Vater leidet an Spielsucht

Sogenannte "nicht substanzbezogene" Süchte wie Internetsucht, Computersucht, Fernsehsucht, Kaufsucht u.dgl. können hier diskutiert werden.
Antworten
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Simsi
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 31
Beiträge: 2

Vater leidet an Spielsucht

Beitrag Mi., 08.10.2008, 13:57

hallo,
bin zufällig auf dieses forum gestoßen, vielleicht hat ja hier irgendjemand erfahrung mit meinem problem.

mein dad ist spielsüchtig und zwar verzockt er seine ganze kohle im internet. egal ob es online-casino oder ob er auf irgendwelche dubiosen freudenmails der schwindligen lotterien eingeht. es kommen ständig rechnungen von irgendwelchen lotterien wo mehrere beträge wieder abgebucht werden. meine mutter findet diese dann zufällig.
das ist aber nicht das einzige problem. mein dad wurde frühpensioniert (schon vor 4 Jahren ca.), konnte damit (denke ich mal) überhaupt nicht umgehen. ist selten zu hause (in den letzten 4 monaten genau 27 abende zu hause). das heißt in den anderen nächten voll betrunken nach hause. das alkoholproblem kommt also dazu.
aber auch das sind wir gewohnt, war dem alkohol noch nie abgeneigt, aber eher der geselligkeit zugetan. hätte es früher nicht als alkoholproblem gewertet.
des weiteren ist noch, dass er im und rund ums haus keinerlei arbeiten verrichtet. er fängt zwar überall an, macht es aber nicht zu ende. diese problem hatte er schon immer, doch jetzt ist es ganz arg. meine eltern ersticken im dreck.
er arbeitet gar nichts mehr. hilft nur ständig unserer nachbarin, die ihn sogar spät in der nacht anruft, dass er ihr chick kaufen fährt. macht er natürlich. für andere macht er immer alles. für frau nachbar definitiv noch mehr. aber meine mum kann sich hier nicht wehren.
das resultat aus dieser geschichte ist: meine mum hat brustkrebs bekommen. 50% kann man davon ausgehen, dass es seelisch ist. bei meiner mum ist es sicher 100%. niemals in der familie gab es krebs. sie hat sich einfach zu häufig geärgert. konnte nie gegen meinen dad an. nichts half. er machte und macht noch immer was er für richtig hält, er ist der mann und alles was zählt ist er. so ist er erzogen worden und hat es in der familie auch so demonstriert.
die lage ist nun so: ich wohne nicht zu hause, bin aber trotzdem die einzige person, die meinem dad wenigstens ein bisschen feuer unterm hintern machen kann. leider nutzt das meine mum ziemlich aus. sie sagt immer, ihr ist alles sch. egal und ich red ihn dann wieder an, dass er endlich was machen soll. ich habe bereits den kachelofen reparieren lassen und das dach decken lassen usw... das wohnzimmer ist ausgeräumt, tapeten runter, boden raus, .. und so steht die sache jetzt.
ich möchte meiner mum helfen, darum misch ich mich da ein bzw. besorg ihr die pfuscher und material. könnte mir eigentlich auch egal sein. aber ich möchte nicht, dass sie den krebs wg. dieses affentheaters nicht besiegen kann.
sie sagt sie kann ihn nicht mehr anreden weil er jedesmal auszuckt. ich hab seinen auszucker nun auch miterlebt und ehrlich gesagt - ich schaff es nicht mehr. mein leben dreht sich nur noch um diesen sch.
was soll ich tun?
ich will nicht zusehen wie beide zugrunde gehen - das tun sie nämlich. jeder auf seine weise.

hoffe es war keinem zu lange dies durchzulesen und es gibt vielleicht jemand mit ähnlicher erfahrung.
WÄR SUPER
Simsi

