F44.81 - Forderung zur neuen Eingruppierung im ICD-Katalog?

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Räbin
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Beitrag Mi., 06.04.2016, 23:52

Lockenkopf hat geschrieben:Liebe Jenny,

ich bin offensichtlich ein Uno. Ich hatte beim Lesen deines Textes diesen Gedanken.

Kann es sein, das es Dis in unterschiedlichen Schweregraden gibt, so wie bei vielen Krankheiten und Störungen?
Der eine Disler spürt und fühlt, das seine Anteile alle seine sind.
Und der nächste Disler ist von diesem Punkt weit entfernt, weil noch tiefergreifender aufgespalten, also noch tiefgreifender gestört.
Ich heiße zwar nicht Jenny, aber ja, so ist es. DISler sind eine (wie bei allen Krankheiten) sehr inhomogene Gruppe verschiedenster Ausprägungen der Schweregrade. Viele Ausprägungen sind nicht ganz so spektakulär, wie sie häufig relativ gleichförmig beschrieben werden...

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Jenny Doe
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Beitrag Do., 07.04.2016, 06:45

Räbin, Danke fürs Antworten für mich. Habe gerade genug eigene Themen und nicht den Kopf mich auf so einen Thread wie diesen einzulassen.
Ja, das was Du schreibst, ... und, es sollte sich über die Therapiejahre hinweg etwas verändern, vom anfänglichen Erleben es nicht selbst zu sein hin zum Bewusstsein, dass man das selber ist. Wenn ein Disler nach X Jahren Psychotherapie immer noch darauf besteht, das alles nicht selbst zu sein, dann stimmt meiner Meinung nach in dessen Therapie was nicht.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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Lockenkopf
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Beitrag Do., 07.04.2016, 09:28

Ja Jenny, das war meine Vermutung.
Das würde aber auch bedeuten, das Disler sich grundsätzlich nicht einig darüber werden könnten, was die allen bekannten Ausprägungen ihrer Störung sind.

Und was die fehlende Entwicklung während der Psychotherapie angeht, so ist diese wohl bei jeder Störung ein Zeichen das die Psychotherapie nicht richtig läuft.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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stern
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Beitrag Do., 07.04.2016, 09:48

Ich denke, die Bezeichnung "Personen" ist auch schlichtweg unglücklich gewählt... denn im Grunde sind diese sog. anderen Personen unterschiedlich aktivierte neuronale Muster/Netzwerke *) eines Menschen. *) oder wie auch immer man das bezeichnen mag.
Die multiple Persönlichkeit denkt nicht: Ich bin widersprüchlich. Heute halte ich das für richtig und morgen das Gegenteil, je nachdem, aus welcher Perspektive ich die Welt betrachte und was ich durch meine Betrachtungsweisen bewirken will.
Die multiple Persönlichkeit denkt: Für mich ist alles klar, aber es gibt andere Personen in mir. Die sehen die Sache anders.
http://www.seele-und-gesundheit.de/diag ... hkeit.html
In jedem Fall ist es nicht so, dass der von DIS-Patienten so bezeichnete Uno im allgemeinen einfach und einheitlich gestrickt ist.
Zuletzt geändert von stern am Do., 07.04.2016, 10:09, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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umso mehr Fliegen sitzen drauf
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(alte Weisheit)

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Jenny Doe
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Beitrag Do., 07.04.2016, 10:07

Das würde aber auch bedeuten, das Disler sich grundsätzlich nicht einig darüber werden könnten, was die allen bekannten Ausprägungen ihrer Störung sind.
Zustimm, Lockenkopf. Deshalb finde ich auch diesen Thread schräg und unglaubwürdig, wenn ein einziger DISler seine eigene subjektive DIS beschreibt, aus dieser Forderungen für alle DISler ableitet und sagt "DIS ist grundsätzlich so wie ich sie wahrnehme" und zudem auch noch andere (mit Vorliebe Unos) beschimpft (hier Stern) - nur weil diese die Wahrnehmung dieses einen DISlers in Frage stellen -, sie hätten ja keine Ahnung von der DIS.

Das ist im Übrigen bei jeder Störung so. Auch meine Angststörung weicht in vieler Hinsicht gravierend von der Angststörung anderer ab. Ich könnte genausowenig sagen "Angst ist grundsätzlich so und so und jeder, der das in Frage stellt hat keine Ahnung davon, was Angst ist". Wie ich meine Angst erlebe ist individuell und subjektiv und nicht auf andere verallgemeinbar. Schon allein daran zu erkennen, dass meine Angsttherapie individuell auf mich abgestimmt ist.

