Trigger durch Therapeuten

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urmely
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Beitrag Mo., 25.10.2021, 08:09

Waldschratin hat geschrieben: Mo., 25.10.2021, 07:02 Liebe urmely,
ich fands grade sehr interessant, die letzten Seiten und die entstandene Diskussion hier zu lesen.
Fand ich aufschlussreich, weil ich mir vorstelle, dass es dir in Bezug auf "Respektspersonen" jeglicher Art ganz ähnlich ergeht in den Beziehungen zu ihnen.

Was mir nach wie vor fehlt, wenn ich dich hier lese, bist du.
Du als Persönlichkeit.
Liebe Waldschratin, mich kenne ich gar nicht. Ich könnte dir nicht beschreiben wer ich bin, noch was ich will... zumindest aktuell. Das Selbstbild, das ich noch vor Monaten hatte, ist zersplittert und noch bekomme ich daraus kein Mosaik gelegt.
Waldschratin hat geschrieben: Selbst bei der Körpertherapeutin seh ich das. Weil es mir auffällt, dass im Umgang mit ihr "plötzlich" und "alles" ganz anders und optimal läuft.
(Was ich ehrlich gesagt so grade in Bezug auf Körpertherapie gar nicht kenne, weil wenn ich da das Therapeutische an mich ranlasse (Spreche grade von mir selber), fliegt mir so manches Chaos aus meinem Inneren sehr schnell um die Ohren und naturgemäß hab ich dann erstmal den Impuls, auf die dazugehörige Thera loszugehen. Da brauch ich immer wieder Klärung, Orientierung für mich, indem ichs ausspreche und ihr zuhöre (mit dem "Bauch" am besten) und mich gegen meine Gefühle "trotzdem" auf Vertrauen zu ihr einlasse.)
Es fühlt sich gerade anders und optimal an, weil sie mich quasi bemuttert. Wir reden aktuell viel, weil mich alles Körperliche extrem aufregt und Dinge auslöst, die sich schwer wieder einfangen lassen. Ich bin fast bei jedem Termin minimum 1,5 Stunden bei ihr, ab und zu auch 2. Danach bin ich dann auch erledigt. Es fühlt sich gut und richtig an, mehr kann ich nicht sagen.
Waldschratin hat geschrieben: Und wenn das dein zugrundeliegendes "Erhaltungsmuster" ist, erklärt sich mir, warum der Psychiater dich so fertigmachen kann, du aber gleichzeitig an ihm kletten "musst", nicht loslassen kannst.
Du wirst es nicht glauben, aber ich kapier es nicht. Ich weiß, dass es ein Muster ist, nach dem ich reagiere. Und trotzdem komme ich kognitiv nicht da dran, wo ich irgendetwas an einem bestimmten Punkt erkennen und ändern könnte. Ich sehe es erst jetzt wieder rückblickend.
Waldschratin hat geschrieben: Wo bleibt aber deine Sicht auf dich selber dabei?
Ich meine jetzt mal nicht, dass du guckst, wo du im Recht bist oder wo nicht.
Sondern was das alles auslöst in dir und zur Folge hat, also in Gang setzt in dir?
Gute Frage. Blockade. Ich schaffe das nicht, zumindest nicht ohne jemanden von außen, der meinen Blick auf etwas lenkt. Das war ja meine Hoffnung in die Therapie: dass jemand mit mir bespricht, was da gerade passiert, bevor ich endgültig falsch abgebogen bin und nicht zurück kann.
Waldschratin hat geschrieben: Ich kann mir allerdings auch gut vorstellen, dass du so einen "schonungslos offenen" Blick auf dich selber gar nicht gebacken bekommen kannst, noch. Im Moment. Ohne entsprechende Unterstützung etc.
Genau so ist es.
Waldschratin hat geschrieben: Vielleicht ists einfach dran, das, was grade ist, mal so anzuerkennen, wie es grade ist.
Ob in deinen Umständen oder in dir selber.
Es "funktioniert" ja halbwegs. Du wuppst dein Leben, wenn auch am Rande des Zusammenbruchs.
Akzeptanz ist auch ein ganz schweres Thema für mich. Vielleicht auch aus dem heraus, dass NICHT zu akzeptieren in den letzten Jahren die einzige Möglichkeit war, für meine Familie etwas zu erreichen (z.B. nicht erkannten Schlaganfälle bei Familienangehörigen, wo ich eben nicht die Meinung der Rettungssanitäter und Ärzte akzeptiert habe und auf weitere Untersuchungen drängte, die dann zeigten, dass ein SA vorlag.) Wenn dir das mit 2 Familienangehörigen innerhalb von 4 Monaten passiert, dann prägt das auch was... solche Geschichten gibt es in meinem Leben sehr viele. Ich denke das ist mit ein Grund, warum ich auch die Kompetenz eines Fachmanns immer wieder prüfen und in Frage stellen muss.
Waldschratin hat geschrieben: Und mal nachzuspüren, was "brauchst" du eigentlich "tatsächlich"?
Wenn du mal deinen Verstand und deine Vernunft "wegblendest" und nur auf deinen "Bauch" spürst : Was wünscht sich der eigentlich? Im Moment, nicht auf lange Sicht.
Auch so ein Dauerthema. Ich hab zwar genug Bauch, aber ich spür da nichts. Oder wenn ich etwas spüre, kann ich nichts damit anfangen, weil ich es nicht zuordnen kann. Bei mir läuft alles über Verstand und Verstehen. Wenn ich nicht verstehen kann, dann fange ich an zu (ver-)zweifeln.
Da liegt momentan meine Hoffnung ganz stark auf der Körpertherapie. Meine Blockade bezüglich Weinen hat zumindest in den letzten Wochen schon ein paar Haarrisse bekommen. Ich hatte gestern kurz feuchte Augen, als ich mein Mittelkind an seinem neuen Wohnort zurückgelassen habe, an den ich es gestern gefahren habe.

