Emotionale Abhängigkeit und Verletztheit nach Beendung

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Sudden
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Emotionale Abhängigkeit und Verletztheit nach Beendung

Beitrag Di., 14.05.2024, 21:40

Hallo liebe Lesenden

Ich habe folgendes Problem und zwar scheint es mir so, als befände ich mich (nun doch schon einige Jahre) nach Beendung einer Therapie
nach wie vor in einer emotionalen Abhängigkeit zu diesem Therapeuten.

Seitdem befinde ich mich ebenfalls schon seit längerem, diesmal mit vielen Unterbrüchen, wieder in Therapie, doch da komme ich kaum voran, aufgrund der weiterhin bestehenden Abhängigkeit zum Vorgänger.
Es ist so dass vieles mich regelrecht triggert (übliche Ausdrücke in der Therapie aber auch Methoden an sich)
- versetzen mich Zeitlich gefühlt zurück in die alte Praxis.

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candle.
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Beitrag Di., 14.05.2024, 21:47

Hallo,

wie genau zeigt sich denn diese Abhängigkeit?

Viele Grüße
candle
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Sudden
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Beitrag Di., 14.05.2024, 21:51

Da scheint etwas schief gelaufen zu sein. Hier der gesamte Text:



Ich habe folgendes Problem und zwar scheint es mir so, als befände ich mich (nun doch schon einige Jahre) nach Beendung einer Therapie
nach wie vor in einer emotionalen Abhängigkeit zu diesem Therapeuten.

Seitdem befinde ich mich ebenfalls schon seit längerem, diesmal mit vielen Unterbrüchen, wieder in Therapie, doch da komme ich kaum voran, aufgrund der weiterhin bestehenden Abhängigkeit zum Vorgänger.
Es ist so dass vieles mich regelrecht triggert (übliche Ausdrücke in der Therapie aber auch Methoden an sich)
- versetzen mich Zeitlich gefühlt zurück in die alte Praxis.

Um einen groben Umriss zu zeichnen: die damalige Therapie und das Leben liefen super, es wurde mit der Zeit vieles besser & leichter.
Dann galt es einen neuen Lebensabschnitt zu meistern, welches mir nicht gelang - ich fiel zurück in Krisen die ich seit meinee Jugend so nicht mehr kannte.
Mein neues Umfeld überforderte mich - aus dem alten kam kein Halt mehr,
Zeitgleich änderte der damalige Therapeut ebenso abrupt seine Haltung zu mir und wurde zunehmend abweisender.
Daraus resultierte natürlich noch mehr Überforderung, zumal ich mir diese Abweisungen von dem Therapeuten nicht gewohnt war.

Seine zunehmende Kritik an mir hat mich sehr tief verletzt.
Eine Klärung war während des Verlaufs nicht mehr möglich/ vom Therapeuten scheinbar unerwünscht.

Einige Aussagen vom Therapeuten fand ich so daneben, dass ich nach Beendigung der Therapie eine Beschwerde einreichte. Es kam zu einem Gespräch (allerdings nur Stellvertretend, da der Therapeut nicht mehr in dieser Praxis tätig war) mit einer Ombudsstelle.
Doch auch dieses Gespräch hatte mir nicht den Frieden gebracht den ich mir erhofft hatte. Ich fühlte mich nicht ernstgenommen, schnell abgefertigt und auf meine Kritik dem Therapeuten gegenüber wurde nicht eingegangen. Es wurde abgetan als meine Fantasie.
Ich schluckte das Ganze dann aber erstmal so und sah ein, dass ich hier am kürzeren Hebel sitze.

In der Jetzigen Therapie scheint eine Aufarbeitung dieses Themas auch nicht möglich oder erwünscht, obschon es die Therapie schon beinahe verunmöglicht. Meine jetzige Therapeutin geht kaum darauf ein. Das einzige was sie mir jeweils dazu sagt ist, dass ich das loslassen muss.

Ich habe 2 Fragen an Euch

- Hat jemand einen Ratschlag für mich, wie denn dieses loslassen gelingen kann, vielleicht eine ähnliche Erfahrung bereits bewältigen können?

