Jobsuche bei Depression

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graue seifenblase
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Beitrag Di., 26.03.2013, 20:49

Ich stimme Ratlosigkeit total zu.
Und genau aus diesem Grund habe ich beim Vorstellungsgespräch nie etwas gesagt, sondern bin erst ein paar Wochen später damit rausgerückt.

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lebonaut
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Beiträge: 167

Beitrag Di., 26.03.2013, 21:15

Du könntest es doch einfach umformulieren. Anstatt zu sagen: Krank - Depressionen...
...könntest du sagen: "Meine Schwächen? Ich bin Perfektionist und auf unbegründete
Kritik reagiere ich besonders allergisch." Oder so ähnlich.

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Henrike76
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Beitrag Di., 26.03.2013, 22:38

Das was Lebonaut geschrieben hat ist evtl. tragbar.
Die fragen ja nach Stärken und Schwächen (muss ich mir auch was zu überlegen).

Ja nix von Depr., Alpträumen, Sucht, Rückenbeschwerden, Bluhochdruck sagen.
Wer soll Dich denn da einstellen? Ich würde es nicht tun! Ich würde auch mit nix später rausrücken!
Da sehen die Chefs schon die Krankenscheine vor Augen!

Nicht mal die 40 % Behind. gebe ich da an.

Manches muss man angeben (glaube Schwangerschaft, ansteckende Krankheiten).

Im Prinzip bist Du da ne Ware die keiner kauft!

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lebonaut
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Beiträge: 167

Beitrag Mi., 27.03.2013, 05:34

Ich glaube in der Chefsprache heissen Depressionen 'nen schlechten Tag haben'.
Also wenn du merkst, dass die, bei denen du dich vorstellst, besonderen Wert
auf Ehrlichkeit legen... (Ehrlichkeit macht immer Sinn - genauso wie Loyalität)
...dann kannst du auch ruhig sagen, dass du depressiv bist. Kommt vll eher
darauf an, wie du es verpackst. Wenn es plötzlich heisst: "haben sie gesundheitliche
Einschränkungen, von denen wir wissen sollten?", könntest du ja antworten auf die Art: "Ja, ab und zu habe ich Depressionen. Dann will ich mich ganz und gar auf die Arbeit konzentrieren und könnte etwas distanziert rüber kommen. Das hat aber keine Auswirkung auf meine Arbeitsleistung, ich habe dann einfach einen schlechten Tag und bin nicht so kommunikationsfreudig, wie zum Beispiel heute."

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Ratlosigkeit
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
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Beiträge: 1294

Beitrag Mi., 27.03.2013, 08:35

Wie verpackt man "Depression" so, dass der Arbeitgeber das als etwas Positives sieht? Positiv im Sinne von nützlich für den Arbeitsprozess?
Schwierig...
Ehrlichkeit bedeutet im Berufsleben nicht dasselbe wie im normalen Leben (positiv besetzter moralischer Wert). Ich finde eher, dass Arbeitgeber lieber belogen werden wollen, in Sinne von "Es ist alles bestens! Wir schaffen das!" - auch wenn in Wirklichkeit alle herumstrudeln um Lösungen zu improvisieren.
Alles ist gut, wenn es aus Schokolade ist.

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lebonaut
Forums-Insider
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männlich/male, 26
Beiträge: 167

Beitrag Mi., 27.03.2013, 15:47

Sehe ich auch so, Ratlosigkeit. Die Arbeitswelt ist fake.
Die, die lange nicht gearbeitet haben, sind wohlmöglich
unverständlich ehrlich - im Gegensatz zu den Workaholics,
die durch ihre Arbeit schon ganz "depersonalisiert" sind.
Ein passender Film dazu ist "Moderne Zeiten". Alt, aber
durchaus aktuell.

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Thread-EröffnerIn
gngl
sporadischer Gast
sporadischer Gast
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Beiträge: 9

Beitrag Mi., 27.03.2013, 16:24

Hallo,

danke für die Antworten. Durch eure verschiedenen Meinungen fällt es mir leichter rauszufinden, wie ich die Angelegenheit in Zukunft handhaben werde.

Ich möchte lernen zu mir selbst zu stehen, weil genau dieses Wertlosigkeitsgefühl ja des Pudels Kern ist.
Dazu gehört für mich Authentizität und grad ein Vorstellungsgespräch seh ich nun als Chanche, diesbezüglich zu reifen. Vermutlich spielt es eine grosse Rolle, WIE ich meine Schwäche in so einem Gespräch rüberbring und wie ich im Gegensatz meine Stärken präsentiere. (Krankenstand ist für mich zb. kein Thema, ich hab immer unzählige Dienste von meinen "gesunden Kollegen" übernommen.)

Ich finds seltsam dass ein sogenanntes Burnout heutzutage eher akzeptiert wird, obwohl man weiss dass bei vielen Menschen das diagnostizierte Burnout eigentlich eine unbehandelte Depression ist.
Depression ist anscheinend was, wofür man sich schämen muss und was man am besten unter den Tepich kehrt.

Was ich schon gelernt hab ist dass unbetroffene Menschen absolut nicht nachvollziehen können, was chronische Depression ist.

Mal schaun, ich glaub ich will mich nicht mehr selbst verleugnen.

Lieber Gruss, G.