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diesoderdas
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Beitrag Mo., 25.10.2021, 08:11

Montana hat geschrieben: Mo., 25.10.2021, 08:01 Das habe ich aber auch nicht verstanden, wo da eine schwammige Aussage gewesen sein soll. Wir wissen von urmely, welche Person was gesagt hat. Diese Personen sind unterschiedlicher Meinung, aber "schwammig" ist daran gar nichts.
Und da die Psychiaterin sich ihr Urteil innerhalb von ca. 5 Minuten gebildet hat, und außerdem damit allein auf weiter Flur steht, vermute ich bei ihr einen Irrtum, der sich vermutlich aufklären lässt.
Ich habs auch nicht verstanden. Wieso ist Urmely schwammig, wenn ihre Behandler sich uneinig sind?
Urmely = verantwortlich für die Aussagen der Behandler? Hö?

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Beitrag Mo., 25.10.2021, 08:11

Liebe urmely,

ich las dich auch und bekam den Eindruck, dass du dich ernst genommen fühlen brauchst. Dass du ihm so vieles schilderst, was dich belastet und er weiter so macht, als ob du nichts gesagt hättest. Du bräuchtest, dass er mitmacht.

Und dabei ist es so wichtig, dass du dich selber ernst nimmst und so entscheidest, dass es dir mit deinem Handeln gut gehen kann. Du bringst ihm dein Bedürfnis entgegen und von ihm kommt wiederholend ein "Nein" dazu, wenn nicht mit seinen Worten, dann mit seinen Taten. Und das kann er machen.

Du hast dann zwei Möglichkeiten: entweder du passt dich an, oder du suchst jemand anderen, mit wem auch deine Erwartungen mehr berücksichtigt werden.

Ich halte es für eine gute Idee, solche grundsätzlichen Fragen gleich am Anfang einer Behandlung zu klären und wenn sich von Anfang an keine Einigung finden lässt, weiter zu suchen. Das könnte die Chancen erhöhen, solche Erfahrungen, wie diese, vorzubeugen...

