Was ist für euch der Tod?

Hier können Sie sich über Belastungen durch eigene oder fremde schwere Erkrankungen, aber auch den Umgang mit Tod und Trauer austauschen.
Benutzeravatar

Gast
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male
Beiträge: 2049

Beitrag Fr., 07.05.2010, 18:17

Tod ist das Letzte.
A.

Werbung

Benutzeravatar

Innere_Freiheit
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
männlich/male, 50
Beiträge: 845

Beitrag Fr., 07.05.2010, 21:59

Carry hat geschrieben:Vor meinem Tod ist mir nicht bang nur vor dem Tode derer die mir nah sind.
Wie soll ich weiter leben wenn sie nicht mehr da sind?
So wie vorher?
Nur dass du sie manchmal vermisst -
und du manchmal traurig bist, dass sie nicht mehr da sind?
Und du manchmal dankbar bist, dass sie überhaupt da waren -
und so vieles mit dir geteilt hatten?
Das was ich ablehne, bleibt an mir kleben!

Benutzeravatar

Innere_Freiheit
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
männlich/male, 50
Beiträge: 845

Beitrag Fr., 07.05.2010, 22:04

Trueffel hat geschrieben:...die arroganz der menschen... seit jahrhunderten glauben sie so eine tolle spezies zu sein, die den "tod" gar nicht verdient hat! aus diesem grund entwickelten sich religionen, die uns versichern wollen, dass wir (in welcher form auch immer) weiterleben werden...
Nein, meiner Meinung nach entstanden die Religionen überhaupt nicht aus Arroganz.
Es war vielmehr so, dass die Menschen spürten, "da ist noch etwas viel größeres und mächtigeres als wir selbst, von dem wir nur ein kleiner Teil sind" - es was also eher eine Art Demut.

Dann wollten die Menschen dieses "Größere als sie selbst", dieses Unbeschreibbare in menschliche Worte fassen.... die Religionen sind der Versuch, dies zu tun.

Benutzeravatar

Trueffel
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 38
Beiträge: 24

Beitrag Sa., 08.05.2010, 19:16

Innere_Freiheit hat geschrieben:Nein, meiner Meinung nach entstanden die Religionen überhaupt nicht aus Arroganz.
Es war vielmehr so, dass die Menschen spürten, "da ist noch etwas viel größeres und mächtigeres als wir selbst, von dem wir nur ein kleiner Teil sind" - es was also eher eine Art Demut.

Dann wollten die Menschen dieses "Größere als sie selbst", dieses Unbeschreibbare in menschliche Worte fassen.... die Religionen sind der Versuch, dies zu tun.
...genau das meinte ich mit arroganz!

Werbung

Benutzeravatar

apfelsine
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 31
Beiträge: 2

Beitrag Di., 11.05.2010, 12:48

liebe zwackel

deine worte klingen logisch , so habe ich das noch nie gesehen...ich denke damit kann man arbeiten und leben.



liebe selene

das was du beschreibst, beschreibt auch meine ängste.
habe eine ähnliche situation vor ca fünf jahren miterlebt. meine mutter wurde sehr krank und es wurde ihr gesagt das sie nicht mehr lange zu leben hat.
sie hatte unglaublich angst, wie man sich denken kann.
ich habe das damals alles verdrängt. jetzt erst wird mir bewusst was meine mama durchgemacht haben muss.
ich leide sehr darunter das ich ihr damals nicht wirklich zur seite stehen konnte weil ich total zu gemacht habe, was für meine mama auch ok war, denn sie wollte nicht das es uns so schlecht ging.
heute kommt jedenfalls alles hoch und ich beschäftige mich intensiv mit dem thema TOD....
jedoch muss man sagen das man hier sehr viel liest was einen wirklich hillft..