- Mich würde mal eure Meinung wunder nehmen wie unangemessen ihr es findet, dass dieser ehemalige Therapeut mich gegen Ende sehr oft Kritisiert hat und

zum Abschluss meinte, dass bei mir keine Entwicklung mehr möglich ist, dass es mir noch lange schlecht gehen wird, und dass ich keine realen Probleme hätte, sondern mir alles nur in meinem Kopf zusammendichte.

Würdet ihr euch in so einem Fall nicht auch eine Entschuldigung wünschen,
Findet ihr meine Forderung nach einer Entschuldigung unangemessen?
Liegt es an mir alleine, dass mich diese Sätze nicht mehr loslassen, und mir das Gefühl geben, nichts zu können und alles falsch zu machen?
Würdet ihr nicht auch wütend werden, wenn euch das jemand sagt dem ihr vertraut habt? Oder muss ich mich da einfach nur abgrenzen lernen und aktzeptieren, dass jemand dem ich vertraut habe so ein Bild über mich hat ?

Ich bin gespannt auf eure Antworten

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Sudden
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Beitrag Di., 14.05.2024, 21:57

candle. hat geschrieben: Di., 14.05.2024, 21:47 Hallo,

wie genau zeigt sich denn diese Abhängigkeit?

Viele Grüße
candle
Nun, Es werden rasch Erinnerungen an den Therapeuten als Person wach, und seine Kritik hat sich bei mir tief eingebrannt, mich nachhaltig verunsichert, aber insgeheim wünsche ich mir den Therapeuten zurück - um all dies zu klären und damit er mir helfen kann mit dem was er ausgelöst hat, fertig zu werden, und für meine Gefühle Verständnis zu zeigen.

Ich kann nicht wirklich abschliessen und loslassen obwohl es schon mehrere Jahre zurück liegt.
Es ist so als könne ich ohne eine Entschuldigung seinerseits mein Leben nicht wirklich fortführen..
Es fühlt sich an als würde da immer etwas fehlen, ein Loch, ein Schmerz den ich nicht selber stillen kann.

beantwortet dies deine Frage?

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candle.
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Beitrag Di., 14.05.2024, 22:24

Sudden hat geschrieben: Di., 14.05.2024, 21:51 Zeitgleich änderte der damalige Therapeut ebenso abrupt seine Haltung zu mir und wurde zunehmend abweisender.
Wie hat sich diese Abweisung denn gezeigt? Was hat er getan?
Kritik dem Therapeuten gegenüber
Was hast du ihm denn für Kritik entgegengebracht? Und wie hat er das aufgefaßt?
zum Abschluss meinte, dass bei mir keine Entwicklung mehr möglich ist, dass es mir noch lange schlecht gehen wird, und dass ich keine realen Probleme hätte, sondern mir alles nur in meinem Kopf zusammendichte.
Kritik ist ja nicht per se schlecht, sondern fördert den Fortschritt- egal wo- um weiterzukommen, also für dich weiter zu kommen. Ich weiß ja nicht wie du das siehst, ob du Stillstand empfunden hast oder nicht. Stillstand ist eben auch immer um die gleichen Dinge zu kreisen- über Jahre.

Abhängigkeit sehe ich da gar nicht, aber vermutlich Trigger.
Nun wäre ja interessant zu schauen, was dich da genau triggert und ob es nicht womöglich uralt und aus der Kindheit "stammt", wenn du verstehst was ich meine.

Ob du reale Probleme hattest oder nicht, das mag ich nicht beurteilen, das geht auch gar nicht, aber DAS ist dann schon über das Ziel hinausgeschossen von ihm, finde ich.
Aber ansonsten war ich nicht dabei, kenne weder dich noch Therapeut, kenne eure Zielvereinbarung nicht und ob ihr sie erreicht habt... sehr komplex.

candle
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Montana
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Beitrag Di., 14.05.2024, 22:58

Du wirst nie eine Entschuldigung von ihm bekommen und das nie mit ihm klären können. Das ist nunmal oft so im Leben, dass das nicht möglich ist, aus ganz unterschiedlichen Gründen. Nehmen wir meinen ersten Therapeuten als Beispiel, mit dem ich auch so einiges zu klären hätte: er ist verstorben.