Alles Liebe
Man sieht, was man am besten aus sich sehen kann. (C.G.Jung)

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urmely
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Beitrag Mo., 25.10.2021, 08:19

lisbeth hat geschrieben: Mo., 25.10.2021, 07:21 Gleichzeitig glaube ich aber auch, dass dir höchstwahrscheinlich diese Verwicklungen und Verknotungen auch in der Zukunft immer wieder passieren werden, egal wie wohlwollend dir dein Gegenüber entgegenkommt. Weil das deine Muster sind, weil sich diese Muster über Jahre und Jahrzehnte so "eingefräst" haben. Das heißt nicht, dass es so bleiben muss, es kann sich verändern.
Ich habe das Gefühl, dass ich es erst verstehen muss, bevor ich da raus komme. Aber verstehen kann ich es halt auch nicht.
lisbeth hat geschrieben: Und du kannst das auch für dich alleine machen. Indem du anfängst, andere Möglichkeitsszenarien zu entwerfen und die Angebote, die - trotz allem - kommen, mal versuchst anzunehmen - vielleicht auch nur als Gedankenspiel - und dich nicht sofort als Antagonist positionierst (worauf dein Gegenüber ganz sicher auch wiederum reagieren wird).
Du hältst mich jetzt bestimmt für bescheuert: ich kann keine (positiven) Möglichkeitsszenarien entwerfen. Im besten Fall ist beim Versuch da einfach nix, im suboptimalen Fall gerät das Möglichkeitsszenario zu einem potentiellen Weltuntergang.

lisbeth hat geschrieben: Das wird ganz sicher keine Wunder bewirken. Und bis sich bei solchen Mustern, die sich schon über Jahre und Jahrzehnte durchs Leben ziehen, etwas verändert, das braucht Zeit. Aber genau deswegen würde ich dir wünschen, dass du auch jetzt schon damit anfangen kannst, für dich. Du hast hier schon viele gute Anregungen in diese Richtung bekommen, es ist an dir, da mal den einen oder anderen Aspekt aufzugreifen und weiter zu verfolgen.
Da hängt mir etwas im Kopf, das mein Therapeut irgendwann ziemlich am Anfang gesagt hat: "Ihre ganzen negativen Erfahrungen und die dadurch entstandenen Muster lassen sich nicht mit Worten verändern. Das geht nur mit anderen Erfahrungen, die diese Überschreiben." Das klingt für mich immer noch richtig. Nur, dass ich jetzt mit ihm meine Erfahrung weiter eingefräst habe und nicht positiv überschrieben. Und nein, kein Vorwurf an ihn! Ich hätte viel früher kapieren müssen, dass er mir nicht mehr geben kann und dass das Wenige mir nicht hilft. Ich hab mich stattdessen der einfacheren Hoffnung hingegeben, dass es irgendwann schon besser werden wird und damit regelmäßig die Furchen in meiner Erfahrung immer wieder nachgezogen.

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diesoderdas
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Beitrag Mo., 25.10.2021, 08:36

urmely hat geschrieben: Mo., 25.10.2021, 08:19 Da hängt mir etwas im Kopf, das mein Therapeut irgendwann ziemlich am Anfang gesagt hat: "Ihre ganzen negativen Erfahrungen und die dadurch entstandenen Muster lassen sich nicht mit Worten verändern. Das geht nur mit anderen Erfahrungen, die diese Überschreiben."
Davon bin ich auch überzeugt. Und für mich kommt es so rüber als hättest du gerade Verlässlichkeit und Regelmäßigkeit am allernötigsten. Einfach mal jemanden für dich, der da ist, nicht wertet, zuhört, mit dir redet.

Ich habe nur das Gefühl, dass du in Kombi mit diesem Thera gerade eher SelbsUNwirksamkeit lernst, als Selbstwirksamkeit.
Du sprichst deine Bedürfnisse zig mal an, aber bekommst sie nicht. Bewirkst nicht das, was du gern hättest. Von mir aus durchaus auch, weil der Thera einfach keine Kapazität - ist also nicht seine Schuld.
Für seine Schusseligkeit und für die Unzuverlässigkeit seiner Terminplanung kann er aber durchaus etwas. Das kann man durchaus ihm ankreiden, finde ich. Er tut dich halt auch etwas ab, wenn er dein Bemühen dich für dich und deine Belange einzusetzen nur als reines motzen abwertet, finde ich.

