Asperger vs Borderline
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Thread-EröffnerIn - Forums-Gruftie
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wie ich aber gelesen habe, WOLLEN asperger gerne mehr nähe zu mitmenschen. fühlen sich aber überfordert und unsicher, weil sie signale nicht deuten können. ist das so richtig?
haben sie denn, auch wenn ich gegen pauschalisierungen bin, angst abgelehnt zu werden, weil sie sich wertlos fühlen? oder merken sie nur, dass ihnen die fähigkeit fehlt, das verhalten von menschen einzuordnen und resultiert daraus ihre unsicherheit?
@ Schneekugel:
Das Problem ist einfach dass 99% der Menschen in einer bestimmten Situation nicht leiden, also schlußfolgern sie da für sich raus das das restliche 1% da einfach nur übertreibt und das alles doch nicht so schlimm ist.
ich gehöre auch nicht zu den 99%. ich glaube, ich kann nachvollziehen wie es dir geht.
bei mir sind es mein onkel und seine lebensgefährtin...
So oft habe ich mi gesagt, dass ich "keinen grund" habe traurig/wütend/verletzt ect zu sein. es gibt doch menschen, denen geschieht sooo viel schlimmeres... dabei ist es wichtig zu akzeptieren, wie man funktioniert, wie man als persönlichkeit "gebaut" ist. wenn du leidest, dann leidest du. und da sind vergleiche und normalitätsrechnungen völlig fehl am platz.
lg, H&K
haben sie denn, auch wenn ich gegen pauschalisierungen bin, angst abgelehnt zu werden, weil sie sich wertlos fühlen? oder merken sie nur, dass ihnen die fähigkeit fehlt, das verhalten von menschen einzuordnen und resultiert daraus ihre unsicherheit?
@ Schneekugel:
Das Problem ist einfach dass 99% der Menschen in einer bestimmten Situation nicht leiden, also schlußfolgern sie da für sich raus das das restliche 1% da einfach nur übertreibt und das alles doch nicht so schlimm ist.
ich gehöre auch nicht zu den 99%. ich glaube, ich kann nachvollziehen wie es dir geht.
bei mir sind es mein onkel und seine lebensgefährtin...
So oft habe ich mi gesagt, dass ich "keinen grund" habe traurig/wütend/verletzt ect zu sein. es gibt doch menschen, denen geschieht sooo viel schlimmeres... dabei ist es wichtig zu akzeptieren, wie man funktioniert, wie man als persönlichkeit "gebaut" ist. wenn du leidest, dann leidest du. und da sind vergleiche und normalitätsrechnungen völlig fehl am platz.
lg, H&K
WER ZUHÖRT KANN VERSTEHEN
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Was ich so weiß ist, dass Asperger Emotionen nicht lesen können. Mit Unsicherheit hat das eher nichts zu tun.
chandelle
chandelle
Sie wollen grundsätzlich schon (auch wenn das Kontaktbedürfnis nicht so stark ausgeprät ist, wie bei"normalen" Menschen und die Beschäftigung allein mit den Spezialinteressen bei vielen an erster Stelle steht) aber menschliche Gesellschaft wird eben oft als überfordernd und anstrengend empfunden.heissundkalt hat geschrieben:wie ich aber gelesen habe, WOLLEN asperger gerne mehr nähe zu mitmenschen. fühlen sich aber überfordert und unsicher, weil sie signale nicht deuten können. ist das so richtig?
In Kontaktsituationen (gerade auf Parties, in der Uni-Mensa usw.) sind meistens eine Vielzahl überwältigender und ablenkender Sinneseindrücke vorhanden und da Autisten nicht oder nur eingeschränkt intuitiv kommunizieren können, ist Kommunikation immer mit einer Konzentrations- und Denkleistung verbunden. Man kann sich nicht einfach "fliessen" lassen in menschlicher Gesellschaft, ohne als extrem komisch (Freak) aufzufallen oder als "nicht beteiligt" völlig übersehen zu werden.
Deswegen funktioniert auch der gerne genommene 08/15-Rat "Sei einfach du selbst..." bei Autisten nicht. Wenn ein Autist "er selbst" ist, dh. autistisch ist er gar nicht mehr sozial und damit lassen sich weder Kontakte herstellen noch erhalten.
chandelle hat geschrieben:Was ich so weiß ist, dass Asperger Emotionen nicht lesen können. Mit Unsicherheit hat das eher nichts zu tun.
Wenn man merkt, dass einem Fähigkeiten fehlen, die anscheinend die meisten anderen Menschen haben und wenn man wiederholt komische und negative Erfahrungen gemacht hat deswegen, ist Unsicherheit das Resultat daraus. Das ist normales menschliches Verhalten.heissundkalt hat geschrieben:haben sie denn, auch wenn ich gegen pauschalisierungen bin, angst abgelehnt zu werden, weil sie sich wertlos fühlen? oder merken sie nur, dass ihnen die fähigkeit fehlt, das verhalten von menschen einzuordnen und resultiert daraus ihre unsicherheit?
Aber Unsicherheit ist eben nicht die Ursache, weswegen ein psychologisches Herumdoktern an der Unsicherheit überhaupt nix bringt.
Auch das Gefühl der Wertlosigkeit kann irgendwann entstehen, wenn man nirgends Verständnis und Wertschätzung bekommt, auch wenn Autisten grunsätzlich nicht ganz so aufmerksamkeits- und anerkennungshungrig sind, wie andere Menschen.
Was für Autisten sehr wichtig und befriedigend ist, ist Respekt und Anerkennung auf sachlicher und beruflicher Ebene.
Minotauri
Spürt denn ein Asperger diese "negativen Erfahrungen" auch als solche? Ich kann mir das nicht vorstellen. Vielleicht stülpen wir Unwissenden diesen Menschen Emotionen und Regungen über, die diesen völlig unbekannt sind? Wo etwas einfach nicht vorhanden ist, ob das nun genetisch oder krankhaft ist, kann dann ja auch keine Unsicherheit entstehen?
Ich denke, die "Krankeitsbilder" sind völlig unterschiedlich. Und solange kein Asperger hier schreibt oder wir einen kennen, können wir das wohl auch gar nicht herausfinden.
chandelle
Ich denke, die "Krankeitsbilder" sind völlig unterschiedlich. Und solange kein Asperger hier schreibt oder wir einen kennen, können wir das wohl auch gar nicht herausfinden.
chandelle
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Spürt denn ein Asperger diese "negativen Erfahrungen" auch als solche? Ich kann mir das nicht vorstellen. Vielleicht stülpen wir Unwissenden diesen Menschen Emotionen und Regungen über, die diesen völlig unbekannt sind? Wo etwas einfach nicht vorhanden ist, ob das nun genetisch oder krankhaft ist, kann dann ja auch keine Unsicherheit entstehen?
Ich denke, die "Krankeitsbilder" sind völlig unterschiedlich. Und solange kein Asperger hier schreibt oder wir einen kennen, können wir das wohl auch gar nicht herausfinden.
chandelle
Ich denke, die "Krankeitsbilder" sind völlig unterschiedlich. Und solange kein Asperger hier schreibt oder wir einen kennen, können wir das wohl auch gar nicht herausfinden.
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Die Freundin von mir definitiv. Klar merkt der Autist, daß scheinbar irgendwas nicht in Ordnung ist und daß er "nicht gut ankommt". Er kann aber nicht genauer einordnen woran das genau liegt und was die Leute überhaupt wollen.chandelle hat geschrieben:Spürt denn ein Asperger diese "negativen Erfahrungen" auch als solche?