Was du tun kannst ist, für dich selbst die erste Therapie und den Umgang mit deiner Beschwerde aufarbeiten. Die Forderung, du sollst das "loslassen", ist natürlich unsinnig. Völlig zurecht beeinflussen frühere Erfahrungen die heutige Therapie. Hättest du eine heiße Herdplatte angefasst, würde auch keiner erwarten, dass du dieses Erlebnis hinter dir lässt und es unbefangen einfach nochmal versuchst. Das wäre ja dumm.

Es gibt Therapeuten die damit umgehen können, wenn Patienten in einer früheren Therapie etwas erlebt haben, was die aktuelle derartig beeinflusst. Meiner kann es zum Glück. Frühere Therapieerfahrungen sind nicht immerzu Thema, aber es kommt immer wieder mal vor. Situationsbedingt. Das ist auch vermutlich nie "fertig", und es ist auch definitiv nicht möglich, da einen Plan zu verfolgen im Sinne von "wir besprechen das fertig und ab dann ist es weg und es wird nie wieder drüber gesprochen". Das bleibt für immer als Teil der Lebenserfahrung.

Was genau da bei dir abgelaufen ist, das weiß ich nicht und das spielt auch gar keine Rolle für alles, was ich oben geschrieben habe. Tatsache ist, dass es da etwas gibt, was aktuell verhindert, dass deine Therapie erfolgreich verlaufen kann. Du kämpfst an einer ganz anderen Front als deine Therapeutin.

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Sydney-b
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Beitrag Di., 14.05.2024, 23:29

Sudden hat geschrieben: Di., 14.05.2024, 21:57
Ich kann nicht wirklich abschliessen und loslassen obwohl es schon mehrere Jahre zurück liegt.
Es ist so als könne ich ohne eine Entschuldigung seinerseits mein Leben nicht wirklich fortführen..
Es fühlt sich an als würde da immer etwas fehlen, ein Loch, ein Schmerz den ich nicht selber stillen kann.
Wie war denn dein Verhältnis zu deinen Eltern?
Haben sie dich oft kritisiert und dir das Gefühl vermittelt, dass du nichts richtig machen kannst?
Und ernsthaft entschuldigt haben sie sich auch nicht bei dir?

Zumindest daher könnte dieses „Loch“ und der Schmerz kommen…
Es könnte sich um einen sehr alten Trigger aus deiner Kindheit handeln.

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chrysokoll
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Beitrag Mi., 15.05.2024, 08:50

Sudden hat geschrieben: Di., 14.05.2024, 21:51 - Hat jemand einen Ratschlag für mich, wie denn dieses loslassen gelingen kann, vielleicht eine ähnliche Erfahrung bereits bewältigen können?

- Mich würde mal eure Meinung wunder nehmen wie unangemessen ihr es findet, dass dieser ehemalige Therapeut mich gegen Ende sehr oft Kritisiert hat und
Loslassen hat auch etwas mit einer eigenen Entscheidung zu tun! Du musst das wirklich wollen und z.B. auch Methoden zum Gedankenstopp lernen. Bis jetzt drehst du dich sehr um dieses alte Thema.
Ich verstehe das gut, auch ich habe auf andere Art Schlimmes in einer früheren Therapie erlebt.
Doch du wirst keine Entschuldigung von diesem Therapeuten bekommen, keine Erklärung, so sehr du das auch möchtest. Es ist schwer das zu akzeptieren, hart, ungerecht. Aber es ist eine Tatsache.

Du kannst dich entscheiden jetzt die neue Therapie für deine Themen zu nutzen und das mit aller Kraft tun.

Es kommt auch nicht darauf an ob wir das angemessen finden dass dieser frühere Therapeut dich kritisiert hat. Es ist passiert, es lässt sich nicht mehr ändern. Du kannst nur für dich nach vorne blicken.

