Hypochondrie oder alle anderen psychischen Krankheiten?

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Florian91
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Hypochondrie oder alle anderen psychischen Krankheiten?

Beitrag So., 25.12.2011, 00:37

Einen schönen guten Abend (oder bei der Uhrzeit vielleicht schon einen guten Morgen?)


Ich bin hier weil ich glaube, nein... ich hoffe es sogar sehr, an (eine auf psychische Krankheiten gerichtete) Hypochondrie zu leiden. Grund für diese Annahme oder Erkenntnis habe ich erst seit kurzem. Genauer gesagt seit etwa zwei Stunden. Ich war nämlich auf der Suche nach einer Krankheit, passend zu meinen Symptomen, wie ich es seit über 4 Jahren beinahe täglich bin und habe die F-Gruppe der ICD-10 in seiner Fülle unter die Lupe genommen um auch noch so kleine psychische Krankheiten und Störungen zu finden.

Interessanterweise traffen nahezu alle Krankheitsbilder (selbst die durch Drogen induzierten, wenn ich auch keine Drogen nehme) auf mich zu. Zwar nicht in diesem Moment alle auf einmal, sondern im Verlauf der letzten Jahre. Depressionen, Zwangstörungen, Anzeichen von Schizophrenie, Angststörungen, Borderline, Entwicklungsstörungen, ADHS und sogar Alzheimer, alles Krankheitsbilder mit Symptomen die ich gezeigt habe oder derzeit noch zeige. Selbst eine Sprachstörung konnte ich kurze Zeit vorweisen.

Als ich nun die Hypochondrie als Krankheitsbild genauer betrachtete bemerkte ich auch deren Symptome mit Ausnahme der häufigen Arztwechsel bzw. Arztbesuche. Ich lese viel Literatur über Psychologie (das bereits über 4 Jahre lang), ich vertraue den Diagnosen meiner Ärztin eher selten (auch wenn ich sie als solche respektiere), ich habe ständig Angst eine weitere psychischen Krankheit an mir festzustellen (wenngleich ich damit sehr offen in der Gesellschaft umgehe) und ich war bereits erfolglos in einer Psychotherapie (Diagnose schwankte damals zwischen bipolarer Störung und mittelschwerer depressiver Verstimmung).
Interessant ist dabei sich einmal die Frage zu stellen ob Hypochonder auch die Symptome der Hypochondrie für sich selbst simulieren. Das käme zwar der Frage "Was war zuerst da? Huhn oder Ei?" gleich, aber das auch nur nebenbei.


Die viel wichtigere Frage, die sich mir nun stellt, ist die ob ich wirklich an Hypochondrie leide oder ob ich doch alle möglichen Krankheiten. Selbsttests im Internet vertraue ich wenig und ich weis nicht ob meine Ärztin dieser Selbstdiagnose nachgehen würde. Was also tun?

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Chancen
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Beitrag So., 25.12.2011, 16:33

Hallo Florian!

ICD-10 schön und gut, aber...

Psychische Krankheiten kommen nicht in natürlicher und abgegrenzter Form daher. Man fängt sich schließlich keinen Virus ein und es gibt auch kein Bakterium das im Mensch bestimmte Symptome hervorruft. Die Psyche des Menschen, der Mensch selbst ist unergründlich. Jeder Mensch ist so individuell. Es gibt einfach zu viele Faktoren, als dass sich eine psychische "Krankheit", besser: ein psychische Zustand bei verschiedenen Menschen auf die gleiche Weise äußert.
Die im ICD-10 festgelegten Syndrome oder Krankheiten sind lediglich konstruiert - die kommen so in der Natur nicht eindeutig vor. Die Kategorien gibt es einfach deshalb, um für die Krankenkassen einen Leitfaden, einen Anhaltspunkt zu geben und auch für einige Ärzte, Therapeuten, die Anhaltspunkte brauchen, weil sie sonst zugeben müssten, dass Komplexität des Individuums sie überfordern würde.

Es gibt allerdings solche und solche Ärzte und Therapeuten. Die einen benötigen unbedingt eine Diagnose, dass sie mit der Therapie beginnen können, die anderen sagen, die Diagnose ist völlig gleichgültig, es geht um das Individuum und das sehe ich mir an. Natürlich gibt's auch Mittelwege. Da heisst's dann, so ungefähr in die diese Richtung würde ich den Mensch kategorisieren, aber da ist dann völlig klar, dass die Kategorie dem Menschen nicht vollkommen entspricht, das heisst, gerecht wird.

Und auch wir selbst sind dahingehend unterschiedlich. Manche von uns, die wir seelische Probleme haben, brauchen auch unbedingt eine Diagnose oder ICD Kategorie, damit wir mehr oder weniger beruhigt wissen was mit uns los ist. Die anderen sagen sich, ich habe Probleme und ich fang jetzt mal an mich mit mir auseinanderzusetzen, aber ich bin viel zu speziell als dass ich unter ein Schema fallen würde. Meine Leben und meine Geschichte ist einfach viel zu eigen. Niemand hat genau das selbe erlebt und niemand fühlt genau das gleiche.

Gerade das Studium dieser Kategorien und dass du dich in sovielen wiederfindest, obwohl sie garnicht auf dich zutreffen können (e.g. Substanzmissbrauch), beweist doch, dass diese Kategorien bloß Konstrukt sind und nicht zwingend angewendet werden dürfen, auf die einzelne Person.

Im Grunde brauchst du also auch keine Diagnose, keine Zuschreibung und keine Bestätigung, dass du eventuell an Hypochondrie leidest. Fakt ist, dass du Ängste hast, dass du Sorgen hast. Dass du einen gewissen Leidensdruck hast.

Seelische Leiden werden alle ähnlich behandelt. Es macht da keinen großen Unterschied welche Störung du aufweist. Solange es nicht die eine Tablette für seelische Störung X und die andere für seelische Störung Y gibt, ist das wirklich ziemlich egal.

Sieh zu, dass du mit jemandem darüber sprechen kannst, der dir zuhört und dir den Raum für deine Fragen gibt. Ob das ein Arzt deines Vertrauens oder ein Therapeut, oder ein Freund ist, ist erst mal nachrangig. Wichtig ist, dass du mit deinen Sorgen nicht auf dich allein gestellt bleibst.

Schöne Grüße
Chancen

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Memory2922
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Beitrag So., 01.01.2012, 23:00

Hallo Florian,

kenne dein Problem nur zu gut, leide auch unter Angst und Panikstörungen sprich Vorallem Agoraphobie , somatisierungsstörung und panikattacken. Wenn du magst kannst du mir auch gerne mal ne pn schreiben wenn du magst

[m]

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