Die Kombi du und er, glaube,das ist einfach ungut für dich. Hoffentlich klappts schnell anderweitig

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Montana
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Beitrag Mo., 25.10.2021, 08:43

Darin steckt wieder ein Fehler, sorry. Es wird oft gesagt, aber es stimmt nicht: die bisherigen Erfahrungen lassen sich nicht durch positive überschreiben. An diesem Anspruch wirst du also immer scheitern, egal wie viel positives kommt.
Die positiven Erfahrungen können sich neben die alten stellen und gleichwertig sein. Sie zeigen, was möglich ist und dass sich das Suchen und Streben danach lohnt.
Die alten werden bleiben und neben der Belastung sind sie gleichzeitig der Schatz an Lebenserfahrung, der dich für andere Menschen besonders wertvoll macht. Ein eindrückliches Beispiel dafür ist dein Umgang damit, dass Helfer zwei Schlaganfälle nicht erkannt haben. Da du die bittere Erfahrung schon gemacht hattest, dass vermeintliche Fachleute schwerwiegende Fehler machen, konntest du helfen. Es wäre zwar angenehmer, an eine heile Welt zu glauben und Ärzten grundsätzlich zu vertrauen, aber so ist die Welt real nunmal nicht. Wird sie auch nie sein.
Ist dir klar, was du da gemacht hast? Du hast deine eigenen schlechten Erfahrungen dazu genutzt, einen kritischen Blick auf alles zu haben und bist eingeschritten, weil du die Notwendigkeit erkannt hast. Du bist nicht grundlos misstrauisch und du bist sogar ein "besserer Mensch" dadurch, dass du bist wie du bist. Das gehört nicht "weg gemacht". Das gehört so in dein Selbstbild integriert, dass es dir nicht im Weg steht und dass du nicht unter der Last zusammenbrichst.

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urmely
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Beitrag Mo., 25.10.2021, 09:10

Montana hat geschrieben: Mo., 25.10.2021, 08:43 Ist dir klar, was du da gemacht hast? Du hast deine eigenen schlechten Erfahrungen dazu genutzt, einen kritischen Blick auf alles zu haben und bist eingeschritten, weil du die Notwendigkeit erkannt hast. Du bist nicht grundlos misstrauisch und du bist sogar ein "besserer Mensch" dadurch, dass du bist wie du bist. Das gehört nicht "weg gemacht". Das gehört so in dein Selbstbild integriert, dass es dir nicht im Weg steht und dass du nicht unter der Last zusammenbrichst.
Da die Experten von meinen Erfahrungen nichts wissen, werde ich aber von ihnen als grundlos misstrauisch und besserwisserisch wahrgenommen :-((

