Zyprexa Absetzen

Erfahrungsaustausch zur Begleitmedikation zur Psychotherapie (Psychopharmaka und pflanzliche Mittel). Achtung: dient nicht zur gegenseitigen Medikamentenberatung, die ausschließlich Fachärzten vorbehalten ist. Derartige Beiträge werden aus dem Forum entfernt.
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littlebuddha
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Beitrag Mi., 18.03.2009, 17:03

Nun bin ich seit vier Tagen vollkommen Zyprexa-frei. Die letzte 2.5mg Ration vor fünf Abenden genommen; verspüre keinerlei körperliche Absetzsymptome mehr, kein Schwindel, keine Übelkeit, keine Kopfschmerzen, keine Sinnesstörungen wie beim ersten Versuch im Oktober 2008, wo ich falsch absetzte. Fühle mich recht gut (nicht viel schlechter als vorher, wenn überhaupt); merke aber auch, dass Emotionen stärker hervortreten, vor allem die belastenden. Insofern bin ich denke ich wieder empfindlicher. Übrigens hat mich in den ganzen Jahren, die ich die Pillen genommen habe, keiner meiner Freude für psychisch krank gehalten oder absonderlich oder sonst wie besonders auffällig. Keiner hätte gedacht dass ich so ein Zeug schlucken müsste. (ich habe viele Freunde gefragt)

Fazit kann ich sagen: Zyprexa macht zwar nicht abhängig (definiert als sofortigen Rückfall, wenn ich nur wieder eine Pille nehme wie zB bei Alkoholkrankheit), verursacht nach langjährigen Gebrauch aber dennoch Absetzsymptome, um die man wissen sollte, denn sie können von verunsicherten Patienten und verstärkt durch Suggestionen des Arztes ("Sie sind krank! Sie brauchen die Medizin.") fälschlicherweise als "Rückfallpsychose" (oder wie es mein Arzt mich überzeugen wollte: "Die Rückkehr der Symptome") gesehen werden. Mein Arzt erklärte mir selbst dann noch, ich hätte im Oktober eine "Rückfallpsychose" gehabt, als klar war, dass ich die Pillen falsch abgesetzt habe! (im Endeffekt habe ich sie zerteilt und die Filmtabletten unwirksam gemacht, so dass ich drei Wochen lang GAR KEINEN Wirkstoff bekam; jeder weiß dass man nach fünf Jahren psychopillen nicht einfach absetzen kann, ohne dass man Sinnesstörungen, Denkstörungen etc. bekommt) Bei mir war es so, dass ich tatsächlich zeitweise mich sehr angeschlagen und unsicher fühlte, psychisch etwas labil, manchmal überrerregt. Dies liegt auch daran, denke ich, dass die dämpfende Wirkung ja wegfällt und sich die Person erst wieder daran gewöhnen muss, mit ihren weggedrückten Gefühlen umzugehen.

Fazit zwei: Was hat mir fünf Jahre Zyprexa geholfen? Ich denke einerseits KÖNNTE es sein, dass es mich stabilisiert hat - das mag sein. Ich habe erfolgreich studiert und habe im Studium zum ersten Mal in meinem Leben befriedigende soziale Beziehungen aufgenommen, Selbstbewusstsein gewonnen und bin allgemein sozial verträglicher geworden. Nun weiß keiner, ob das wegen den PILLEN kam oder wegen den veränderten Lebensumständen (andere Stadt, raus von den Eltern, viele neue Bekanntschaften, habe das gemacht was mir liegt, usw.) - das wird keiner je herausfinden.

Andererseits denke ich aber auch, dass Zyprexa nichts wesentliches an der Ursache für meine emotionalen Turbulenzen geändert hat; jetzt, wo ich abgesetzt habe, merke ich wie es langsam zurückkommt bzw. ähnlich wie früher ist. Es hat Symptome gelindert, indem es einfach das Belastende weggedämpft hat. Dies kan kurzfristig nützlich sein (ein Jahr oder so), ist aber kein Dauerzustand.

Außerdem habe ich nun große Angst, an Folgeschäden zu erkranken (Spät-Dyskinesien), über die mich mein Arzt nie aufgeklärt hat und die er bei Nachfragen kleinredete bzw. ausweichend antwortete. Dies gipfelte darin, dass er einmal sinngemäß sagte, ich könne mich im Internet ja selbst über die Gefahren von Psychopillen informieren.

