Dysthymie und Selbstaufgabe

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Himmelblau
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Dysthymie und Selbstaufgabe

Beitrag Sa., 15.03.2008, 15:44

Hallo ihr lieben,
ich freu mich das ich dieses Forum gefunden habe, und ich hoffe das mir hier ein paar Dinge klarer werden.

Die Sache ist folgende: Ich habe einen (Ex-)Freund, wir waren knapp 3 Jahre zusammen, mit Unterbrechungen. Vor eineinhalb Jahren bekam er die Diagnose Dysthymie, er war erst in einer Klinik und dann in Therapie bis ende letzen Jahres. Die hat er abgebrochen und die Medis abgesetzt weil er denkt das das alles eh nichts bringt. Vor kurzem hat er sich von mir getrennt weil ihm alles zuviel wurde, ich denke er hat einfach keine Kapazität für irgendwas, ausser seinem eigenen Leben, und er hat halt einfach kalte Füsse bekommen, Angst verletzt zu werden usw...

Nun ist es so das ich ihn im Grunde gut verstehe, wir haben witerhin viel Kontakt, wir lieben uns sehr, versuchen uns gegenseitig zu unterstützen denn wir haben halt auch nichts ausser uns... Also, mein Hauptproblem ist im Moment, das ich einfach nicht mehr weiss wie ich noch mit seiner vollkommenen Selbstaufgabe umgehen soll. Das ist im Laufe unserer Beziehung immer schlimmer geworden. Er ist im Moment nicht suizidal, hat vor einiger zeit einen Lebensvertrag mit sich selber geschlossen und einfach mit sich selber abgemacht das er sich nicht umbringen wird... Aber trotzdem macht mir diese Selbstaufgabe Angst...

Kann hier jemand was dazu sagen ?
Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

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Himmelblau
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Beitrag Mo., 17.03.2008, 20:44

Gibts hier denn niemanden der sowas kennt und was dazu sagen kann ?
Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

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Robbins
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Beitrag Di., 18.03.2008, 23:02

Hallo Himmelblau
er war erst in einer Klinik und dann in Therapie bis ende letzen Jahres. Die hat er abgebrochen und die Medis abgesetzt weil er denkt das das alles eh nichts bringt.
nicht gut, aber letztendlich trifft so eine Entscheidung jeder für sich selbst
denn wir haben halt auch nichts ausser uns...
... und da wirds gefährlich, das klingt für mich sehr nach Symbiose. Sowas funktioniert auf Dauer nicht, es sei denn beide Partner sind bis an ihr Lebensende statisch und ändern sich nicht mehr. Wie realistisch ist das? Hast Du Angst, dass er sich was antut, Angst um ihn oder hast Du Angst vor dem was dann kommen würde, also Angst vor Dir? Ich kann Dir aus eigener Erfahrung sagen, jemanden ändern zu wollen, das klappt nicht. Es ist nicht Deine Aufgabe Deinen Freund "gesund zu machen", das ist sein Job. Entweder Du kommst damit klar oder Du kommst damit nicht klar, und musst dann die Konsequenzen ziehen. Ihr könntet Euch erstmal voneinander entfernen, damit jeder wieder zu sich selbst findet, und anschließend dann weitersehen ... wenn es Liebe ist, dann werdet ihr schon wieder zueinander finden. Lange Rede kurzer Sinn ... Du musst für Dich entscheiden, wieviel Du bereit bist mitzumachen. Du hast doch sicher eine Vorstellung von der Beziehung wie sie sein sollte und wie sie in der Realität ist ... was ist von der Vorstellung umsetzbar? Diese Fragen könntest Du Dir stellen.
Alles Gute, Robbins
Jene, die ihre Sehnsucht zu zügeln wissen, können das nur, weil ihre Sehnsucht schwach genug ist, beherrscht zu werden.