Was habe ich mich im letzten Jahr mit dem Operateur meines Jüngsten gezofft. Sohn hat seit 2019 einen Bügel, der seine Kielbrust korrigieren soll. Der Bügel liegt zwischen Brustmuskulatur und Rippen und ist rechts und links mit Haltern fixiert, die mit Drähten an den Rippen fixiert sind. Der normale Ablauf: Bügel wird "eingebaut", 5 Tage Krankenhaus, 3 Jahre nur Kontrolle, Bügel wird bei erfolgter Korrektur ausgebaut.
Bei Sohn ging im letzten Jahr was schief. Er lag auf seinem Bett, plötzlich "knallte" etwas in seinem Brustkorb, er hatte wahnsinnige Schmerzen. Ich legte ihn auf den harten Boden, gab ihm Schmerzmittel und es ging vorüber. Danach sagte er mir, der Bügel würde sich bewegen. Nach einigen Tagen habe ich dann einen Termin mit der Klinik gemacht. Dort wurde geröntgt und festgestellt, dass keine Rippe gebrochen ist. Die Drähte des rechten Halters hätten sich gelöst, das sei nicht weiter schlimm. Sohn könne auch am Schulsport teilnehmen. Wieder zuhause ließ mir das keine Ruhe. Das Gefühl, das Sohn beschrieb passte nicht zu den Drähten. Also nochmal Mail an den Operateur, Videokonferenz (die Klinik ist gut 1,5 Fahrtstunden entfernt). Erneuter Blick aufs Röntgenbild: Der Halter ist verbogen. Was gar nicht sein kann, denn der ist in Deutschland gefertigt und aus extrem hartem medizinischem Stahl. Erst wollten sie es so lassen, weil eine Korrektur ja immer noch erfolgt, wenn auch nicht mehr mit ganz so viel Druck. Ich habe auf einer Revision beharrt und der Halter wurde ausgetauscht. Es stellte sich nach der OP heraus, dass man diesen Halter sogar mit der Hand verbiegen konnte. Es hätte also jederzeit passieren können, dass der weiter aufbiegt und sich dann der gespannte Bügel mit Schwung von innen durch die Brustmuskulatur und Haut nach draußen einen Weg bahnt. Nichts lebensgefährliches, aber das wäre sicher eine Erfahrung gewesen, die keiner hätte machen wollen.
Was ich sagen will: der Operateur war maximal genervt von mir, ist es heute immer noch. Er ist ein typischer Chirurg mit einem großen Ego. Zum Glück müssen wir nur noch im kommenden Sommer zur Explantation.

... oder die Behandler in der Kinderpsychiatrie, die bei meinem Sohn die bereits Jahre zuvor offiziell festgestellte Hochbegabung angezweifelt haben und die in 8 Wochen keinen Hinweis auf Autismus fanden, sich aber regelmäßig gewundert haben, warum Sohn bei kleinsten Planänderungen sofort ausflippt. Ich habe ihn da raus geholt und mittlerweile hat er die Autismus-Diagnose doppelt bestätigt (und die HB auch).

Solche Erfahrungen mache ich ständig ...

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urmely
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Beitrag Mo., 25.10.2021, 09:15

diesoderdas hat geschrieben: Mo., 25.10.2021, 08:36 Und für mich kommt es so rüber als hättest du gerade Verlässlichkeit und Regelmäßigkeit am allernötigsten. Einfach mal jemanden für dich, der da ist, nicht wertet, zuhört, mit dir redet.
Ja, genau so ist es
diesoderdas hat geschrieben: Mo., 25.10.2021, 08:36 Ich habe nur das Gefühl, dass du in Kombi mit diesem Thera gerade eher SelbsUNwirksamkeit lernst, als Selbstwirksamkeit.
Du sprichst deine Bedürfnisse zig mal an, aber bekommst sie nicht. Bewirkst nicht das, was du gern hättest. Von mir aus durchaus auch, weil der Thera einfach keine Kapazität - ist also nicht seine Schuld.
Für seine Schusseligkeit und für die Unzuverlässigkeit seiner Terminplanung kann er aber durchaus etwas. Das kann man durchaus ihm ankreiden, finde ich. Er tut dich halt auch etwas ab, wenn er dein Bemühen dich für dich und deine Belange einzusetzen nur als reines motzen abwertet, finde ich.
Mich hat das vor allem auch vor dem Hintergrund getroffen, dass er mir in der Sitzung davor gesagt hat, ich hätte die Unterwerfung als Bewältigungsstrategie gewählt und ich müsste doch erkannt haben, dass Unterwerfung mich nicht weiter gebracht hat. Mal davon abgesehen, dass ich da nicht mit ihm übereinstimme, weil ich mich nicht generell unterwerfe, sondern nur bei Menschen, von denen ich mich abhängig fühle, habe ich mich dieses Mal nicht unterworfen und es war auch nicht recht (und ja, ich weiß, dass meine Reaktion Mist war)

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diesoderdas
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Beitrag Mo., 25.10.2021, 10:27

@montana:
Ich finde deinen letzten Worte echt schön ausgedrückt.