danke an alle die hier so fleißig beiträge schreiben...
liebe grüße apfelsine

Benutzeravatar

Selene
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 37
Beiträge: 396

Beitrag Di., 11.05.2010, 14:46

Hallo Apfelsine!
apfelsine hat geschrieben:das was du beschreibst, beschreibt auch meine ängste.
habe eine ähnliche situation vor ca fünf jahren miterlebt. meine mutter wurde sehr krank und es wurde ihr gesagt das sie nicht mehr lange zu leben hat.
Dass wir ähnliche Ängste haben, liegt wohl daran, dass wir einen ähnlichen Hintergrund haben. Meine Mutter ist vor 10 Jahren an Krebs gestorben, daher wird es wohl kommen. Ich habe heute noch immer wieder Albträume von meiner Mutter und ihrer Krankheit, darin geht es nie um ihren Tod direkt oder meine/unsere Trauer danach (leider auch nie um etwas Angenehmes), sondern ausschließlich darum, wie schrecklich es ist, mit dieser Gewissheit, dass sie bald stirbt, es sich noch möglichst schön machen zu sollen. Dabei habe ich das in der Situation damals gar nicht so erlebt, bewusst spielte das gar keine Rolle. Das ist aber offenbar das, woran ich immer noch am meisten zu knapsen habe oder woraus sich Ängste entwickelt haben.

Dabei finde ich gerade diese (meine) Ängste so absurd, weil jeder Mensch muss ja mehr oder weniger bald sterben, das ist ja nur ein quantitativer Unterschied, kein qualitativer. Aber Ängste sind nunmal nicht rational... Wahrscheinlich hat es auch bei mir damit zu tun:
apfelsine hat geschrieben:jetzt erst wird mir bewusst was meine mama durchgemacht haben muss.
Ich habe mit ihr auch nie über den Tod oder ihre Ängste davor gesprochen. Der Krankheitsverlauf war so, dass man erst pro forma noch Hoffnung hatte und sie dann aber sehr bald und schlagartig in einen nicht mehr ansprechbaren Zustand fiel. Rücklickend glaube ich nicht, dass sie jemals Hoffnung auf Heilung hatte, ich hatte es jedenfalls nie, aber jeder hat wohl, um den anderen zu schonen, so getan als ob er davon ausgeht, dass alles wieder gut würde. Pathetisch formuliert könnte man sagen, dass dadurch eine (gutgemeinte) Lüge zwischen uns stand, die leider nicht mehr ausgeräumt werden konnte. Außerdem ging das auch alles so schnell, dass ich mich vielleicht auch nicht genug überhaupt mal in ihre Lage versetzen konnte. Jedenfalls waren zwar viele Menschen für meine Mutter da, aber ich an ihrer Stelle hätte mich mit meinen Ängsten trotzdem alleine gefühlt, denke ich. (Ob sie mit meinem Vater oder engen Freundinnen darüber gesprochen hat, weiß ich nicht.) Naja, es ist sicher kein Zufall, dass mich jetzt genau diese Ängste plagen...

Vielleicht muss man den Gedanken an den Tod auch immer oder immer wieder zumindest ein Stück weit verdrängen. Ich denke in diesem Fall ist Verdrängung wirklich etwas Gesundes. Nur kann man das eben nicht auf Knopfdruck. Außerdem hat es sicher seinen Sinn, wenn das Bedürfnis zur Auseinandersetzung mit dem Tod hochkommt. Jedenfalls danke ich Dir, apfelsine, weil ich noch gar nicht bemerkt hatte, wie eng meine Ängste bis ins Detail sozusagen mit dem Tod meiner Mutter zusammenhängen!

LG
Selene
Es gibt kein Übermaß an Liebe,
kein Übermaß an Wissen,
und kein Übermaß an Schönheit
Ralph Waldo Emerson

Benutzeravatar

gompert
Forums-Insider
Forums-Insider
männlich/male, 99
Beiträge: 493

Beitrag Di., 11.05.2010, 16:11

Der Tod zeigte mir heute unerwartet sein abscheulichstes Gesicht, ohne sympathische Maske von philosophischem Erlöser.

Es sollte ein MRI-scan von meinem Hirn gemacht werden, was mir eine interessante Erfahrung erschien. Ich wusste aber nicht was mich erwartet. Nach den Vorbereitungen musste ich mich mit schweren Kopfhörern auf den Ohren in Operationskleidung auf den speziellen Tisch hinlegen der mich seitenweise zusammendrückte. Dann wurde mein Kopf in einer gepolsterten Plastikmulde gelagert und der Tisch samt mir wurde in den scanner hineingefahren.