Die Freundin von mir zB wirkt wenn sie sich einfach so gibt wie sie ist ein klein bischen komisch in der Kommunikation, sie ist aber durchaus ein geselliger und lustiger Mensch. Wenn sie jetzt unter Leuten ist die kein Verständnis für ihr Anderssein und ihre andere Kommunikation haben und dann irgendwas persönlich nehmen oder ihre manchmal etwas ungewöhnliche Sprechweise als Arroganz empfinden, dann treiben sie sie ganz schnell in eine "Spinner Ecke" und wenn sie das merkt ist sie völlig überfordert und fängt an pampig zu reagieren und sich relativ umgeschickt dagegen zu wehren.
Was sie dann so sehr stresst, daß sie innerlich völlig am Rad dreht, was natürlich dafür sorgt, daß sie überhaupt nicht mehr kommunizieren kann und will.
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- Beiträge: 1065
Ein beabsichtigtes Vermeiden von Beziehungen um Enttäuschungen vorzubeugen existiert für mich in dem Sinn nicht. Ich hab meinen Freundeskreis und ich bin mir bewusst, dass eine eher häufige Kontaktaufnahme eher notwendig ist um eine Freundschaft zu erhalten. Also wenn es so wie es ist optimal mit meinem Freundeskreis und meiner zur Verfügung stehenden Zeit passt, habe ich natürlich nicht das Bedürfnis jetzt irgendwie zwanghaft neue Freundschaften einzugehen. Ergibt sich eine durch Zufall ist es absolut ok und ich freue mich auch darüber wenn ich jemanden treffe mit dem ich mich z.B. über ein gemeinsames Hobby austauschen kann usw... Aber generell ist die Situation so, dass wenn ich es mir wünschen würde ich von seiten meiner Freunde jederzeit mehr Kontakt haben könnte, also wenn ich ohnehin schon aus eigenem Wunsch meine Freunde sogar weniger sehe als es theoretisch möglich wäre, renne ich da nicht jedem mit dem ich mich mal 5 Minuten nett unterhalten habe die Bude ein.ich weiß nicht. ich kenne beide seiten und jede trifft in bestimmten situationen auf mich zu. außerdem finde ich, dass das vermeiden von beziehungen und das übermäßige suchen nach beziehungen den selben auslöser haben. man will nicht verlassen/angelehnt werden... deshalb sucht und sucht man... wenn man aber gar nicht erst kontakte eingeht, kann man auch nicht verlassen werden.
Also generell, auch wenn vieles im Kern stimmt, Asperger usw... ist einfach eine etwas veränderte Art der Sinnwahrnehmung. Mit dem Charakter als solches hat es aber nur sehr bedingt zu tun im Sinne davon meist eher etwas ruhiger zu sein. Aus irgendwelchen Gründen wird ruhig irgendwie scheinbar prinzipiell mit unglücklich verwechselt, was so einfach nicht stimmt. Ich kann in aller Ruhe ein Buch lesen und dabei superglücklich sein. ^^ Klar kannst du als z.B. plattfüssiger vielleicht Komplexe kriegen, weil du keinen Marathonlauf mitmachen kannst, oder als farbenblinder rumheulen weil die kleine Schwester die Erdbeeren viel leichter findet, aber da jetzt generelle Charakterstudien von sich zu geben und davon auszugehen, dass jeder plattfüssige, usw.. sich den ganzen Tag deswegen Komplexe machen muss und natürlich prinzipiell alle dauerdeprimiert sein müssen, also na ja... ^^ Das hängt wie bei jedem Menschen schlicht und ergreifend vom Umfeld ab, wie er sich im Bezug zu dem entwickelt. In den diversen Foren für Asperger usw... wo "Betroffene" untereinander ganz normal austauschen können, herrscht an und für sich ein wesentlich entspannterer und fröhlicherer Ton als in den "Mein Kind ist Asperger - Ohgottohgottohgott - mein Leben ist zu Ende, denn mein Kind wird anders sein als die anderen Kinder - muss ich den Weltungergang einläuten weil es mit 3 Jahren 57% weniger Wörter spricht als in meinen 487 Elternratgebern angegeben?" Foren. ^^Deswegen funktioniert auch der gerne genommene 08/15-Rat "Sei einfach du selbst..." bei Autisten nicht. Wenn ein Autist "er selbst" ist, dh. autistisch ist er gar nicht mehr sozial und damit lassen sich weder Kontakte herstellen noch erhalten. .... ....Wenn man merkt, dass einem Fähigkeiten fehlen, die anscheinend die meisten anderen Menschen haben und wenn man wiederholt komische und negative Erfahrungen gemacht hat deswegen, ist Unsicherheit das Resultat daraus........Auch das Gefühl der Wertlosigkeit kann irgendwann entstehen, wenn man nirgends Verständnis und Wertschätzung bekommt, auch wenn Autisten grunsätzlich nicht ganz so aufmerksamkeits- und anerkennungshungrig sind, wie andere Menschen.
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Zum "Sei einfach du selbst.", ich kann das eigentlich nur unterschreiben. Klar bin ich in der Arbeit so wie jeder andere ich nicht ganz selbst. Es gibt gewisse Standardregeln im Berufsleben und wenn jemand daheim seine Bekannten alle mit "Herst Oida!" begrüßt, wird er im Büro trotzdem mit einem "Grüß Gott." reinkommen. Aber jetzt rein privat, warum soll ich mir da die größte Mühe geben mich zu verstellen, nur um vielleicht eine Bekanntschaft mit jemandem zu vertiefen die dann dazu führen könnte, dass es mehr Abende gibt die ich nicht geniessen kann und schlußendlich nur langweilig und ermüdend sind, weil ich dabei zu beschäftigt bin mich für die Person zu verstellen? Ich brauch ja keinen Affenstall an Sonderbehandlungen, ich finde generelles Rumsitzen und übers Wetter reden halt einfach langweilig und unbefriedigend, freue mich aber wenn es ein Beisammensein mit Konzentration auf bestimmte Dinge gibt oder entsprechende Ruhepausen. Also Essen gehen und anschließend Kino, Bowling, Brettspieleabend oder Pen and Paper Abend, Paintball, usw... sind alles Dinge die ich gerne mache oder auch ein fröhlicher Quatschabend meines Freundes mit seinen Kumpeln wo halt nebenher Konsole gespielt wird oder z.B. eine Computerspielzeitschrift rumliegt für mich zum Lesen ist alles toll. Will jemand prinzipiell beleidigt sein, weil er sich selbst reinprojeziert, dass er es als Ablehnung von mir zu verstehen hat, wenn ich eine reine Quatscheinladung zurückweise, ihm irgendwann mal nicht beim Reden in die Augen sehe bzw. ich wenn es sich doch in Richtung ermüdender Quatschabend entwickelt vielleicht irgendwann einfach nebenbei etwas zu lesen anfange weil mich das Gerede nicht so interessiert, dann soll er doch bitte. Aber ich mach mich sicher nicht verantwortlich für Hirngespenste und Einbildungen anderer über Dinge die sie einfach ignorieren könnten und keinerlei Auswirkungen auf sie haben. Und wenn er es anspricht kann man auch gerne darüber reden.
Es ist nicht die Aspergerbetroffenheit die einem das Gefühl geben kann minderwertig zu sein, es sind maximal ganz normale andere Menschen die mit dieser Aussage ohnehin nur ihr eigenes geistiges Charakterdefizit bestätigen. Wenn ich das teilweise mit ADHS-Betroffenen usw... vergleiche empfinde ich es eigentlich als sehr vorteilhaft, da diese ebenfalls als etwas seltsam wahrgenommen werden, im Gegensatz dazu aber normale soziale Bezüge haben, die sie Zurückweisung usw... von anderen scheinbar sehr deutlich spüren lässt. (Da Dinge wie leichte Antipathie usw... eher selten offen ausgesprochen werden, sondern meist durch irgendwelche minimalen Andeutungen rübergebracht werden, die mit einer gewissen Chance von mir sowieso nicht mal wahrgenommen werden. Und wenn sich einer sinnlos wegen irgendwas einen Kopf machen muss, bitte sehr, ist ein freies Land.)
