Freundin hat Verfolgungswahn? wie helfen?

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Counterfeit
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Beitrag Fr., 25.01.2008, 17:43

Ich finde es auch furchtbar. Man steht dem ganzen so machtlos gegenüber. Ihr derzeitiger Arbeitgeber hat mich heute auch kontaktiert. Ich kenne ihn ganz gut und er hat mir erzählt, dass meine Freundin gar nicht mehr in der Lage ist zu arbeiten. Sie haben ihr gesagt, dass sie keine Angst um ihren Job haben bräuchte, wenn sie jetzt in eine Klinik geht. Selbst wenn es 6 Monate dauert, würde er ihr das volle Gehalt zahlen. Aber wie bereits erwähnt sie geht nicht!
Mittlerweile geht sie auch nicht mehr ans Telefon und hat ihr Handy ständig aus, aus Angst abgehört zu werden.
Aber ich muss jetzt auch auf mich selbst aufpassen. Ich hatte die letzten Monate auch einen enormen Stress (mein Vater ist gestorben) und die Sache mit meiner Freundin verfolgt mich. Ich träume Nachts davon. Ich habe seit 3 Tagen wieder Herzstolpern, dass ist für mich immer das Warnsignal, dass es zuviel wird!

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Heike80
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Beitrag Sa., 26.01.2008, 00:00

Also ehrlich gesagt verstehe ich die Klinik nicht in der ihr wart und generell, bei mir war es so das mein Vater mich in die Klinik brachte und ich dann im Eingang saß mit meinen Taschen und darauf gewartet habe dass ich wieder abgeholt werde... Darauf hin hat mich eine Psychiaterin mit in die geschlossene genommen und ein Urteil erwirkt... Ich finde es echt schockierend dass in dem Fall deiner Freundin nicht so gehandelt wurde... Was ist denn das bitte, sie geht doch vor die Hunde...

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Pitt
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Sa., 26.01.2008, 00:18

Hi counterfeit,
Deine Freundin hat eine klassische schizophrene Psychose.
Vielleicht kontaktierst Du noch mal den Arzt/die Klinik, die eine stationäre Aufnahme befürwortete. Irgendwie müssen die Psychiater dort doch mit der Situation vertraut sein, dass psychotische Patienten keine Krankheitseinsicht haben.
Alles Gute Euch beiden,
Pitt

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Heike80
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Beitrag Sa., 26.01.2008, 00:42

Ja, das denke ich auch, ruf doch nochmal in der Klinik hin oder fahr hin und rede nochmal mit den Ärzten da, es ging doch bei mir auch, rede mit denen und dann versuch deine Freundin irgendwie nochmal dahin zu bekommen wenn ihr erstmal da seid und das alles geklärt ist, kann sie ERSTMAL denke ca. 2 Wochen, so lange brauchen die NL´s zum wirken, auf der geschlossenen Abteilung untergebracht werden. In der Klinik kennen die sich aus und wissen, dass Patienten gerade bei der ersten Psychose keine Einsicht haben, durch den Verfolgungswahn und der nicht vorhandenen Einsicht und Medis ambulant regelmäßig zu nehmen is da sehr fragwürdig ob das statt findet, kenn es bei mir selber, habe die Medis in der Klinik ins Klo gespuckt... naja irgendwann bekam ich dann Tropfen... Sie BRAUCH echt hilfe, das wird immer schlimmer sie verliert sich immer mehr und die Gefahr besteht dass es chronisch werden kann.... Von der Suizidgefahr mal ganz abgesehen...

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 26.01.2008, 09:24

Ja, vor allen Dingen weil sie ja auch nicht mehr ans Telefon geht, die Arbeit auch nicht mehr möglich ist und dann wohl sämtliche Kontakte nach aussen verloren hat dadurch. Wenn so jemand dann den ganzen Tag zu Hause hockt und überhaupt keinen Input von Aussen mehr hat dann eskaliert das irgendwann. Garantiert.

Rede nochmal mit den Ärzten in der Klinik!

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Rote Zora
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Beitrag Sa., 26.01.2008, 09:49

"Zwangseinweisung" ist möglich, wenn Selbst- oder Fremdgefährdung vorliegt. Das, was Du beschreibst, läßt mittlerweile natürlich auf Selbstgefährdung schliessen. Du könntest eine Zwangseinweisung vielleicht über den zuständigen Hausarzt oder auch über den Notarzt ins Rollen bringen. Mein Vorschlag wäre, gehe in ihre Wohnung, und wenn Du den Eindruck hast, sie gefährdet sich selbst (Suizidgefahr), dann ruf den Notarzt mit genau dieser Begründung. Auf die Idee mit der Einweisung wird er dann sicherlich schon von alleine kommen.