Hallo Stern
Die multiple Persönlichkeit denkt nicht
Auch das ist wieder so etwas allgemeingültig Formuliertes, so als wäre es bei allen DISler so, als würden alle DISler das Gleiche denken, als wäre das Denken aller DISler gleich gestrickt, so als würden alle DISler dieser Welt nach Schema F funktionieren... Dem ist jedoch nicht so.
Zuletzt geändert von Jenny Doe am Do., 07.04.2016, 10:30, insgesamt 1-mal geändert.
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Candykills
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Beitrag Do., 07.04.2016, 10:09

stern hat geschrieben:Ich denke, die Bezeichnung "Personen" ist auch schlichtweg unglücklich gewählt... denn im Grunde sind diese sog. anderen Personen unterschiedlich aktivierte neuronale Muster/Netzwerke *) eines Menschen. *) oder wie auch immer man das bezeichnen mag.
Die multiple Persönlichkeit denkt nicht: Ich bin widersprüchlich. Heute halte ich das für richtig und morgen das Gegenteil, je nachdem, aus welcher Perspektive ich die Welt betrachte und was ich durch meine Betrachtungsweisen bewirken will.
Die multiple Persönlichkeit denkt: Für mich ist alles klar, aber es gibt andere Personen in mir. Die sehen die Sache anders.
http://www.seele-und-gesundheit.de/diag ... hkeit.html
In jedem Fall ist es so, dass der von DIS-Patienten so bezeichnete Uno so im allgemeinen einfach und einheitlich gestrickt ist.
Die zitierte Aussage trifft auch mich zum Beispiel so gar nicht zu!
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)


mio
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Beitrag Do., 07.04.2016, 18:24

stern hat geschrieben: In jedem Fall ist es nicht so, dass der von DIS-Patienten so bezeichnete Uno im allgemeinen einfach und einheitlich gestrickt ist.
Das hat auch keiner behauptet. Natürlich können auch "Unos" widersprüchlich sein und ganz viele verschiedene Facetten haben. Nur dass diese Facetten dann eben "anders" bzw. "besser" miteinander verknüpft sind. Das ist doch mit der Kern des Störungsbildes bei DIS, dass die "normalen" Verknüpfungen je nach Ausprägung teils oder sogar ganz fehlen.

Wenn ich zB. für ein (eigenes) "Verhalten" amnestisch bin, dann ist es schwer zu sagen: Ja, das habe ich getan. Schlicht und ergreifend aus dem Grund, dass ich mich gar nicht daran erinnern kann, das getan zu haben. Oder was vollkommen anderes erzählt zu haben, als "ich" erzählen würde, eine völlig andere Meinung zu haben oder völlig andere Vorlieben. Ich bin dann darauf angewiesen, den Menschen, die mir das erzählen zu glauben. Auch wenn ich eigentlich der Meinung bin: Nein, sowas würde ich nie tun, sagen, mögen etc. und das für MICH so stimmt. Trotzdem habe "ich" es getan. Ich frage mich wirklich, was daran so schwer zu verstehen ist? Das ist einfach was "anderes" als "schlichte" Widersprüchlichkeit, weil ich mich an die Widersprüche ja im Zweifel nicht mal erinnern kann und es schwer ist sowas zu glauben, wenn man selbst nicht mal einen "Funken" Erinnerung daran hat das getan oder gesagt zu haben, wenn da nichts ist als ein großes schwarzes Erinnerungsloch. Ich meine, da könnten mir ja andere auch sonst was für Märchen erzählen...das dann glauben zu können, da gehört dann schon viel Vertrauen dazu bzw. zumindest stichhaltige Beweise.

Trotzdem musste ich zB. Zeit meines Lebens die Verantwortung für Dinge übernehmen, von denen ich teils keine blasseste Ahnung hatte. Ich konnte mich nicht erinnern sie überhaupt "getan" oder "erlebt" zu haben noch war ich der Meinung, dass ich sowas jemals täte. Und ich spreche da auch von "harmlosen" Sachen, also gar nicht mal so von "problematischen" Verhaltensweisen anderen gegenüber. Ich entschuldige mich in der Tendenz zB. für jeden Rotz den mir jemand vorwirft, weil ich es gewohnt bin besser auf nichts zu bestehen, woran ich mich nicht absolut sicher erinnern kann. Und absolut sicher heisst für mich: Überprüfbar. Selbst meiner eignen "klaren Erinnerung/Wahrnehmung" musste ich erst wieder "trauen" lernen in der Therapie.

Zu sehr bin ich darauf getrimmt, mir selbst im Zweifel weniger zu glauben als anderen. Nicht, weil ich selbstunsicher bin, sondern weil andere einfach häufig tatsächlich mehr erinnern als ich selbst. Das ist (bzw. mittlerweile größtenteils war) einfach ein FAKT.

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Lockenkopf
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Beitrag Do., 07.04.2016, 18:38

Jenny Doe hat geschrieben:
Wie ich meine Angst erlebe ist individuell und subjektiv und nicht auf andere verallgemeinbar. Schon allein daran zu erkennen, dass meine Angsttherapie individuell auf mich abgestimmt ist.
Ja und das ist immer so. Eine erfolgreiche Therapie (ganz gleich welcher Art) ist immer auf die individuellen Probleme des Pat. abgestimmt.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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