Borderline und was ich mir wünsche!

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Jesusechse
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Borderline und was ich mir wünsche!

Beitrag Di., 29.12.2009, 12:11

Hi.

Ich bin traurig, dass Borderline hier im selben Thread wie Psychosen untergebracht ist.

Borderline sollte endlich in das umbenannt werden, was es ist: Spätfolgeerkrankung von komplexen Traumatisierungen.

Ich fühle mich durch diese Diagnose verunglimpft, beschimpft und ungerecht behandelt, weil man sie immer mit unausstehlichen Patienten gleichsetzt, in die Nähe von Psychosen rückt, wohin sie nicht gehört.

Nur, weil viele, die auch Borderline haben, Alkoholiker oder sonstwie drogenabhängig sind, weil manche Borderliner aggressiv sind, andere schlagen, deshalb sind noch lange nicht alle so.

Ich werde mit solchen Leuten in einen Topf geworfen, dabei bin ich das ganze Gegenteil davon. Ich hab' Borderline in Kombi mit dependenter Persönlichkeitsstörung, dh ich tu' für andere alles, wenn sie mich dafür nur mögen, ich lasse meine Aggressionen an niemandem aus, außer an mir selbst. Wenn andere mich mies behandeln, geb' ich mir die Schuld und versuche, es denen noch mehr recht zu machen, damit ich endlich mal ein gutes Wort kriege, was dann aber trotzdem nicht kommt.

Und ich bin so, weil ich mein ganzes Leben lang nur getreten, nicht gewollt und nur ausgenutzt wurde. Ich habe soviele verschiedene Traumatisierungen, dass ich in der psychosomatischen Klinik wo ich war, nur gesagt bekam, dass ich mich nicht mit anderen vergleichen sollte, weil ich niemanden finden würde, der soviel abgekriegt hätte, aus sovielen verschiedenen Richtungen und von sovielen Angreifern.

Ich versuche trotzdem das Beste aus meinem Leben zu machen und es gelingt mir auch. Ich bin sehr nett und hilfsbereit. Trotz allem bin ich nicht verbittert, ich akzeptiere auch von anderen ihre Lebensgeschichten, dass es anderen besser ging, ist halt so. Weder ich noch sie haben sich ihre Eltern ausgesucht und ich hatte halt viel Pech. Das war nicht deren Schuld.

Aber das jemand wie ich, der soviel aushalten musste und trotzdemm so ein anständiger und liebenswerter Mensch geworden ist, ständig mit dieser Borderline-Diagnose als verrücktes Monster dargestellt wird, das schmerzt und verletzt mich und demütigt mich, dass ich nur noch schreien könnte!

Es gibt so verdammt nette Borderliner, das sagt aber niemand; alle zitieren nur diese Frauen, die ständig mit jedem ins Bett steigen, sich promiskuitiv verhalten, Kinder schlagen oder Alkoholiker, die ihre Frauen schlagen und selber wieder vergewaltigen.

Das alles hat mit mir aber nichts zu tun! Und ich will eine Diagnose, die mir entspricht und mich nicht brandmarkt und abwertet!

Ist das zuviel verlangt, nach allem, was war?

Haben die Ärzte Angst, zuzugeben, dass es Menschen gibt, die übelst gequält wurden und deshalb krank sind? Schmälert das die eigene Leistung und drückt das bei denen auf's Ego, oder warum wollen die lieber andere als persönlichkeitsgestört und damit abwertend definieren, als die Traumatisierungen in der Diagnose anzuerkennen und zu benennen?

Erst wurde man von x Leuten fertig gemacht und dann wird man von den Medizinern fertig gemacht. WARUM??? Wenn's jemand verdient hat, dass man ihm hilft und dass man Mitleid hat, dann Borderliner!

Ich kenne soviele schlimme Vorgeschichten von diesen Patienten, warum tritt man genau die noch?

Ich hab' mein Leben heute fast komplett im Griff. Alles sieht gut aus und es wird voll werden.

Aber in mir verstummen nicht die Schreie von kleinen Kindern, die sich wünschen, dass jemand Mitleid und Anteilnahme zeigt an dem, wie's ihnen ergangen ist. Stattdessen kommen Borderline-Diagnose, dass einen kein Therapeut haben will, Vorurteile...

