Erkundung von Problemen und Zwängen

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Phobien, Zwängen, Panikattacken und verwandten Beschwerden.
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Erkundung von Problemen und Zwängen

Beitrag Sa., 31.03.2012, 07:48

Hallo in die Runde,

ein intelligenterer Anfang fiel mir leider nicht ein. Ich muss an einer Ecke den Faden aufnehmen und das Ganze aufdröseln.
Ich bin überzeugt davon, dass ich Probleme habe mit Gedanken und Dingen, die immer wiederkehren und das erste Problem ist, darüber zu sprechen. Ein Forum ist ein Markplatz, auf dem man etwas anbieten kann. Mache ich diesen Neubeginn, dann ist dieses Anbieten das Wissen um mich. Ich war bisher kein besonders öffentlicher Mensch. Nicht jeder muss jedem alles erzählen und man muss nicht alles wissen.
Andererseits, und ich habe ein paar Beiträge im Forum schon gelesen, ist man nicht allein auf der Welt und vielleicht nicht einzigartig mit den eigenen Problemen.

Ich stelle mal eine allgemeine Frage als Einstieg. Ist es schon eine Störung, wenn ich immer wieder mal an bestimmte Dinge denken muss und ich dies eigentlich nicht unbedingt will?

Ein schönes Wochenende und Grüße
Alias
Freiheit! Mach was du willst! Aber mach es! Lass, was du nicht willst und lass dich nicht zwingen. (Jochen Simbrig)

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Geheimgeheim
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Beitrag Sa., 31.03.2012, 08:00

Hallo!
An was denkst Du denn? Ich glaube, das das entscheident ist.
Das Glück besteht darin, zu leben wie alle Welt und doch wie kein anderer zu sein.
Simone de Beauvoir

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Beitrag Sa., 31.03.2012, 17:43

Hallo

danke für die schnelle Reaktion, die ich aber auch „befürchtet“ habe.
Es ist schwierig, die Antwort zu formulieren, ohne komisch zu klingen. Ich habe, jedenfalls teilweise, panische Angst davor, in einer nassen Hose dazustehen, weil ich es nicht mehr geschafft habe, zur Toilette zu kommen. Ich durfte das als Teenager mal durchleben und der Spott darüber war groß.
Ich dachte jahrelang nicht daran, aber irgendwie hat mich das wieder eingeholt und mir ausreichend Unsicherheit beschert.
Vor ein paar Jahren hatte ich Probleme mit Nierensteinen, einer Not-OP und einer anschließenden Nierenbeckenentzündung. In Summe waren das 3 Wochen Krankenhaus und Nachbehandlung. Im anschließenden Urlaub zeigten sich einfach vorn Flecken auf meiner Hose. Ich hatte es nicht gemerkt. Die Frustration war groß. Die Unsicherheit ist geblieben und es ist schwer darüber zu sprechen.

Gruß von Alias
Freiheit! Mach was du willst! Aber mach es! Lass, was du nicht willst und lass dich nicht zwingen. (Jochen Simbrig)

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Geheimgeheim
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Beitrag Sa., 31.03.2012, 18:29

Ja, das ist ein peinliches Problem. Hat es in Deinem Urlaub den jemand gemerkt? Hast Du Dich schonmal getraut es jemandem zu erzählen? Vielleicht hilft es, über seine Peinlichkeit offen zu reden.
Das Glück besteht darin, zu leben wie alle Welt und doch wie kein anderer zu sein.
Simone de Beauvoir

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Alias N
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Beitrag So., 01.04.2012, 06:10