Nun fühle ich mich wieder als Herr meines Lebens, ohne am Rockzipfel eines Psychodoktors zu hängen und nicht meinen eigenen, sondern seinen Einschätzungen zu vertrauen ("sie brauchen die Meidizin noch, sie sind noch krank"), obwohl ich mich 24 Stunden sieben Tage die Woche erlebe und der Arzt mich durchschnittlich nur max. 10 Minuten alle vier Wochen. Das gibt neues Selbstbewusstsein und tut gut.
Ich habe aufgehört, für mich alleine zu leben und angefangen, für uns alle zu leben.
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littlebuddha
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Beitrag So., 22.03.2009, 22:37

Neuigkeiten:
Zwei Abende ohne Zyprexa, nachdem ich das Zeug fünf Abende nicht genommen hatte und dachte, ich hätte es überwunden.

Abend 1. Kein Zyprexa genommen seit fünf Abenden. In dieser Nacht extreme Schlafstörung: Einfach nicht in den Schlaf gefunden, lag von 1h nachts als ich in die Kiste ging bis 11h am Folgetag fast die ganze Zeit über wach im Bett, fand allerhöchstens zeitweise einen Halbschlaf, allerdings wachte ich etwa jede Stunde wieder ganz auf. Am Folgetag wie gerädert. Habe beschlossen, am Abend wieder 2.5mg zu nehmen. Ergebnis: Wunderbarer Schlaf, in der Nacht bis 12h geschlafen, um Schlaf nachzuholen.

Abend 2. Kein Zyprexa genommen, nachdem ich es ja gestern hatte. Ergebnis: Das gleiche extreme Schlafproblem - das Hirn wollte einfach nicht einschlafen, alles probiert, Meditation, Konzentration auf Atem, paradoxes Denken ("Ich WILL gar nicht einschlafen"). Lag bis 11h vormittags fast die ganze Zeit wach. Am Folgetag, also gestern, wieder 2.5mg genommen, Ergebnis: Guter, erholsamer Schlaf.

Heute: Mal wieder keine Pille nehmen, mal schauen wie es läuft. Die Reduktion scheint doch zu schnell gewesen zu sein, nur knapp zwei Monate (nach etwa fünf Jahren Gebrauch!).
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Nelly79
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Beitrag Mo., 23.03.2009, 15:16

hallo littlebuddha!

ich verfolge deinen absetzversuch schon länger. Ich nehme auch seit ca. 1.5 jahren zyprexa 5 mg wegen einer psychotischen störung und zwansgedanken. Meine ärztin hat gemeint ich soll mal versuchen anstelle von 5 mg, 2.5 mg zu nehmen. Es ist so, dass ich jetzt seit Freitag 2,5 mg am abend nehme und ich weiss net ob ich es mir einbilde oder ob es einfach die angst is, dass meine gedanken wieder mehr werden und dass ich so ein "Lachen" ab und zu in mir spüre was ich davor auch hatte. Meinst du das ist nur die Umstellung? Oder hätte ich langsamer auf 2,5 umstellen sollen? Vielleicht hast ja einen Rat für mich. LG Nelly79

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littlebuddha
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Beitrag Mi., 25.03.2009, 00:01

Hallo Nelly,
also ich bin kein Arzt und kann dich nicht gut beraten - was laut Nutzerregeln auch nicht erwünscht ist. Meinst du deine Symptome kehren zurück? Das halte ich nicht für ausgeschlossen, leider. Beobachte das. Gehst du in eine Psychotherapie? Das wäre sehr nützlich. Vielleicht kannst du deine Probleme anders lösen als mit Psychopharmaka? Oder ist es bei dir sehr schlimm und sehr belastend? Wie geht es dir mit der Medikamentation? Hat es dir sehr geholfen?

Darf ich fragen was für eine Art "Lachen" es ist? Lacht es dich aus? Macht es dir Angst? Oder ist es eher nebensächlich? Ist das so eine Art Stimmen hören?

Langsamer auf 2.5mg umstellen geht ja kaum, weil es nach 5mg nur 2.5mg gibt... da kann dich nur deine Ärtzin beraten, schätze ich.