Da ist jeder Mensch anders, die einen haben mehr Lust nach menschlicher Gesellschaft, die anderen weniger. Wenn mein praktisches Miteinander mit Menschen weniger ist als mein theoretisches Verlangen, dann möchtest du halt mehr Kontakt zu Mitmenschen. So wie bei jedem anderem auch. Ich bin mir bewusst, dass ich Signale manchmal nicht richtig deuten kann, deswegen muss ich jetzt noch lange nicht prinzipiell dauerverunsichert sein. Schaut mich die Dame an der Wursttheke komisch an, wird halt mal wieder irgendwas am Gesichtsausdruck nicht gepasst haben oder meine Stimme zu leise. Warum ich mir da jetzt einen Kopf machen soll, weil die Dame da jetzt vielleicht 2 Minuten ihres Lebens darauf verwendet sich über mich sinnlos Gedanken zu machen, weiss ich nicht, solange ich meine 10 Deka Käse bekomme. Prinzipiell verlasse ich mich darauf, dass jeder Mensch unten in seinem Gesicht ein verbales Lautorgan besitzt und wenn etwas gröber nicht passt besitzt er somit die Möglichkeit sich darüber mit mir zu verständigen. Ausgehend von den entsprechenden Foren würde ich sagen, dass sich die meisten eher weniger den ganzen Tag einen Kopf drum machen irgendwelchen gesellschaftlichen Anforderungen von Unbekannten zu entsprechen. Ich bin mir auch bewusst, dass ich in der Firma vermutlich als etwas seltsam rüberkomme, aber es dürfte ein "etwas seltsam, aber sie macht ihre Arbeit gut und es ist nicht weiter schlimm" sein, damit kann ich problemlos leben ohne mir weiter einen Kopf drum zu machen.wie ich aber gelesen habe, WOLLEN asperger gerne mehr nähe zu mitmenschen. fühlen sich aber überfordert und unsicher, weil sie signale nicht deuten können. ist das so richtig?
haben sie denn, auch wenn ich gegen pauschalisierungen bin, angst abgelehnt zu werden, weil sie sich wertlos fühlen? oder merken sie nur, dass ihnen die fähigkeit fehlt, das verhalten von menschen einzuordnen und resultiert daraus ihre unsicherheit?
Es ist nicht die Aspergerbetroffenheit die einem das Gefühl geben kann minderwertig zu sein, es sind maximal ganz normale andere Menschen die mit dieser Aussage ohnehin nur ihr eigenes geistiges Charakterdefizit bestätigen. Wenn ich das teilweise mit ADHS-Betroffenen usw... vergleiche empfinde ich es eigentlich als sehr vorteilhaft, da diese ebenfalls als etwas seltsam wahrgenommen werden, im Gegensatz dazu aber normale soziale Bezüge haben, die sie Zurückweisung usw... von anderen scheinbar sehr deutlich spüren lässt. (Da Dinge wie leichte Antipathie usw... eher selten offen ausgesprochen werden, sondern meist durch irgendwelche minimalen Andeutungen rübergebracht werden, die mit einer gewissen Chance von mir sowieso nicht mal wahrgenommen werden. Und wenn sich einer sinnlos wegen irgendwas einen Kopf machen muss, bitte sehr, ist ein freies Land.)
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Oh mein Gott. ^^ Also generell bin ich nicht darauf angewiesen Emotionen und Regungen von "Unwissenden anderen übergestülpt zu bekommen" *säusel*, weil ich als Mensch rein zufällig in der Lage bin meine Emotionen und Regungen einfach zu äussern. Also ich mein wenn du lieber rumrätselst was jemand anderer gerade fühlt oder dazu lieber in deinem Kaffesatz liest oder Tarotkarten nachschaust, sei dir das freigestellt, aber so generell kannst du dein Gegenüber auch gerne einfach fragen und bekommst dann die "wissendste Meinung" von allen.chandelle hat geschrieben:Spürt denn ein Asperger diese "negativen Erfahrungen" auch als solche? Ich kann mir das nicht vorstellen. Vielleicht stülpen wir Unwissenden diesen Menschen Emotionen und Regungen über, die diesen völlig unbekannt sind? Wo etwas einfach nicht vorhanden ist, ob das nun genetisch oder krankhaft ist, kann dann ja auch keine Unsicherheit entstehen?
Ich denke, die "Krankeitsbilder" sind völlig unterschiedlich. Und solange kein Asperger hier schreibt oder wir einen kennen, können wir das wohl auch gar nicht herausfinden.
chandelle
Ich weiss nicht was da immer so überdramatisiert wird. Wenn du merkst das dein Gegenüber jetzt blind ist, ist es doch auch vollkommen logisch für dich, dass der jetzt nicht auf irgendwelche Körperhaltungen, Gesichtsausdrücke oder Augenglotzerei reagieren kann, er siehts halt einfach nicht. Und der wird halt manche Freizeitgestaltungen wie Lasershow, Fernsehabend oder Kino vermutlich auch mal eher ablehnen, weil sie für ihn halt einmal stinklangweilig sind. Deswegen käme doch trotzdem keiner auf die Idee demjenige fehlende Emotionen oder Regungen zu unterstellen? O_o Sorry, aber wer ist denn wirklich derjenige mit dem Problem? Derjenige der eine Lasershow nicht unterhaltsam findet weil er sie nicht sehen kann oder derjenige der nicht in der Lage ist das ganz normal nachzuvollziehen und stattdessen aus dem Betroffenen eine neue Gattung Mensch macht deren eventuelles Vorhandensein von Emotionen erst angeblich von der Mannschaft der "Enterprise" in den unendlichen Weiten des Weltalls erforscht werden muss.
Ich möchte mich gerne als Asperger Autistin zu Wort melden, sofern es mir möglich ist, durch die vielen Fragen und Eindrücke hier durchzusteigen. Habe nicht jeden einzelnen Beitrag gelesen, denn durch Ausbildung und Hundeerziehung bleibt mir momentan nicht viel Zeit. Allerdings kann ich auch nicht für alle Autisten sprechen, es ist von Person zu Person unterschiedlich. Alle Worte die ich daher schreibe, sind nur auf mich und meine Gefühle und Gedanken bezogen.
Ich kann nur sagen, dass ich mich in alltäglichen Situationen oft unsicher fühle. Es ist nun mal eine Tatsache, dass ich viele Aussagen, Witze, Sätze und Redewendungen gar nicht erst verstehe. Nehmen wir beispielsweise meinen Chef. Er gibt mir Arbeitsanweisungen in solch einer schnellen Geschwindigkeit, dass ich oft nur die Hälfte verstehe. Ich kann die wichtigen Details seiner Anweisungen nicht herausfiltern, so wie meine Kollegen es können.
Einmal sagte er: "Die Produkte dürfen nicht ins Lager, also bringe sie besser in die Halle."
Woraus ich verstand: "Die Produkte müssen erst ins Lager, danach können sie in die Halle."
Er spricht so schnell, dass ich mir nur einige Dinge merken konnte: Produkt, Lager, Halle.
Er hätte besser sagen sollen: "Bringe die Produkte in die Halle". Dann hätte ich die Anweisung sofort ausgeführt. Die Erwähnung des Lagers brachte mich allerdings auf den falschen Weg, dadurch, dass ich mir erstmal alles in Bildern vorstellen muss.
So etwas passiert mir häufig auf der Arbeit (wo man nichts von meinem Autismus weiß).