Dieser Moment war einer der schrecklichsten meines Lebens. Nie hatte ich auch nur vermutet klaustrophobisch veranlagt zu sein. Ich wurde von einer höllischen Todesangst überfallen, rief dem Assistenten zu er solle mich noch mal kurz hinauszufahren und erwartete jeden Moment ersticken zu können. Bilder von Flammen, Krematorien und Leichen schossen vor meinen Augen entlang und die paar Sekunden bis ich wieder saß fehlen. Ich fragte ihn wie ich mir Mut machen könnte, wie andere das machen, aber er lehnte ab. Klaustrophobie behebt man nicht mit tief durchatmen und sich zusammenreissen, meinte er. Fast weinend radelte ich nach Hause. Bin kaputt und schwindlig, als ob der Tod es auf mich abgesehen hat.
Staunend liest's der anbetroffne Chef......


Gast
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 60
Beiträge: 2566

Beitrag Di., 11.05.2010, 17:01

Die Prozedur wurde aber letztlich erfolgreich absolviert? Gab's denn einen Verdacht auf eine schwere Krankheit oder war's 'nur' die Beengung, die Dich panisch werden ließ?

Benutzeravatar

Elfchen
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 2845

Beitrag Di., 11.05.2010, 18:00

Lieber gompert

Dasselbe habe ich vor zwei Wochen über mich ergehen lassen müssen. Über eine halbe Stunde lang...
War auch für mich eine echte Herausforderung.
Ich hatte auch Todesangst in der Röhre und glaubte, zu ersticken. Gleichzeitig hab ich keinen Mucks gemacht, denn das hätte ja alles nur verzögert. War so ein Synonym für mein Leben...

Die Gedanken in dieser Röhre sind schon mit nichts zu vergleichen .....

Ich hoffe, bei dir wurde nichts böses gefunden. Ich muss morgen vor der Arbeit noch zur Besprechung...
Auf jeden Fall kann ich dich so gut verstehen...

Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet


Gast
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 46
Beiträge: 2008

Beitrag Fr., 14.05.2010, 20:07

Hallo Gompert

es tut mir sehr leid, dass du im MRT solche Panik bekommen hast.
Schau dich um, es gibt offene MRT. Man kann sich auch sedieren lassen.

Ein MRT Schädel wird nicht zum Spass gemacht, magst du sagen, welchen Verdacht es gibt? Auch per PM


Ich rotiere derzeit auch noch, gibt schon 2 MRT, CT Kopf/ Schädel und es wird immer besch****
Manchmal denk ich: früher gabs diese Diagnostik auch nicht. Und? Leute sind gestorben und weg. Jetzt macht man uns Angst vorm Siechtum mit sowas.

Zum Threadthema:

Tod ist das Ende.
Ende. Kein Jenseits oder solch Quatsch (für mich)
Staub zu Staub oder so.
Obwohl: wie wird Wasser zu Staub?
Zum Teil des Meeres zu werden würde mir besser gefallen als zu zerfallen zu Staub.
Angst vorm Tod habe ich nicht. Warum auch.
Ich habe eine Patientenverfügung, bin Mitglied einer Terroristischen..ähm...Sterbeorganisation und Organspenderin (falls nochwas zu gebrauchen ist). Ausserdem: ich stelle meinen Körper der Anatomie zur Verfügung, damit entfallen Beerdigungskosten und es ist abgesichert, dass es anonym passiert


Rosenrot

Benutzeravatar

Krang2
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 1691

Beitrag Fr., 21.05.2010, 23:52

Der Tod
= das Nichts, das Chaos (Entropie!), die Gleich(gültig)keit, die Hoffnungslosigkeit, das Böse
aber auch absolute Faszination, wie eine Droge.


Gast
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 60
Beiträge: 2566

Beitrag So., 23.05.2010, 11:07

Krang2 hat geschrieben:Der Tod = ...das Böse...
Wieso? Ein natürlicher Vorgang - völlig wertfrei.