William Blake

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Himmelblau
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Beitrag Mi., 19.03.2008, 08:03

Hi Robbins, danke für Deine Antwort.
Robbins hat geschrieben:Hallo Himmelblau
er war erst in einer Klinik und dann in Therapie bis ende letzen Jahres. Die hat er abgebrochen und die Medis abgesetzt weil er denkt das das alles eh nichts bringt.
nicht gut, aber letztendlich trifft so eine Entscheidung jeder für sich selbst

... auf der einen Seite vertrau ich ihm schon das er weiss was er tut, auf der anderen Seite denk ich das das eben Teil dieser Selbstaufgabe ist, das er alles einfach fallen lässt. Und noch auf einer ganz anderen Seite weiss ich, das er neben dem Berufsleben einfach keine Kraft hat für irgendetwas... Kannst du das nachvolziehen ?
denn wir haben halt auch nichts ausser uns...
>> ... und da wirds gefährlich, das klingt für mich sehr nach Symbiose. Sowas funktioniert auf Dauer nicht, es sei denn beide Partner sind bis an ihr Lebensende statisch und ändern sich nicht mehr. Wie realistisch ist das?
Es ist eben so, das wir 3 Jahre lang so eine kleine Familie waren (habe noch 2 Kinder, 4&6 Jahre, aus einer früheren Beziehung). SO ein gemeinsames Leben lässt sich nicht einfach mal so trennen, und im grunde wollen wir das auch nicht. Ja, wir sind in gewisser Weise abhängig voneinander, aber eher auf der Basis das wir uns eben verdammt lieben, aber wir achten auch auf uns selber. Z.B: ist der Kontakt nur so eng, wie es und beiden nicht weh tut. Das ist an manchen Tagen sehr eng, mit gegenseitigen Liebesbekundungen, und an anderen Tagen eher fern.

>> Hast Du Angst, dass er sich was antut, Angst um ihn oder hast Du Angst vor dem was dann kommen würde, also Angst vor Dir?
Auf er einen Seite weiss ich das er sich nichts antut, weil er so wie ich ihm kenne, absolut durchzieht was er sagt. Auf der anderen Seite mach ich mir natürlich schon Sorgen wohin diese Selbstaufgabe noch führt. Er kämpft eben um nichts mehr im Leben. Ich weiss nicht ob ich das zu eng sehe, oder ob das normal bei Dystymie ist, oder vllt kommt es mir auch so vor und ich sehe die Situation nicht richtig ? Natürlich hat es auch den Vorteil das er, dadurch das er um nichts mehr kämpft, nichts mehr vom Leben erwartet und vieles so nehmen kann wie es kommt...

>> Ich kann Dir aus eigener Erfahrung sagen, jemanden ändern zu wollen, das klappt nicht. Es ist nicht Deine Aufgabe Deinen Freund "gesund zu machen", das ist sein Job.
Na das habe ich auch nicht vor...


>> Entweder Du kommst damit klar oder Du kommst damit nicht klar, und musst dann die Konsequenzen ziehen. Ihr könntet Euch erstmal voneinander entfernen, damit jeder wieder zu sich selbst findet, und anschließend dann weitersehen ... wenn es Liebe ist, dann werdet ihr schon wieder zueinander finden.
Ja sowas in der Art machen wir ja gerade...

>> Lange Rede kurzer Sinn ... Du musst für Dich entscheiden, wieviel Du bereit bist mitzumachen. Du hast doch sicher eine Vorstellung von der Beziehung wie sie sein sollte und wie sie in der Realität ist ... was ist von der Vorstellung umsetzbar? Diese Fragen könntest Du Dir stellen.
Alles Gute, Robbins
Ich befinde mich ja auch grad in einem Selbstfindugsprozess und weiss noch nicht genau wie ich mal irgendwann was sehe. Das wird die Zeit weisen.
Danke für Dein Posting !