Es tut weh und ich habe zum Glück einen Therapeuten gefunden, der mich auf Händen trägt, der meine Vorgeschichte ganz kennt und weiß, was war, und der mich so gut behandelt, wie noch nie zuvor im Leben jemand mich behandelt hat. Aber sobald ich aus dem Kontakt mit ihm raus bin, wo ich angemessen behandelt werde, fängt der alltägliche Wahnsinn wieder an. Ich fühl' mich wie ein Schwerverletzter, aus dem überall das Blut rausläuft, wo Wunden in Fetzen an mir runterhängen, aber keiner sieht das im Alltag, man behandelt mich, als ob nichts wäre, und es tut barbarisch weh. Wenn ich was davon sage, sind die Leute geschockt, peinlich berührt, überfordert, ich steh' noch einsamer und verlassener da. Also sag' ich nichts und versuche halt durchzuhalten. Dabei ist alles so ein Kraftakt und niemand sieht, wie ich mich anstrenge, damit ich das hinbekomme, den Alltag, den Job, meine ich. Es ist nicht auszuhalten.

Jeder Tag ist ein himmelschreiendes Unrecht. Manchmal platzt mir bald der Kragen und ich möchte nur noch meine Kollegen anschreien, dass sie sich mal zusammenreißen sollen und nicht jammern sollen wegen Kleinigkeiten, sondern froh sein, dass es ihnen so gut geht. Aber das geht natürlich nicht.


Wenn mein Therapeut nicht wäre, hätte Weiterleben keinen Sinn, gar keinen.

GLG

ausgefuchst

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candle
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Beitrag Di., 29.12.2009, 12:15

Wenn das alles so ist wie Du schreibst, weshalb hast Du denn diese Diagnose und welche Klassifizierung hast Du dazu?

Und wieso gehst Du hier in die Verteidigungshaltung, obwohl Dich persönlich niemand angegriffen hat?

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
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SamuelZ.
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Beitrag Di., 29.12.2009, 12:17

Ich finde, candle hat da recht. Ich fühle in mir gerade ein merkwürdiges Schuldgefühl hochsteigen. Gefällt mir nicht.

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Beitrag Di., 29.12.2009, 12:24

Liebe ausgefuchst,

dieser Bereich heißt "Psychosen und Persönlichkeitsstörungen", Borderline gehört in die Gruppe letzterer - in meinem Artikel dazu auf dieser Website finden Sie die entsprechenden "Feindefinitionen" und Abgrenzungen. Bitte um Verständnis, daß wir hier im Sinne einer brauchbaren Bedienbarkeit des Forums nicht für jedes Störungsbild einen eigenen Bereich eröffnen können.

Herzliche Grüße,
rlf (Admin)

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carö
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Beitrag Di., 29.12.2009, 12:28

hallo ausgefuchst,

das ist "nur" ein etikett. wichtig ist, dass du und die menschen, die dir wichtig sind, dich als ganze einzigartige person sehen. und das tut ja zumindest dein jetziger therapeut. du scheinst dich da sehr reinzusteigern in diese diagnose... warum ?

manchmal geben diagnosen auch halt.. so paradox das klingt. sie können einem manchmal in einer offenen, weiten und unsicheren welt, in der man sich selbst vielleicht verloren fühlt, eine art von "verrückter" sicherheit geben ... nur .. es ist eine falle. rebellierst du gerade dagegen an ? ich meine.. zu recht, nur sind es meistens nicht "die anderen", die einen in eine schublade drängen, sondern man selbst lässt es zu bzw. machst es auch selbst mit sich.

rausholen kannst du dich da nur selbst, weil die schublade in deinem kopf steckt.

alles gute!

LG
caro
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nichtmehrda
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Beitrag Di., 29.12.2009, 12:39

hallo ausgefuchst!

versteh dich sehr gut. ich hab zwar selbst diese diagnose nicht bekommen, obwohl ich mich eigentlich sehr stark identifiziere mit allem, was ich über bl weiss und kennengelernt habe und auch sehr vieles zutrifft. der grund, warum ich diese diagnose nicht hab, ist weil ich eben andere nicht attackiere, keine kinder malträdiere, nichts kurz und klein schlage und auch ziemlich viel selbstdisziplin aufbringe, wenn es darum geht, termine einzuhalten, in der therapie mitzuarbeiten... usw. man meinte daher, ich hätte zwar ähnliche symptome wie sie auch bei bl vorkommen, aber eben doch zu wenige um als bl eingestuft zu werden... du siehst, wie unterschiedlich die logik bei den diagnosen zu sein scheint...

