Depressionen zurück?

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Chiara_neu
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Depressionen zurück?

Beitrag Sa., 01.08.2009, 21:43

Hallo zusammen,

eigentlich war ich hier schon seit 1,5 Jahren oder so angemeldet, aber ich habe mich mit Passwort & Co. total verfranzt, so dass ich mir jetzt einen neuen Account erstellt habe.

Meine Geschichte ist etwas länger, vielleicht mal ein "kurzer" Abriss:
Vor etwa sieben Jahren war ich aufgrund einer Essstörung zwei Jahre in psychotherapeutischer Behandlung. Schon damals - und auch deutlich davor - hatte ich Depressionen, was mir dann im Rahmen meiner zweiten Therapie, die ich im letzten Jahr begann, heraus kristallisierte. Die zweite Therapie endete im Frühjahr dieses Jahres, weil meine Therapeutin in Mutterschutz ging.
Therapie Nr. 1, eine tiefenpsychologisch fundierte (50 Sitzungen), war eine absolute Katastrophe. Mehr, als dass man nicht lebe, um zu essen, sondern esse, um zu leben (ich hatte Bulimie), konnte mir meine Therapeutin nicht mit auf den Weg geben und die Depression hat sie gar nicht sonderlich zur Kenntnis genommen. Stattdessen erzählte sie oft munter von ihren Kindern, ihrer adipösen Tochter und deren Probleme. Ihr Motto: Kopf hoch, dann kommt man da schon durch. Die Diagnose auf dem Papier lautet F 50.2, d.h. Bulimia nervosa, und das war's.

Ein Jahr nach Ende der ersten Therapie begann ich mein Studium. Anfangs lief alles super, bis dann etwa nach Beginn des Hauptstudiums eine erneute Krise kam. Nach langem Hin und Her entschloss ich mich erneut zu einer Therapie.
Die Therapeutin machte gleich von Anfang an einen professionelleren Eindruck und erarbeitete mit mir in mühevoll Kleinstarbeit meine vielen Baustellen, die es für sie erst einmal galt herauszufinden, da ich teilweise nur mit Nicken und Kopfschütteln antworten konnte, weil es mir nicht möglich war, bestimmte Dinge auszusprechen.
Kurz vor dem eigentlichen Ende der Therapie ging die Therapeutin dann leider in Mutterschutz. Dennoch ging ich einigermaßen gestärkt heraus und dachte etwas, wenn auch nicht alles, erreicht zu haben. Meine Therapeutin hatte mich an einen Psychiater überwiesen, der mich aufgrund der Depressionen medikamentös einstellte (erst Fluoxetin, später Trevilor). Bulimische Rückfälle, die inzwischen wieder aufgetreten waren, habe ich in den Griff bekommen, ebenso die Borderline-Symptome.

U.a. gestärkt durch eine neue Beziehung habe ich mich dazu entschlossen, die Medikamente, die ich etwa 13 Monate genommen habe, langsam unter Anleitung des behandelnden Psychiaters, abzusetzen. Das ging auch zunächst gut.
Mittlerweile habe ich aber durch das baldige Enden meines Studiums sehr viel Stress und die Beziehung ist kürzlich zerbrochen.
Es geht mir fast so, wie in den schlimmsten Zeiten, mit dem Unterschied, dass ich jetzt wenigstens ein "Notfall"medikament bei mir habe. Mit meinem Psychiater, bei dem ich in der kommenden Woche sowieso einen Termin habe, habe ich heute Morgen besprochen, dass ich Alprazolam nehmen kann, um wenigstens nachts zur Ruhe zu kommen.

Es macht mich traurig und wütend zugleich, dass ich anscheinend noch immer nicht in der Lage bin, meine Emotionen zu kontrollieren. Dieses bedrückende Gefühl kann ich noch nicht mal nach außen transportieren, was mich zerfrisst. Das war auch ein großes Thema in der zweiten Therapie, aber ich schaffe es einfach nicht. Meine Zeilen hier hören sich so abgeklärt an, fast so, als berührte mich das Ganze überhaupt nicht sonderlich. In mir sieht es aber total anders aus.

Kennt ihr das?