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Sudden
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Beitrag Mi., 15.05.2024, 11:06

Montana hat geschrieben: Di., 14.05.2024, 22:58 Du wirst nie eine Entschuldigung von ihm bekommen und das nie mit ihm klären können. Das ist nunmal oft so im Leben, dass das nicht möglich ist, aus ganz unterschiedlichen Gründen. Nehmen wir meinen ersten Therapeuten als Beispiel, mit dem ich auch so einiges zu klären hätte: er ist verstorben.
chrysokoll hat geschrieben: Mi., 15.05.2024, 08:50 Loslassen hat auch etwas mit einer eigenen Entscheidung zu tun! Du musst das wirklich wollen und z.B. auch Methoden zum Gedankenstopp lernen. Bis jetzt drehst du dich sehr um dieses alte Thema.
Ich verstehe das gut, auch ich habe auf andere Art Schlimmes in einer früheren Therapie erlebt.
Doch du wirst keine Entschuldigung von diesem Therapeuten bekommen, keine Erklärung, so sehr du das auch möchtest. Es ist schwer das zu akzeptieren, hart, ungerecht. Aber es ist eine Tatsache.
candle. hat geschrieben: Di., 14.05.2024, 22:24 Kritik ist ja nicht per se schlecht, sondern fördert den Fortschritt- egal wo- um weiterzukommen, also für dich weiter zu kommen. Ich weiß ja nicht wie du das siehst, ob du Stillstand empfunden hast oder nicht. Stillstand ist eben auch immer um die gleichen Dinge zu kreisen- über Jahre.

Danke euch allen herzlich für diese klaren und differenzierten Antworten.
Das hat mir Perspektiven aufgezeigt, die ich zuvor nicht gesehen habe.

Ich schätze das konstruktive Klima in diesem Forum sehr, und auch das Teilen eurer eigenen Erfahrungen war für mich ein wertvoller Einblick.
Es macht Mut. Denn ich sehe, es ist mit Arbeit möglich, negative Erfahrungen zu überwinden.

Ich habe erkannt, wie ich bis anhin gar nicht loslassen wollte. Gerechtigkeit zu erlangen war mir wichtiger als alles andere. Wollte nicht aktzeptieren, dass es nicht in meiner Macht liegt was eine andere Person tut oder lässt.
Aber jetzt sehe ich auch wie sinnlos es ist, daran fest zu halten.

Nun, wer jemandem aus Wut ein Stück glühender Kohle anwerfen möchte, verbrennt sich dabei nur selber.

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SinnIch
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Beiträge: 439

Beitrag Mi., 15.05.2024, 13:19

Ja, ich kenne das so ähnlich. Letztens erst hab ich da selber in der jetzigen Therapie zuviel wieder aufgewühlt aus den vorherigen und die ganzen Gefühle waren wieder da in der jetzigen Therapie und meine Gefühle konnten das auch nicht mehr richtig trennen. Ich hab da aktuell für mich die Entscheidung getroffen, dass ich mich gerade damit bewusst nicht mehr befasse, also dem, was damals war. Es reicht mir. Aber dazu gehörte vielleicht ein gewisser Ärger-und Sättigungspegel, dass ich einfach die Schnauze voll hab.
Ich glaube, es gibt kein "endgültig bewältigt" in solchen Dingen und es ist normal, dass einen eine ähnliche Situation auch immer mal wieder triggert.
Was für mich aber nicht so gut klingt, ist, dass deine jetzige Therapeutin da nicht drauf eingeht. Gerade aus diesen Sachen könnte man soviel lernen, wenn man es sich von oben anschaut, was da los ist. Das macht es natürlich schlimmer, wenn du es sozusagen immer wieder zurückdrängen musst, dazu noch wieder dich zurückversetzt fühlst.
Was die Kritik angeht, kann ich das nicht einordnen. Kannst du da Beispiele nennen? Kritik ansich (wenn es denn wirklich nur Kritik war und keine Diffamierung oder sowas, das wäre halt die Frage...) finde ich okay, was nicht heißt, dass es nichts mit einem macht und dass man sich dem immer aussetzen muss.
Sinnvoll wäre vielleicht, sich eher zu überlegen, warum einen diese Kritik so trifft, warum man den Äußerungen soviel Gewicht beimisst und wie man sich davon distanzieren kann.

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