Trauma und Narkosen

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Mungo
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Trauma und Narkosen

Beitrag Di., 11.10.2011, 22:21

Hallo
Ich hatte die Tage ein Erlebnis was mich doch etwas verunsichert und ich hätte ganz gerne Eure Meinungen, Anregungen oder einfach nur Ideen dazu.

Vor ein paar Tagen hatte ich auf Grund eines operativen Eingriffs eine Vollnarkose. Nach dem Op wurde die Narkose beendet und dann begann das Chaos.
Ich war nicht ansprechbar und es begann ein unkontroliertes Zittern, zusätzlich fing ich an unruhig mit den Armen, Beinen und dem Kopf zu arbeiten. Es wurde so schlimm das mich zum Schluss sieben Leute festhalten mussten damit ich nicht vom Tisch falle bzw. um mir Medis zu spritzen.
Ich selber habe von der ganzen Aktion nichts mitbekommen, gott sei Dank, war auch so völlig peinlich *verschaemt2* .

Die Narkoseärztin hat mir die Sache so erklärt: Durch die Narkose ist mein Unterbewusstsein in einen Zustand gekommen in dem es sich selbst in ein Trauma katapultiert hat. Das beenden der Narkose hat bewirkt das der Körper und die Seele sich an das Trauma erinnerten und dementsprechend reagiert haben. Also, das ich so reagiert habe als ob das Trauma grade zu diesem Zeitpunkt stattfindet, ich mich also mit Händen und Füßen gewährt habe. Sie legte mir noch nahe das ich auf jeden Fall mit meiner Therapeutin sprechen soll, damit ich keine zusätzliche Ängste entwickle.
Es ist jetzt allerdings so das ich nicht mehr vernünftig schlafen kann, jedesmal wenn ich einschlafe erlebe ich das Trauma aufs neue, meine Thera ist in Urlaub kann mich also nicht mit ihr austauschen.

Nun würde mich interessieren ob ihr sowas kennt, erlebt habt oder mir einfach sagen könnt wie ich jetzt am besten damit umgehen kann/soll.

Lg
Mungo
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stern
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Beitrag Di., 11.10.2011, 22:59

Mungo hat geschrieben:Es ist jetzt allerdings so das ich nicht mehr vernünftig schlafen kann, jedesmal wenn ich einschlafe erlebe ich das Trauma aufs neue, meine Thera ist in Urlaub kann mich also nicht mit ihr austauschen.
Puh... wann kommt sie denn wieder? Kann mir, laienhaft beurteilt natürlich, nicht vorstellen, dass es jetzt förderlich ist, wenn du permanent ins Wiedererleben schlitterst . Hast du einen Psychiater oder Arzt, an den du dich - zur Überbrückung - wenden könntest? Vielleicht verschreibt der dir für die Zeit auch etwas, was ich mir als das kleinere Übel vorstelle als wenn sich etwas verfestigt.

Andererseits bildet sich nicht immer zwangsweise eine Traumastörung oder weitere Ängste aus (massive Arztängste, die von Ohnmachten begleitet sind, kenne ich allerdings auch... und hab' einen Verdacht woher das kommt... mittlerweile aber nicht mehr so oft). Oder banales Bsp.: Ich hatte man einen Unfall, wo ich die erste Zeit öfters Flashbacks und Panikattacken hatte (teils auch beim Fahren selbst, wobei ich damals gar nicht mal wusste, dass ich diese Phasen so einordnen muss... furchtbar). Wurde auch mit der Zeit besser... kann aber natürlich niemand vorhersagen, kann sich aber auch allein legen, ganz ohne Behandlung (was vielleicht etwas Mut macht)... aber etwas Unterstützung, wenn du ohnehin schon in Thera bist, wäre sicher gut.

Iss vermutlich schwer, aber wenn auch kein Arzt greifbar ist, würde ich versuchen irgendwie aus dem Wiedererleben rauszukommen (was natürlich schwer ist), z.B. durch Ablenkung bzw. Fokussieren auf die Umwelt (mit den Sinnen... z.B: was kaltes in die Hand nehmen, etwas genau beobachten, etc.... oder notfalls irgendwas zählen... kann aber schwer sein)... bzw. soweit es geht, dich auch möglichst wenig damit beschäftigen solange deine Thera nicht da ist... nicht dass da wieder etwas triggert. Oder notfalls sogar durch ein Medikament... nicht als Dauerlösung, aber zur Überbrückung, bis deine Thera wieder da ist.
Die Narkoseärztin hat mir die Sache so erklärt: Durch die Narkose ist mein Unterbewusstsein in einen Zustand gekommen in dem es sich selbst in ein Trauma katapultiert hat. Das beenden der Narkose hat bewirkt das der Körper und die Seele sich an das Trauma erinnerten und dementsprechend reagiert haben. Also, das ich so reagiert habe als ob das Trauma grade zu diesem Zeitpunkt stattfindet, ich mich also mit Händen und Füßen gewährt habe.
Was ich noch nicht verstehe: Was ist den nach Ansicht der Ärztin das Trauma? Die Narkose? Die OP an sich bzw. deren Einleitung/Anfang... oder weißt du, dass etwas in deiner Vorgeschichte liegt, das dadurch getriggert wurde. Will nur darauf hinaus: Während einer Narkose sollte man eigentlich nix von der OP an sich mitkriegen. Hast du das?

Bei mir hat mal die "Narkose" (genauer gesagt: Dämmerschlaf) bei der "OP" meiner Weisheitszähne nicht lange genug angehalten, wohl weil es noooch länger dauerte als einkalkuliert... also da gingen die Augen auf, und ich sah einen verschwommen einen Zahn über mir und hantierende Ärzte (wobei ich wegen meiner Ängste und weil die Lage kompliziert war in einer leichtere Voll-Narkose gepackt wurde)... wurde dann aber gleich nochmals nachgelegt, als die Ärztin das erschreckt registrierte, dass ich die Augen öffnete (den Schreck kriegte ich trotz Nebelgefühle mit). Hatte bei mir jetzt keine schädlichen Auswirkungen. Die Ärztin erklärte dann auch was von retrograder Amnesie, also dass ich mich an kaum mehr was erinnern werden... habe auch Lücken (aber wohl nicht ganz so viele wie ich haben sollte), Auch führte das Mittel und die spätere Nachdosierung wohl auch dazu, dass ich mich wie auf Drogen fühlte (und zu einer Party gefahren werden sollte, und so Dinger, total high ). Und normalerweise ist die Anmesie bei einer "normalen Narkose" für die Zeit der Behandlung ja eigentlich noch weitgehender... bzw. sollte sie sein. Insofern frage ich mich, wodurch das ausgelöst worden sein kann (weil eigentlich sollte man nach der Narkose auch den eingeleitenden, anstehenden Eingriff nicht mehr mitkriegen. Vielmehr sollte der wohl eher der Anmnesie unterliegen, so laienhaft gesagt).
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Mungo
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Beitrag Di., 11.10.2011, 23:24

Liebe Stern,

vielen lieben Dank für die schnelle Antwort, ich werde versuchen Deine Fragen so gut es geht zu beantworten.

Meine Thera ist noch für eineinhalb Wochen in Urlaub, zu allem überfluss ist selbst meine Psychiaterin ist in Urlaub . Werde mal Deine Tipps versuchen, danke für die Anregungen.

[quote="stern"]Was ich noch nicht verstehe: Was ist den nach Ansicht der Ärztin, das Trauma? Die Narkose? Die OP an sich... oder weißt du, dass etwas in deiner Vorgeschichte liegt, das dadurch getriggert wurde. Will nur darauf hinaus: Während einer Narkose sollte man eigentlich nix von der OP an sich mitkriegen. Hast du das?[quote]

Von der Narkose selber habe ich nichts mitbekommen, es ist im nach dem Op losgegangen. Die Narkoseärztin meinte das das Gehirn im Grunde auf das Erinnerungsvermögen zurück gegriffen hat und mich dadurch das Trauma neu erleben ließ. Besser kann ich es leider nicht erklären, ich hoffe das es einigermaßen verständlich ist.
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stern
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Beitrag Di., 11.10.2011, 23:51

Mungo hat geschrieben:Meine Thera ist noch für eineinhalb Wochen in Urlaub, zu allem überfluss ist selbst meine Psychiaterin ist in Urlaub
Oh, das sind wirklich blöde Umstände... dann vielleicht Hausarzt, der vielleicht auch etwas (zur Überbrückung) zur Beruhigung verschreiben können dürfte... gerade für nachts bzw. fürs Einschlafen Vielleicht triggert schon das Einschlafen an sich, weil es die Erinnerung an die Narkose bzw. ans Aufwachen daraus, etc. assoziiert? Aber auch meine Erfahrung ist/war öfters, dass man=ich sich tagsüber noch irgendwie ablenken kann, aber es nachts beim Einschlafen umso dicker kam - was ne Zeit lang auch zu heftigeren Schlafstörungen bis hin Ängsten vor der nächsten Nacht führte... was dann mit der Zeit zusätzlich zermürbt. Das lässt sich durch ein kurzfristig verabreichtes Medi vielleicht eindämmen... und dafür sind sie ja auch da. Nicht als Lösung oder gar Dauerlösung, aber in dem Fall für die erste Zeit (die besonders heftig sein kann) und zur Überbrückung bis deine Thera wieder da ist.
Von der Narkose selber habe ich nichts mitbekommen, es ist im nach dem Op losgegangen. Die Narkoseärztin meinte das das Gehirn im Grunde auf das Erinnerungsvermögen zurück gegriffen hat und mich dadurch das Trauma neu erleben ließ.

Hm... bin nur Laie, und rede insofern vielleicht Mist... aber ich kriege es noch nicht zusammen (was nichts heißt . Danke daher für die Erklärung). Irgendwie hast du dann (unbewusst *grübel*) vielleicht doch etwas mitgekriegt *grübel*. Wobei ich bisher eher dachte, dass soll die Amnesie (durch die Narkose) gerade verhindern, dass man sich daran (wieder)erinnern kann, hm (worauf man dann auch nicht zurückgreifen kann, sondern eher eine Gedächtnislücke da ist... so war das auch bei mir bis die Narkose nachließ)... weil sonst könnten ja unzählige OPs traumatisch erlebt werden, wenn sich das Innenleben auf irgendeinem Umweg doch irgendwie wiedererinnern kann... hmmmm... aber dazu weiß ich auch zu wenig, wie das speziell bei Narkosen aussieht, also lass' dich dadurch nicht verunsichern. Verstehe eben nicht, wie es funktionieren soll, dass das Gehirn aufs Erinnerungsvermögen zugreifen kann (weil ich dachte, vielleicht fälschlicherweise, dass die Narkose auch die Erinnerungsfähigkeit verhindert, sprich: Amnesie/Lücke)... sagt aber nix.

Wie auch immer: So gut es geht, würde ich versuchen Abstand zu gewinnen... nicht dass sich manches wirklich noch verfestigt.
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Mungo
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Beitrag Mi., 12.10.2011, 16:54

Versuche mich mit Imaginationsübungen zu distanzieren um wenigstens etwas schlafen zu können.
So ganz verstehen kann ich es auch nicht, hoffe einfach das meine Thera mir es besser erklären kann .
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