LG, Chiara

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Dunkle
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Beitrag So., 02.08.2009, 23:02

Hallo Chiara,

Deine Geschichte berührt mich und ich möchte Dir etwas schreiben, das mir auffiel:

Beide Therapeutinnen mussten die Therapien mit Dir unterbrechen/beenden, weil sie Kinder bekamen. Hat das für Dich eine Rolle gespielt?
Fühlst Du Dich nicht doch im Stich gelassen? Wenn ja, konntest Du das ausreichend bearbeiten?

Medikamente helfen Dir und Du bist, als Du beschlossen hast, sie unter Aufsicht abzusetzen, sehr verantwortungsvoll damit umgegangen!
Nun machst Du die Erfahrung, dass das äußere Glück nicht so stabil ist, dass es Dich tragen kann. Immer wieder wirst Du es mit zerbrechenden Beziehungen und mit Stress zu tun haben, das sind Dinge, die Du kaum verhindern kannst - auch in Zukunft.
Chiara_neu hat geschrieben:Es macht mich traurig und wütend zugleich, dass ich anscheinend noch immer nicht in der Lage bin, meine Emotionen zu kontrollieren. Dieses bedrückende Gefühl kann ich noch nicht mal nach außen transportieren, was mich zerfrisst. Das war auch ein großes Thema in der zweiten Therapie, aber ich schaffe es einfach nicht. Meine Zeilen hier hören sich so abgeklärt an, fast so, als berührte mich das Ganze überhaupt nicht sonderlich. In mir sieht es aber total anders aus.
Ich kenne es sehr wohl, dass ich nach außen gelassen und heiter wirken kann, auch abgeklärt. Und dass innen Hölle und Abgrund ist.
Was ich zumindest fragwürdig finde, dass Du Deine Emotionen "kontrollieren" möchtest. Was meinst Du damit?

Ich habe nach fast drei Jahren Therapie (u.a. wegen Depression) die für mich falsche Hoffnung aufgegeben, mich "kontrollieren" zu können, meine Stimmungen, die mich überfallen, meine vielen Traurigkeiten, die mich immer wieder einholen, dafür vielmehr die Hoffnung, meine Gefühle mit mehr Akzeptanz und Gelassenheit anzunehmen (für mich heißt das, zu wissen, woher sie kommen und warum sie entstehen).

Ich weiß nicht, wie das für Dich klingt, aber wenn ich Deinen Beitrag lese, dann denke ich, Du bist noch nicht fertig - es bedarf einmal einer Therapie, die dann zu Ende geht, wenn Du an ein Ende gekommen bist.

Lieben Gruß
Dunkle

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Chiara_neu
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Beitrag Mo., 03.08.2009, 10:14

Hallo Dunkle,

vielen Dank für Deine Antwort!

Um erst einmal Missverständnissen vorzubeugen. Die erste Therapie endete ganz normal nach den 50 genehmigten Sitzungen, nur die zweite Therapie wegen Mutterschutz und im Zuge dessen verließ die Therapeutin auch die Stadt.

Im Stich gelassen fühle ich mich rein rational betrachtet nicht, denn es ist ja normal, dass man irgendwann im Leben mal Kinder bekommt/ bekommen kann und sich daher auch den aktuellen Bedingungen anpasst (Reduzierung/ Aufgabe des Jobs, Umzug...). Trotzdem war oder ist es natürlich sehr schwierig für mich, meine Therapeutin von einem auf den anderen Tag als Ansprechpartnerin verloren zu haben. Eine Art "Nachsorge" mache ich jetzt bei meinem Psychiater, zu dem ich noch ab und zu gehe, aber es ist halt nur ein 30-minütiger Arztbesuch und keine Therapiesitzung. Die übrig gebliebenen Therapiesitzungen hätte ich gerne bei ihm fortgeführt, aber da haben sich Beihilfe und PKV quergestellt. Das Ganze hätte einen kompletten Neuantrag bedeutet und der hat sich bei beiden Therapien über mehrere Monate hingezogen. Da ich nicht weiß, wo es mich ab Februar beruflich hinverschlägt, hat eine Neubeantragung bis dahin überhaupt gar keinen Sinn. Als Studentin bin ich natürlich momentan nicht in der Lage, eine Therapie selbst zu finanzieren.
Und wenn ich mir vorstelle, eine dritte Therapie zu beginnen, was bedeutet noch einmal alles zu erzählen und überhaupt erst einmal die richtige Person zu finden, bekomme ich echt zu viel.

