Austausch mit DIS / DDNOS - Betroffenen

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.

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Zerrissene
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Beitrag Do., 11.02.2010, 10:22

Als ich bei meinem Traumathera die Therapie begann, meinte er mal zu mir, ich käme mit den Voraussetzungen zu ihm, was Ziel einer jeden DIS-Therapie ist. Trotzdem befinde ich mich jetzt im 9. Jahr meiner Traumatherapie...

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Jesusechse
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Beitrag Do., 11.02.2010, 10:25

Das ist doch der Normalfall, dass sich das wahre Ausmaß erst mit der Zeit rausstellt.

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lilu
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Beitrag Fr., 12.02.2010, 17:06

Hallo Ihr,

wenn man mehrere ist, muss es dann zwangsläufig immer mit Mißbrauch zu tun haben? "Reicht" auch Mißhandlung? Ich will an das Thema Missbrauch nicht ran und suche nach anderen Erklärungen....Ist vielleicht ne doofe Frage, würde mich aber interessieren...Und sorry für die unsensible Fragestellung, konnte es nicht besser verpacken...

LG Lilu
Und mit Entzücken blick ich auf, so manchen lieben Tag;
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Goethe


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Beitrag Fr., 12.02.2010, 18:16

Hallo lilu,

bist du dir denn sicher, dass du mehrere bist, also dissoziativ?

Ist das von der Diagnose her schon abgeklärt?

IGDL Zerrissene

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lilu
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Beitrag Fr., 12.02.2010, 18:58

Hallo Zerrissene,

also das ich dissoziiere, weiß ich schon länger (Beine und Arme gehören nicht zu mir, gehe aus dem Körper raus, Umwelt auf einmal fremd, sehe wie durch Watte, bin abwesend). Das ich "anscheinend" mehrere bin, wurde mir erst vor kurzem in einer Ausnahmesituation klar. Also ich habe das Gefühl mehrere zu sein, dass heißt nicht, dass ich hier eine Eigendiagnose stellen will. Ist halt mein Gefühl. Ich hatte meiner Therapeutin von dieser Situation erzählt. ICh erzählt ihr auch, dass mir dadurch vieles klar wurde. Ich erschrecke mich manchmal vor mir selbst, dass ich einmal kompetent, selbstbewußt und eine Spur arrogant auftreten kann. Im nächsten Moment, denke ich, was war das denn. Dann bin ich ängstlich und vermeidend, gehe jedem Konflikt aus dem Weg, kann mich dann auch nicht mehr richtig artikulieren. Dann gibt es noch das Kind...

Letztens bei einem extremen Streit mit meinem Sohn (das ist die besagte Situation), war ich extrem wütend auf ihn, hätte ihm am liebsten eine gescheuert, dann aufeinmal war ich wie ein Kind und bat die Erwachsene nicht zu schimpfen. Dann wieder war ich wütend, dann wieder traurig und ängstlich. Teilweise bin ich nach "hinten" aus dem Körper gefallen und konnte den Beiden zuschauen. Ich fand die Situation gruselig. Ob ich DIS habe weiß ich nicht, will ich auch gar nicht haben. Aber diese Situationen mit meinen verschiedenen ICH`s, macht es für mich leichter alles zu erklären...

Ach so, meine Therapeutin war nicht sonderlich überrascht, sondern meinte, dass diese verschiedenen Persönlichkeitsanteile von der Natur geschaffen wurden, um in Extremsituationen zu überleben. Was immer das jetzt auch für mich heißen mag.

LG Lilu
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Beitrag Fr., 12.02.2010, 19:21

Hallo lilu,

ich an deiner Stelle würde einen Traumatherapeuten aufsuchen. Oder ist deine jetzige Therapeutin Traumatherapeutin? Das mit den verschied. Persönlichkeitsanteilen hat noch lange nicht zu bedeuten, dass du DIS oder DDNOS hast. Lies dir bitte mal hier im thread die Einträge von ausgefuchst durch, bezügl. Anteile verschied. Alters. Hat sie wunderbar beschrieben, finde ich. Ich will nur nicht, dass du dich da verrennst. Ich schreibe es deswegen, weil du ja schon die Frage gestellt hast, ob bei dieser Diagnose immer ein Mißbrauch stattgefunden haben muss.

Und wenn du das Gefühl hast mehrere zu sein, kannst du dich ruhig an den Verein Vielfalt wenden (habe ich damals auch gemacht, um Klarheit zu bekommen). Sie schicken dir Adressen von Traumaexperten, die in der Nähe deines Wohnortes praktizieren und Erfahrungen mit DIS/DDNOS haben.

Oder suche eine Traumaambulanz auf. Die Leute dort können dir auch weiterhelfen. Bei mir war es so, dass mein Thera (einstiger Chefarzt der Klinik) nicht mal Stunden bei der KK beantragen mußte, weil ich Patientin dieser Traumaambulanz war und dort 5 Jahre Traumatherapie bekam und alles direkt über die Klinik abgerechnet wurde. Und in Krisensituationen wirst du eben stationär aufgenommen. Ist auch dahingehend sehr vorteilhaft, weil sich ja Multis und Dissos mit fremder Umgebung sehr schwer tun (ist ja immerhin gleich eine ganze Mannschaft, die sich dort einleben muss...).

Vielleicht kannst du was mit meinen Tipps anfangen.