aber natürlich ist die diagnose in deinem fall ganz besch... weil sie natürlich an dir "klebt" und du damit in eine äußerst ungute schublade gesteckt wird... vielleicht kann dir der austausch hier mit leuten, die ähnliches erleben wie du ein bissen helfen und dich aufmuntern? ... vielleicht schaffst du es, dich nicht auch selbst noch extra in diese schublade zu stecken.. du bist einzigartig, beschreibst ganz liebenswerte eigenschaften an dir und machst das beste aus deiner lage - und darauf kommt's an! *bisschen-mut-machen-versuch*

glg momo
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Jesusechse
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Beitrag Di., 29.12.2009, 13:32

Na ja, bei mir ist diese Diagnose etwas umstritten. Einige Therapeuten sagen, dass ich ganz klar BL habe. Andere fragen, wie ich das bitte fertig gebracht habe, dazu zu kommen.

Es kommt vermutlich einfach drauf an, wie ein Therapeut selbst diese Diagnose sieht. Manche verstehen unter BL Menschen, die total beziehungsgestört sind, mit keinem auf Dauer können, alle erst hochjubeln und sie dann in Grund und Boden stampfen.

Und andere Therapeuten sehen BL halt als komplexe Posttraumatische Belastungsstörung mit Angst vorm Verlassenwerden, Schnippeln, chronischer Suizidalität.

Man kann durchaus fünf BL-Symptom-Felder erfüllen und trotzdem beziehungsfähig und sehr nett sein. Das kommt halt echt auf die Komorbiditäten an. Ich bin jemand, der fast ein Segen für sein Umfeld ist, bin da und zuverlässig, egal, was ist. Ich bin ehrlich, würde nie jemanden bescheissen, in einer Beziehung zu betrügen wäre für mich undenkbar und finde ich verbrecherisch in einer Beziehung.

Trotzdem kann man BL gut bejahen, wobei ich aber ein absolut untypischer BLer bin. Ich hab' z.B. überhaupt kein Schwarz-Weiß-Denken, das schwanken zwischen Auf- und Abwertung gibt's bei mir auch nicht usw..

Ich geh' nicht in eine Verteidigungshaltung gegenüber den Leuten hier im Forum. Hier hat mich ja niemand damit belegt, mit Vorurteilen meine ich. Aber draußen bei Therapeuten erging es mir so, dass man mich mit dieser Diagnose runtergemacht hat. Und in meinem Beruf haben BL einen ganz schlechten Ruf. Deshalb darf es da erst recht keiner erfahren.

Borderline finde ich einfach den verkehrten Ausdruck und für mich ist es auch keine Persönlichkeitsstörung, sondern eine dissoziative Störung, eine Traumafolgestörung. Und eine biologische Disposition braucht man meiner Erachtens nicht dafür, um das zu kriegen. Ich denke - so ähnlich auch van der Kolk in seiner Forschung - dass diese Vulnerabiltiät nicht zuerst da war und das Trauma dann darauf folgte und sich ihretwegen schlimmer ausgewirkt hat, sondern dass das Trauma zuerst passiert und diese Vulnerabilität verursacht, weil das traumatisierte Gehirn sich bei der Stressverarbeitung verändert.

Ich habe oft das Gefühl, dass der ganze Therapiesektor unbedingt nachweisen möchte, dass BL Menschen zweiter Klasse sind, weil die Symptome so schlimm sind, dass sie irgendwas suchen, womit sie sich einreden können "Das kann ich nicht kriegen, das kann mir nicht passieren.".

Insgesamt finde ich es schon traurig, dass keiner sich für das Leid dieser Menschen interessiert. Ich kann vor anderen psychisch Kranken nicht soviel Achtung haben, wie vor denen, die aufgrund von Traumatisierungen krank geworden sind. Die musste ja schon vor der Erkrankung erheblich leiden, während es anderen da noch gut ging.

Jedenfalls wäre es mir wirklich lieber, wenn man die Patienten, die komplex traumatisiert sind, einfach so nennen würde. Man braucht für die keine Borderline-Diagnose. komplexe Posttraumatische Belastungsstörung wäre der ideale Begriff hierfür. Warum wehrt man sich dagegen so?

