Dilemma

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Beitrag Di., 19.06.2018, 14:01

Veränderungen können Angst machen.

Meine Angst, mit meiner Therapeutin darüber zu reden ist, dass sie mich damit ablehnen könnte.
Wie ein weinendes, jammerdes Kind das von seiner Mutter weggeschoben wird mit der Aussage es solle aufhören und sich nicht so anstellen.
Eine Mutter die genervt ist von dem ewig jammerden Kind.
Vielleicht ist dieser Gedanke auch nur ein Scheinriese, allerdings gab es schon mal so eine Situation in meiner Therapie, daher die Angst es könne sich wiederholen.

Gerade fühlt es sich alles falsch an.
Zuhause wird von mir "gewünscht" dass ich probatische Termine mache. Damit ich sehe dass es woanders besser wäre für mich. Ich kann das vom Kopf her nachvollziehen, doch mein Gefühl hängt an meiner jetzigen Therapeutin. Wie kann ich ihr noch ins Gesicht schauen, wenn ich hinter ihrem Rücken so agiere... Ich möchte am liebsten nicht mehr zu ihr hin und gleichzeitig doch.
Ich wünsche mir von ihr Ehrlichkeit und bekomme gerade selbst nicht die Klappe auf.
Mir ist einfach Hundeelend
Falls ihr mich sucht, ich sitze zwischen den Stühlen :-((

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Gedankentanz
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Beitrag Di., 19.06.2018, 15:33

Hi, interessantes Thema ich lese mal mit....
Wenn sich meine tanzenden Gedanken zanken, gerate ich schon mal ins wanken, finde ich dann keinen Halt, lande ich unsanft auf die Planken ::?


mio
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Beitrag Di., 19.06.2018, 19:00

Insignifiant hat geschrieben: Di., 19.06.2018, 14:01 Meine Angst, mit meiner Therapeutin darüber zu reden ist, dass sie mich damit ablehnen könnte.
Wie ein weinendes, jammerdes Kind das von seiner Mutter weggeschoben wird mit der Aussage es solle aufhören und sich nicht so anstellen.
Eine Mutter die genervt ist von dem ewig jammerden Kind.
Und wie fände "die erwachsene Insi" das wenn jemand so mit IHREM Kind umgeht? Was würde sie tun?

Dem Kind sagen dass die Therapeutin schon Recht hat und dass es jetzt endlich mal aufhören soll?

Oder es trösten und ihm sagen dass das ok ist wenn es einem mal nicht so gut geht und dass die Frau einfach nur böse ist und der Frau sagen, dass sie sich schämen solle so mit einem Kind umzugehen? Und es an der Hand nehmen und gehen?

Meint: Vielleicht könnt ihr ja "zusammen" hin und versuchen das zu klären, die "kleine, traurige, enttäuschte, zweifelnde Insi" und die "erwachsene Insi"?

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Beitrag Mi., 20.06.2018, 10:01

Das ist einer meiner großen Probleme.
Die kleine Insi in mir, war immer alleine, hat alles mit sich ausmachen müssen.
Sie hat gekämpft und nie aufgegeben. Und dann ging es plötzlich nicht mehr.
Es war eine riesen Überwindung Hilfe zu suchen und anzunehmen.
Und jetzt steht die kleine Insi wieder da, fühlt sich ungerecht behandelt und alleine gelassen.
Ihre eigentliche Hilfe ist zum Dilemma geworden.
Und die große Insi ist heillos überfordert.
Sie hört sich alle Argumente an, lächelt und schüttelt verständnisvoll den Kopf.
Ich wollte einfach mal ankommen und sein dürfen und jetzt ist es fast so schlimm wie früher.
Aber alle wollen doch nur mein Bestes.

Lg
Insi
Weiterhin abhängend zwischen den Stühlen
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Beitrag Sa., 28.07.2018, 15:47

Hallo ihr Lieben,

ich habe es bei meiner Therapeutin angesprochen dass ich bei wem Anderes war. Sie war sehr gefasst. Sie meinte es wäre ok und dass ich ja wieder bei ihr bin. Dass ich wohl mal sehen wollte wie es wo anders ist.
Irgendwie wirkte sie amüsiert darüber, als würde sie mich nicht ernst nehmen. Als wäre sie sich sicher dass ich eh nicht gehen würde. Dass fand ich irgendwie komisch, denn es machte mir mein Abhängigkeitsgefühl nochmal deutlich.
Ich fühle mich plötzlich auf der Hut vor der Therapeutin. In mir brodelt es. Ich will nur noch weg von ihr. Jetzt sind Praxisferien und der nächste Termin ist Anfang September, aber ich glaube ich will nicht mehr zu ihr.
In mir ist ein riesiger Konflikt und ich fühle mich nur noch abwesend. Ich distanziere mich von meiner Umgebung und fühle mich wie in Watte gepackt. Ich sehe meine Hände, weiß dass es meine sind und trotzdem wirken sie nicht echt.
Ich will nur noch liegen und mich meinen Tagträumen hingeben.
Ich fühle mich so weit weg von der echten Welt und weiß gerade nicht wie ich dahin zurück komme.
Sorry für meine Laberei