"Emotionen kontrollieren" war vielleicht der falsche Ausdruck. Ich wünschte nur, dass sie ein erträgliches Maß annehmen. Emotionen sind ja nichts Schlimmes, völlig normal und auch wichtig.

LG, Chiara

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Dunkle
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Beitrag Mo., 03.08.2009, 15:25

Hallo Chiara,

es ist also verzwickter und es gibt eine Menge Widerstände.
Chiara_neu hat geschrieben:Im Stich gelassen fühle ich mich rein rational betrachtet nicht
Nein, "rein rational" dürften wir uns solche Gefühle natürlich nicht erlauben...
Ich hatte mal einen Freund, der sich selbst verbot, auf den "Ehebruch" seiner Lebenspartnerin eifersüchtig und gekränkt zu reagieren. Er wiederholte ständig, er "hätte kein Recht dazu". So ähnlich kommt mir das hier vor...

Aber das Innen fragt ja nicht nach "rein rational"! Oft fangen die Threads der Depressiven hier an mit "Was habe ich eigentlich, es geht mir doch gut!?" Oder "Naja, was mir passiert ist, das passiert ja anderen auch und vielen geht es noch viel schlimmer als mir...".

Ich kenne den Ärger über "Ich habe doch schon Therapie gemacht! - Warum kommt sie denn nun wieder, die blöde Depression?!!" sehr gut. Ich kann verstehen, dass man genervt ist, weil es einem wieder innerlich so schlecht geht. Und das, obwohl man x andere Dinge zu tun hat.

Und noch ne Therapie?
Chiara_neu hat geschrieben: Und wenn ich mir vorstelle, eine dritte Therapie zu beginnen, was bedeutet noch einmal alles zu erzählen und überhaupt erst einmal die richtige Person zu finden, bekomme ich echt zu viel.
Ja, auch das finde ich sehr nachvollziehbar. Therapien sind sch...anstrengend! Besonders, wenn man wirklich hart arbeitet.
Aber eigentlich hast Du ja nur ne halbe Therapie.
Weil man Deine erste ja wohl "unter Ulk verbuchen" konnte.

Mir fällt wenig anderes dazu ein, als mein Lied von der Akzeptanz zu singen. Seinen Gefühlen mit mehr Achtung zu begegnen, die Traurigkeiten auszuleben (auf irgendeine "unschädliche" Weise) anstatt ständig gegen sie anzukämpfen...
Chiara_neu hat geschrieben:Ich wünschte nur, dass sie ein erträgliches Maß annehmen.
Und was denkst Du selbst, wie Du das erreichen könntest? Hast Du da eine Ahnung, eine Idee?

Gruß
Dunkle

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Chiara_neu
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Beitrag Mo., 03.08.2009, 16:25

Hallo Dunkle,

ja, dass meine letzte Therapeutin weggezogen ist, ist schon ein sehr unglücklicher Umstand. Sie hat mir auch angeboten, sich zusammen mit ihrer Nachfolgerin (oder mit meinem Psychiater, der auch Therapeut ist) und mir zusammen zu setzen, um mir zu helfen, meine Problemlage darzustellen, was mir selbst ja meist weniger gut gelingt. Na ja, alles sehr nett, aber letztendlich hat die Versicherung wegen der Übernahme nicht mitgespielt und somit stand ich dann halt wieder alleine da.
Das Ganze ist jetzt so geregelt, dass der Psychiater eine Kopie meiner Therapieakte hat und zumindest weiß, wo "die Glocken hängen". Ich nehme an, dass meine Therapeutin ihm auch noch ein paar Takte zu mir gesagt haben wird.

Meine Therapeutin hat mich gebeten, mich ein halbes Jahr nach unserer letzten Sitzung bei ihr zu melden. Das ist primär ja auch sehr nett und symbolisiert mir, dass ich ihr nicht völlig egal bin (obwohl es ja letztendlich eine Therapeut-Klient-Beziehung ist und es für sie keine persönliche Relevanz haben wird), aber letztendlich habe ich ja auch nichts davon, da die therapeutische Arbeit nun mal beendet ist.

