Entscheidungsblockaden & zwanghaftes Nachdenken

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Neraton
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Entscheidungsblockaden & zwanghaftes Nachdenken

Beitrag Mi., 24.10.2012, 13:52

Hallo,

eines meiner Probleme betrifft den Umgang mit zu treffenden Entscheidungen. Es verhält sich häufig so, dass ich die möglichst vorteilhafteste Wahl treffen möchte, während sich gleichzeitig die Sorge einstellt, etwas zu verpassen/einen Nachteil zu haben, wenn ich mich "falsch" entscheide. Ich versuche also die positiven und negativen Konsequenzen der jeweiligen Wahl möglichst detailiert vorauszusehen, um mich für den besseren Weg entscheiden zu können. Wenn der Fall eindeutig ist, dann kann ich mich i.d.R. ohne Weiteres entscheiden; sollte ich aber das Gefühl haben, mit jeder Wahlmöglichkeit etwas (gravierendes) falsch machen zu können, dann geschieht es leider häufig, dass ich die Konsequenzen gedanklich immer und immer wieder durchspiele. Das heißt, ich komme in vielen Situationen nicht (oder nur schwer) über den Prozess des Abwägens hinaus. Das kann sowohl Alltagsentscheidungen, als auch "lebensverändernde", betreffen.

Dadurch verliere ich zum Einen Zeit, da mich das ständige Nachdenken sehr vereinnahmt, und zum Anderen entsteht zwangsläufig ein nicht unerhebliches Maß an Frustration, Stress und Verunsicherung. Eben wegen der verlorenen Zeit, und weil ich durch die Wiederholungen natürlich keine neuen Erkenntnisse gewinne, sondern lediglich die Entscheidung vor mir herschiebe. Wenn der Druck mir zu groß erscheint, dann verspüre ich zudem das Bedürfnis, die Entscheidung an jemand anderen abgeben zu können. Häufig zeigt mir zwar mein eigenes Gefühl an, welche Richtung ich gerne einschlagen möchte und sollte (was sich letztendlich nicht selten bestätigt); aufgrund der genannten Gründe, also dem Zwang, alles ständig zu überdenken, gebe ich diesem aber häufig viel zu spät oder gar nicht nach. Dadurch belaste ich mich über Tage oder gar Wochen, bis ich gezwungen bin (oder mich selbst zwinge), eine der Möglichkeiten zu wähhlen. Im schlechtesten Fall treffe ich dann irrationale/weniger optimale Entscheidungen, da ich aufgrund der vielen Gedanken nicht mehr "klar sehen" kann, also völlig verunsichert und durcheinander bin.

Zurück bleibt am Ende der Frust über die späte Entscheidung und die Gedanken daran, was ich mir hätte ersparen und angenehmeres bzw. nützlicheres stattdessen hätte unternehmen können.

Ich interessiere mich daher sehr dafür, ob jemand ähnliches erlebt und einen Weg aus diesem Kreislauf gefunden hat.

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Chinchi
Helferlein
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Beitrag Mi., 24.10.2012, 19:56

Hallo Neraton,

ich kann das ziemlich gut nachvollziehen was du schreibst. Einiges ist bei mir genauso oder zumindest ähnlich. Ich kann auch viel zu viel Zeit mit Entscheidungsfindungen verbringen und oft ist es auch leider so, dass mich die Gedanken auch NACH der Entscheidung noch verfolgen. Als einfaches Beispiel: im Restaurant zwischen zwei Gerichten gewählt, bestellt und dann weiter überlegt, ob ich lieber dieses oder das andere gegessen hätte oder eine Verabredung abgesagt um gemütlichen Abend zu Hause zu haben und dann trotzdem den Abend lang überlegt, ob das richtig war. Demzufolge auch keine Entspannung an dem Abend. Dazu weiß ich zwar theoretisch, dass man sich für eine Sache entscheiden soll und dann nicht weiter darüber nachdenken und mit den "Konsequenzen" leben, aber das ist einfacher gesagt als getan.

Ein weiterer Aspekt bei mir - vielleicht geht es dir auch so? - ist, dass ich das Gefühl habe kein Bauchgefühl mehr zu haben bzw. sofort so viel über pro und contra nachdenke, dass ich es nicht mehr wahrnehmen kann. Bauchgefühl ist ja zum Teil auch was "Spontanes" denke ich.

Als Lösung könnte man vielleicht versuchen sich selbst "Deadlines" für Entscheidungen zu setzen. Das würde dann zumindest die Zeit VOR der Entscheidung verkürzen (wenn man es schafft sich daran auch zu halten).
Desweiteren hilft es manchen Leuten auch die Vor- und Nachteile für die verschiedenen Entscheidungsmöglichkeiten aufzuschreiben - bei größeren Entscheidungen ist das vielleicht eine gute Idee. Dabei aber aufpassen, dass man es nicht zwanghaft bei jeder kleinen Entscheidung aufschreibt.
Bei manchen Situationen hilft vielleicht auch der Gedanke daran, dass wenn man sich für A entschieden hat und es einem nicht gefällt, man trotzdem danach B ausprobieren kann.

Das waren jetzt einfach ein paar spontane Ideen von mir zu dem Thema. Da es mir ähnlich geht, bin ich auch gespannt was andere noch für Ideen oder Lösungsvorschläge haben.

Viele Grüße!

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blackstar81
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Beiträge: 179

Beitrag Do., 25.10.2012, 23:52

Genau das erlebe ich bei mir auch immer.

Bin halt entscheidungsschwach, habe jedoch hart an mir gearbeitet. Es gelingt mir jedoch heute noch nicht, immer eine Entscheidung zu treffen.

Aber ich habe einen alten Spruch gelernt:

Es ist nicht wichtig, ob man sich für A oder B entscheidet, die Hauptsache ist, überhaupt eine Entscheidung getroffen zu haben! (Kommt glaub ich aus dem Militär)

Nehmt euch das zu Herzen. Hab das auch lernen müssen.

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