleicht eher unhäufig.
Mit dem Kurzzeitgedächnis, gibt es da mögliche Gründe/Ursachen/Faktoren/Umwelteinflüße?
Konzentration ist doch vorhanden, wenn ich mir die Anzahl und die Qualität Deiner Beiträge besehe. Vielleicht das Thema des Studiums, oder grundsätzlich die Form der Bildungsfabrik?
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darius
Forums-InsiderIn


366
vienna M, 28
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Thu, 26.Feb.04, 15:22 Re: Mit 2 Jahren Vater und siebenjährigen Bruder verloren. |
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Ich hab jetzt herum überlegt, wie ich das am Besten zum Ausdruck bringen kann, aber ich weiß nicht genau wie... also gebe ich dir am besten einen Vergleich.
Wer zwischen den Zeilen liest, der bekommt von den Worten selbst nicht soviel mit.
Ich weiß auch nicht. Das mit dem Kurzzeitgedächtnis ist nichts Diagnostiziertes. Ich merk mir keine Namen und bin wahnsinnig vergesslich. Ich kann dir nicht genau sagen, was du vor einer Minute gesagt hast. Aber ich kann mich erinnern welches Gefühl ich bei welchem Streitgespräch vor drei Jahren hatte. Was von den Eindrücken übriggeblieben ist, was die Grundstimmung und die daraus gefolgten Konsequenzen waren, die ich gezogen habe. Ich kann mir kein 4-zeiliges Gedicht merken. Zumindest hab ich´s schon lang nicht mehr versucht. Aber ich treff einen Menschen und spür manchmal gleich was ihn seit einiger Zeit wirklich quält, egal welche Geschichten mir aufgetischt werden.
Man muß halt nur herausfinden, wie man seine eigenen Vorteile ausnutzt und die Kehrseite der Medaille nicht allzu sehr Macht über einen ergreifen läßt. Bis jetzt hab ich noch nicht so richtig den Mittelweg gefunden. Aber das wird schon noch.
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caberi
sporadischer Gast


17
nrw M, 31
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Fri, 27.Feb.04, 8:20 Re: Mit 2 Jahren Vater und siebenjährigen Bruder verloren. |
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Ähm, mit dem Lesen zwischen den Zeilen, auf wen von uns beiden hast Du das jetzt bezogen?
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