Warum haben manche hier Schuldgefühle? Das versteh' ich nicht die Bohne? Betroffensein und Mitgefühl hätte ich gerne und ist ok. Schuldgefühle verstehe ich nicht. Ich geb' keinem die Schuld daran, was mir passiert ist, außer denen, die es mir angetan haben und die sind hier nicht im Forum.

Dass Menschen wie ich so ignoriert und missachtet (im Sinne von nicht anerkannt werden) werden, ist allerdings nicht fair und nicht schön.

GLG + Danke für die Antworten!

ausgefuchst

PS Wenn sich jemand fragt, was mein Nick bedeutet: Ich hab' ihn gewählt, weil ich sehr kreativ bin und weil ich es so geschafft habe, mich immer wieder neu zu erfinden und so hab' ich überlebt.

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Jesusechse
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Beitrag Di., 29.12.2009, 13:51

Ja, vielleicht stimmt es wirklich und ich habe gar kein BL. Dann wäre es nicht verwunderlich, dass ich mich mit anderen Patienten aus dieser Gruppe nicht identifizieren kann.

Aber zumindest eins weiß ich, dass es viele Patienten gibt, die Borderline als Diagnose haben und es sind ganz tolle Menschen. Es gibt Menschen, die BL-diagnostiziert sind, die in Langzeitbeziehungen leben, verheiratet sind. Genau so gibt's BL, die absolut grenzachtend sind, sehr sensibel sind und aus ihren eigenen Erfahrungen gelernt haben. Entweder sind die alle fehldiagostiziert oder es gibt eben ganz verschiedene Borderliner. Ich denke, das Letzteres der Fall ist.

Ich würde mir so wünschen, dass in jedem Beitrag/Artikel über Borderline gesagt wird:

1. Was die Ursachen sind und hier ganz klar gesagt wird, welche große Rolle Traumatisierungen spielen.

2. Dass es auch sehr angenehme Borderliner gibt, dass das nicht lauter Verrückte sind, die alle in die Klapse gehören und mit Schnipplen und Suizidversuch ihr Umfeld erpressen, sondern massiv leiden und große Probleme haben.

Es gibt viele BL, die manipulieren. Ich hatte eine Freundin, die so war und hab' dann diese Freundschaft auch deshalb beendet. Wir haben beide BL-Diagnose, aber sind wie Tag und Nacht!!! In allem das Gegenteil. Sie wechselt die Männer und Frauen, wie die Unterwäsche; ich heule einem Typen fünf Jahre nach und kuck' keinen anderen an. Sie nimmt jede Chance im Leben wahr, während ich mir ständig selber das Bein stelle, mich selbst schädige und selber ausknocke.

Und sie lügt, wenn sie es für nötig hält, während mir absolute Ehrlichkeit sehr wichtig ist, weil ich solange manipuliert wurde.

Ich denke, es kommt sehr drauf an, ob einem Kind bewusst wurde, wie mit ihm umgegangen wurde oder nicht. Die einen ahmen nach, die anderen grenzen sich von ihren Peinigern ab, indem sie anders handeln. Alle meine Brüder wurden übelst misshandelt. Einer ist heute gewaltätig, die anderen lehnen jede Form von Gewalt ab.

Ich denke, genau die gleichen zwei Strömungen gibt's bei BL und das steht so leider nie irgendwo!

Herzliche Grüße

ausgefuchst

PS Mein Therapeut findet es super mit mir. Der macht lieber drei Gespräche mit mir als mit jemand anders. Von wegen schreckliche Borderliner und anstrengend. Das muss nicht so sein. Es wäre wichtig, wenn auch Therapeuten das mal mitkriegen. Die meisten Traumatherapeuten haben mit BL-Patienten keine Probleme.

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carö
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Beitrag Di., 29.12.2009, 13:54

Der macht lieber drei Gespräche mit mir als mit jemand anders.
das ist ja bestimmt ein schönes gefühl für dich. wie gut, dass das die anderen nicht ahnen können und sich hoffentlich genauso gut bei ihm fühlen können, wie du
Von wegen schreckliche Borderliner und anstrengend.
also siehst du dich doch als borderlinerin ?
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Jesusechse
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Beitrag Di., 29.12.2009, 14:04

Ja, ist es auch wirklich. Wenn man solange wie ein Stück Scheiße behandelt wurde, dann kann man es selber oft gar nicht glauben, dass das wahr ist.

