Die Kleinigkeiten des Alltags und wie man sie bewältigt

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glücksfern
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Die Kleinigkeiten des Alltags und wie man sie bewältigt

Beitrag So., 06.11.2011, 12:30

Hallo!

Ich bin neu hier im Forum und habe mich angemeldet, weil ich gern eure Erfahrungen bezüglich Depression und dem alltäglichen Umgang damit hören wollte. Bei mir ist es so, dass ich nach außen hin auf die meisten Menschen recht "normal" und angepasst wirke, d.h. ich habe einen Job und eine eigene Wohnung usw. Jetzt im Winter kommt durch die langen Ärmeln der Pullover dazu, dass auch kaum jemand meine Selbstverletzungen sieht. Manchmal rutscht zwar ein Ärmel nach oben aber im Vergleich zum Sommer, kann man das gut verstecken.

Mein Problem ist eher, dass ich, sobald ich von der Arbeit zuhause bin, eigentlich kaum noch was auf die Reihe bekomme. Zwar sind alle meine Haustiere gut versorgt und bekommen ihr Futter usw. aber da hört es auch schon auf. Ich selbst esse weniger regelmäßig und gesund als meine Tiere. Wenn ich es schaffe, regelmäßig einkaufen zu gehen, so dass ich wenigstens Brot und irgendwas Essbares zuhause hab, kann ich mich schon glücklich schätzen. Ganz zu schweigen von den anderen Dingen des Alltags, die man in einem Haushalt braucht.

Wenn ich ehrlich bin, sieht meine Wohnung meist so aus, dass ich nicht schnell mal jemanden einladen könnte ohne vorher ordentlich aufzuräumen oder zu putzen. Irgendwie verbreitet sich das Chaos auch ganz unbemerkt um mich herum und ich hab das Gefühl, ich weiß gar nicht, wie ich dem Herr werden kann. Ich starte zwar immer wieder Versuche und bringe ein wenig Ordnung in das Ganze, wenn die Situation einen kritischen Punkt erreicht, aber von da geht das Spiel dann wieder von vorne los.

Dasselbe ist es mit meinem Äußeren... ich wirke auf einen Fremden auf der Straße sicher nicht ungepflegt, weil ich mich täglich dusche und was sonst noch dazu gehört, aber ich habe schon lange den Geist verloren, mich zu schminken oder zu pflegen. Eigentlich würde ich das total gern machen, auf mich achten usw. aber irgendwie ist mir das in jeder Hinsicht unmöglich - vom gesunden Essen bis hin zum Pflegen scheint es mir, dass ich mir nichts Gutes tun kann. Da sträubt sich alles in mir.

Wie geht es euch im Alltag und wie meistert ihr die Kleinigkeiten, mit denen man tagtäglich zu tun hat und an die die meisten Menschen wahrscheinlich keinen Gedanken verschwenden?

Lg

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EndlessRain
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Beitrag Di., 15.11.2011, 14:34

Hallo glücksfern,

ich kann das ganz gut nachvollziehen.

Es heißt ja auch, dass das Chaos in einer Wohnung das Chaos der Seele widerspiegelt. Wenn ich für mich selbst klare Verhältnisse schaffen muss, hilft es mir, meine Wohnung aufzuräumen (hält nicht lange)

Auch bietet oft meine Mutter ihre Hilfe an, weil ich irgendwann einfach nicht weiß wo ich überhaupt anfangen soll. Dazu kommt, dass ich mich nicht auf eine Sache konzentrieren kann. Ich kann nicht nur eine Stelle, eine Ecke oder nur einen Raum erstmal sauber machen, das ist ein Ding der Unmöglichkeit.
Kann dir vllt. jemand aus der Familie unter die Arme greifen, quasi eine Grundreinigung in der Wohnung schaffen, damit es dir vllt. leichter fällt, es ordentlicher zu halten?

Zum Rest:
Meistens ist es schon ein kleines Wunder, wenn ich morgens überhaupt aufstehen kann. Pflege für mich, in dem Sinne, dass ich mir was Gutes tue, gibt es nicht. (Nur die normale Hygiene eben, wobei ich da seeeeeeeeeeehr lange brauche, bis ich das auf die Reihe kriege)
Haus verlassen um arbeiten zu gehen? Die reinste Qual. Bus/Bahnfahren? Hölle. Um nen PC hochzufahren können locker schonmal sechs Stunden vergehen, weil ich ständig vergesse, was ich eigentlich gerade machen wollte.
Momentan komme ich mit den kleinsten Kleinigkeiten nicht mehr klar.

LG
Endless

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solitaire
sporadischer Gast
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Beiträge: 12

Beitrag Mi., 16.11.2011, 02:04

Es ist sehr schwer.
Manchmal hilft es sich nicht die ganze Aufgabe auf einmal vorzustellen.

Zum Beispiel morgens: nicht sagen "ich muss mich jetzt fertig machen fuer die Arbeit" sondern - aufsetzen, duschen gehen, Zaehne putzen, aus dem Haus gehen, Auto fahren, arbeiten - in kleinen Stuecken geht es manchmal leichter und der Berg sieht nicht so unueberwindlich aus.

Das Patentrezept kenne ich leider nicht :/


Thread-EröffnerIn
glücksfern
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Beiträge: 2

Beitrag Do., 17.11.2011, 17:47

Hallo!

Danke für eure Antworten!

Ja, dem kann ich voll zustimmen, dass das Chaos in der Wohnung das Chaos in der Seele widerspiegelt. Und es spricht auch für meine Konzentrationsprobleme... dass ich mit etwas anfange und es dann nur halb erledige, weil mich die Tätigkeit überfordert. Für Aussenstehende mag es ja total lächerlich sein und manchmal scheint es mir auch so - ich könnte ja in kleinen Stücken Ordnung schaffen (an einem Tag mal das Bad putzen, am nächsten das Wohnzimmer usw.) und die dann beibehalten... aber leichter gesagt als getan, das wissen wir ja alle.

Irgendwie habe ich auch komplett meine Organisationsfähigkeit verloren in letzter Zeit. Ich war früher immer super organisiert, hatte alles immer parat und jeden Termin im Kopf, bin nie zu spät gekommen. Jetzt weiß ich meistens gar nicht wo mir der Kopf steht und bin schon froh, wenn ich alles irgendwie zeitgerecht erledigen kann. Ich frage mich wirklich, woher das kommt und wie ich das verbessern könnte.

Mit meinen Eltern putzen ist leider keine gute Idee. Die Beiden haben leider sowieso ein ganz anderes Reinlichkeitsbedürfnis als ich (bei ihnen daheim kann man wirklich vom Boden essen) und die verzweifeln schon an meiner Wohnung wenn ich und meine Bekannten sie ordentlich finden. Wenn das Geschirr bei mir mal einen Tag nicht abgewaschen wurde, muss meine Mutter das sofort erledigen oder mich dazu drängen, weil sie sonst keinen Seelenfrieden mehr hat. Zum Glück kommen Sie nicht allzu oft zu Besuch.

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