Wie ich meine Gefühle ertragen kann? Ehrlich gesagt: Wenn ich ein stabiles Umfeld habe (das, was Du das "äußere Glück" nennst), ist das alles ganz normal. Dann kann ich gut damit umgehen, wenn mal was schief geht, z.B. Ärger über unfaire Bedingungen in der Uni, oder so (was anderes fällt mir jetzt gerade als Beispiel nicht ein, so kleine Alltagsdinge eben). Auch meine familiären Probleme fallen dann nicht so ins Gewicht. Ich finde sie deswegen nicht toll, aber sie beeinträchtigen mich auch nicht.
Bei größeren Geschichten, wie jetzt der Trennung, neige ich dann allerdings schnell zum Absturz, Selbstzweifel steigen auf, eine Egalhaltung, Ängste und eher destruktive Trauerbewältigung. Unter Tabletteneinfluss kamen diese Gefühle einfach nicht so stark an mich heran.
Wahrscheinlich kann ich es nur ertragen, wenn ich es hinnehme, so wie es ist und mich nicht unter Druck setze. Leichter gesagt als getan

LG, Chiara

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Medea
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Beiträge: 410

Beitrag So., 20.09.2009, 21:10

Hallo,
gibt es hier Leute, die immer wieder unter Depressionen leiden? Die schon mal eine Depression überstanden haben, dachten sie seien nun wieder total fit und dann kam wieder eine Depression?

Meine Depression begann genau heut vor einem Jahr (mittlerweile seit 6 Monaten geheilt), dieser "Jahrestag" macht mich heute doch sehr melancholisch, bringt mich zum Grübeln. Was war das für ein Wahnsinn der heute vor einem Jahr begann, aus heiterem Himmel? Ohne Vorwarnung. Ohne dass ich damit gerechnet hatte. (Ich hab sogar noch Witze gemacht über meine damalige manisch-depressive Nachbarin, die mich mit ihren seltsamen Handlungen manchmal echt überrascht hat) Nie dachte ich, ich würde mal depressiv werden.

Heute glaube ich wieder, dass ich gewappnet bin. Aber bin ich das wirklich?
Kommt sie wieder oder kann ich nun in Ruhe leben?
Wie stehen die Chancen, dass ich nie wieder eine Depri durchmachen muss? ODer kann ich mich sowieso drauf einstellen, dass sie wiederkommen wird?

Wünsch euch allen noch einen guten Abend,
Medea

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SamuelZ.
[nicht mehr wegzudenken]
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Beiträge: 2154

Beitrag So., 20.09.2009, 21:31

Hallo Medea:
ich bin u.a. wegen einer mittelgradigen Depri seit etwa 10 Monaten in Behandlung, so die Diagnose. Gerade heute hat es mich seit Wochen mal wieder so richtig umgehauen. Im Laufe des Tages baute sie sich schleichend auf, und dann abends riss es mich runter wie schon lange nicht mehr. Dabei hatte ich gedacht, aus dem Gröbsten raus zu sein. Hoffe, sie dauert nicht so lange wie früher, wäre ja schon ein Fortschritt.
Auf deine anderen Fragen kann ich dir leider keine Antwort geben. Ich nehme keine Medikamente vllt wirkt das destabilisierend in der Heilungsphase, keine Ahnung.
Viele GRüße
Sandy

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power
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weiblich/female, 34
Beiträge: 535

Beitrag Mi., 30.09.2009, 17:16

hallo chiara!

dunkle hat recht! es geht nicht darum, gefühle zu unterdrücken, sondern du musst dich so nehmen, wie du bist! klingt hart, ist es auch,aber das ist ziemlich der einzige weg, um mit depressionen oder sonstigem fertig zu werden. das heißt nicht, sich hängen lassen, sondern auch einfach mal sagen können: so, und heut gehts mir schlecht und ich mag nichts machen...das ist wichtig, um der depression der wichtigkeit zu entziehen. je mehr du versuchst, gefühle, ängste, etc...zu unterdrücken oder dich am ende sogar noch selber bestrafst mit den worten:" warum jetzt schon wieder!" oder ähnlichen, desto schwieriger wirds wieder heraus zu kommen und desto tiefer sind die gefühle meist!

es geht darum, lernen mit der depression umzugehen und strategien zu finden, die es einem leichter machen, durch diese dunklen phasen durchzugehen!!! irgendwann gehts auch wieder aufwärts!!!

lg power
Ein Tag ohne lachen ist ein verlorener Tag!

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