Also ich reduziere das ja jetzt bereits zwei Monate und mir geht es verhältnismäßig gut damit, außer jetzt seit einer Woche diese Schlaflosigkeit, die nur besser wird wenn ich eine Pille nehme (jeden zweiten Tag wieder). Wo das enden wird weiß ich noch nicht, aber ich will es jedenfalls versucht haben.

Wie gesagt, ich fühle mich überfordert dir einen Rat zu geben; ich denke jeder weiß am besten selbst wie es ihm geht und was er braucht. Ich fühlte mich einfach so weit, die Pillen langsam abzusetzen (auch meine Lebenssituation ist gerade ideal). Ob deine Symptome am Absetzen liegen weiß ich nicht; wenn aber die alten Symptome, die durch NL gedämpft wurden, wieder auftauchen, ist das aber weniger gut, denke ich...

Mehr kann ich dir dazu nicht raten.
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Nelly79
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Beitrag Mi., 25.03.2009, 18:15

hallo littlebuddha!

sagen wir mal so, ich habe angst dass die symptome wieder zurückkommen. die zwangsgedanken sind ja sowieso nie weggegangen auch nicht mit medikamenten. das psychotische war eigentlich so ziemlich weg und vor dem hab ich halt angst. will aber net ewig die tabs schlucken. ja, ich mache therapie zusätzlich, schon seit ca. einem jahr oder länger sogar. aber da kommen wir auch net wirklich weiter , bin auch schon am überlegen ob ich mit der therapie aufhör.

das lachen ist eher so ein auslachen, ich höre es nicht, ich fühle es. schwer zu beschreiben. es kann mir auch net wirklich ein arzt sagen ob es dasselbe ist wie stimmenhören oder was auch immer. ich glaube die ärzte sind damit auch ein bissl überfordert. ist ja auch schwer nachvollziehen wenn mans nicht hat, ist für mich auch verständlich. bevor ich mit den tabs angefangen habe, war es sehr schlimm. ich hatte so eine zweite innere stimme, also wie gesagt, hab nichts gehört, sondern es war in mir, so wie gedanken, nur hat sich das so angefühlt als wären diese gedanken nicht von mir. hatte teilweise auch grosse angst vor diesen gedanken. ein beispiel kann ich dir nennen, als ich im kh war gings mir total schlecht und ich dachte ich werd zur krankenschwester gehn wegen einer beruhigungstablette, dann kam der gedanke oder die innere stimme: jaja lauf nur zur schwester die kann dir eh net helfen. das war echt schlimm. es behaupten auch alle ärzte ich hätte eine zwangsstörung aber ich bin der meinung, dass das eher psychotisch ist.

naja danke jedenfalls für deine antwort, viell hälst mich auf dem laufenden wies dir ohne tabs geht.

lg nelly79

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littlebuddha
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Beitrag Mi., 08.04.2009, 23:16

Zyprexa seit genau einer Woche auf Null.

Großer Stressor in mein Leben gekommen: Hübsche, liebe frau in der WG. Seit genau einer Woche (Gott hasst mich...). DAS ist die Prüfung. Und es geht wirklich schlecht.

Der Stressor wäre mit Pillen gedämpft, nun entfaltet er seine ganze zerstörerische Wirkung.

Ergo: Die Pillen haben KEINE PROBLEME gelöst, sondern Symptome unterdrückt (diese extremen und belastenden Gefühle weggemacht). Fünf Jahre lang lief mein emotionales Leben in Watte verpackt, damit ich funktionieren konnte. Das ist erst mal nicht schlecht - als Dauertherapie aber kaum vertretbar. Ich bin das Problem also nicht kausal angegangen, sondern symptomatisch. Nun leide ich wie vorher - nix hat sich verändert.

Mal schauen wie lange ich durchhalte. Könnte sein dass es nach einiger Zeit wieder so extrem schlecht wird wie vorher. Das wäre weiß Gott... katastrophal.

Zwischenstand:
Zyprexa/Psychiatrie 1: Littlebuddha 1.
Gleichstand.
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littlebuddha
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Beitrag Mo., 13.04.2009, 18:51

Seit 31. März auf Null mg. Das sind fast zwei Wochen.