Kontakt und Nähe ist wirklich ein anstrengendes Thema und Vorgehen. Vor kurzem war ich mit zwei Mitschülerinnen im Restaurant. Ich weiß nicht, wie Menschen das aushalten. Das Restaurant war überfüllt und laut, meine Mitschülerinnen hat das aber gar nicht gestört. Sie haben sich unterhalten, während ich mich kaum bis gar nicht auf das Gespräch konzentrieren konnte. Es waren so viele Reize in dem Restaurant: Menschen, Lautstärke, Lichter, neue Eindrücke, Musik. Wie kann man sich unter solchen Umständen unterhalten?
Zu mir wurde tatsächlich häufig in meinem Leben gesagt: "Sei einfach Du selbst!" Aber das hätte geheißen, dass ich mich in meinem Zimmer einschließe und jahrelang nur in Büchern lese und in meiner Welt lebe. Als Kind habe ich das tatsächlich oft getan.
Es ist wie Minotauri schreibt: Nicht die Unsicherheit ist mein Problem. Die Unsicherheit kam erst, als Menschen mich immer wieder verspottet und gemobbt haben, weil ich nicht so funktioniere wie sie.
In der Grundschule stand häufig so etwas auf meinen Zeugnissen:
Campanula ist eine sehr ruhige und oft eine in sich gekehrte Schülerin. Nur sehr wechselhaft beteiligte sie sich aktiv am Unterricht. Häufig musste ihre Lernmotivation durch zusätzliche Impulse geweckt werden. In neue Aufgabenstellungen fand sie sich zumeist schnell ein. Sie arbeitete vorwiegend selbstständig und sachgerecht. Campanula zeigte sich in ihrer gesamten Grundschulzeit als eine besonders zurückhaltende Schülerin, die im mündlichen Bereich nie bereit war zu sprechen oder auf gezielte Fragen zu antworten.
Ein sehr wichtiges Zitat, welches ich mir einmal notiert habe, ist dieses hier:
Menschen mit einer Störung im autistischen Spektrum sind nicht Opfer des Autismus, sie sind vielmehr Opfer der Gesellschaft. Sie leiden nicht an Unterschieden in der Entwicklung, sondern an Vorurteilen, Unwissenheit, fehlendem Verständnis, Ausbeutung und Beschimpfungen. An diesem allen und an noch mehr, was aus dem Teil der Gesellschaft kommt, der sich selbst als sozial befähigt ansieht.
(Grace Hewson)
Übrigens ist es ein Vorurteil, dass Autisten keine Gefühle verspüren. Negative Gefühle, positive Gefühle. Glück, aber auch Trauer. Ich kenne das alles! Es gibt nur einen Unterschied: Ich lasse mir nie etwas anmerken. Auf der Arbeit verspüre ich sehr oft, dass die Chefs mit mir unzufrieden und unglücklich sind. Wenn sie mir dann eine Rede halten oder mich über Umwege als blöd darstellen, bewirkt das sehr viele negative Gefühle in mir. Allerdings nur innerlich. Äußerlich wirke ich stark, fast arrogant, unnahbar und als könnten mir die ganzen Worte nichts anhaben. So war es immer schon. An meiner Mimik kann niemand sehen, welche Gefühle sich in mir regen.
In einer psychiatrischen Klinik wurde ich deswegen als Zicke dargestellt, von einer Betreuerin. Ich fragte sie eines Tages: "Wieso nennen Sie mich immer Zicke?" Und die Betreuerin antwortete: "Du zeigst nie Gefühle! Du zeigst weder, wenn Du traurig bist, noch, wenn Dich etwas erfreut."
Ganz ehrlich: Wenn ich KÖNNTE, würde ich NIE wieder Sprache anweden. Ich liebe das Schweigen. Aber Menschen akzeptieren einen nicht, wenn man nicht spricht, keine Worte benutzt. Ich musste mir als Kind und Jugendliche viele Beleidigungen anhören, weil ich Sprache oft nicht anwandte.
Ich kann nur sagen, dass ich mich in alltäglichen Situationen oft unsicher fühle. Es ist nun mal eine Tatsache, dass ich viele Aussagen, Witze, Sätze und Redewendungen gar nicht erst verstehe. Nehmen wir beispielsweise meinen Chef. Er gibt mir Arbeitsanweisungen in solch einer schnellen Geschwindigkeit, dass ich oft nur die Hälfte verstehe. Ich kann die wichtigen Details seiner Anweisungen nicht herausfiltern, so wie meine Kollegen es können.
Einmal sagte er: "Die Produkte dürfen nicht ins Lager, also bringe sie besser in die Halle."
Woraus ich verstand: "Die Produkte müssen erst ins Lager, danach können sie in die Halle."
Er spricht so schnell, dass ich mir nur einige Dinge merken konnte: Produkt, Lager, Halle.
Er hätte besser sagen sollen: "Bringe die Produkte in die Halle". Dann hätte ich die Anweisung sofort ausgeführt. Die Erwähnung des Lagers brachte mich allerdings auf den falschen Weg, dadurch, dass ich mir erstmal alles in Bildern vorstellen muss.
So etwas passiert mir häufig auf der Arbeit (wo man nichts von meinem Autismus weiß).
Kontakt und Nähe ist wirklich ein anstrengendes Thema und Vorgehen. Vor kurzem war ich mit zwei Mitschülerinnen im Restaurant. Ich weiß nicht, wie Menschen das aushalten. Das Restaurant war überfüllt und laut, meine Mitschülerinnen hat das aber gar nicht gestört. Sie haben sich unterhalten, während ich mich kaum bis gar nicht auf das Gespräch konzentrieren konnte. Es waren so viele Reize in dem Restaurant: Menschen, Lautstärke, Lichter, neue Eindrücke, Musik. Wie kann man sich unter solchen Umständen unterhalten?
Zu mir wurde tatsächlich häufig in meinem Leben gesagt: "Sei einfach Du selbst!" Aber das hätte geheißen, dass ich mich in meinem Zimmer einschließe und jahrelang nur in Büchern lese und in meiner Welt lebe. Als Kind habe ich das tatsächlich oft getan.
Es ist wie Minotauri schreibt: Nicht die Unsicherheit ist mein Problem. Die Unsicherheit kam erst, als Menschen mich immer wieder verspottet und gemobbt haben, weil ich nicht so funktioniere wie sie.
In der Grundschule stand häufig so etwas auf meinen Zeugnissen:
Campanula ist eine sehr ruhige und oft eine in sich gekehrte Schülerin. Nur sehr wechselhaft beteiligte sie sich aktiv am Unterricht. Häufig musste ihre Lernmotivation durch zusätzliche Impulse geweckt werden. In neue Aufgabenstellungen fand sie sich zumeist schnell ein. Sie arbeitete vorwiegend selbstständig und sachgerecht. Campanula zeigte sich in ihrer gesamten Grundschulzeit als eine besonders zurückhaltende Schülerin, die im mündlichen Bereich nie bereit war zu sprechen oder auf gezielte Fragen zu antworten.
Ein sehr wichtiges Zitat, welches ich mir einmal notiert habe, ist dieses hier:
Menschen mit einer Störung im autistischen Spektrum sind nicht Opfer des Autismus, sie sind vielmehr Opfer der Gesellschaft. Sie leiden nicht an Unterschieden in der Entwicklung, sondern an Vorurteilen, Unwissenheit, fehlendem Verständnis, Ausbeutung und Beschimpfungen. An diesem allen und an noch mehr, was aus dem Teil der Gesellschaft kommt, der sich selbst als sozial befähigt ansieht.
(Grace Hewson)
Übrigens ist es ein Vorurteil, dass Autisten keine Gefühle verspüren. Negative Gefühle, positive Gefühle. Glück, aber auch Trauer. Ich kenne das alles! Es gibt nur einen Unterschied: Ich lasse mir nie etwas anmerken. Auf der Arbeit verspüre ich sehr oft, dass die Chefs mit mir unzufrieden und unglücklich sind. Wenn sie mir dann eine Rede halten oder mich über Umwege als blöd darstellen, bewirkt das sehr viele negative Gefühle in mir. Allerdings nur innerlich. Äußerlich wirke ich stark, fast arrogant, unnahbar und als könnten mir die ganzen Worte nichts anhaben. So war es immer schon. An meiner Mimik kann niemand sehen, welche Gefühle sich in mir regen.