Werbung

Benutzeravatar

Otherwise
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 26
Beiträge: 670

Beitrag Di., 21.10.2008, 21:44

Hi Simsi,

ist ja schrecklich wie's bei Mama und Papa zugeht. Fühl dich mal umarmt, ein wenig davon kenne ich auch.
Ich dachte eigentlich, mein Vater wäre ein "Süchtler", aber deiner kann besser. Mein Vater ist "nur" spielsüchtig. Allerdings in realen Kleincasinos. Dort verspielt er dann den großteil der Kohle.
Meine Mutter hat sich damit abgefunden, ist zu einer verhärteten Person geworden. Ich habe manchmal das Gefühl, sie wäre so ein Mensch, der nur zu Kindern lieb sein kann. Das tut mir weh, weil ich gerne mit ihr reden würde - ich selbst bin drogensüchtig - aber ich glaub sie kann nicht mehr ertragen.

Mein Papa ist allerdings ein, wie soll ich sagen, recht "braver" Spieler. Er zahlt zuerst alle Rechnungen bevor er spielen geht. Aber das war sicher auch nicht immer so und war wahrscheinlich sogar ein längerer Prozess.
Als ich noch klein war, habe ich manchmal nur kurz gesehen, so 5 min. am Tag. Dann ging er wieder spielen.

Dafür trinkt er nie Alkohol, hat zu rauchen aufgehört und ist absolut immer für die Familie da. Trotzallem gabs da so einige unangenehme Situationen, wie es halt so ist mit einem "Süchtigen" Menschen im Haus.

Ich bin komischerweise den selben Weg wie meine Mutter gegangen. Ich bin eine Beziehung mit einem drogensüchtigen Menschen eingegangen. Bei Mama warst halt der spielsüchtige Freund. Blöderweise war ich nicht so stark wie meine Mutter und deshalb kann sie so gar nicht verstehen, was mit mir los ist. Oder sie wills nicht verstehen, keine Ahnung.

Was ich hier schreibe sind so kleine Momentaufnahmen, kleine Bruchstücke eines kleinen Lebens; zum Anderen haben solche Momentaufnahmen mein ICH geprägt.

Was gibt es bei dir für Momentaufnahmen?
Wieso belastet dich der Mist momentan so? Ich habe mich teilweise mit der Situation abgefunden. Du noch nicht, was ich so rauslese? Hängt deine Mutter sehr an dir?
Na erzähl mal...

lg
sensi

P.s.: Simsi und Sensi - klingt doch schon mal gut

Seit ich dich liebe, bin ich nur ich, wenn ich nicht mehr nur ich bin!

Ich bin dankbar, dass ich erkannt habe, was Leben wirklich heißt!


Benutzeravatar

münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 38
Beiträge: 9588

Beitrag Di., 21.10.2008, 22:33

Hallo Simsi,

Deine Mutter hat schon auch eine Mitverantwortung daran wie sie behandelt wird, denn sie hätte ja zum Beispiel die Wahl sich zu trennen. Sie tut es aber nicht. Von daher frisst sie das in sich rein ohne jemals Konsequenzen zu ziehen. Leider kannst du da auch nur ganz bedingt was dagegen machen. Nennt man Co-Abhängig, sowas.

Liebe Grüsse,

Petra

Benutzeravatar

Elfchen
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 2845

Beitrag Mi., 22.10.2008, 08:09

Liebe Simsi

Das Problem kenne ich leider auch.
Zwar wurde die Ehe geschieden, als ich acht Jahre alt war. Ich weiss aber noch, dass er das ganze Geld verspielte, und wir oft hungrig ins Bett mussten.

Ich habe ihn letzthin mit seiner zweiten Familie nach über 30 Jahren wiedergesehen. Er lebt übrigens seit der Scheidung wieder in Italien. Seine zweite Frau sagte mir im Geheimen, dass er "wieder" spielt. Die Familie ist bettelarm.

Ich denke, man kann als Aussenstehender nichts machen, solange der Betroffene selber keine Krankheitseinsicht hat. Und das ist es: eine Sucht wie jede andere, die nur mit entsprechender Therapie geheilt werden kann.

Ich wünsche Dir und v.a. Deiner Mutter alles Liebe und viel Kraft!

Lg
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag