Innerer Ankläger

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Nitrat
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Innerer Ankläger

Beitrag Fr., 08.04.2011, 12:32

Hallo Leute!

Ich nehme an, viele von Euch werden mit dem Ausdruck "innerer Ankläger" etwas anzufangen wissen.
Ich selbst bin bisher, abgesehen von verschiedenen
esoterischen Interpretationen - mit denen ich samt und sonders nicht allzuviel anzufangen weiss
nur im Zusammenhang mit der Logotherapie und der Traumatherapie fündig geworden.
Hierbei wird ein Bezug zu einem "gnadenlosen" überfordernden ÜberIch, zu Introjekten und zu traumatischen Ereignissen hergestellt.
Jedoch habe ich keine Hinweise finden können, die mir den Umgang mit diesem manchmal "nur" lästigen und dann doch wieder quälenden Phänomen erleichtert hätten.

Was ich bisher (für mich) herausfinden konnte:

Die Stimme des Anklägers lügt sehr, sehr oft.
Er/Sie untertreibt oder übertreibt jeweils durchgängig zu meinen Ungunsten.
Er/Sie ist Argumenten nicht zugänglich
Er/Sie ist Opportunist (soll heissen nützt echte Lebensereignisse zB Krisen im Job für sich aus)
Emotionen (vA Wut, Angst, aber auch Trauer - besonders perfide finde ich) machen ihn/sie stärker.
Er frisst die Lebensfreude, soviel wie er/sie eben davon fressen kann.

Er/Sie hat keine echte sinnliche Qualität (Abgrenzung zur Halluzination; es könnte jedoch sein, zumindest kann ich mir gut vorstellen, dass es so sein könnte, dass hierbei Übergänge möglich sind)

Es sind Gedanken; automatisiert?, kommentierend, abwertend, störend, spottend, aufdringlich, skrupellos, auch schon mal drohend,....

Zen-Meditation hilft birgt aber ein gewisses Suchtpotential.

Sedativa helfen (Benzos; Tees) gilt aber das Gleiche wie für Zen-Meditation
(Kann doch nicht sein, dass ich mein ganzes Leben auf Valium sein muss, finde ich!)

Am Abend (vor dem Einschlafen) und bei Stresssituationen gibts durchgängig einen "Großangriff".

Sport/Bewegung/Nicht-Erstarren sind hilfreich

Freude/Humor vertreibt den/die AnklägerIn vollständig aber nur vorrübergehend.

Konkrete Anklagen ("Das schaffst Du nicht!") auf die Probe zu stellen, kann helfen; birgt aber auch Risiken
zB "es" dann wirklich nicht zu schaffen oder aber diesbezüglich in ein starres Verhaltensmuster zu verfallen.

Für Hinweise jeglicher Art dankbar
verbleibe ich mit zur Zeit weitgehend nicht sehr angespannten Grüssen
Nitrat

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debussy
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Beitrag Fr., 08.04.2011, 13:19

was will der ankläger? kannst du dir das erklären?

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Nitrat
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Beitrag Fr., 08.04.2011, 13:47

debussy

Kann ich nicht.
Ein "Wille" setzt jedoch eine Entität voraus, die zu einem solchen Fähig ist.
Unter diesen Voraussetzungen bleiben eigentlich nur zwei Möglichkeiten offen:
1. Es handelt sich um einen Wesensanteil von mir.
gehen wir davon aus, dass es so ist-->
Was ich will ist "Erlösung"; Befreiung; von meinen Eltern geliebt und wertgeschätzt werden als Mensch
(unerfüllbar)
die Lösung in diesem Fall für mich wäre diesem nur allzu menschlichen Willen adieu zu sagen
bislang nicht gelungen, denn dafür müsste ich andere, wertvolle Wesensanteile von mir opfern
(zumindest sehe ich das so, ist vielleicht ein Irrtum)

2. Es handelt sich nicht um einen Anteil von mir:
2 Verzweigungen--> a) es ist eine fremde Macht:
Hallo Esoterik und Ballaballa
b) es ist etwas (traumatisch) auf/eingeprägtes im Sinne von traumatischer Belastungsreaktion/Konditionierung/Gehirnwäsche
(könnte durchaus sein; persönliche Biographie wird hier nicht in allen Einzelheiten in's Netz gestellt).

2b halte ich für am wahrscheinlichsten.

Deshalb kann ich nur mit einer Gegenfrage antworten, obwohl sich das nicht gehört, ist aber nicht bös gemeint.

Was will ein Trauma/was wollen viele Traumata?

mfG

PS: Von der Variante, dass mir mein UN(TER)BEWUSSTES in Form des Anklägers eine Chance bieten will vergangene Kämpfe nochmal auszutragen um diesmal in der Lage zu sein mich zu behaupten..... komme ich eigentlich auch immer mehr ab
(bin des Kämpfens schon ziemlich müde und habe vor jetzt offensiver diesem Ankläger auf den Pelz zu rücken; FRAGT SICH NUR WIE?)

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lachansonette
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Beitrag Fr., 08.04.2011, 13:54

hallo nitrat,


diese inneren kämpfe und anklagen und verfolgungen sind mir sehr gut bekannt.
für mich hat es sich herauskristalisiert, dass es in direktem zusammenhang mit meiner kindheit und den dort infiltrierten und eingepflanzten ansprüchen steht.
soll bedeuten: auch wenn cih nciht die stimme meiner mutter (und meiner großmutter) höre, so sind es doch ihre doktrine, die mich einschränken, quälen, piesaken und gängeln.

und immer wieder in der therapie: ich erzähle, welche ängste und gedanken und verunsicherungen hochkommen und mein therapeut fragt: und, wer soll ihnen da ein okay geben? wessen moralvorstellungen wollen sie da erfüllen? wo haben sie diese form der verunsicherung schon gespürt?

und die antwort ist immer die gleiche: meine mutter

und auch wenn das ncith die lösung schlechthin ist, hilft es, es immer wieder zu entdecken, immer wieder abzugrenzen und zu üben, zu üben, zu üben diese gefühle von meinen eigenen abzugrenzen.

ich weiß nicht, ob dir diese gedanken weiterhelfen, aber gesagt haben wiollt ichs mal

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Nitrat
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Beitrag Fr., 08.04.2011, 14:09

Herzlichen Dank lachansonette!

Ob es mir hilft? Es hilft sicher, zunehmend öfter zu erkennen, dass ich mich mit diesem Problem in guter Gesellschaft befinde!

mfG

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SamuelZ.
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Beitrag Fr., 08.04.2011, 14:12

Hallo Nitrat,
auch ich könnte ein Liedchen von den nervenzehrenden, bohrenden und nagenden Attacken des inneren Kritikers singen.
Dein Ausgangsposting fand ich super, weil du diese Stimmen mit deinen Beschreibungen so deutlich dingfest gemacht hast. Das hilft bei der schnellen Wiedererkennung.

Die Gefühle, die bei den Attacken in mir entstehen, deute ich als Kindheitsgefühle. Es sind die Gefühle von Ausgeliefertsein, Hilflosigkeit und Angst, die ich als Kind erfahren haben und die sich wohl als Traumaerfahrung immer wiederholen.

Die Aufgabe sehe ich darin, diesem Kind, das damals allein war, einen guten Erwachsenen zur Seite zu stellen. Das kannst du selbst sein, dein Anteil, der sich heutzutage gut schützen kann und bei ähnlichen Angriffen sofort zurückschießt bzw. in Deckung geht. Das setzt voraus, dass du dich zunächst von deinen Gefühlen distanzierst, indem du dir sagst: Ich habe ein Gefühl, ich habe diese Stimmen in mir, aber ich BIN SIE NICHT.

Dann könntest du dir vorstellen, dein Therapeut sei in diesen Momenten bei dir und rede mit deinem gemarterten Kind-Ich. Er ist in der Lage, den Kritikerstimmen sehr viel Positives entgegenzuhalten.

Ein interessantes Buch zum Thema:
Bild
Das Buch beschreibt die Mechanismen sehr schön, bietet aber auch kein Patentrezept.

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lachansonette
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Beitrag Fr., 08.04.2011, 14:15

ich weiß, dass es in den situationen, in denen dein innerer ankläger wütet, schwer ist, abstand zu nehmen und mit dem wissen, dass es ihn gibt, auf die situation zu schaun. was mir noch hilft, ist, wenn ich in dieser situationen gerade mit freunden zusammen bin, denen ich vertrauen kann. und es dann ansprechen kann. meine panik, meine unsicherheit. einfach mal nachfragen: du, wie empfindest du gerade die situation? wenn man sich schon nciht auf sich selbst verlassen kann, dann ist es wichtig, leute zu haben, die einem den klaren blick verschaffen, wenn es einem den blick trübt....

und: nein, du bist nciht allein. und damit auch nicht "verrückt" oder "abnormal".

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SamuelZ.
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Beitrag Fr., 08.04.2011, 14:33

Es könnte auch hilfreich sein, sich wie ein Mantra, gewisse Sprüche immer wieder zu sagen:
"Ich bin da anderer Meinung."
"Du hast natürlich das Recht auf eine eigene Meinung."
"Das ist eine pauschale Unterstellung."
"Jetzt halt mal 10 Minuten deine Klappe"
uvm.
Es ist m.E. wichtig, einen eigenen Fluss an Gegenstimmen wie eine Mauer gegen die Angriffe zu errichten. So bleibst du bei dir.

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debussy
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Beitrag Fr., 08.04.2011, 15:06

hallo,

deine gegenfrage kann ich leider nicht beantworten.

aber eine sache ist mir beim lesen aufgefallen, die mich etwas irritiert hat.

innerer ankläger?? für mich ist das, was du schreibst keine anklage.
das ist ein miesmachen. diese stimmen sind miesmacher, aber keine ankläger.

vielleicht nicht hilfreich aber:

irgendwann im laufe der entwicklung (kindheit) manifestiert sich ein selbstbild, das stark von außen geprägt wurde.
zum beispiel: ich bin ein versager.

später unternimmt unser unterbewusstsein alles(!!), damit sich dieses bild nicht zerstört.
und wenn alles strick reißen, dann erfindet es halt einen miesmacher, der das bild erhält. auf der anderen seite fühlen wir uns aber leider ganz wohl damit, weil es uns sehr gut bekannt ist. und anstatt den schalter umzulegen, lassen wir diesen trottel lieber weiter stenkern, anstatt uns auf ein neues bild, das uns völlig fremd ist, einzulassen.

ich bin für eine radikalkur. diesen idioten kann man leider mit "tricks" nicht mundtot machen. der lässt sich nicht vertreiben. und wenn man glaubt, man hat ihn endlich von der pelle, steht er schon wieder auf der matte und unkt!
das heisst, dass ich glaube, nur mit brachialer gewalt diese stimmen zu besiegen.
zum beispiel mit einer psychotherapie, die erst dann zu ende ist, wenn dieser stimme das endgültige gar aus gemacht wurde.

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(V)
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Beitrag Fr., 08.04.2011, 16:48

Habe neulich in diesem Zusammenhang einen sehr guten Hinweis gefunden: Alle Persönlichkeitsanteile - ganz egal ob gesund integriert oder dissoziert, grundlegend, vermeintlich böse oder auch freundlich gesinnt - haben eine POSITIVE Absicht. Das sollte man als Metapher verstehen ihnen eine eigene Entenität zuzuschreiben, nicht wortwörtlich gemeint.

Was könnte ein "innerer Ankläger" in deinem Sinne also POSITIVES für dich bewirken wollen? Rein theorethisch? Dich vor Schmerz und Leid beschützen.

Nehmen wir deinen Beispielsatz: "Du schaffst das nicht."
Wenn damit verhindert wird, dass du etwas versuchst, kann dir das a) Enttäuschungen ersparen oder b) in der Kinderheit erlebte Strafen für Versagen. Auch andere Interpretationen wären denkbar, beispielsweise hat sich in meiner Kindheit Resignation (lieber nichts machen, sich seelisch tot stellen) als Überlebensstrategie erwiesen. Als Erwachsene WILL ich dies bewusst natürlich nicht mehr, gibt es nicht wirklich noch Grund dazu. Spüre ich jetzt also Tatendrang, dann kommt diese Anteil in mir zum Vorschein, eben zum Beispiel mit solchen Gedanken wie "Du schaffst das eh nicht!" und versucht mich quasi aus alter Gewohnheit daran zu hindern, denn ich habe verinnerlicht, dass in irgendwas Erfolg zu haben psychisch bestraft wurde und ich nur in Ruhe gelassen wurde, wenn ich so tat als ob ich unfähig, faul oder desinteressiert bin.

Ich empfand es für mich als hilfreich, mich auf dieses Gedankenmodell auch hinter negativen inneren Stimme stecke eine positive Absicht, einzulassen. Als ich dies tat, konnte ich die positiven Effekte meist relativ schnell erkennen und es half mit dem Umgang damit.


Edit:

Ein gutes Stichtwort zu diesem Thema: "sekundärer Krankheitsgewinn".

Nichts hat nur Vor- oder nur Nachteile. Jedes Symptom hat auch seine gute Seiten, auch wenn man sich das manchmal nicht eingestehen will. Gegen negative innere Stimmen anzukämpfen (gegen sich selbst zu kämpfen) hat i.d.R. wenig Sinn. Sich mit ihne anzufreunden und ihre positiven Seiten zu sehen schon eher.

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Blaubaum
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Beitrag Fr., 08.04.2011, 17:24

Nitrat hat geschrieben:Zen-Meditation hilft birgt aber ein gewisses Suchtpotential.
Was macht die Meditation mit Dir, bzw. was tust DU beim meditieren, und inwieweit hilft es Dir?
spezialisten wissen zuerst viel über wenig und am ende alles über nichts

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stern
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Beitrag Fr., 08.04.2011, 18:16

Jedoch habe ich keine Hinweise finden können, die mir den Umgang mit diesem manchmal "nur" lästigen und dann doch wieder quälenden Phänomen erleichtert hätten.
Schau mal hier:
... 467&sr=1-1
Da findest du vielleicht auch ein paar Möglichkeiten des Umgangs damit... zumindest sind dem Buch 2 Kapitel gewidmet: "Der pathologische Kritiker" und "Den Kritiker entwaffnen"... und mit Selbstachtung hat es ja insges. auch viel zu tun. Bzw. solchen "Stimmen" können das Selbstwertgefühl gut und gerne konterkarieren. Und in der Beschreibung des Buches (das ich btw. sogar selbst habe *g*) heißt es auch: "In diesem Buch geht es darum, wie Sie Selbstverurteilungen unterbinden und alte Wunden der Selbstablehnung heilen können." Mit esoterischem Gedankengut hat es also nix zu tun... vielmehr ist das Phänomen eines, das -wie du auch schreibst- sehr viel Menschen vertraut sein dürfte... und deswegen beschäftigt sich auch die seriöse PT damit (aber vermutlich auch einige esoterische Strömungen, von den ich aber selbst auch nix halte).
nur im Zusammenhang mit der Logotherapie und der Traumatherapie fündig geworden.
Hierbei wird ein Bezug zu einem "gnadenlosen" überfordernden ÜberIch, zu Introjekten und zu traumatischen Ereignissen hergestellt.
Ein Traumazusammenhang muss nicht bestehen... persönlich definiere ich den Traumabegriff eher eng, aber das kann und will ich für dich natürlich nicht abschätzen. Verwirrung über die Bezeichnung, Entstehung und den Umgang mit dem "inneren Kritiker" kommt dadurch zustande (zumindest für mich ), dass es je nach Therapieschule die unterschiedlichsten Ansätze (und mithin auch Bezeichnungen und Strategien des Umgangs) zu solchen Phänomenen zu geben scheint... also z.B. in der Psychoanalye wäre er vermutlich das z.B. das Über-Ich (bzw. ein Teil davon). Transaktionsanalyse: Eltern-Ich, usw. Aber eine solche Wortglauberei möchte ich an dieser Stelle nicht weiter betreiben, weil's nicht viel bringt.

In jedem Fall sehe ich es (ähnlich wie debussy) als eine Art negative Programmierung, die im Laufe der Entwicklung eingeprägt wurde... und evtl. auch das Selbstbild formen kann (je nachdem wie weit es verinnerlich wird). So eine Art kognitives oder emotionales Muster/Programm, das -wenn das Programm in best. Situationen angeschalten wird- wieder durchlaufen wird (kann sich auch automatisiert anfühlen). Und wie gesagt: Mit Trauma muss das nix zu tun haben... sondern im Prinzip braucht man jemanden nur oft genug irgendwelchen Mist erzählen, und es hinterließe auch Spuren. Vermutlich sind Kinder je jünger sie sind, umso leichter negativ "programmierbar"... aber auch positive Botschaften würden wohl über einen ähnlichen Mechanismus im Rahmen einer normalen und gesunden Entwicklung das Selbstbild formen und verinnerlicht werden (via Introjektion als Vorstufe für z.B. die Identifikation - wenn man psychoanalytische Begrifflichkeiten verwendet).

Ich hab' schon angedeutet, dass es verschiedene Wege gibt, damit umzugehen... am besten fahre ich mit dem von Gothika beschriebenen Weg:
Gothika hat geschrieben:Gegen negative innere Stimmen anzukämpfen (gegen sich selbst zu kämpfen) hat i.d.R. wenig Sinn. Sich mit ihne anzufreunden und ihre positiven Seiten zu sehen schon eher.
Also den Nutzen solcher Stimmen herausfiltern. Kann individuell ganz unterschiedlich sein, der Buch-Link gibt auch weitere Anhaltspunkte für die Motive des Kritikers... z.B. Schutz vor ansonsten auftretenden Gefühlen (die durch den Kritiker überlagert werden). Könnte vielleicht für dich etwas dran sein, weil du oben geschrieben hast: "Emotionen (vA Wut, Angst, aber auch Trauer - besonders perfide finde ich) machen ihn/sie stärker". Auch folgendes klingt als Motiv plausibel: "von meinen Eltern geliebt und wertgeschätzt werden als Mensch".... insbes. wenn man sich dann (unbewusst) an solchen (Eltern-)Stimmen ausrichtet, um sich (vermeintlich) so Liebe oder Anerkennung zu verdienen. Gibt aber x Möglichkeiten. Daher bleibt nur selbst in sich zu hören . Und das (Sinn) kann ich dann auch annehmen, und über diesen Weg diese Kritiker-Stimmen (hoffentlich noch zunehmend) verändern/wandeln (obwohl ich solche "Stimmen" auch als fremd/"stimmt nicht" erlebe, zumindest wenn ich bei "klarem Verstand bin" *g*).
Zuletzt geändert von stern am Sa., 09.04.2011, 07:52, insgesamt 8-mal geändert.
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stern
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Beitrag Fr., 08.04.2011, 19:26

(oben noch etwas ergänzt... und muss daher Thread teilen)

Mit sekundärem Krankheitsgewinn, wie Gothika schreibt, hat der Zwecke eines solchen psych. Mechanismus aber IMO gar nichts zu tun, per se zumindest nicht. Und wie gesagt: Schlichtweg je nach Ansatz/Therapieströmung oder auch individuell können solche Stimmen als Selbstanteil bzw. Wesensteil gesehen und behandelt werden oder eben nicht. Da du es auch eher als "fremdes/Lüge" erlebst, wäre eine weitere Alternative, die als möglich gesehen wird: "Bekämpfen", als "fremdes" deklarieren, das nicht zum eigenen Wesen gehört... und auf einem solchen Weg irgendwann auspflanzen. Bei mir funktionierte das bisher nur teilweise. Soll aber zumindest funktionieren können. Evtl. wie SandyZ beschreibt: Andere Stimmen dagegen halten. Auch das Beiseite-stellen einer fiktiven guten Erwachsenenfigur, wie sie beschreibt, kann ich mir gut vorstellen... erfordert dann etwas spielerisches, imaginatives Vorgehen. Um solche Kritiker-Stimmen temporär zum Schweigen zu bringen, bin ich auch teils radikaler vorgegangen, indem ich dagegen hielt/widersprach. Oder notfalls auch deutliche Distanzierung durch Ablenkung oä (aber letzteres hilft eh nur temporär). Und nee: Bekloppt bin ich nicht, auch wenn sich der Eindruck beim Lesen aufdrängen könnte .

Im Alleingang finde ich das so oder so eher schwer... evtl. über PT nachdenken. Nachtrag:
1. Es handelt sich um einen Wesensanteil von mir.
gehen wir davon aus, dass es so ist-->
Was ich will ist "Erlösung"; Befreiung; von meinen Eltern geliebt und wertgeschätzt werden als Mensch
(unerfüllbar)
die Lösung in diesem Fall für mich wäre diesem nur allzu menschlichen Willen adieu zu sagen
bislang nicht gelungen, denn dafür müsste ich andere, wertvolle Wesensanteile von mir opfern
(zumindest sehe ich das so, ist vielleicht ein Irrtum)
Wieso wäre trauern über unerfüllbare Wünsche (was dann auch eine normale Reaktion wäre) mit der Opferung von Wesenanteilen (wenn sie es denn überhaupt sind) verbunden? Ich denke, dass Wesensanteile dadurch nicht aufgelöst werden. Wenn an dieser Hypothese etwas dran ist, könnte ich mir hingegen schon vorstellen, dass es helfen könnte, das zu betrauern.... vielleicht weil dich die Stimme dann nicht mehr so jagt, das zu befolgen, was dir eingepflanzt wurde (sicher bin ich jedoch nicht, wie solche "Ankläger-Stimmen" darauf reagieren, hm). Aber wie gesagt: Horch' in dich rein, was in dir vorgeht... kann ganz individuell sein.
Zuletzt geändert von stern am Fr., 08.04.2011, 22:46, insgesamt 3-mal geändert.
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Beitrag Fr., 08.04.2011, 20:23

Bau äh!

Das war ja ein Kiesel der große Wellen schlägt!

Danke erst mal für die vielfältigen Antworten, die Sichtung und Beantwortung wird etwas dauern.

Vielen Dank und für heute Gute Nacht!

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Beitrag Sa., 09.04.2011, 08:32

Tja Leute!
Guten Morgen!

Habe gerade einen sehr ausführlichen Antwortbeitrag erstellt (hat etwa 2 Stunden gedauert); habe dann vergessen ihn in die Zwischenablage zu kopieren.
Und jetzt is er weg.
"Oh Du lieber Augustin....."
Ach Du Schreck, Nahrung für den Ankläger!

Aus Gründen der persönlichen Ressourcen werde ich mich in Folge auf das für mich Wesentliche beschränken.

Danksagung an debussy, lachansonette, SandyZ., Gothika, Blaubaum, Stern
Danke auch für die beiden Buchtipps.

Für mich ist es so, dass es sehrwohl einen inneren Wesensanteil gibt (inneres Kind, inneren verletzten 41 Jahre alten Bruder) dem ich etwas schulde.
Ich bin überzeugt ich schulde es ihm diesem Ankläger (Miesmacher würde ebenfalls passen)
den Garaus zu machen.
Doch das WIE ist es um das es mir geht.

Bisher hat jede fast jede Form der Aufmerksamkeit (inklusive innerer Gegenrede) diesen Ankläger stärker und gieriger werden lassen.
Abgrenzung funktioniert oft, doch vertreibt sie ihn nicht endgültig.

Zen-Medi? Macht doch gar nichts und hilft mir es ebenso zu halten.
Trauer habe ich lange nicht zulassen können, weil ich mich vor dem Ankläger schützen musste (nicht umgekehrt).

mfG
und harre der Dinge die noch kommen sollen

PS: Stern, also der Eindruck einer Bekloppten hat sich mir nicht aufgedrängt (könnte das nicht auch wieder der fiese Kritiker sein?)
Es hat sich für mich vielmehr der Eindruck einer klugen, reflektierten Persönlichkeit bestätigt.

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