In einer psychiatrischen Klinik wurde ich deswegen als Zicke dargestellt, von einer Betreuerin. Ich fragte sie eines Tages: "Wieso nennen Sie mich immer Zicke?" Und die Betreuerin antwortete: "Du zeigst nie Gefühle! Du zeigst weder, wenn Du traurig bist, noch, wenn Dich etwas erfreut."
Ganz ehrlich: Wenn ich KÖNNTE, würde ich NIE wieder Sprache anweden. Ich liebe das Schweigen. Aber Menschen akzeptieren einen nicht, wenn man nicht spricht, keine Worte benutzt. Ich musste mir als Kind und Jugendliche viele Beleidigungen anhören, weil ich Sprache oft nicht anwandte.
Ich brauch einen Freund mit weiten Schwingen,
der mich heil nach Hause bringen kann.
Durch die Dunkelheit, den Wind und den Regen,
um mich dann vor meine Tür zu legen.
der mich heil nach Hause bringen kann.
Durch die Dunkelheit, den Wind und den Regen,
um mich dann vor meine Tür zu legen.
Hallo Campanula,
schön von dir zu lesen.
Du machst das aber, weil du es nicht anders kannst, nicht weil du es absichtlich so willst, richtig?
Das ist eben, wie ich schon geschrieben habe eine Tatsache, die bei Autisten immmer gerne unterschätzt wird. Während unendlich viel geschrieben wird, dass Autisten manche Teile der (besonders nonverbalen) Kommuniktion) nicht (oder nicht schnell genug) verstehen, wird übersehen dass die Autisten leider auch keiner versteht, weil sie die erwartete Mimik und Blicksprache nicht "richtig" haben. Das ist der Grund für viele Missverständnisse und auch Ablehnung, manchmal auch zu Aggressionen (von seiten der anderen).
Hast du eigentlich den Eindruck, dass du mit deinem "Pokerface", deinem Nicht-zeigen von Gefühlen ganz besonders bei anderen Frauen auf Ablehnung stösst?
Weil Frauen ja allgemein emotionaler kommunizieren.
?
Sprache erscheint so ungenügend als Ausdrucksmittel.
Ich möchte dir aber sagen, dass du sehr schön schreibst.
Ist ja auch Sprache.
Und die Bücher, die du liest und magst sind auch Sprache - und das ganze Forum hier auch...
lieben gruss
schön von dir zu lesen.
Natural Pokerface.Campanula hat geschrieben:Äußerlich wirke ich stark, fast arrogant, unnahbar und als könnten mir die ganzen Worte nichts anhaben. So war es immer schon. An meiner Mimik kann niemand sehen, welche Gefühle sich in mir regen.
Du machst das aber, weil du es nicht anders kannst, nicht weil du es absichtlich so willst, richtig?
Das ist eben, wie ich schon geschrieben habe eine Tatsache, die bei Autisten immmer gerne unterschätzt wird. Während unendlich viel geschrieben wird, dass Autisten manche Teile der (besonders nonverbalen) Kommuniktion) nicht (oder nicht schnell genug) verstehen, wird übersehen dass die Autisten leider auch keiner versteht, weil sie die erwartete Mimik und Blicksprache nicht "richtig" haben. Das ist der Grund für viele Missverständnisse und auch Ablehnung, manchmal auch zu Aggressionen (von seiten der anderen).
Hast du eigentlich den Eindruck, dass du mit deinem "Pokerface", deinem Nicht-zeigen von Gefühlen ganz besonders bei anderen Frauen auf Ablehnung stösst?
Weil Frauen ja allgemein emotionaler kommunizieren.
?
Was war denn das für eine Niete! So einen Begriff sollte im professionellen Bereich gar nicht vorkommen.Campanula hat geschrieben:In einer psychiatrischen Klinik wurde ich deswegen als Zicke dargestellt, von einer Betreuerin. Ich fragte sie eines Tages: "Wieso nennen Sie mich immer Zicke?" Und die Betreuerin antwortete: "Du zeigst nie Gefühle! Du zeigst weder, wenn Du traurig bist, noch, wenn Dich etwas erfreut."
Ich verstehe was du meinst.Campanula hat geschrieben:Ganz ehrlich: Wenn ich KÖNNTE, würde ich NIE wieder Sprache anweden. Ich liebe das Schweigen. Aber Menschen akzeptieren einen nicht, wenn man nicht spricht, keine Worte benutzt. Ich musste mir als Kind und Jugendliche viele Beleidigungen anhören, weil ich Sprache oft nicht anwandte.
Sprache erscheint so ungenügend als Ausdrucksmittel.
Ich möchte dir aber sagen, dass du sehr schön schreibst.
Ist ja auch Sprache.
Und die Bücher, die du liest und magst sind auch Sprache - und das ganze Forum hier auch...
lieben gruss
Minotauri
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- Beiträge: 1065
@Campanula Ich bin irgendwann einfach dazu übergegangen, unkoordiniertes Gerede einfach zu ignorieren bzw. bei Dingen bei denen ich mir nicht sicher bin sie richtig verstanden zu haben, nachzufragen bis sie für mich klar sind. (In Kauf nehmend, dass manche Fragen für andere vielleicht dämlich klingen, ich einen begriffsstützigen Eindruck mache oder ich mal wieder auf eine "Das ist doch so logisch, das können sie jetzt doch nur fragen um mich zu frotzeln, mähmähmähmäh...."-Frage treffe...) Nehme ich mit einem Bauleiter eine neue Baustelle durch und er fängt bereits an zu reden bevor ich überhaupt mitschreiben kann, weil ich noch Pläne ausbreite, sage ich kurz "Einen Moment, ich kann noch nicht mitschreiben." Redet er weiter und ignoriert das, redet er eben sinnlos weiter, ich habe darauf aufmerksam gemacht. Wenn ich fertig bin mit den Plänen auslegen und mein Schreibzeug parat habe, schaue ich ihn dann an und sage ihm, dass er jetzt anfangen kann. Alles andere ignoriere ich, weil es ohnehin keine andere Möglichkeit gibt. Kommen wir zu sensiblen Daten die ich mitschreiben muss, wie Maße, Besonderheiten usw... sage ich eben wieder "Moment" schreibe auf und höre auf zuzuhören, eben weil ich gerade schreibe. Redet er weiter, dann tut er das eben. Wenn ich das relevante Zeug aufgeschrieben habe, bitte ich ihn ab der Stelle wieder weiterzumachen. Ignoriert er das ich, was auch immer er seitdem gesagt hat nicht mitgeschrieben habe bzw. nicht zuhören konnte und hat fröhlich weitergeplaudert, weise ich ihm darauf hin, dass ich, da er ja weitergeredet hat, eben seit diesem Punkt nichts mehr mitbekommen habe und er ab da wiederholen muss. Ignoriert er das, dann wende ich mich eben vor seinen Augen einem anderem Projekt zu. Ich habe genug Arbeit und habe keine Zeit für einen Bauleiter der nur Schwafeln will und keine Baustelle durchgehen möchte.
Das ist nicht weil ich gemein bin, sondern weil ich eben einerseits darauf angewiesen bin mir gewisse Punkte aufzuschreiben, während ich schreibe kann ich mich schwer auf sein Gerede konzentrieren, und wenn ich etwas verpasse kann das gleichbedeutend sein mit zig Tausend Euro die uns entgehen. Ob das normal ist oder nicht, nützt mir nichts, Fakt ist ich brauche meine Konzentration um das Gerede konzentriert mitzubekommen, also MUSS ich das einfordern, eben weil es von meinem Arbeitgeber eben auch von mir verlangt wird.
Das hat anfänglich manchmal für frustierte Gesichter gesorgt, wenn trotz meines "Moment" Hinweises fröhlich weitergeplaudert wurde und dann alles wiederholt werden musste, aber inzwischen funktioniert es und wird auch akzeptiert. Ich bin dabei nicht böse, besserwisserisch oder sonstwas, wenn er reden möchte akzeptiere ich das. Nur schlussendlich wird von mir erwartet, kein Detail zu vergessen, also muss ich im Anschluss daraufhin weisen, dass ich gerade nicht zuhören konnte und dementsprechend wiederholt werden muss.
Was Therapeuten und diverses Personal anbelangt, zeigt das Vorhandensein der diversen ABA-Therapien und sonstigen Abrichtungs und Hundehaltungstherapien für Autisten ziemlich eindeutig, dass ein gewisser Teil der Ärzteschaft vergessen hat, das ihre Aufgabe ist das Beste für ihren Patienten zu wollen, anstatt für "die Gesellschaft".
Das ist nicht weil ich gemein bin, sondern weil ich eben einerseits darauf angewiesen bin mir gewisse Punkte aufzuschreiben, während ich schreibe kann ich mich schwer auf sein Gerede konzentrieren, und wenn ich etwas verpasse kann das gleichbedeutend sein mit zig Tausend Euro die uns entgehen. Ob das normal ist oder nicht, nützt mir nichts, Fakt ist ich brauche meine Konzentration um das Gerede konzentriert mitzubekommen, also MUSS ich das einfordern, eben weil es von meinem Arbeitgeber eben auch von mir verlangt wird.
Das hat anfänglich manchmal für frustierte Gesichter gesorgt, wenn trotz meines "Moment" Hinweises fröhlich weitergeplaudert wurde und dann alles wiederholt werden musste, aber inzwischen funktioniert es und wird auch akzeptiert. Ich bin dabei nicht böse, besserwisserisch oder sonstwas, wenn er reden möchte akzeptiere ich das. Nur schlussendlich wird von mir erwartet, kein Detail zu vergessen, also muss ich im Anschluss daraufhin weisen, dass ich gerade nicht zuhören konnte und dementsprechend wiederholt werden muss.
Was Therapeuten und diverses Personal anbelangt, zeigt das Vorhandensein der diversen ABA-Therapien und sonstigen Abrichtungs und Hundehaltungstherapien für Autisten ziemlich eindeutig, dass ein gewisser Teil der Ärzteschaft vergessen hat, das ihre Aufgabe ist das Beste für ihren Patienten zu wollen, anstatt für "die Gesellschaft".
@Minotauri:
Genau so ist es; wie ein Pokerface. Aber ich mache es in der Tat nicht absichtlich und ehrlich gesagt, die meiste Zeit bemerke ich es nicht einmal. Manchmal denke ich, dass ich gerade ein Lächeln auf dem Gesicht habe und dann wird mir von meinen Mitmenschen plötzlich gesagt: "Wieso machst Du denn so ein ernstes Gesicht?"
Ich habe eigentlich keine besonderen Anzeichen bemerken können, dass ich bei Frauen auf mehr Ablehnung stoße. Es ist nur ganz allgemeinhin so, dass es nur wenige Menschen in meinem Leben gab und gibt, die mich so nehmen wie ich bin. Auf den ersten Blick wirke ich ganz normal; erst wenn mich jemand näher kennengelernt bemerkt er, dass ich Seltsamheiten aufweise.
Die psychiatrische Klinik damals war ganz allgemein ein großer Reinfall. Ich war acht Wochen dort, hatte zwei Therapiesitzungen und drei Gruppentherapien. Vormittags bin ich zur klinikinternen Schule gegangen, während ich mich die restliche Zeit gelangweilt habe. Wir durften nach Absprache mit den Betreuern zwar nach draußen auf das Gelände, aber dieses Angebot habe ich nie genutzt.
Stimmt. Aber mit Sprache meinte ich die gesprochene Sprache. Schreiben ist leicht für mich; es bereitet mir keine Probleme. Deswegen habe ich in meiner frühen Jugend auch viele Gedichte und Geschichten geschrieben. Es war meine Art des Sprechens.
@Schneekugel:
Ich verstehe sehr gut was Du meinst. Ich mache meine Ausbildung in verschiedenen Abteilungen. In meiner ersten Abteilung war alles viel einfacher: Wenn ich die Anweisungen nicht verstanden habe, durfte ich auch drei oder viermal nachfragen. Es machte den Meistern und Chefs nichts; hauptsache ich verstand meine Aufgabe am Ende und erledigte sie sorgfältig.
Jetzt in der zweiten Abteilung ist das anders. Vor kurzem hat der Chef mir eine Anweisung gegeben; ich habe sie nicht genau verstanden und noch einmal nachgefragt. Kurz vor Feierabend wurde mir dann eine Rede gehalten und gesagt: "Du bist alt genug, die Anweisungen direkt beim ersten Mal zu verstehen!" So werde ich momentan zunehmend unsicherer: Ich darf kein zweites Mal nachfragen, gleichzeitig soll ich meine Arbeit aber sorgfältig ausführen.
Meine Chefs wollen momentan die zwei Minuten sparen, die sie zum Erklären bräuchten. Das geht aber oft nach hinten los: am Ende muss ich die Arbeit noch einmal ausführen und bin so vielleicht eine halbe Stunde länger dran. Dadurch haben sie nicht zwei Minuten gespart, sondern 28 Minuten verloren.
Genau so ist es; wie ein Pokerface. Aber ich mache es in der Tat nicht absichtlich und ehrlich gesagt, die meiste Zeit bemerke ich es nicht einmal. Manchmal denke ich, dass ich gerade ein Lächeln auf dem Gesicht habe und dann wird mir von meinen Mitmenschen plötzlich gesagt: "Wieso machst Du denn so ein ernstes Gesicht?"
Ich habe eigentlich keine besonderen Anzeichen bemerken können, dass ich bei Frauen auf mehr Ablehnung stoße. Es ist nur ganz allgemeinhin so, dass es nur wenige Menschen in meinem Leben gab und gibt, die mich so nehmen wie ich bin. Auf den ersten Blick wirke ich ganz normal; erst wenn mich jemand näher kennengelernt bemerkt er, dass ich Seltsamheiten aufweise.
Die psychiatrische Klinik damals war ganz allgemein ein großer Reinfall. Ich war acht Wochen dort, hatte zwei Therapiesitzungen und drei Gruppentherapien. Vormittags bin ich zur klinikinternen Schule gegangen, während ich mich die restliche Zeit gelangweilt habe. Wir durften nach Absprache mit den Betreuern zwar nach draußen auf das Gelände, aber dieses Angebot habe ich nie genutzt.
Stimmt. Aber mit Sprache meinte ich die gesprochene Sprache. Schreiben ist leicht für mich; es bereitet mir keine Probleme. Deswegen habe ich in meiner frühen Jugend auch viele Gedichte und Geschichten geschrieben. Es war meine Art des Sprechens.
@Schneekugel:
Ich verstehe sehr gut was Du meinst. Ich mache meine Ausbildung in verschiedenen Abteilungen. In meiner ersten Abteilung war alles viel einfacher: Wenn ich die Anweisungen nicht verstanden habe, durfte ich auch drei oder viermal nachfragen. Es machte den Meistern und Chefs nichts; hauptsache ich verstand meine Aufgabe am Ende und erledigte sie sorgfältig.
Jetzt in der zweiten Abteilung ist das anders. Vor kurzem hat der Chef mir eine Anweisung gegeben; ich habe sie nicht genau verstanden und noch einmal nachgefragt. Kurz vor Feierabend wurde mir dann eine Rede gehalten und gesagt: "Du bist alt genug, die Anweisungen direkt beim ersten Mal zu verstehen!" So werde ich momentan zunehmend unsicherer: Ich darf kein zweites Mal nachfragen, gleichzeitig soll ich meine Arbeit aber sorgfältig ausführen.
Meine Chefs wollen momentan die zwei Minuten sparen, die sie zum Erklären bräuchten. Das geht aber oft nach hinten los: am Ende muss ich die Arbeit noch einmal ausführen und bin so vielleicht eine halbe Stunde länger dran. Dadurch haben sie nicht zwei Minuten gespart, sondern 28 Minuten verloren.
Ich brauch einen Freund mit weiten Schwingen,
der mich heil nach Hause bringen kann.
Durch die Dunkelheit, den Wind und den Regen,
um mich dann vor meine Tür zu legen.
der mich heil nach Hause bringen kann.
Durch die Dunkelheit, den Wind und den Regen,
um mich dann vor meine Tür zu legen.
-
Thread-EröffnerIn - Forums-Gruftie
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Hallo Campanula, vielen Dank für deine Beiträge!
Du hast geschrieben, dass "du selbst sein" bedeuten würde, dass du dich in dein Zimmer einschließt und Bücher liest. Hast du denn Freunde oder/und den Wunsch Freundschaften zu schließen?
Ist es ähnlich wie beim Zeigen von Gefühlen?
Du fühlst, kannst deine Gefühle nicht "richtig" (so wie es als "normal" angesehen wird) zeigen... hast du auch Probleme Freundschaften zu schließen, weil du nicht weißt wie?
Wie alt warst du, als Asperger bei dir diagnostiziert wurde?
Fällt das Schreiben dir leichter, weil du mehr Zeit hast deine Gedanken/Gefühle zu ordnen und auszudrücken? Fällt es dir schwer deine Gedanken "zusammenzuhalten", wenn du mit jemandem redest? Hast du das Gefühl, den roten Faden, deine Gedanken zu verlieren, wenn du anderen ins Gesicht schaust? Wenn du zuhörst, vergisst du dann manchmal, was du eigentlich selbst zu einem jeweiligen Thema beitragen wolltest, weil du dich so auf das Gesagte des anderen konzentrieren mußtest?
Wenn du in der Ausbildungen in verschiedene Abteilungen mußt stelle ich mir das besonders anstrengend vor, weil du dich ja immer wieder umstellen mußt.
lg, H&K
Du hast geschrieben, dass "du selbst sein" bedeuten würde, dass du dich in dein Zimmer einschließt und Bücher liest. Hast du denn Freunde oder/und den Wunsch Freundschaften zu schließen?
Ist es ähnlich wie beim Zeigen von Gefühlen?
Du fühlst, kannst deine Gefühle nicht "richtig" (so wie es als "normal" angesehen wird) zeigen... hast du auch Probleme Freundschaften zu schließen, weil du nicht weißt wie?
Wie alt warst du, als Asperger bei dir diagnostiziert wurde?
Fällt das Schreiben dir leichter, weil du mehr Zeit hast deine Gedanken/Gefühle zu ordnen und auszudrücken? Fällt es dir schwer deine Gedanken "zusammenzuhalten", wenn du mit jemandem redest? Hast du das Gefühl, den roten Faden, deine Gedanken zu verlieren, wenn du anderen ins Gesicht schaust? Wenn du zuhörst, vergisst du dann manchmal, was du eigentlich selbst zu einem jeweiligen Thema beitragen wolltest, weil du dich so auf das Gesagte des anderen konzentrieren mußtest?
Wenn du in der Ausbildungen in verschiedene Abteilungen mußt stelle ich mir das besonders anstrengend vor, weil du dich ja immer wieder umstellen mußt.
lg, H&K
WER ZUHÖRT KANN VERSTEHEN
Hallo heissundkalt,
ich danke für die Antworten.
Es tut gut auch mal einen Ort zu haben, an dem ich offen über den Autismus schreiben kann. Nur meine Familie weiß von der Diagnose, ansonsten behalte ich Stillschweigen und versuche alles, damit niemand von meiner Behinderung erfährt. Ich habe Befürchtungen, dass die Menschen in meiner Umgebung mich sonst mit anderen Augen sehen könnten; ich möchte in keine Schublade gesteckt werden.
Ich habe keine Freunde.
Ich hatte einmal einen guten Freund. Es war sicher nicht immer leicht für ihn; vor vier Jahren hat er den Kontakt ohne Begründung abgebrochen. Ich kannte ihn seit dem Kindergarten. Er hat sehr viel mit mir mitgemacht, auch sehr schwere Zeiten. Ich wusste ja nie, weshalb ich so anders bin als andere Menschen. Ich mochte ihn auf meine Weise, aber ich bin nicht sicher, ob dieser Freund das auch wusste.
Jetzt habe ich keine Freunde mehr und ehrlich gesagt, ich möchte auch keine großartigen Freundschaften. Damit ist für mich immer sehr viel Konzentration und Anstrengung notwendig; Smalltalk und Gespräche, Vertrauen und Zuwendung. Mir wird das alles schnell zu viel und dann fühle ich mich nur noch müde und erschöpft. Geht es anderen Menschen denn nicht so? Wenn ich ein oder zwei Stunden mit Menschen zusammen gewesen bin, fühle ich mich ziemlich am Ende und brauche danach erstmal sehr viel Zeit für mich allein.
Meine damalige Psychotherapeuten sagte oft zu mir: "Campanula, such Dir doch einfach mal ein paar Leute und verbringe etwas Zeit mit ihnen." Ich konnte mich nur fragen, wie ich diese Anstrengungen aushalten sollte. Mich mit Menschen treffen? Reden? Lachen über Dinge, die ich nicht als Witz verstehe? Das kostet einfach enorm viel Kraft und so sagte ich ihr, dass ich lieber alleine bliebe. Sie war damit nie einverstanden und meinte, dass Menschen einfach soziale Kontakte brauchen. Aber mal ehrlich: Wenn jemand keine Pferde mag, wird er sich sicher auch nicht auf einem Pferdehof anmelden um zu reiten.
Bei Freundschaften ist es also nicht nur eine Frage des "Wie mache ich es?"; für mich bedeuten Freundschaften auch Kraft, Anstrengung und Konzentration. Gerade weil ich oft nicht weiß, wie der Kontakt zu Menschen richtig funktioniert, kostet es mich diese Kräfte.
Meine Grundschullehrerin äußerte damals schon den Verdacht, dass bei mir eine Art des Autismus vorliegen könnte. Sie sprach mit meiner Mutter und empfahl ihr, mich auf Autismus untersuchen zu lassen. Meine Mutter jedoch währte sich dagegen, weil sie beim Begriff Autismus eher an die schlimmere Form dachte. Asperger wurde daher erst Anfang diesen Jahres bei mir diagnostiziert; ich hatte im Radio einen jungen Mann mit Asperger sprechen hören. Daraufhin erzählte ich meiner Mutter von den Gemeinsamkeiten, die ich aus dem Radiogespräch heraus hören konnte. Meine Mutter erzählte mir sofort von dem Verdacht meiner Grundschullehrerin; ich rief meine Grundschullehrerin an und vereinbarte danach einen Termin bei einem Neurologen. Dort hatte ich mehrere Sitzungen, habe ein zwanzigseitiges Dokument mit Erinnerungen meiner Kindheit notiert, Zeugnisse und mein Poesiealbum mitgenommen. Am Ende erstellte er die Diagnose.