Ich fühle mich sehr sensibel und leicht psychisch belast. Schlaf gestört: Angst, Sorgen machen sich breit - vor der Zukunft, vor meinen Problemen und Schwierigkeiten, vor großen Themen des Lebens, teilweise Kreisgedanken und sowas wie Zwangsgedanken (fast nur nachts im Bett, tagsüber geht es). Häufig Schwindel, fast so wie Seekrankheit mit leichter Übelkeit.

Psychische Situation sonst: Fühle mich dennoch häufig ruhig, friedlich, fast zufrieden. Ich akzeptiere es, wie es ist. Das Gegenteil von Depression, gutes Gefühl und Lebenseinstellung bleiben beständig bei mir. Aber auch die Sorge, doch psychotisch zu werden; doch das Vertrauen, meinen Geist reinhalten zu können und das Wissen, dass die meisten "gesunden" Menschen in ihrer Konsumwut und ihrer Egozentriertheit viel gestörter leben und viel mehr leiden müssen als ich kleines unwichtiges Menschlein.

Weiterhin unterstützt mich in meinem Wunsch, die Psychotabletten loszuommen meine antipsychiatrische Lektüre und mein Wunsch, endlich meine Probleme anzugehen und nicht durch Psychopillen wegzudrücken, endlich frei zu sein, unabhängig. UND: Dass die Psychiatrie Unrecht hat - es gibt kein "biologisch/genetische bedingtes chemisches Ungleichgewicht" im Gehirn. Ein von der Pharmaindustrie unterstützter Mythos, um Leute hörig zu machen und an deren Geld zu kommen.

Ich warte gespannt auf die kommenden Tage und Wochen. Was die Zukunft bringt ist ungewiss - was mir die Psychiatrie erzählt ist eine Lüge, auf die ich nichts mehr gebe als auf die Märchen der Kindheit.
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Reh
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Beitrag Di., 14.04.2009, 19:13

Hallo littlebuddha,
ich drücke dir ganz fest die Daumen, dass du es schaffst. Ich habe selbst vor 4 Monaten die NL abgesetzt. Am schlimmsten waren die Gefühlsschwankungen. In ein paar Wochen wirst du dich wieder besser fühlen.

LG Reh

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littlebuddha
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Beitrag Di., 14.04.2009, 20:29

Hallo Reh!
Gott sei dank meldet sich hier mal einer/eine zu Wort, die damit Erfahrungen hat!

Wie lange hast du das Zeug genommen und warum? Welches, wie hoch die Dosis? Wie lange hast du ausgeschlichen? Hattest du auch so ein ängstliches Gefühl mit Besorgtheit, Schlafstörungen (Einschlaf, Durchschlaf), Schwindel (fast wie Seekrankheit)?

Gefühlsmäßig bin ich OK, fühle mich nicht sehr schwankend, aber Dinge belasten mich nun stärker, Gefühle werden wahrscheinlich intensiver erlebt. Aber diese Besorgtheit und Ängstlichkeit bezüglich meinen Problemen ist größer geworden.

Reh, wie geht es dir jetzt? War das Absetzen bisher ein Erfolg? Hast du es auf Anraten des Arztes oder allein gemacht?

Ich hoffe du lässt von dir hören, ich freue mich über Erfahrungsberichte (hier liest man ja sonst so was gar nicht )
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Reh
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Beitrag Mi., 15.04.2009, 05:11

Hallo littlebuddha,
ich hatte 2006 meine bisher erste Psychose und nach 5 Monaten bin ich im KH gelandet. Dort habe ich Zyprexa und Tavor bekommen. Nach der Klink habe ich 3 Wochen keine Medis genommen und es ging mir sehr schlecht. Im Juni 2007 habe ich dann angefangen Perazin zu nehmen (200mg). Im Oktober 2007 bin ich dann auf 150 mg gewesen. Ab Novemer 2007 habe ich angefangen das Zeug langsam auszuschleichen. Ich habe insgesamt 1 Jahr dafür gebraucht. Die letzten Meter waren die Schlimmsten. Da konnte ich in 4-6 Wochen nur noch um 12,5 mg reduzieren.