Himmelblau
Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

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Robbins
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Beitrag Mi., 19.03.2008, 09:48

Hallo Himmelblau
auf einer ganz anderen Seite weiss ich, das er neben dem Berufsleben einfach keine Kraft hat für irgendetwas... Kannst du das nachvolziehen ?
Das kann ich nachvollziehen, so gar aus eigener Erfahrung. Nimmt er Medikamente? Sieht er ein, dass er krank ist, oder wertet er das als Schwäche seinerseits? Ich glaube nicht, dass er da alleine rauskommt, obwohl ich ihn natürlich nicht kenne und das nicht wirklich beurteilen kann. Wichtig ist das Ihr redet, damit jeder genau weiß worauf er sich einläßt.
SO ein gemeinsames Leben lässt sich nicht einfach mal so trennen, und im grunde wollen wir das auch nicht.
Das habe ich auch nicht behauptet aber es ist eben wirklich verdammt gefährlich, nicht nur in Bezug auf Beziehungen. Setzt man alles auf eine Karte und verliert dann ... Witzigerweise machen das die meisten Menschen so, sie suchen sich einen Partner, bauen sich ein gemeinsames Leben auf, und je mehr sie "zusammenwachsen" desto größer wird auch die Mauer um sie herum.
Z.B: ist der Kontakt nur so eng, wie es und beiden nicht weh tut.
das klingt sehr vernünftig
Natürlich hat es auch den Vorteil das er, dadurch das er um nichts mehr kämpft, nichts mehr vom Leben erwartet und vieles so nehmen kann wie es kommt...
Das ist lustig, denn das hätte ich Dir genauso geschrieben. Du hast geschrieben, dass er um nichts mehr kämpft ... meinst Du damit etwas genaues? Kämpft er nicht mehr um Dich? Das ist auch so eine Sache, entweder er kämpft nicht mehr, weil er aus eigener Erfahrung weiß, dass es zu nichts führt. Oder dieses "Nichtkämpfen" ist Teil seiner Depression. Leidet er unter Verlustangst? Manchmal beendet man eine Beziehung auch, weil man diese Angst nicht aushält, solche Leute kenne ich auch. Die sagen sich:"früher oder später macht der andere eh Schluß, warum mache ich das nicht sofort, dann habe ich es hinter mir". Du wirst ihn am besten kennen.
Ich befinde mich ja auch grad in einem Selbstfindugsprozess und weiss noch nicht genau wie ich mal irgendwann was sehe.
Da habt Ihr Beide ja schwer zu tun. Das ist mit Sicherheit kein Zuckerschlecken, aber es lohnt sich bestimmt!
Viel Erfolg, Robbins
Jene, die ihre Sehnsucht zu zügeln wissen, können das nur, weil ihre Sehnsucht schwach genug ist, beherrscht zu werden.

William Blake

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Beitrag Mi., 19.03.2008, 12:38

Robbins hat geschrieben:auf einer ganz anderen Seite weiss ich, das er neben dem Berufsleben einfach keine Kraft hat für irgendetwas... Kannst du das nachvolziehen ?
Das kann ich nachvollziehen, so gar aus eigener Erfahrung. Nimmt er Medikamente? Sieht er ein, dass er krank ist, oder wertet er das als Schwäche seinerseits? Ich glaube nicht, dass er da alleine rauskommt, obwohl ich ihn natürlich nicht kenne und das nicht wirklich beurteilen kann. Wichtig ist das Ihr redet, damit jeder genau weiß worauf er sich einläßt.

Er nimmt keine Medis mehr. Er hat ja immer so "seine depressivenTage". Das ist dann so das er einfach ab und an für ein paar Tage in ein depressives Loch fällt, die restliche Zeit ( meist so ein paar Wochen ) ist er "ganz normal" drauf. Diese depressiven Tage sind aus meiner Sicht tiefer und länger, als ohne Medis.
Trotzdem entwickelt er sich auf eine besondere Art und Weise, lernt den Umgang mit sich und seiner Umwelt ect... in seeehr kleinen Schritten.
Und das ist es ja worüber ich letzen Endes auch etwas heraus finden möchte, wie sich jemandd mit so einem Krankheitsbild auf Dauer ohne Therapie entwickelt.
Also ich fasse zusammen: Auf der einen Seite sehe ich zunehmde Selbstaufgabe, auf der anderen Seite sehe ich das an manchen Stellen aus dieser Selbstaufgabe etwas gutes heraus wächst. Trotzdem kann ich die Richtung, in die diese Selbstaufgabe geht nicht fest stellen.
SO ein gemeinsames Leben lässt sich nicht einfach mal so trennen, und im grunde wollen wir das auch nicht.
Das habe ich auch nicht behauptet aber es ist eben wirklich verdammt gefährlich, nicht nur in Bezug auf Beziehungen. Setzt man alles auf eine Karte und verliert dann ... Witzigerweise machen das die meisten Menschen so, sie suchen sich einen Partner, bauen sich ein gemeinsames Leben auf, und je mehr sie "zusammenwachsen" desto größer wird auch die Mauer um sie herum.