Guten Morgen,

Peinlichkeiten waren das schon. Ich kann nicht so recht sagen, wie viele Leute das im Urlaub mitbekommen haben. Jedenfalls habe ich mich ganz schnell aus dem Eiscafe verdrückt. In der Ferienwohnung die Kleidung wechseln und es war gut. Für den Moment, es wurde ein schöner Urlaub, und die nächste Zeit war alles gut. Die Gespräche darüber waren eher Selbstgespräche.
Ich bekam wieder Probleme und es kam bei einigen Gelegenheiten fast zu einem Malheur. Am Ende mancher Autofahrt konnte ich mich kaum noch konzentrieren und es bereitete auch irgendwie körperliche Schmerzen. Ich suchte den Weg zum Arzt (man denkt an Prostata und ähnliche Dinge), der mir bescheinigte, dass da unten herum alles gut sein. Man würde vielleicht auch älter. Wenn ich Probleme sehen würden und ein gewisses Sicherheitsbedürfnis hätte, dann gebe es Hilfsmittel. Beruhigend war das für mich nicht. Die Dinge besserten sich, obgleich die Probleme nie wirklich aufhörten. Es gab immer gute und weniger gute Monate. Ein anderer Arzt bescheinigte mir ebenfalls körperliche Unversehrtheit. Im Grunde eine gute Nachricht.
Nach einem erneuten Malheur, was Gott sei Dank kein extremes Desaster wurde, stellte ich mich dem Thema Hilfsmittel. Ich musste lernen, dass die Meinungen extrem auseinander gehen. Ich fuhr in die nächstgelegene größere Stadt und ging in ein Sanitätshaus zu einer Beratung. Das war für mich der sprichwörtliche Gang nach Canossa. Als Mann, in dieser Hinsicht von einer Frau beraten zu werden, war ebenfalls schwer. Es hat mich viel Überwindung gekostet, den Laden nicht frühzeitig zu verlassen, zumal der noch frequentiert war. Am Ende stand ich mit einem Beutel voll Proben (im Grunde Windeln) vor der Tür und der Empfehlung, nochmals einen Arzt aufzusuchen.
Zum Arzt bin ich nicht- ich kam ja gerade daher. Die Hilfsmittel habe ich getestet. Anfangs dachte ich, die Menschen um mich herum könnten was merken. Die meisten sind gar nicht so aufmerksam.

Gruß Alias
Freiheit! Mach was du willst! Aber mach es! Lass, was du nicht willst und lass dich nicht zwingen. (Jochen Simbrig)

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Geheimgeheim
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Beitrag So., 01.04.2012, 07:52

hm, ich hab gerade das Thema Trockenwerden mit meinen Söhnen. Da ich frühzeitig von Windeln weg will, hab ich lange nach Alternativen gesucht. Es gibt Unterhosen mit Saugkern, die sehen einfach aus wie Unterhosen, genauso dünn. Kommen aus Amerika, bei uns gibt es sowas nicht. Vielleicht gibt es ja auch entsprechendes für Erwachsene.
Da keine körperlichen Ursachen gefunden werden können und Du ja schon auch psychische Probleme mit der Situation hast, würde ich an Deiner Stelle doch mal überlegen einen Psychologen zu kontaktieren. Das könnte vielleicht richtig was in Gang setzen.
Das Glück besteht darin, zu leben wie alle Welt und doch wie kein anderer zu sein.
Simone de Beauvoir

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Beitrag So., 01.04.2012, 11:27

Hallo Geheimgeheim,

danke für die schnelle Antwort. Ich habe noch etwas Zeit und schreibe gleich zurück. Ist es schwierig für die Söhne trocken zu werden?
Die von dir erwähnten Hosen gibt es auch für Erwachsene. Es gibt, wie für so vieles, ein nahezu unüberschaubares Angebot. Man muss das Beste für sich herausfinden.
Ich denke, eigentlich brauche ich diese Dinge gar nicht. Natürlich habe ich nach der persönlichen Beratung die Dinge ausprobiert. Leider passierte bei einer Fahrradtour mir ein Malheur. Ich dachte, zum Ausprobieren muss man den Realfall testen. Ich habe also meinem körperlichen Drängen nachgegeben und die Vorlage hat nicht ausgereicht. Das hat mein Selbstbewusstsein nicht gestärkt und meine Ängste erhöht. So habe ich mir saugfähigere Windeln und ein zusätzliche Schutzhose besorgt. Ich fühlte mich damit sicherer. Was gut war, aber auch einer Selbstprophezeiung glich, denn mit Windel und Schutzhose kann man nicht eben zur Toilette oder mal eben ins Gebüsch gehen. Also geht es wieder in die Hose. Das war nicht so unangenehm, wie ich anfangs dachte. Ich fühlte sogar eine gewisse Unabhängigkeit.
Immer wieder denke ich, dass ich doch verrückt bin, wenn ich das alles benutzt, da ich ja körperlich keine erkennbare Ursache habe. Ich warf alles in den Müll, um es ein paar Wochen später wieder zu besorgen. Dinge, die unabhängig machen, schaffen neue Abhängigkeiten. Es ist ein Teufelskreis, aus dem ich im Moment nicht entkomme.
Sich einem Seelenklempner anzuvertrauen, schaffe ich im Moment nicht. Vielleicht schaffe ich es nie. Vielleicht ist es eine Frage des Leidensdruckes. Es ist durchaus befreiend, sich diese Dinge ein wenig von der Seele zu schreiben. Ich will auch nicht in Richtung Fetischismus geschoben werden. Wenn man im Netz nach solchen Themen sucht, dann stößt man zwangläufig drauf.
Ich werden den Restsonntag versuchen zu genießen. Noch ist das Wetter sonnig. Ich werden meinen Fotoapparat nehmen und ein paar Bilder vom Frühling zu machen. Ich werde, denke ich lange unterwegs sein und es wird wieder auf eine Windel mit Schutzhose hinauslaufen (ist eine doppeldeutige Formulierung).

