Heilung des inneren Kindes?

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waldquelle
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Heilung des inneren Kindes?

Beitrag Do., 17.03.2011, 18:30

Hallo an alle

Einleitung:

Ich bin seit eineinhalb Jahren in therapeutischer Behandlung wegen leichter Depression. Ich mache auch ordentliche Fortschritte. Und jetzt nach eineinhalb Jahren deutet laut meiner Therapeutin alles auf ein einziges Thema hin: nämlich das "innere Kind"

Ich sollte eigentlich eine glückliche Kindheit gehabt haben. Freunde, viel Freiheit, eine etwas zu konservative Erziehung, viel Taschengeld, schöne Urlaube...

Aber die Liebe und Zuneigung hat sehr gefehlt. Mein Vater ist ein Workaholic, meine Mutter eine Person (wahrscheinlich selbst ein wenig depressiv) die nach der Arbeit zu nichts mehr zu gebrauchen ist, also heimkommt und nur mehr vorm Fernseher auf der Couch schläft.
Wenn ich nicht bei Freunden war, war mein bester Freund der Fernseher, der PC oder meine blühende Phantasie.

Ich bin ein eigentlich fröhlicher Mensch, sensibel, kreativ talentiert (spiele Theater und diverse Instrumente), habe einen Titel, der es mir in der Berufswelt leicht macht, einen angenehmen Job, der zwar nicht für die Ewigkeit sein wird, da ich mich sicher in die schauspielerische Richtung bewegen werde, ein schönes Auto, endlich eine eigene Wohnung, die ersten sexuellen Erfahrung mit einer Frau (wurde auch schön langsam Zeit ^^) und und und...

Trotzdem fühle ich mich nicht gut genug, habe kein Selbstvertrauen, komme mit meinen Gefühlen nicht klar, traue dem weiblichen Geschlecht nicht so ganz, möchte mich am liebsten der ganzen Welt "ersparen", finde, dass ich das Leben, so wie es jetzt läuft, auf Dauer nicht gewachsen sein werde.

Lange Rede, kurzer Sinn (eigentlich wollte ich gar nicht so viel schreiben):
Könnt ihr mir Tipps geben, wie ich nachträglich dem "inneren Kind" Sicherheit, Liebe, Zuneigung usw geben kann? Habt ihr vielleicht ein paar Buchtipps dazu? Wie geht ihr damit um? Wie habt ihr das in den Griff bekommen?

Freue mich schon auf eure Antworten

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Corumbra Myosotis
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Beitrag Do., 17.03.2011, 18:41

Irgendwie muss ich bei dem, was Du erzählst, sehr an "Naiv. Super" von Erlend Loe denken. Ist zwar nur ein Roman, aber hat doch einige nette Gedanken, wie ich finde.
Der Protagonist verfällt plötzlich in eine Depression und schmeißt sein Leben hin, um sich zu sammeln, selbst zu finden. Dabei führt er ständig Listen, z.B. was er hat und was er nicht hat, mit der Bestandsaufnahme beginnt es. Es ist einfach sehr anrührend, wie er Ausflüge in sein "inneres Kind" unternimmt und lernt einige Dinge einfach leichter zu nehmen, bzw. einfach zu tun...
-
"It is not nor it cannot come to good:
But break, my heart; for I must hold my tongue.“

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luckyneu
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Beiträge: 42

Beitrag Do., 17.03.2011, 21:05

hallo waldquelle!
arbeitet denn deine therapeutin nicht mit dir an dem thema "inneres kind", wenn sie es doch angeschnitten hat? oder möchtest du sie nicht fragen, ob sie dir dabei hilft?
sonst.. es gibt jede menge bücher dazu -->
ich hab es mit der zeit immer besser gespürt, was meine "kinderschar" brauchte (inzwischen holen sie sich's meist selbst )
lg lucky

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Thread-EröffnerIn
waldquelle
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Beiträge: 26

Beitrag Do., 17.03.2011, 21:57

@luckyneu: Doch, jetzt beginnen meine Therapeutin und ich an diesem Thema zu arbeiten. Ich bin einfach so aufgeregt und kann es nicht erwarten, bis ich dieses Thema aufgearbeitet habe. Deswegen möchte ich... sagen wir mal... der Therapie entgegenkommen. Ich freu mich richtig! :D

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debussy
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Beitrag Fr., 18.03.2011, 07:20

hallo waldquelle,

in einer ausgabe der zeitschrift "psychologie heute" war letztes jahr ein artikel über fragwürdige therapieansätze, die eher schaden als nutzen.
ich muss die leider sagen, dass da auch das thema inneres kind beachtung gefunden hat.
darf ich es salopp aussprechen:
die theorie des i. k. ist völlig schwachsinnig. das abspalten von eigenschaften: "das war wieder dein inneres kind, das da gesprochen hat, das verletzte..." ist aber so etwas von kontraproduktiv. was soll das mit der "heilung" auf sich haben.
ich würde an deiner stelle meine therapeutin damit konfrontieren.
diese art der therapie verunsichert eher, als sie hilft.
es hat überhaupt nichts mehr mit der transaktionsanalyse zu tun (berne), ist genau in diesem fall
waldquelle hat geschrieben: habe kein Selbstvertrauen
kontraindiziert.