Benutzeravatar

carö
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 48
Beiträge: 2036

Beitrag So., 23.05.2010, 13:29

für meinen vater war der tod erlösung von einer schweren krankheit.
früher dachte ich, dass das abgedroschen klingt, jetzt weiss ich, dass es so ist, wenn man sieht, wie sehr jemand leidet, der einem nahe steht.
am meisten schmerzte es mich, das AUS wirklich zu begreifen und zu akzeptieren, obwohl ich darauf vorbereitet war.

ich habe früher meinem vater oft den tod gewünscht, weil er mein leben so oft bedroht hat.
ich bin froh, das ich bereits vor seinem realen tod frieden mit ihm schliessen konnte und wegen meiner gedanken keine schuld spüre.

sein tod löst - noch intensiver, als seine vorherige krankheit - nochmals die erinnerung an viele verpassten chancen zusammen zu kommen aus, auch ein großes bedauern und schmerz über sein beschränktes leben und darüber, wie lange ich mich darin habe gefangen nehmen lassen.

ein teil von ihm wird immer in mir weiterleben. im guten, wie im bösen. sein realer tod hat mir noch einmal bekräftigt, dass es meine bilder im kopf sind, mein leben, für das ich verantwortlich bin und dass es niemanden da draussen gibt, der sie mir wegnehmen kann. es liegt an mir, sie so zu transformieren, dass ich damit gut leben kann. und ich glaube, es war gut und wichtig für mich, dass wir uns wirklich verabschieden konnten. wirklich... dafür bin ich dankbar.
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

Benutzeravatar

TimpeTe
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 58
Beiträge: 467

Beitrag Do., 03.06.2010, 07:28

Ich habe viele Menschen sterben sehen....sie bis zum Todeszeitpunkt begleitet.
Das hat mir keine Angst gemacht.
Ich hatte keine Angst vor dem Tod- wohl aber vor dem sterben.

Jetzt habe ich Angst vor dem Tod. Mit ihm wird alles zu ende sein. Ich glaube nicht an ein Weiterleben nach dem Tod....

Also tröste ich mich mit dem Gedanken, dass meine "Überreste" einmal einer Blume oder einem Baum beim wachsen dienen...und diese(r) sich (auch) dank dieser "Nahrung" zu neuem Leben entwickeln kann. Ja, der Gedanke, dass aus meiner Asche einmal ein Löwenzahn wachsen könnte, der seinen Blütenkopf der Sonne entgegenstreckt...und später seine vielen kleinen weissen und luftigen Gebilde in die Weite schickt- der vermag mich zu trösten, weil ich damit Bestandteil des ewigen Kreislaufes bleiben würde......
Wenn wir bedenken, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt. (Mark Twain 1835-1910)

Benutzeravatar

Eve...
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 12
Beiträge: 2989

Beitrag Do., 03.06.2010, 10:12

Medusa,

bei mir kam die Angst vor dem Tod in den Zeiten am meisten auf, in denen ich "nicht lebte", soll heißen, das Leben nicht ausschöpfte; das war mir selbst damals nicht klar, ich deute es heute aus der Rückschau so. Es war, als wollte mich die Angst aufwecken: "Schau her, du hast dich zu sehr zurückgenommen, zurückgezogen: Es gibt noch mehr zu er-leben. Weich dem Leben nicht aus!"

Und tatsächlich: Proportional dazu, wie ich ins Leben eingebunden war - mich einbinden ließ - nahm die Angst vor dem Tod ab. Was nicht heißt, dass ich jetzt völlig angstfrei bin, und selbst der gläubigste Mensch weiß ja nicht, wie der Tod ist; er hat seine Hoffnung, aber es bleibt ein Schritt ins Ungewisseste, was es für Menschen gibt.

Inzwischen stelle ich mir vor, dahinzukommen, dass ich am Ende so richtig "lebenssatt" bin, vielleicht schwach, aber hoffentlich ohne Schmerzen, und loslassen kann. Dass die Welt, die mir heute noch so wichtig ist und so ausschließlich erscheint, mich ihrerseits ebenfalls los lässt. Ich hab vor langer Zeit mal eine Doku mit einer todkranken, jungen Frau gesehen, die es selbst in ihrem Alter so erlebte und friedlich gehen konnte. Der Gedanke tröstet mich.

Lieber Gruß von mir.
Eve

Werbung

Antworten