Danke und einen schönen Sonntag
Alias
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leberblümchen
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Beitrag So., 01.04.2012, 12:02

Hallo, Alias,

ich weiß nicht, ob und wie ich dir helfen kann, aber ich würde gerne wissen, was dich eigentlich mehr beschäftigt: der Zwang, daran zu denken oder das tatsächliche Einnässen? Im ersten Beitrag sieht es so aus, als sei der Zwangsgedanke, du könntest es nicht zum Klo schaffen, das Hauptproblem. Dann aber schreibst du, dass du ja durchaus regelmäßig mehr oder weniger einnässt. Ist natürlich blöd, wenn man nur in Windeln unterwegs sein kann, 'nur' weil man vielleicht alle drei Monate mal die Kontrolle verliert. Das konnte ich jetzt nicht so rauslesen, wo da dein Schwerpunkt ist, sozusagen.

Es ist sicher gut, dass du das organisch hast abklären lassen. Und für die Ärzte sind solche 'Hilfsmittel' in der Tat kein Thema. Ich hab einen Reizdarm, der dafür sorgt, dass ich manchmal innerhalb von wenigen Minuten ein Klo aufsuchen muss (leckeres Thema, aber egal). Autofahrten (ein Stau auf der Autobahn ist dabei einfach nur noch genial...) waren immer der Horror für mich (mittlerweile weiß ich, dass es sich um Nahrungsmittelunverträglichkeiten gehandelt hat und kann daher diese Situationen weitgehend vermeiden). Die Ärzte fanden meine Angst davor, mir in die Hosen zu machen, gar nicht spektakulär und waren sich einig: "Na und wenn schon... dann ziehen Sie sich einfach eine Windel an". Ich hab dann jemandem davon erzählt und derjenige meinte dann, er hätte eine Reizblase und fahre auch nur noch mit Windel Auto - du siehst also, du bist nicht alleine

Es scheint so, als würdest du dich mittlerweile voll und ganz auf deine Blase konzentrieren. Die Art, wie du dein Vorgehen beschreibst, wirkt auf mich dann auch sehr kontrolliert, geplant und ja, irgendwie 'zwanghaft' - ich kann auch nicht genau beschreiben, woran ich das festmache. Ich verstehe, dass dir das peinlich ist. Ich könnte mir auch keine Windeln kaufen! Mir wäre das auch zu peinlich. Andererseits: Für mich persönlich (ist ja alles Ansichtssache) gehört viel mehr Mut dazu, sich in einem Geschäft beraten zu lassen oder deswegen zum Arzt zu gehen, als sich einem Psychotherapeuten anzuvertrauen. Es zwingt dich ja niemand dazu, du müsstest dir also überlegen, wie du vorgehen willst: Wenn das mit den Windeln O.K. ist, dann ist das so. Andere Leute brauchen eine Brille oder ein Hörgerät

Dennoch: Einen Versuch wäre es doch wert, meinst du nicht? Hast du denn eine(n) Partner(in)? Oder willst du mal jemanden haben? Dann müsstest du da auch einen Weg finden, damit umzugehen.