anstatt den menschen als einheit darzustellen, versucht dieser ansatz den menschen aufzuspalten. gefällt mir gar nicht.

lgr
deb

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jennyfer
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Beiträge: 1025

Beitrag Fr., 18.03.2011, 10:09

Hallo debussy, ich sehe es ähnlich. Doch ich glaube (für mich) es kommt immer auf die Person an wie man mit dieser Art "Arbeit" umgeht. Wie man sie "sehen kann". Wenn ich mir vorstelle ich arbeite "nur" mit dem inneren Kind Anteil dann geht da ja gar nichts in dem Sinne von "dann wird es ja nicht integriert", sondern einzeln behandelt. (was für mich keinen Sinn ergibt, wenn man diese Gefühle nicht ins Ganze integriert. Daher ist für mich innere Kind Arbeit wie unten beschrieben...(weiss nicht wie das die Theras handhaben, ich habe da nur eigene Erfahrungen)
debussy hat geschrieben: die theorie des i. k. ist völlig schwachsinnig. das abspalten von eigenschaften: "das war wieder dein inneres kind, das da gesprochen hat, das verletzte..." ist aber so etwas von kontraproduktiv. was soll das mit der "heilung" auf sich haben.
Bei mir sehe ich das so, dass es einfach alte Gefühle sind die ich ins gesamte integriere. Abgespalten und einsam waren sie zuvor, und damit arbeite ich bei mir, dass es (ein Gefühl zb) wieder bewusst zum Ganzen gehört (alles sein darf), indem sich dann ja auch (so wie ich das bei mir empfinde) im gesamten Jetzt verändern kann.

Also wenn ich "alt" traurig bin (fühle es ist was von früher das aufs Jetzt eine Auswirkung ausübt) dann nehme ich es ins Jetzt mit auf damit dieses Gefühl (zb) nicht mehr alleine dasteht, oder weggedrückt wird. (weil ich bin ja im Jetzt, doch eben kommt auch mal eine unverarbeitete alte Trauer zum tragen)

Bin jedoch nicht in Therapie, dass ist das wie ich es in mir erlebe. Das macht es in meinem Empfinden nicht zur "eigenen inneren Kindarbeit" beinhaltet jedoch das was damals einsam und verlassen war fürs "jetzt". (das innere Kind - sprich die alten Gefühle und Erlebnisse - ins jetzt integrieren)

Kann das gerade nicht besser formulieren. Es ist also ein "mit dazunehmen" und nicht mehr ein "einzeln fühlen" wie es das zuvor war.


Liebe Grüsse
jennyfer
...

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KleineTrösteFee
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Beiträge: 35

Beitrag Fr., 18.03.2011, 19:47

Hallo Debussy,

lange Zeit hatte ich eine unerklärliche Abneigung gegen die Methode "inneres Kind". Habe wissenschaftliche Artikel darüber gelesen und dachte mir nur "so ein Schwachsinn."

Als mein Therapeut damit einmal kam, hab ich erstmal dankend abgewunken. so einen Blödsinn doch nicht mit mir.
Da ich aber super hilflos war zu der Zeit und mich an jedem STrohalm festgehalten hätte, hab ich es probiert.

Ich geh jetzt nicht davon aus, dass in mir ein kleines Kind oder mehrere Kleine Kinder sitzen.

Aber eben Anteile, die einfach in einem wesentlich unreiferem Stadium sind. Und na klar kann man sich doch abspalten.
Wenn jemand sagt, dass er immer so ängstlich ist, dann ist das mit sicherheit einfach nicht richtig. Dieser Mensch hat vielleicht angst vor sozialen Kontakten, aber überhaupt keine Angst vorm Autofahren, vor einem Spaziergang im Dunkeln und vielleicht betreibt er auch noch Sport, also alles Sachen, die mit einer gewissen Gefahr einhergehen. Wenn man also durch und durch Angst hätte, würde man ja gar nichts mehr tun.

Also gibt es Teile die haben Angst und Teile, die haben keine Angst und sind sogar sehr mutig.

"Inneres Kind" ist einfach eine Bezeichnung für einen Teil in einem selbst, der noch nicht völlig entwickelt ist und noch Reifezeit, Wasser und viel Sonne benötigt.

Wie man diesen Teil nennt ist ja komplett wurscht.

So hat mir diese Methode doch sehr geholfen, auch wenn ich niemals in Gedanken eine 4-jährige Kleinetröstefee am Schoß sitzen hatte.
Das hätte für mich einfach nicht gepasst. Aber ich bin sehr gütig geworden mit meinen schwachen Anteilen.

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Elfchen
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Beitrag Fr., 18.03.2011, 20:09

kleinetröstefee hat geschrieben:Aber ich bin sehr gütig geworden mit meinen schwachen Anteilen.
und ich denke, darum geht es auch.
ich kann mir meine unzulänglichkeiten besser verzeihen, kann besser mit dingen umgehen, die ich als unterentwickelt empfinde.
es geht beileibe nicht um abspaltung, sondern um integration. mindestens in meinen augen.

lg
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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