Ich denk' manchmal, hoffentlich träum' ich das nicht nur.

Den anderen geht's bei ihm genauso gut wie mir auch. Er hat generell für die Menschen was übrig, für die Kranken erst recht. Er ist genauso, wie ein Arzt idealerweise sein sollte. Menschlich stimmt's absolut und fachlich ist er top.

Er hat viel mehr Verständnis für mich als ich für mich.

Er hat es so ausgedrückt: "Sie kämpfen nur mit sich selbst." Und bei anderen BL ist es vielleicht so, dass die ihren Kampf nach außen verlagern und dann gibt's große Probleme mit dem Umfeld. Bei mir nicht, trotzdem BL und trotzdem ein Hundeleben.

Dass er mit mir so gerne redet, ist vielleicht, weil wir im Alter nah aneinander sind, dass wir beide Akademiker sind und weil ich 'ne ziemlich ulkige Art von Humor habe, die er mag? Wir haben halt was gemeinsam, das macht's wohl aus.

Wenn ich mit ihm rede, dann weiß ich, dass ich ok bin und wenn ich irgendwas über BL irgendwo lese, dann hab' ich das Gefühl, dass ich ein wahres Monster sein muss, dass man niemandem zumuten kann.

Und ich hab' Angst, dass die Leute mich so sehen und das von mir denken, wenn sie meine Unterarme sehen oder es sonst wie merken oder erfahren, dass ich das habe.

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carö
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Beitrag Di., 29.12.2009, 14:08

was ist denn mit deinen unterarmen?
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Jesusechse
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Beitrag Di., 29.12.2009, 14:14

Na die sind von der Selbstverletzung ganz gut mitgenommen. Die vielen Narben sind blass geworden, aber wenn jemand Selbstverletzung kennt, dann weiß er, dass es das ist. Die, die sich mit BL auskennen, werden zumindest dran denken, ob ich das haben könnte.

Mir selber machen meine Narben nichts aus. Ich bin manchmal sogar froh drum. Sie erinnern mich daran, wie schlimm es schon war und das es jetzt besser ist. Sie erinnern mich auch daran, wie schlecht es mir da ging, weswegen ich soviel Zeit von meinem Leben verloren habe. Die Narben sind kleine Helfer, die mir dabei helfen, die Verluste an Zeit, den Bruch in der Karriere besser aushalten zu können. Ich seh' das halt als (Lebens-)kampfspuren und für die schäme ich mich nicht. Ich denke, ich hab' viel geschafft. Früher hab' ich mich so tief geschnitten, dass es genäht werden musste und heute mach' ich das gar nicht mehr. Und das ist die kleinste von meinen Leistungen.

So seh' ich das halt und so lebe ich damit.

LG

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R3VO
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Beitrag Di., 29.12.2009, 15:19

Ich kenne Bler die promiskutiv sind, von einer Beziehung in die nächste wechseln und manchmal auch aus Selbstschutz manipulativ sind.


Und weißte was?

Ich würde sie nie verurteilen, weil ich weiß, dass ihr Handeln im Rahmen ihrer Erfahrungen und Denkmuster verständlich ist.

Und ich gestehe:
Ich find' die ziemlich interessant.

Es gibt Leute, die genau sowas brauchen, die um etwas kämpfen wollen, was sie nicht haben können. Diesen Kick, diesen Wechsel von Vergöttern und Dämonisieren, dieses volle Leben, diese unendliche Herausforderung.

Ich gestehe, ich bin ab und an ein bisl co-abhängig

"you think this torment is romantic?
well it's not, except for you"
aus 'nem Lied von Emilie Autumn

man muss sich dann selber einfühlen, wird mit alleden konflikten konfrontiert, die auch in einem selbst schlummern und spielt in einer aufwendigen, schwierigen tragödie mit, in der jeder schritt, so gut er auch gemeint und geplant sein kann, desaströs enden kann


wenn man bedenkt, dass eine manie eine abwehrreaktion gegen eine depression darstellt, könnte man sagen, dass bl-frauen auf bipolare wie mich wie koks wirkt:

Alles Geschaffene ist vergänglich. Strebt weiter, bemüht euch, unablässig achtsam zu sein. - Buddha