Und es war trotzdem ein Schock. Ich wollte keine Autistin sein; ich hatte mir seit meiner Kindheit vorgestellt, dass ich eines Tages so sein würde wie alle anderen Menschen. In meiner ganzen Jugend habe ich verzweifelt nach einer Heilungsmöglichkeit für mich gesucht, deswegen bin ich auch in die psychiatrische Klinik gegangen. Naiv wie ich war dachte ich, dass ich in die Klinik gehe und als normaler Mensch wieder entlassen werde. Ich nahm Tabletten, besuchte Selbsthilfegruppen, ließ Akupunktur mit mir machen, ging zur Therapie. Aber am Ende blieb ich doch der Mensch, der ich nun mal bin. Ich bekam viele Diagnosen: Mutismus, generalisierte Angststörung, Sozialphobie. Ich lernte Menschen kennen, die genau diese Diagnosen auch bekamen - aber sie waren nicht wie ich. Der größte Unterschied lag immer darin, dass diese Menschen sagten: "Ich will angstfrei leben, SO WIE FRÜHER." Aber bei mir gab es kein FRÜHER. Ich war immer schon so, wie ich jetzt bin.
Das Schreiben ist leicht. In der Berufsschule habe ich oft das Problem, dass ich mitten im Unterricht einfach drangenommen werde und dann ist es nur noch schwarz in meinem Kopf. Es fällt mir auch schwer einen Text zu lesen und diesen Text dann mit eigenen Worten wiederzugeben. Wozu soll ich überhaupt eigene Worte suchen, wenn doch genügend in dem Text geschrieben stehen? Mir ist zuhören und reden sowieso unmöglich, wenn ich den Menschen ins Gesicht oder in die Augen schauen muss. Ich kann immer nur eines: Entweder sehe ich in die Augen oder ich höre zu. In größeren Gruppen ist es eher so, dass ich mich auf das Gespräch von allen konzentrieren muss. Ich nehme allerdings so gut wie nie selbst an den Gesprächen teil, weil immer wenn ich weiß was ich sagen könnte, sind die anderen schon beim nächsten Thema.
ich danke für die Antworten.
Es tut gut auch mal einen Ort zu haben, an dem ich offen über den Autismus schreiben kann. Nur meine Familie weiß von der Diagnose, ansonsten behalte ich Stillschweigen und versuche alles, damit niemand von meiner Behinderung erfährt. Ich habe Befürchtungen, dass die Menschen in meiner Umgebung mich sonst mit anderen Augen sehen könnten; ich möchte in keine Schublade gesteckt werden.
Ich habe keine Freunde.
Ich hatte einmal einen guten Freund. Es war sicher nicht immer leicht für ihn; vor vier Jahren hat er den Kontakt ohne Begründung abgebrochen. Ich kannte ihn seit dem Kindergarten. Er hat sehr viel mit mir mitgemacht, auch sehr schwere Zeiten. Ich wusste ja nie, weshalb ich so anders bin als andere Menschen. Ich mochte ihn auf meine Weise, aber ich bin nicht sicher, ob dieser Freund das auch wusste.
Jetzt habe ich keine Freunde mehr und ehrlich gesagt, ich möchte auch keine großartigen Freundschaften. Damit ist für mich immer sehr viel Konzentration und Anstrengung notwendig; Smalltalk und Gespräche, Vertrauen und Zuwendung. Mir wird das alles schnell zu viel und dann fühle ich mich nur noch müde und erschöpft. Geht es anderen Menschen denn nicht so? Wenn ich ein oder zwei Stunden mit Menschen zusammen gewesen bin, fühle ich mich ziemlich am Ende und brauche danach erstmal sehr viel Zeit für mich allein.
Meine damalige Psychotherapeuten sagte oft zu mir: "Campanula, such Dir doch einfach mal ein paar Leute und verbringe etwas Zeit mit ihnen." Ich konnte mich nur fragen, wie ich diese Anstrengungen aushalten sollte. Mich mit Menschen treffen? Reden? Lachen über Dinge, die ich nicht als Witz verstehe? Das kostet einfach enorm viel Kraft und so sagte ich ihr, dass ich lieber alleine bliebe. Sie war damit nie einverstanden und meinte, dass Menschen einfach soziale Kontakte brauchen. Aber mal ehrlich: Wenn jemand keine Pferde mag, wird er sich sicher auch nicht auf einem Pferdehof anmelden um zu reiten.
Bei Freundschaften ist es also nicht nur eine Frage des "Wie mache ich es?"; für mich bedeuten Freundschaften auch Kraft, Anstrengung und Konzentration. Gerade weil ich oft nicht weiß, wie der Kontakt zu Menschen richtig funktioniert, kostet es mich diese Kräfte.
Meine Grundschullehrerin äußerte damals schon den Verdacht, dass bei mir eine Art des Autismus vorliegen könnte. Sie sprach mit meiner Mutter und empfahl ihr, mich auf Autismus untersuchen zu lassen. Meine Mutter jedoch währte sich dagegen, weil sie beim Begriff Autismus eher an die schlimmere Form dachte. Asperger wurde daher erst Anfang diesen Jahres bei mir diagnostiziert; ich hatte im Radio einen jungen Mann mit Asperger sprechen hören. Daraufhin erzählte ich meiner Mutter von den Gemeinsamkeiten, die ich aus dem Radiogespräch heraus hören konnte. Meine Mutter erzählte mir sofort von dem Verdacht meiner Grundschullehrerin; ich rief meine Grundschullehrerin an und vereinbarte danach einen Termin bei einem Neurologen. Dort hatte ich mehrere Sitzungen, habe ein zwanzigseitiges Dokument mit Erinnerungen meiner Kindheit notiert, Zeugnisse und mein Poesiealbum mitgenommen. Am Ende erstellte er die Diagnose.
Und es war trotzdem ein Schock. Ich wollte keine Autistin sein; ich hatte mir seit meiner Kindheit vorgestellt, dass ich eines Tages so sein würde wie alle anderen Menschen. In meiner ganzen Jugend habe ich verzweifelt nach einer Heilungsmöglichkeit für mich gesucht, deswegen bin ich auch in die psychiatrische Klinik gegangen. Naiv wie ich war dachte ich, dass ich in die Klinik gehe und als normaler Mensch wieder entlassen werde. Ich nahm Tabletten, besuchte Selbsthilfegruppen, ließ Akupunktur mit mir machen, ging zur Therapie. Aber am Ende blieb ich doch der Mensch, der ich nun mal bin. Ich bekam viele Diagnosen: Mutismus, generalisierte Angststörung, Sozialphobie. Ich lernte Menschen kennen, die genau diese Diagnosen auch bekamen - aber sie waren nicht wie ich. Der größte Unterschied lag immer darin, dass diese Menschen sagten: "Ich will angstfrei leben, SO WIE FRÜHER." Aber bei mir gab es kein FRÜHER. Ich war immer schon so, wie ich jetzt bin.
Das Schreiben ist leicht. In der Berufsschule habe ich oft das Problem, dass ich mitten im Unterricht einfach drangenommen werde und dann ist es nur noch schwarz in meinem Kopf. Es fällt mir auch schwer einen Text zu lesen und diesen Text dann mit eigenen Worten wiederzugeben. Wozu soll ich überhaupt eigene Worte suchen, wenn doch genügend in dem Text geschrieben stehen? Mir ist zuhören und reden sowieso unmöglich, wenn ich den Menschen ins Gesicht oder in die Augen schauen muss. Ich kann immer nur eines: Entweder sehe ich in die Augen oder ich höre zu. In größeren Gruppen ist es eher so, dass ich mich auf das Gespräch von allen konzentrieren muss. Ich nehme allerdings so gut wie nie selbst an den Gesprächen teil, weil immer wenn ich weiß was ich sagen könnte, sind die anderen schon beim nächsten Thema.
Ich brauch einen Freund mit weiten Schwingen,
der mich heil nach Hause bringen kann.
Durch die Dunkelheit, den Wind und den Regen,
um mich dann vor meine Tür zu legen.
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