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lebonaut
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männlich/male, 26
Beiträge: 167

Beitrag Mi., 27.03.2013, 22:15

gngl hat geschrieben:Mal schaun, ich glaub ich will mich nicht mehr selbst verleugnen.
Ich kenne mich in der Branche nicht aus. Ich schätze im sozialen Bereich würde
deine Einstellung gut ankommen. Wenn ich frage darf: in welcher Branche möchtest
du dich denn bewerben?

LG
lebonaut

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Krang2
[nicht mehr wegzudenken]
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weiblich/female, 40
Beiträge: 1691

Beitrag Di., 02.04.2013, 17:25

"dass es Arbeitgeber gibt, die eine ehrliche Selbsteinschätzung bezüglich Stärken und Schwächen zu schätzen wissen. "
<--- Die habe ich auch noch nicht getroffen. Die Arbeitgeber, bei denen ich mich so vorgestellt hatte, stellten lieber Blender und Speichellecker ein. Eine Depression würde ich keinesfalls erwähnen, auch keine anderen psychischen Probleme. Es sei denn, das JobCenter vermittelt dir eine Stelle, die du auf keinen Fall antreten willst.
Authentizität als Quelle des Selbstwertgefühls kannst du im privaten Bereich viel wirkungsvoller erproben und ausleben. Dein Arbeitgeber will nur deine Arbeitskraft, nur danach bewertet er deine Aussagen. Du als Mensch interessierst ihn weniger.

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peppermint patty
[nicht mehr wegzudenken]
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weiblich/female, 80
Beiträge: 1931

Beitrag Di., 02.04.2013, 18:48

Ich würde es auch auf gar keinen Fall machen, Deine Ehrlichkeit in allen Ehren. Der Personaler hat idR mehrere Bewerber und wird ganz sicher keinen Kranken auswählen. Da gehen gleich die roten Lämpchen an, von wegen Ausfallzeiten und erhöhte Kosten dadurch. Da bekommt er selbst einen auf den Deckel, wenn das rauskommt. Raub Dir dadurch nicht die Chance auf einen Job.

Das wäre schon toll, wenn man im Arbeitsleben so ehrlich sein "dürfte". Aber da zählen meist nur Ellenbogen und Selbstmarketing.

LG

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Henrike76
Forums-Gruftie
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Beiträge: 621

Beitrag Mi., 03.04.2013, 23:08

Im Prinzip stimmt es:
Man soll keine Krankheiten und Defizite angeben.
Ist man jedoch schon in meinem Alter, sollte da schon was realistisches genannt werden (immerhin wird ja auch ne Einstellungsuntersuchung gemacht).

Stärken und Schwächen überlege ich aber auch gerade:
Bei mir wäre denkbar:
Schwächen: Wenn ne Lösung für ein kompl. Problem ansteht, suche ich da so lange nach bis ich ne praktikable Lösung habe (auch mit Überstunden). Das geht dann manchmal bis zur temporären Vernachlässigung der Freizeitaktivitäten.

Stärken: Kann Menschen untersch. Choleur für ein gemeinsames Ziel begeistern und die Stärken der einzelnen Leute gewinnbringend für die Gruppe erkennen und umsetzen. Genau das das habe ich ja in letzter Zeit für die Fanclubgründung genutzt. Und das war auch in der alten Firma so als ich die bundesweite Elektro-Sicherheitsorganisation aufgebaut und am Leben gehalten habe übere mehrere Umstrukturierungen und Outsorcingmassnahmen hinweg.

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novemberlicht
neu an Bo(a)rd!
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Beiträge: 2

Beitrag Do., 13.06.2013, 14:10

Hätte ich meine Depression offen gelegt, hätte ich zu 100% nicht meine jetzige Ausbildung bekommen. Aber davon abgesehen: Krankheiten sind Privatangelegenheiten und entsprechend bist du nicht dazu verpflichtet, darüber Auskunft zu geben. Nicht mal ein Schwerbehinderter muss seine Schwerbehinderung offen legen!

Was mich angeht, sollte ich jetzt in der Ausbildung oder später im Beruf ernsthaft krank werden, würde ich in einem für Fehltage gefühlt wenig verständnisaufbringenden Umfeld (und das ist mein Arbeitsumfeld leider, denn wir haben ein Personaldefizit) lieber den klassischen Bandscheibenvorfall vorschieben. Interessanterweise wurde mir bisher bei den Langzeit kranken Mitarbeitern als Erklärung immer der "kaputte Rücken" genannt. Ich würde darauf tippen, dass 50% von denen in Wirklichkeit (auch) eine Depression haben. Ein absoluter Makel in einem Beruf, wo man vor allem körperlich und unter hohem Zeitdruck arbeiten muss. Dann muss man sich als Depressiver schnell das Gelästere der Kollegen hinterm Rücken anhören: "Was hat der denn, kann doch laufen. Kriegt nur den A*** nicht hoch!"

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Henrike76
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
männlich/male, 49
Beiträge: 621

Beitrag Do., 27.06.2013, 08:14

Ich habe auch noch einen Tip.

Lasst Euch ein Bewerbungsschreiben gründlich querlesen von einem gewissenhaften Freund.
Habe da kürzlich nen blöden Bock eingebaut.
Gehört ja irgendwie dazu zum Thread Jobsuche bei Depression.

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