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Jesusechse
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Beitrag Di., 29.12.2009, 15:36

Ja, ja, so war meine Freundin auch. Es ist schon spannend, wie manche BL leben. Ich verstehe auch, warum sie so sind. Aber letztlich konnte ich mit meiner Freundin nicht mehr weitergehen. Sie hat manipuliert und ausgenutzt und ich hab' da als Gegenstück perfekt gepasst, weil ich ja so treudoof wie nochwas bin. Irgendwann konnte ich dann auch nicht mehr. Schön ist das nicht, verheizt zu werden. Es tut weh. Vielleicht können sehr stabile Leute das sportlich nehmen, so wie Du. Ich konnte das nicht mehr, zumindest mit der Zeit.

Für mich ist das nichts. Ich mag keine Wechsel in Beziehungen. Wenn ich überhaupt Beziehungen eingehe, dann sind die intensiv und vor allem eins: beständig und gleichmäßig, wenn ich was hasse, dann sind das Machtspielchen und sowas in Beziehungen, wer wem mehr nachläuft!! Ich hasse Trennungen jeder Art, am schlimmsten sind die im Streit passieren. Sowas macht mich krank, richtig krank.

Ich denke, wenn man sich mit manchen BLern einlässt, dann hat man halt ein hohes Riskiko, dass man selber verletzt wird. Es gibt aber eine Menge BLer, wo es genau umgekehrt ist, da sind am Ende die, die heulen und total ausgesaugt am Ende der Beziehung stehen. Das ist z.B. der Fall, wenn BLer mit echten Narzissten Bekanntschaft machen und selber nicht narzisstisch sind (Ja, das gibt's auch und bl und narzisstisch sein ist nicht das Gleiche in unterschiedlichem Schweregrad!!).

Aber schillernd sind BLer oft, viele sind kreativ und leben an der Grenze, eine gewisse Faszinantion geht von vielen aus. Die meisten versuchen krampfhaft, das Leben irgendwo an einem Zipfel zu packen, was davon zu spüren, extreme Dinge zu tun, damit das Erleben sich ändert.

Ich kenne diese Dinge auch. Aber ich bin klug genug, das Leben dort zu suchen, wo man es wirklich findet und nicht den Kicks nachzujagen, wie es viele andere tun.

Manipulativ denken viele, müssten sie sein. In Wirklichkeit schaden sie sich und allen anderen damit. Ich hab' meine Freundin verabschiedet, weil sie manipuliert hat. Ich hab' ihr das zum Schluss auch ganz deutlich gesagt und hab' ihr gesagt, dass wenn sie so weitermacht, kein Mensch bei ihr bleibt. Das war, glaub' ich, für sie eine sehr heilsame Erfahrung. Sie ist hübsch und kokett, charmant und weiß, wie sie was kriegt, welche Tasten sie drücken muss, damit die Menschen mitspielen, wie sie will. Ich hab' ihr gesagt: Vielleicht haben alle anderen nicht den Mut, Dir zu sagen, was Du tust und dass Du zu weit gehst, wahrscheinlich auch Deine Therapeutin nicht, aber ich.". Alle schreckten vor ihrer Vorgeschichte zurück, aber meine ist auch nicht schöner und bei mir war irgendwann Feierabend mit dem Mitleidbonus.

Ich glaube, dass es ihr langfristig sehr viel mehr gebracht hat, ihr das sagen, als sie einfach mit dieser Tour weiterreisen zu lassen. Wie's ausgegangen ist, weiß ich nicht. Ich hab' sie nicht mehr gesehen und bin darüber sehr glücklich.

Ja, so unterschiedlich können BL sein. Auch BL können unter BL leiden, aber andere wie Du, finden daran was Positives. Das ist überraschend für mich, aber es freut mich, dass es solche Menschen wie Dich gibt, die das tragen können.

GLG

ausgefuchst

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candle
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Beitrag Di., 29.12.2009, 15:56

Herr Admin, statt zu selektieren, was Ihnen passend erscheint von meinen Beiträgen, hätten Sie gerne alles entfernen dürfen.

Nehme jetzt die imaginäre Flagge wahr und verabschiede mich hier.

candle
Zuletzt geändert von candle am Mi., 30.12.2009, 13:48, insgesamt 1-mal geändert.
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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