Immer, wenn ich die NL reduziert habe konnte ich mich anschließend an irgendwelche schlimmen Psychoseinhalte erinnern und es ging mir oft richtig dreckig. Wenn ich 1 oder 2 schlechte Nächte hatte oder mit den Erinnerungen überhaupt nicht mehr fertig geworden bin, habe ich abend 0,5mg Tavor genommen. Das hat mir über die schlimmsten Zeiten hinweggeholfen und ich war aufgrund der Suchtgefährdung sehr vorsichtig mit diesem Medikament.

Ich weiss nicht, ob ich noch alle meine Absetzerscheinungen erinnere: Schwindel, Frösteln, Übelkeit, Übergeben, Schlafprobleme, nächtliche Schweissausbrüche. Da war bestimmt noch mehr.

Du hast recht, die Dinge belasten einen mehr aber das geht mit der Zeit auch wieder weg. Es war eine echt schwere Zeit für mich und ich drücke dir weiterhin ganz fest die Daumen.

Mir geht es seit einiger Zeit recht gut. Mein Gefühlsleben ist wieder recht stabil und ich kann nachts gut schlafen. Bis jetzt war das Absetzen also ein Erfolg.

Mein Arzt hat mir mit den Medikamenten vollkommen freie Hand gelassen. Ich habe ihm irgendwann gesagt, dass ich von den NL runter will und er hatte nichts dagegen. Die Reduzierungsschritte habe ich allein bestimmt. Ich bin auch monatelang nicht mehr zu ihm gegangen. Erst seit Oktober 2008 gehe ich wieder für regelmäßige Gespräche zu ihm, weil er auch als Therapeut arbeitet und ich Unterstützung brauche um mit dem Müll meiner Vergangenheit fertig zu werden, schließlich möchte ich nicht noch einmal in einer Psychose landen.


Drei Wochen nach dem Absetzen war ich für einigen Stunden psychotisch. Ich habe mich dann an eine gute Freundin gewand und sie hat mich halbwegs auf den Boden der Realität zurück holen können. Den Rest hat dann eine Tavor erledigt. Am nächsten Tag war wieder alles in Ordnung. Danach folgten meherer Wochen mit totalem Gefühlschaos. Von absolutem Schmerz, der mich innerlich zerrissen hat, bis gar nichts mehr fühlen. Ängste hatte ich eigentlich weniger. In dieser Zeit hatte ich vor allen Dingen unglaubliche Angst vor Ärzten, weil ich nie wieder in eine Klink möchte.

Pass gut auf dich auf. Es ist schwer, aber nicht unmöglich. Ich denke an dich und schaue hier jetzt öfter mal rein.

LG Reh

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littlebuddha
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Beitrag So., 19.04.2009, 15:50

Vor einer Woche die (vorläufig?) letzte Pille genommen. Der Tag danach gut, am übernächsten Tag einen psychischen Kater durchlitten mit großem Leeregefühl.

Seit vorvorgestern Stimmung sehr hoch. Keine komischen Gefühle, aber Schlafprobleme gehabt.

Seit vorgestern Schlaf erstmal wieder halbwegs OK. Stimmug war wie gesagt hoch. Gute Laune plus gute soziale Fähigkeiten.

Seit gestern abend (ein 0.5Liter Bier und zwei Weingläser über einen Zeitraum von 3 Stunden komsumiert) fühle ich mich etwas benommen, Konzentration erschwert, bleierne Müdigkeit - aber ohne den Wunsch mich schlafen zu legen. Den Tag davor auf einer Party zwangsweise passiv mitgekifft, bin aber dann deswegen gleich gegangen um nicht mehr Haschischrauch einzuatmen. Leichte Kopfschmerzen und leichte Benommenheit kamen davon, halten möglicherweise noch an.

Aggressivität um geschätztermaßen 25% erhöht. Könnte aber auch an einer gewissen Person liegen, der ich nicht entgehen kann und die mich mit ihrem Verhalten ärgert und nervt und belastet.

So weit, so gut.
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littlebuddha
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Beitrag Mi., 22.04.2009, 22:51

(vor genau neun Tagen die bisher letzte Pille genommen:)

Seit ein paar Tagen, vielleicht etwa vier Tagen:
Stimmung immer tiefer, Selbstbewusstsein im Keller, soziale Fähigkeiten bei ca. Null, Lust auf sozialer Interaktion ("Gespräch", oder wie man das bei Affen sagen würde: "grooming") gering, weil belastend. Allein sein OK. Motivation gering.