IGDL Zerrissene

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lilu
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Beitrag Fr., 12.02.2010, 19:48

Hallo Zerrissene,

na ja, verrennen wil ich mich wirklich nicht. Bin mit diesem Thema auch vorsichtig. Bin mit Eigendiagnosen sowieso vorsichtig. Allerdingst hatte ich 3 Jahre vor der Diagnose Borderline, schon den Verdacht auf diese Erkrankung....

Das mit der Traumatherapie überlege ich mir noch. Gehe ja am Montag noch mal ins KH. Ich gehe da auf die Station, wo ich schon alle Therapeuten kenne. Ich tue mich auch schwer mich auf Neue einzulassen. Hätte schon früher auf eine andere Station gekonnt, aber die kenne ich halt nicht und kann mich dann auch nicht öffnen....Dauert halt bei mir immer was länger....

Vielen Dank für Deine Worte...

LG Lilu
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Beitrag Fr., 12.02.2010, 20:00

Hallo Lilu,

du brauchst keine Angst vor Traumatherapie zu haben, wenn ich dich dahingehend etwas beruhigen darf. Traumatherapie bedeutet nämlich überwiegend Stabilisierung, damit: "Weg! Vom Trauma!".

Und wenn bisher 8 Therapiejahre nichts gebracht haben, würde ich an deiner Stelle nicht sehr lange nachdenken. Was ist das für eine Klinik, in die du gehst?

Mal neugierig frag.

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lilu
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Beitrag Fr., 12.02.2010, 20:04

Das ist eine Psychiatrie mit verschiedenen Stationen. Erst in dieser Klinik hat man mir die Diagnose Borderline gegeben. Im letzten Jahr ist viel passiert. Viel wurde aufgewühlt und vieles wurde klarer...

Das Programm besteht aus:
•Tiefenpsychologischer oder analytischer Einzeltherapie
•Tiefenpsychologischer oder analytischer Gruppentherapie
•Kunst- und Gestaltungstherapie
•Tanz-, Bewegungs- und Körpertherapie, Musiktherapie, Sozialtherapie, Reittherapie (individuell oder in der Gruppe)
•Paar- und Familientherapie
•Psychopharmakotherapie
•Alltagsbewältigungstraining
•Stationsversammlung (Großgruppe)
•Bezugspflege-Gespräche
•Sporttherapie
•Pflege

Traumatherapie ist das weniger...

LG Lilu
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Beitrag Fr., 12.02.2010, 20:13

Lilu,

ich will dir keine Angst machen, aber hast du wirklich DIS oder DDNOS, ist tiefenpsychologische Therapie nicht ratsam. Bin jetzt wirklich verunsichert, ob ich dir das überhaupt schreiben darf. Wie ging es dir nach Klinikaufenthalten? Besser?

Zerrissene

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Schwarz-Weiß
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Beitrag Fr., 12.02.2010, 20:20

Hallo ausgefuchst,

ich bin fertig mit der Welt. Bevor der MB rauskam, lief es gut bei mir mit kleinen Episoden, die ich gut vertuschen konnte. Jetzt wo alles da ist, verstehe ich eigentlich nur Bahnhof.
Gibt es da ein Entrinnen irgendwann mal, ich meine ja nur morgen bin ich 41 Jahre, geht das so weiter..?
Mir wird ganz anders.

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Schwarz-Weiß
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Beitrag Fr., 12.02.2010, 20:24

Hallo lilu,

sorry wenn ich so dazwischengeplatzt bin. Entschuldigung.
Ich finde es gerade hochinteressant was hier abgeht, das ist für mich auch wichtig.


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Beitrag Fr., 12.02.2010, 20:28

Hallo Schwarz-Weiß,

darf ich dir antworten?

Mir ging es ähnlich, wie dir, weil ich alles aus eigenem Erleben kenne.

Es gibt ein Entrinnen, irgendwann. Und es muss nicht so weitergehen, glaub mir. Mit 39 ist ES bei mir hochgekommen, vor 4 1/2 Jahren habe ich sogar noch einmal ein Kind bekommen (mit 43...) und ich hole jetzt alles nach, genieße das Leben, natürlich mit kleinen Einschränkungen.

Wenn du Hilfe brauchst, ich bin für dich da, wenn du willst...

Zerrissene


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Beitrag Fr., 12.02.2010, 20:34

Ach so, ich habe damals viel geschrieben, habe mich mit anderen Betroffenen zusammen getan, SHG vor Ort gegründet (was mir aber körperl. nicht gut getan hat, weil du nun mal getriggert wirst, triffst du dich mit anderen Missbrauchsopfern...). Dieser MB hat damals viel Raum in meinem Leben eingenommen (was die Aufarbeitung betrifft). Jetzt hat sich das beruhigt, auch mit den triggern und flashbacks.

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Schwarz-Weiß
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Beitrag Fr., 12.02.2010, 20:38

Hallo Zerrissene,

danke für Deine warmen Worte, das tut mir gut. So erging es mir auch, nach über 35 Jahren des Schweigens aus Angst, Scham und Ekel, bin ich zusammengebrochen. ( Der Tod meines Hundes, der mir viel bedeutet hat, war wohl das letzte I -Tüffelchen.
Ich bin seit 2007 in Behandlung, war 2009 2x in der Tagesklinik und weiß jetzt nicht, wo ich weitermachen soll.

LG

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