Von meiner Seite meinte ich das auch nicht so, dass durch neue Erfahrungen die alten überschrieben werden in dem Sinne, dass die alten "weg" sind.
Ich denke immer, die sind schon geschehen und die werden irgendwie immer Teil von einem bleiben und davon wie man sich und die Welt sieht.

Ich meinte es eher so:
Bekommt jemand in der Kindheit von anderen z.B. ständig vermittelt: "Ich will nichts mir dir zu tun haben." und man hat das verinnerlicht, muss man wohl erstmal (öfters) die Erfahrung machen, dass es auch anders gehen kann, dass Menschen z.B. sehr wohl gerne etwas mit einem zu tun haben und einen gern haben. Anfangs wird man dem vielleicht noch skeptisch gegenüber stehen und zweifeln, aber ich denke, wenn gute Erfahrungen lange genug/oft genug gemacht werden, kann das immer mehr verinnerlicht werden.

So in die Richtung habe ich das gemeint.

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Montana
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Beitrag Mo., 25.10.2021, 10:39

@urmely
Natürlich macht man sich nicht beliebt mit so einem Verhalten. Im Gegenteil. Aber du weißt ja selber, wie wichtig es ist, trotzdem genau so zu handeln. Auch bei deinem Sohn wurde bestätigt, dass du Recht hattest.
Das fühlt sich mies an, weil du gegen starke Gegner kämpfen musst, die eigentlich zum Helfen da sind. In dem Bereich habe ich zur Genüge eigene Erfahrungen und daher muss ich da ganz klar sagen: bitte ändere deine Sichtweise auf das, was da passiert. Dir passiert nicht mehr Schlimmes als anderen, aber du bist in der Lage, die Fehler als solche zu erkennen und die richtigen Schritte zu gehen. Dadurch verhinderst du regelmäßig schlimmeres. Andere, die das nicht tun, leben mit den entsprechenden Folgen. Die schreiben sie dann dem Schicksal, Gott, oder was weiß ich wem zu. Und wissen nicht, was sie hätten tun können, bzw. konnten es nicht tun.
Dass du so Dinge siehst und dich gegen alle Widerstände durchsetzen kannst, ist zwar ganz klar eine Belastung aber im Ergebnis großartig.
Du solltest dich nicht davon runterziehen lassen, sondern deine Leistung anerkennen.
Klar, am besten gehst du in die Politik und veränderst nachhaltig unser Gesundheitssystem und da speziell die Qualitätssicherung. Da gibt es sehr viel zu tun. Aber es wird nicht im Bereich deiner Möglichkeiten liegen, das zu tun. Bei mir wird das leider auch nichts. Aber ich sehe, wo die Probleme sind und kümmere mich bei extrem wichtigen Sachen in derselben Art wie du: ich mache mich zur Not sehr unbeliebt. Nicht aus Prinzip, sondern wo notwendig. Und ich denke inzwischen nur noch, dass ich damit viel früher hätte anfangen sollen.

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Zauberlehrling
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Beitrag Mo., 25.10.2021, 11:53

Hallo urmely,

vielen Dank für deine Mühe.

Waldschratin und lisbeth haben gut beschrieben, worauf ich hinaus möchte. Ich bin mir auch recht sicher, dass du es schaffen kannst.

Kleine und letzte Anmerkung: Aggressionen sind nicht nur negativ. Sie bewirken auch, ins Handeln zu kommen. Also sag deinem jetzigen Therapeuten ruhig, was dich stört.

