Schizoide Persönlichkeitsstörung vs Borderline

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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jamais-plus
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Schizoide Persönlichkeitsstörung vs Borderline

Beitrag Di., 31.03.2009, 11:40

Hallo,

ich bin neu hier, und ich habe da ein Problem, das mich momentan sehr beschäftigt und total aus der Bahn geworfen hat.

Wahrscheinlich gab es auch schon hundert andere Threads zu diesem Thema. Nichtsdestotrotz habe ich mich dazu entschieden einen neuen Thread aufzumachen, weil mein Thema einerseits doch etwas länger ist und andererseits speziell.

Ich war vor einem Jahr in der Klinik, wo mir mein Therapeut eröffnete, dass ich unter einer BPS leiden würde. Er wollte diese Diagnose allerdings für den Klinikbericht aus diversen Gründen etwas modifizieren, so dass das Wort "Borderline PErsönlichkeitsstörung" nirgends auftaucht.

Nun habe ich mir von meiner Ärztin den Klinikbericht geholt und festgestellt, dass er zwar nirgends diese Diagnose aufgeführt hat, dafür aber folgender Satz (ICH ZITIERE WÖRTLICH) "(...) ist von einer schizoiden Neurose auszugehen(...)mit Kontaktschwäche und Entfremdungserlebnisse(...)" . Nun habe ich erst einmal im Internet nach der Definition des Ausdrucks "Schizoide Neurose" gesucht, und dabei festgestellt, das dieser Ausdruck von Psychoanalytikern für Schizoide PS verwendet wird. (was mir natürlich nicht gepasst hat)

Ich wüsste gerne von anderen Betroffenen der Schizoiden PS ob sie folgende Symptome kennen oder ob das doch mehr der Borderline PS zuzuschreiben ist (Ich weiß zwar, dass ich zur endgültigen Abklärung einen Facharzt konsultieren muss, mir ist es aber wichtig hier jetzt etwas Klarheit zu schaffen - in die eine oder andere Richtung - weil es mich wirklich sehr belastet)

Ich zähle am besten hier mal meine Symptome auf:

Ich leide seit längerem unter einer Essstörung (momentan symptomfrei), mindestens ebenso lange unter selbstverletzendem Verhalten (was je nach Gemütslage schubweise stärker oder schwächer auftritt - momentan habe ich es leider gar nicht im Griff), dann neige ich zu "Hochrisikoverhalten" (was ich genau mache, möchte ich hier nicht sagen, aber objektiv betrachtet, ist es gefährlich, aber ich brauche das einfach, um mich zu spüren), ich dissoziere, ich neige sehr zu schwarz-weiß-Denken bzw. -fühlen (wenn ich versuche, es zu unterbrechen, falle ich sofort in einen dissoziativen Zustand), ich neige sehr stark dazu andere Personen zu idealisieren (sollte diese PErson allerdings etwas machen, was nicht meinen Vorstellungen entspricht, hasse ich sie total.) usw. das ist immer so ein Wechsel., desweiteren stehe ich eigentlich jeden Tag unter einer nervösen Anspannung, die teilweise schon in der Früh da ist (vor allem, wenn ich schlecht geträumt habe)

Aber ebenso erkenne ich mich auch teilweise in den Beschreibungen der Schizoiden PS: Es ist z. B. so, dass ich schon dazu neige, einzelgängerisch zu sein, wobei ich mir allerdings wünsche, dass es anders wäre. Ich wurde früher gemobbt, wahrscheinlich erklärt das meine Angst vor Menschen, bzw. MEnschentypen. Ja, ich bin kontaktscheu, doch bin ich deswegen gleich schizoid?

In der Klinik in der ich war, habe ich mich beispielsweise nicht auf mein Zimmer zurückgezogen und ich hatte auch nicht das Bedürfnis das zu tun. Stattdessen habe ich mich meistens im Gemeinschaftsraum aufgehalten, und mich dort auch an den Gesprächen - wenngleich meist passiv - beteiligt. Auch in den Gruppentherapien blieb ich meist zurückhaltend und still, teilweise war es sogar so, dass ich auf Nachfrage bzw. direkte Fragen nicht antworten konnte, weil ich eben in eine Art "Starre" verfiel (keine Ahnung, ob das das richtige Wort ist), Tatsache ist jedoch, ich bin sehr schüchtern und beteilige mich nur selten an Gesprächen (v. a. wenn diese Gespräche in einer größeren Gruppe stattfinden), und ich habe auch Angst vor der Bewertung anderer, v. a. wenn mir dieser Mensch wichtig ist.

Ich würde mich wirklich sehr freuen, wenn ihr mir hier antworten würdet, nach was es für euch klingt, und ob das typisch schizoid ist (v.a. dass mit dem Schwarz-Weiß-Fühlen und dem SVV). Auch würde ich mich über Berichte von anderen schizoiden freuen, wie ihr euer Leben erlebt.

Es hat lange genug gedauert, bis ich mich mit der Diagnose BPS zurechtgefunden habe, wenn ich das jetzt doch nicht habe, dafür aber eine Schizoide PS.......oh mann, ich könnte heulen, ich bin jetzt schon wieder am Zittern.