(zugegeben: Ich habe viel Kiffe abbekomen auf einer Party; das vertrag ich psychisch nicht, nicht mal wenn ich passiv mitrauche; bin sofort gegangen doch habe sofort bemerkt wie es psychisch etwas auslöst, von Kopfschmerzen zu Schwindel zu leichten komischen Gefühlen/Gedanken; hatte auch Schlafprobleme in der Nacht mit leichten Angstgefühlen; einen Tag später zu fast derselben Zeit brach es dann total aus und ich war kogntiv fast völlig weggetreten; so ist es immer gewesen: ein mal passiv mitkiffen und 24 Stunden später kommts dann hoch...)

Hübsche neue Mitbewohnerin unerträglich für mich; Verhalten meinerseits komisch, seltsam; selbst sehr guter Freund kam mir heute sehr fremd vor (und ich wohl auch ihm). War sehr unruhig, fahrig, hatten kaum und nur oberflächliche Gesprächsthemen, hatte nicht das Gefühl mit ihm über meinen Zustand reden zu können. Er hat auch nicht gefragt.

Wiederholt Sorgen, dass es mir ebenso dreckig gehen wird wie vorher, dass ich zum "alten" Littlebudda werden könnte bevor ich das Zyprexa einnahm (denn in die Richtung geht es). Fühle mich depressiv. Konzentration und Motivation gering. Beide Arme fühlen sich teils etwas taub an.

Dinge belasten mich extrem, vor allem hübsche Frauen mit denen ich schon immer Probleme hatte. Jedes Gespräch, das länger als 5 Minuten dauert, ist so anstrengend und belastend.

Höre jetzt beruhigende Musik und trinke Kräutertee. Versuche noch etwas zu lesen - etwas fröhliches ("Momo" von Michael Ende).

Viele Grüße, euer
Littlebuddha
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littlebuddha
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Beitrag Mo., 27.04.2009, 18:29

Die letzten Tage depressiv; heute seit Beginn des morgens steigende Depressivität, jetzt am Abend fühle ich mich hochdepressiv.

Alles ist so dermaßen anstrengend. Soziale Interaktionen unmöglich, dermaßen belastend. Jeder Schritt ist eine Qual. Ich komme mir vor als lastet ein Tonnengewicht auf meinen Schultern. Und so laufe ich auch herum. Das Seminar vorhin früher verlassen, es war mir unmöglich zu folgen = keine Konzentration bzw. derart starke psychische Belastung.

Wunsch, einfach nur wegzurennen und irgendwo verhungern zu dürfen. Gestern wieder Wunsch gehabt, einfach nur Arbeitssklave für irgendjemanden sein zu dürfen.

Guter Freund ist mir fremd geworden. Wollte mit ihm am Telefon darüber sprechen; dazu kam es nicht, nach 3 Min war das Telefonat vorbei und er meinte ich solle mich wieder mal melden. Ich habe meinen Geisteszustand nicht angesprochen, will ihn nicht belasten. In meine WG ziehe ich mich sehr zurück. Gehe den Leuten aus dem Weg. Selbst dem sympathischen Mitbewohner strenge ich nur an und er mich. Die hübsche MItbewohnerin ist mir eine enorme Last und Qual. Gedanken, auszuziehen (obwohl ich gerade erst eingezogen bin), wegzurennen.

Das Ganze erinnert verdächtig an wie es vor der Einnahme der Psychopillen war - es war genauso. Hört mein neues Leben ohne Psychopillen auf und wird wieder zum alten?

Große Angst, vor der Zukunft nicht zu bestehen - ich kriege nichts mehr hin. Referat vorbereiten bzw. lesen fast unmöglich. Grüble so vor mich hin, Konzentration futsch. Keinerlei soziale Lust/Fähigkeit heute, weil so dermaßen enorm anstrengend.

Alles ist so enorm belastend. Ich weiß nicht wie lange ich das noch durchhalte. Es ist so belastend, dass ich nicht glaube die Prüfung zu bestehen. Es brennt so, es schmerzt, es verbrennt mein Hirn von innen, mein Körper wird zerfleischt, mein Herz gefressen, meine Gedärme zermanscht. Es gibt keine Rettung. Starke Hoffnungslosigkeit.