Dir alles Gute.
Novembernacht

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Takli
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Beitrag Mo., 25.10.2021, 13:46

Ich finde übrigens, daß du ein sehr gutes Vermögen hast dich im Kontakt mit anderen verständlich zu machen und Mißverständnisse dich betreffend auszuräumen. Das Problem scheint mir eher darin zu bestehen zu akzeptieren, daß es Menschen gibt, die an einer Klärung einfach nicht interessiert sind. Vielleicht will dein Therapeut sich ganz bewußt nicht auf die Beziehungsebene einlassen, um Verstrickungen zu vermeiden, weil ihm dafür die Zeit fehlt. Wenn das alte Strukturen sind, dann finde ich es schon verständlich, daß es dir schwer fällt da loszulassen und die Hoffnung auf die anfangs positiven Erfahrungen aufzugeben. Dann würden durch diese Übertragung ja ganz tiefe Gefühle hervorgerufen, die in einem abhängigen Verhältnis (zu den Eltern) entstanden sind. Und gerade als Kind kämpft man ja um die Beziehung, weil man darauf angewiesen ist, das kann dann schon ganz existenzielle Ausmaße annehmen. Diese verzweifelten Bemühungen um die Beziehung, "schützen" einen auch vor der frustrierenden Realität, in der man den Schmerz über das schon längst verloren gegangene Vertrauensverhältnis zulassen müßte.
Aber zum Glück hast du dich ja jetzt neu orientiert. Ich persönlich habe übrigens immer darauf geachtet, Psychiater und Therapie in unterschiedliche Hände zu geben, damit ich bei Problemen mir nicht auch noch einen neuen Arzt suchen muß.

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Pianolullaby
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Beitrag Mo., 25.10.2021, 18:56

münchnerkindl hat geschrieben: Sa., 23.10.2021, 11:28 Flashbacks kann es nur bei Monotraumata geben, da man bei steter Tropfen höhlt den Stein Traumatisierungen nicht das eine Ereignis gibt das man dann wiedererlebt. Wenn es viele Ereignisse über einen langen zeitraum sind, dann resultiert das in einem Gefühl von anhaltender ständiger Unsicherheit. Und das nimmt einem klarerweise auf Dauer den ganzen Lebensmut und die Freude an der eigenen Existenz.
Völliger Quark, Flashbacks kann es genauso bei Mehrfachtrauma geben, es gibt dann Flashbacks in mehrerer Varianten, sorry das ist jetzt völlig neben jeder Lehrmeinung weg
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Sydney-b
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Beitrag Mo., 25.10.2021, 19:08

Da kann ich Pianolullaby nur zustimmen.
Aber auch andere User (mich natürlich eingeschlossen) geben in den verschiedenen Posts ihre eigene Meinung als absolute Wahrheit wieder.
Manche User fallen mir damit irritierend oft auf.

Man muss sich stets bewusst sein: Dies ist ein Laien Forum.

Also nicht jede Erklärung als richtig ansehen, auch wenn sie noch so gut formuliert ist.

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 28.10.2021, 17:04

Pianolullaby hat geschrieben: Mo., 25.10.2021, 18:56 Völliger Quark, Flashbacks kann es genauso bei Mehrfachtrauma geben, es gibt dann Flashbacks in mehrerer Varianten, sorry das ist jetzt völlig neben jeder Lehrmeinung weg

Wie soll das funktionieren, bei, tausenden abwertenden Kommentaren, Zurückweisungen, Gemeinheiten und Fällen wo man völlig alleinegelassen wurde die in ihrer Qualität alle recht gleichwertig sind die über Jahrzehnte passieren, eine ständige Immersion in ein grundlegend feindseliges und abwertendes Umfeld. Wo aber kaum eines der Ereignisse als Einzelereignis eine Traumafolgestörung ausgelöst hätte, das aber in der Summe zur Zerstörung des Selbstwertgefühls geführt hat.
An was genau soll man da ein Flashback haben?

Ich verfalle in Situationen wo ich heute in einer abhängigen sozialen Situation auf ähnliche Weise abgewertet oder unter Druck gesetzt werde in exakt die selbe Schockstarre und das Gefühl von einer Klippe geschubst zu werden. Da kommen aber keinerlei konkrete Erinnerungen an irgendwelche Ereignisse von damals hoch. Können ja auch nicht, da es so viele waren und es eher so ein dauerhaftes Rauschen von Gemeinheit war.

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