Eure Rückmeldungen und Meinungen sind mir sehr wichtig.

jamais-plus

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Gärtnerin
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Di., 31.03.2009, 18:42

Hallo jamais-plus,

ich bin zwar nicht betroffen von der Schizoiden PS, aber ich habe die Diagnose Asperger-Syndrom, die von den Symptomen her teilweise recht ähnlich ist. Und nachdem dir bisher noch keiner geantwortet hat, dachte ich, ich schreibe einfach mal was aus meiner Sicht.

Erstens: Du schreibst, dein Kliniksbericht wurde "aus diversen Gründen etwas modifiziert". Meinst du nicht, dass du deshalb dem, was der Klinikstherapeut dir gesagt hat, mehr trauen kannst als dem, was er nachher geschrieben hat?

Zweitens: Psychische Erkrankungen bzw. Persönlichkeitsstörungen müssen nicht immer in reiner, lehrbuchtypischer Form auftreten - und tun das in den meisten Fällen auch nicht. Du kannst durchaus Symptome von verschiedenen Störungen haben. Nur weil einige Symptome passen, musst du noch längst keine "ausgewachsene" Schizoide PS haben.

Drittens: Ärzte haben auch nicht immer recht bzw. wissen nicht alles. Ich selber hatte in meiner Therapielaufbahn schon ganz viele verschiedene Diagnosen. In manchen habe ich mich ganz gut wiedergefunden, andere waren komplett daneben. So wurde mir z.B. wegen meines Untergewichts eine Essstörung angedichtet, oder ich landete wegen meiner Selbstverletzungen in der Borderline-Ecke. Die Diagnose Asperger-Syndrom, in der ich mich am besten wiederfinde, habe ich durch Zufall im Internet selber entdeckt (und inzwischen ärztlich bestätigen lassen). Heute weiß ich durch den Kontakt mit anderen Betroffenen, dass SVV beim Asperger-Syndrom ziemlich häufig ist, aber in den Diagnosekriterien ist es nicht aufgeführt. Deshalb halte ich solche Symptomlisten zur Diagnosestellung nur für bedingt tauglich.

Du kennst dich selber am besten. Deshalb lautet die wichtigste Frage: In welcher Diagnose findest DU dich denn besser wieder? Ganz egal was in deinem Kliniksbericht steht, so entscheidest doch DU, wie weit du den Kopf in diese Schublade stecken willst!!!

Liebe Grüße,
die Gärtnerin
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

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MelaNiete
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Beiträge: 141

Beitrag So., 12.04.2009, 19:33

Hallo jamais-plus,

Willkommen hier!

Ich selber habe zwar weder eine Borderline-Störung noch eine Schizotype Störung, hatte jedoch durch meine Arbeit in der Krankenpflege sowie durch meine Klinikaufenthalte schon mit solchen Leuten zu tun und kann Dir daher schreiben, daß Du Dich definitiv nicht so ausdrückst wie jemand, der tatsächlich schizoid ist.
Außerdem ist es sehr auffällig, daß sämtliche Persönlichkeitsstörungs-Diagnosen immer häufiger vergeben werden – auch in Fällen, in denen nur ein kleiner Bruchteil der entsprechenden Symptome zutrifft und die Diagnose eigentlich nicht gerechtfertigt ist (beispielsweise hat jemand, der sich selbst verletzt, nicht unbedingt eine Borderline-Störung, und es gibt wohl mehr phantasiebegabte Einzelgänger ohne Schizotype Störung als mit) – und daher zunehmend an Aussagekraft verlieren.

VG, Melanie
Dosis sola venenum facit. (Paracelsus)

Über mich: viewtopic.php?f=34&t=6483
Dort schreibe ich auch: Depri.ch – Psychiatriegespraech.de

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soraya
sporadischer Gast
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Beiträge: 19

Beitrag So., 12.04.2009, 21:07

Hallo,

die Diagnose Borderline und schizoide Persönlichkeitsstörung können gemeinsam gegeben sein. Bei mir ist das so.

Ich persönlich könnte jetzt nicht immer sagen, welches meiner Symptome welcher Diagnose zuzuschreiben sind. Manchmal ist es einfach, manchmal vermischt sich vieles. Manches Symptom verdeckt ein anderes, manche Symptome treten mal stärker mal weniger stark auf.

Aber mittlerweile ist mir egal, was sich wie nennt, wichtig ist, das mein Thera mit den sich manchmal konträr verhaltenden Verhaltensweisen umgehen kann. Ich neige eigentlich eher dazu meine Gefühle nicht äussern zu können, habe aber auch immer mal wieder borderlinetypische Gefühlsausbrüche, die ja bei einer schizoiden PS eher so nicht vorkommen.

Lange Rede kurzer Sinn, es kann durchaus vorkommen das man sowohl Borderliner als auch eine schizoide PS hat...

lg

soraya

PS: schizoid ist nicht gleich schizotyp und auch nicht schizophren. Kleiner aber feiner Unterschied...

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