Was befürchtest du denn, wenn du eine Therapie anfängst? Ich kann dir das nur empfehlen, es fühlt sich (nach einer Weile ) gar nicht mehr 'irre' oder peinlich an. Und vor dem Therapeuten muss dir sowieso nichts peinlich sein - der hat schon ganz andere Dinge gehört...

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Beitrag So., 01.04.2012, 14:09

Nein, es ist nicht schwierig, muss ja aber gelernt werden, machen sie schon sehr gut. Sie sind halt 23 Monate alt.

Versuch es doch mal mit dem Psychologen. Ich kann nur aus eigener Erfahrung sagen, dass vieles zu Tage tritt, was man selber nicht sieht oder nicht im Bewußtsein hat. Du kannst erstmal Probesitzungen machen und gucken ob es passt. Was hast Du zu verlieren?
Und vor dem Therapeuten muss dir sowieso nichts peinlich sein - der hat schon ganz andere Dinge gehört...
Ok, das war ich ......
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Simone de Beauvoir


leberblümchen
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Beitrag So., 01.04.2012, 14:10

oder ich...

Übrigens ist eines meiner Kinder erst kurz vor vier aufs Klo gegangen. Das ist halt so ein Thema, bei dem auch vo außen viel Druck kommt. Das macht es nicht gerade einfacher. Dass es dann für erwachsene Menschen erst recht peinlich ist, kann ich verstehen. Aber das ist kein Grund, sich damit zu verstecken, denke ich. Es gibt immer Menschen, die einem helfen wollen und können

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Beitrag Di., 03.04.2012, 05:31

Hallo und guten Morgen,

vor dem Start in den Arbeitstag ein paar Antwortworte.
Danke für den Zuspruch, den kann ich gut gebrauchen. Es ist ein schönes Gefühl zu merken, da sind Menschen, die sich in dein Problem hineindenken und versuchen es zu verstehen. Das gibt mir Halt. Es hilft mir auch, darüber zu schreiben. Dafür ist so ein Forum wohl gedacht.
Man muss ebenso lernen, sein Problem genau zu beschreiben. Das hat zwei Seiten. Eine ist die Angst, mit einer nassen Hose dazustehen und die andere Seite ist die Angst, dem Hilfsmittel zu „verfallen“, also ohne Windel oder Vorlage da draußen in der Welt sich nicht sicher bewegen zu können. Die Ängste bedingen einander. Wenn man über jene Ängste redet, dann hat man sie doch erkannt und akzeptiert, dass sie da sind, oder? Ich kann mich ihnen stellen in irgendeiner Form. Diese Form wird aktuell nicht Therapie heißen; da bin ich mir sicher. Irgendwie bin ich noch nicht hierfür bereit.
Ich habe bemerkt, dass alle diese Dinge keine Rolle spielen, wenn ich vermeintlich keine Zeit habe, um über sie nachzudenken. Ist das ein gutes Zeichen? Immerhin beherrschen sie mich nicht komplett.
Mag sein, eine Partnerschaft wäre hilfreich oder ein neuer Angstfaktor in dem Spiel. Im Moment ist da nichts absolut Dauerhaftes.

Ich werde in den Tag starken, ohne Hilfsmittel. Windeln sind als Hilfsmittel ein anderes Kaliber als Hörgeräte oder Brillen, aber genauso nützlich.

Euch einen schönen Tag
Alias
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Beitrag Di., 10.04.2012, 17:47

Hallo,

das Osterfest ist vorüber und der Alltag beginnt wieder.
Ich habe die freien Tage etwas genutzt, um über meine Situation etwa nachzudenken. Nicht in extremer Form, ganz entspannt. Ich habe die Dinge wohl selbst in der Hand. Ich werde versuchen, mein Problem selbst zu lösen. Vielleicht reicht eiserner Wille. Vielleicht ist das aber auch naiv. Ich werde es sehen.

Über die Feiertage brauchte ich keine Windel und war trotzdem draußen. Alles ging gut und ich hoffe, alles wird gut.

Bis bald
Alias
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