Ja sicher ist es gefährlich. Ich weiss nicht ob wir alles auf eone karte setzen, im Moment ist es so das wir vesuchen abzuwarten was passiert...Ist nicht immer ganz leicht wenn man sich so vermisst. Was meist du mit Mauer aufbauen ? Versteh nich nicht so ganz..
Z.B: ist der Kontakt nur so eng, wie es und beiden nicht weh tut.
das klingt sehr vernünftig
ja, aber auch das will gelernt sein.
Natürlich hat es auch den Vorteil das er, dadurch das er um nichts mehr kämpft, nichts mehr vom Leben erwartet und vieles so nehmen kann wie es kommt...
Das ist lustig, denn das hätte ich Dir genauso geschrieben. Du hast geschrieben, dass er um nichts mehr kämpft ... meinst Du damit etwas genaues?
Er kämpft vor allem nicht mehr darum, das es ihm irgendwann mal besser geht.
Kämpft er nicht mehr um Dich?
Er kämpft nicht dafür mich loszuwerden, auch nicht dafür mich zu behalten..

Das ist auch so eine Sache, entweder er kämpft nicht mehr, weil er aus eigener Erfahrung weiß, dass es zu nichts führt.
Ich glaube er kämpft nicht mehr aus Angst zu verlieren...
Oder dieses "Nichtkämpfen" ist Teil seiner Depression.
... und weil er so oft einfach keine Kraft dazu hat. Arbeit, Alltag, die Paradoxität der Trennung trotz Liebe rauben ihm alle Kraft.

Leidet er unter Verlustangst? Manchmal beendet man eine Beziehung auch, weil man diese Angst nicht aushält, solche Leute kenne ich auch. Die sagen sich:"früher oder später macht der andere eh Schluß, warum mache ich das nicht sofort, dann habe ich es hinter mir". Du wirst ihn am besten kennen.
Ja, das hat er auch schon gesagt. Es kommen also einige Faktoren zusammen.
Ich befinde mich ja auch grad in einem Selbstfindugsprozess und weiss noch nicht genau wie ich mal irgendwann was sehe.
Da habt Ihr Beide ja schwer zu tun. Das ist mit Sicherheit kein Zuckerschlecken, aber es lohnt sich bestimmt!
Wenn sich jeder erstmal nur um sich kümmert, kann es sich nur lohnen.

Danke für deine Antwort, es tut gut mit jemandem zu reden und dabei Dinge zu sortieren.
Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

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Robbins
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Beitrag Do., 20.03.2008, 20:44

Hallo Himmelblau
Was meist du mit Mauer aufbauen ? Versteh nich nicht so ganz..
Der Otto-Normal-Verbraucher sucht sich eine/n Partner/in, einen Freundeskreis, Auto Haus Familie Hund oder Katze, und dann wird die Mauer zugemacht, bzw. die Kuppel wie Doug Heffernan zu sagen pflegte , die Leute sind für nichts mehr offen. Das kann man nicht verallgemeinern, aber das habe ich sehr oft erlebt. Jeder lebt irgendwie in seinem kleinen sozialen Mikrokosmos, was links und rechts passiert wird nicht mehr wahrgenommen. Das habe ich damit gemeint, ist aber nicht weiter wichtig, sozusagen offtopic
LG Robbins
Jene, die ihre Sehnsucht zu zügeln wissen, können das nur, weil ihre Sehnsucht schwach genug ist, beherrscht zu werden.

William Blake

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