Vorgeschichte: Gestern insgeheim extrem über die Mitbewohnerin geärgert, kleiner eigentlich nebensächlicher Konflikt. Wut. Meine anderen MBs kommen sehr gut mit ihr zurecht. Ich hasse es zu sehen wie sie mit ihr zurecht kommen. Es ist extreme Wut, grundlos, irrational, extremer Hass. Es ist so brennend, es ist ein Hass so tief in mir. Es ist so ein Hass, so krass. Es verbrennt mich, es verzehrt mich. Ich verglühe in meinem eigenen Hass und Zorn. Ich hasse es so dermaßen sie zu sehen wie die F*** mir meine zwei MBs klaut (so eine Art hässliche Eifersucht). Ich hasse mich so dermaßen für meinen Hass. Gefühl schon jahrelang nicht mehr gespürt.

Woher kommt diese hässliche Zorn, Wut, Aggression? Es verzehrt mich von innen. Wenn das nicht besser wird...



Zwischenstand: Geisteskrankheit: 2, Littlebuddha: 1.
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littlebuddha
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Beitrag Do., 30.04.2009, 10:50

Letzte zwei Abende Zyprexa 2.5mg genommen. Am zweiten Tag dann ging es viel viel besser - diese enorme und unnatürliche psychischen Belastungsgefühle wurden schwächer und verließ mich dann. Es ist erleichternd wie wen man nach Tagen endlich von starken Zahnschmerzen befreit wird.

Ich bin wieder in der Lage zu lesen, mich zu konzentrieren und soziale Interaktionen einzugehen. Fühle mich nicht mehr, als laufe ich auf dem Zahnfleisch. Fühle mich psychisch stabiler und abgegrenzter. Mehr in Balance. Selbst mit der neuen Mitbewohnerin, deren Anwesenheit mich zuvor extrem belastete, konnte ich gestern längere soziale Interaktion eingehen.

Neuer Plan: Regelmäßiger Zyprexa 2.5mg nehmen und neuen Arzt suchen, der mich bei der Reduktion/Absetzen berät. Allein verzweifelt man sehr leicht an dem, was mit einem geschieht.

Es ist sehr wichtig für mich, dass alle wichtigen Personen in meinem Umfeld wissen, was ich vorhabe. Gute Freunde, Familie und ein vertrauenenswürdiger Mitbewohner habe ich eingeweiht, schon ganz am Anfang. So habe ich Unterstützung bzw. das Wissen, dass mein soziales Umfeld von den Ursachen meiner Stimmungsschwankunge weiß. Und immer jemanden zum Reden über mein Befinden. Es tut gut zu wissen dass jemand im Notfall da ist. Allerdings sind einige Freunde sichtlich überfordert, geht es mir wirklich erbärmlich.

Das Absetzen ist nach so langer Zeit (5 Jahre) ist wirklich heftig. Das geht nur in Lebensituationen, die sehr stabil sind. Arbeiten könnte sehr beeinträchtigt sein. In der letzten Woche ohne Zyprexa war ich kaum bis in keinster Weise arbeitsfähig (keine Konzentration, sehr depressiv, alles strengt sehr viel stärker an bis es kaum auszuhalten ist, soziale Kontakte sind äußerst belastend, darum zog ich mich sehr stark zurück und vermied sogar gute Freunde).
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Reh
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Beitrag Fr., 01.05.2009, 15:02

Hallo littlebuddha,
das hört sich ja nicht besonders berauschend an. Wenn ich mich recht erinnere habe ich hier gelesen, dass 2,5 mg die kleinsten Tabletten sind, die du bekommen kannst und man die nicht teilen darf. Zyprexa gibt es auch als Schmelztabletten, d.h. die zergehen auf der Zungen und ich bin mir sicher, dass du die in kleine Teil zerschneiden kannst. Vielleicht hilft dir dieser Tip weiter.

In einem Artikel von Volkmar Aderhold habe ich gelesen, dass man sich 2 Jahre Zeit zum Abetzen nehmen sollte, wenn man NL 5 Jahre genommen hat. Vielleicht warst du ein wenig zu schnell.

Miese Gefühle kenne ich vom Absetzen auch. Ich hatte so einen Schmerz und eine solche Wut in mir und fand kein Ventil das abzulassen. Ich drücke dir ganz fest die Daumen.

LG Reh

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