Es ist auch sehr gut dass Du jetzt wieder mehr auf Dich selbst achten willst. Mein Gefühl ist nur, dass Du das nicht kannst, wenn die Situation so brenzlig ist, deshalb mein obiger Rat.

Viel Glück und viel Kraft,
rZ

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paramann
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Beitrag Sa., 26.01.2008, 12:16

zwnagsbehandlungen sind grundsätzlich in solchen fällen meist eine gute sache. ihr solltet euch aber nicht allzu sehr darauf festbeissen. denn die zwangsbehandlung hat auch schattenseiten. so gibt es beispielsweise keine 100%igen diagnosen (oft sind auch die grenzen schmal) sodass man bei mehr zwangseinweisungen auch mit mehr fehlbehandelten patienten rechnen muss, denen die freiheit entzogen wurde. und ist nicht freiheit das wichtigste recht der menschheit ? es hat sich sicherlich viel getan in der psychiatrie in den letzten 20 jahren, aber es werden auch immer wieder misstände und fehler aufgezeigt, auch das sollte man berücksichtigen wenn man leichtfertig mehr zwangseinweisungen fordert.
@counterfeit und atirb: viel kraft wünsch ich euch beiden, denkt auch an euch selbst...

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Sinja
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Beitrag Sa., 26.01.2008, 13:18

Hallo liebe Counterfeit,

Du bist eine wirkliche Freundin. Ich finde es sehr anerkennenswert von Dir, wie Du Dich um Deine Freundin bemühst.
Aber pass auch auf Dich auf. Es bringt nichts, wenn Du auch noch daran kaputt gehst!
Ich würde Dir auch raten, nochmal mit einem Arzt, der Deine Freundin gut kennt, über sie zu sprechen, ob der nicht eine Zwangseinweisung erwirken kann. Mensch, es muss doch irgendwas getan werden!

Wie auch schon einige vor mir schrieben, ist es wohl wirklich leider so, dass erst was passieren muss, bevor man jemanden zwangseinweisen lassen kann. Klar gibt es auch Fälle, wo dies zu Unrecht geschieht, aber eben auch viele Fälle, bei denen es zu spät ist, wenn dann erst gehandelt wird, wenn bereits was passiert ist.

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und hoffe, dass Deiner Freundin bald geholfen werden kann!

Liebe Grüße
Sinja

P.S.:Der Arbeitgeber Deiner Freundin scheint ja echt sehr verständnisvoll zu sein. So was gibt es sehr selten heute. Und 6 Monate weiter Gehalt...da bräuchte sie sich ja um den Job wirklich keine Sorgen zu machen.

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Heike80
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Beitrag So., 27.01.2008, 20:31

paramann hat geschrieben: und ist nicht freiheit das wichtigste recht der menschheit ?

Es geht hier ja auch weiß Gott ned darum einfach jemanden wegzusperren sondern dass ein Mensch in eine Klinik kommt wo ihm von Ärzten geholfen wird

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Rote Zora
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Beitrag So., 27.01.2008, 23:08

danke, Heike.

Nachdem ich den Tip mit der Zwangseinweisung gegeben habe:
dies war die Alternative dazu, dass sie sich selbst schadet und nicht mehr in der Lage und/oder bereit ist, freiwillig Hilfe anzunehmen. Selbstverständlich ist dies immer eine der letzten in Betracht zu ziehenden Möglichkeiten, aber dann u.U. lebensrettend.

lg und gute Nacht
rZ

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paramann
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Beitrag Mo., 28.01.2008, 16:02

@heike80
bei einer fehldiagnose wird ihm nicht geholfen.

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Thread-EröffnerIn
Counterfeit
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Beitrag Mo., 28.01.2008, 19:33

Hallo liebe Forumer,
vielen Dank für Eure Antworten und Euren Zuspruch. Das hilft mir wirklich viel!
Heute war ein ganz schrecklicher Tag. Meine Freundin ist jetzt in einer psychiatrischen Klinik in der geschlossenen Abteilung.
Wir sind heute nochmals in eine Klinik gefahren, die mir sehr empfohlen wurde. Nachdem der Druck von allen Seiten kam: Freunde , Arbeitgeber (sie hat ihm am WE um 4 Uhr Nachts angerufen und wollte, dass in ihren Arbeitsvertrag aufgenommen wird, dass sie nicht heimlich gefilmt werden darf) ist sie doch nochmal mitgekommen. Wir wurden sehr unfreundlich empfangen, da wir keinen Termin hatten. Wir haben es dann aber doch noch auf eine Station geschafft um mit einer Ärztin zu sprechen. Diese holte dann nach einiger Zeit den Oberarzt dazu. Der Oberarzt wollte meine Freundin dann nicht mehr gehen lassen. Er könne es nicht verantworten sie in diesem Zustand nach Hause fahren zu lassen. Er hat dann an mich appelliert meine Freundin davon zu überzeugen, freiwillig zu bleiben. Aber da war nichts mehr zumachen. Sie sagte immer wieder sie sei nicht krank und wolle nach Hause. Dann kamen zwei Männer ins Zimmer und haben sie auf die geschlossene Abteilung gebracht. Ihren Blick werde ich nie vergessen. Die Panik stand in ihren Augen und sie hat mich gefragt wie ich ihr das antun könnte. Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen wie entsetzlich ich mich momentan fühle. Ich hoffe wirklich inständig, dass ihr dort geholfen werden kann. Ich habe vorhin nochmals auf der Station angerufen und mit ihr gesprochen. Ich wollte wissen was ich ihr mitbringen soll. Sie konnte sich auf meine Frage gar nicht konzentrieren und meinte nur ich müsse ihr versprechen, dass sie nicht ins Fernsehen kommt. Das bestätigt mich dann wieder darin, dass es richtig war. Trotzdem bleibt ein Zweifel, weil ich einfach weiß wie furchtbar das jetzt dort für sie sein muss.
Nach wie vielen Tagen werden denn die Medikamente wohl wirken? D.H. wann wird sie verstehen, dass sie krank ist?

Viele Grüße
Counterfeit

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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 28.01.2008, 20:17

Hm, das ist schwer zu sagen, ich würde sagen (ich hab so jemanden getroffen bei dem das der Fall war) daß es keine Garantie gibt daß die Wahnideen oder der Glaube an die Wahrheit dieser Wahnideen durch Neuroleptika vollständig verschwinden.

Und diese Medikamente sind ein ziemlicher Hammer, im Grunde im Vergleich zu einer voll ausgeprägten Psychose nur das geringere Übel.

Doch, es war das richtige Entscheidung. Was wäre gewesen wenn Du sie nicht dorthin gebracht hättest? Wie wäre DAS weitergegangen...

Vieleicht kannst Du sie dort regelmässig besuchen, der Alltag auf einer geschlossenen Station ist nicht gerade berauschend was man so hört (obwohl, sei darauf gefasst daß sie mit Medikamenten so zugedröhnt ist daß sie nicht alle so mitkriegt was um sie vorgeht, das ist einfach er einzige Weg die Wahnideen zum Schweigen zu bringen, danach reduziert man die Dosis etwas, auf eine Menge die das Widerauftreten der Wahnideen möglichst verhindert)

Liebe Grüsse,

Petra

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paramann
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Beitrag Mo., 28.01.2008, 23:45

@counterfeit
wie lang das dauert kann man tatächlich nicht sagen. bei manchen bleibt die wahnidee ein leben lang. es gibt aber auch personen bei denen sich die psychosen auflösen. insbesondere hat der aufenthalt in einer geschlossenen anstalt manchmal so etwas wie einsicht zur folge. diese positive reaktion wird oft durch die eingenommenen medikamente verstärkt, daher ist im falle einer entlassung besonders wichtig dass die medikamente weiterhin eingenommen werden. man kann das gar nicht oft genug sagen, denn häufig binden die patienten das nehmen der medikamente in ihre wahnidee ein, und buchsieren sich damit durch das nicht-einnehmen in einen teufelskreis.
die neue generation an psychopharmaka haben wesentlich weniger nebenwirkungen als noch vor 20 jahren. das ist doch auch positiv.
nach 2-3 wochen kann man einen ersten eindruck gewinnen ob sich anzeichen von besserung einstellen. allerdings wäre dies auch nicht gerade einfach, da sich nach der "einsicht des wahns" häufig schwere depressionen anschliessen. denn wer erkennt schon gern, dass er verrückt war und auch noch seinen gesamten umgang damit konfrontiert hat ?
ich wünsche euch viel kraft und glück und alles gute.
Zuletzt geändert von paramann am Di., 29.01.2008, 16:37, insgesamt 1-mal geändert.

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Arianrhod
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Beitrag Di., 29.01.2008, 10:17

@Counterfeit,
wenn Deine Freundin Glück hat, wird sie sich schon nach 1-3 Wochen besser fühlen; aber es scheint in diesem Fall der einzige Weg gewesen zu sein. Jetzt wird deine Freundin erstmal von allen Außenreizen abgeschirmt und bekommt Neuroleptika.
Ich wünsche euch alles Gute; lass doch mal hören, was weiter passiert ist.
liebe Grüße Arianrhod

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