Insi
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diesoderdas
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Beitrag So., 29.07.2018, 01:54

Insignifiant hat geschrieben: Sa., 28.07.2018, 15:47 Irgendwie wirkte sie amüsiert darüber, als würde sie mich nicht ernst nehmen. Als wäre sie sich sicher dass ich eh nicht gehen würde.
Falls sie tatsächlich amüsiert war und dich nicht ernst genommen hat, dann fände ich das schon bedenklich. Fühlst du dich denn allgemein angenommen und ernst genommen? Also bevor es jetzt zu dem Wechsel kam, dass du nicht mehr hingehen magst? Vorher warst du ja unsicher, wolltest aber eigentlich dort bleiben, wenn ich das richtig verstanden habe.

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Scars
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Beitrag So., 29.07.2018, 10:08

Hallo insi, glaube, deinen Konflikt gerade ganz gut nachvollziehen zu können, weil in einer ähnlichen Situation und wollt nur mein Mitgefühl aussprechen.
Eigentlich ist es was ganz natürliches, dass man sich an etwas Drittes wendet, wenn's gerade nicht läuft, gerade aus kindlicher Sicht - wenn Mama nein sagt, gehste halt zum Papa ;)
Vielleicht wirkte deine Therapeutin ob dieser Lösungsvariante auch deshalb amüsiert.
Ich war auch bei anderen Therapeuten und es hat mir durchaus was gebracht, weil ich nun weis, dass es da draußen noch jemand anderes gibt, der mir einen Therapieplatz anbieten könnte. Bin in meiner derzeitigen Therapie auch sehr abhängig, gefühlt irgendwie verstrickt und ob es wirklich das Richtige für mich ist, naja. Trotzdem der Wunsch nach mehr und Gutem und die Hoffnung darauf, aber kein wie. Dieses Problem hat es natürlich nicht gelöst, aber möchte dich ermutigen, auf dich zu hören und dir diesbezüglich auch etwas Ruhe zu gönnen, wenn jetzt Ferien sind, hast du ja vielleicht auch ein bisschen mehr Raum und kannst das mit Abstand beurteilen. Es geht nur um dich.

Glaub gerade bei solchen Beziehungsgeschichten sind PtAs vielleicht doch noch nicht so die richtige Anlaufstelle, mich zumindest hatten sie (auch aufgrund weiterer Problematiken) abgelehnt. Die Frage für mich wäre halt, ob ihr das bearbeiten könnt oder ob sie da noch nicht standhaft genug ist (weil in eurer Sitzung muss sie schon selbst machen, da hilft auch kein Supervisor). Ob sie diesbezüglich auch ehrlich und erst sich selbst und dir gegenüber ist.

Ich beruhige mich selbst gerade einfach damit, dass ich in Wahrheit ein erwachsener Mensch bin und das "nur" eine emotionale Geschichte.
Ich müsste es halt einfach mal ansprechen und durcharbeiten, ist natürlich schwierig, wenn der betreffende Mensch die personifizierte Bedrohung darstellt (glaube ich hänge in irgendwelchen Übertragungen fest).

Und kann deine Realitätsflucht mit Tagträumen sehr sehr gut nachvollziehen. Für mich ist das so eine zähe, klebrige, angstbesetzte Masse und dieser Gefühlszustand dahinter plättet alles weg, klarer Kopf schwierig. Sorry, genauso rumgelabert, aber hat mich gerade berührt, dein Thema. LG scars
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Scars
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Beitrag So., 29.07.2018, 10:12

Glaube es ist bei sowas auch wichtig, auseinander zu klamüsern, was da "alt" ist und kindlich und wie die Realität heute aussieht...
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Beitrag So., 29.07.2018, 11:36

diesoderdas hat geschrieben: So., 29.07.2018, 01:54 Falls sie tatsächlich amüsiert war und dich nicht ernst genommen hat, dann fände ich das schon bedenklich. Fühlst du dich denn allgemein angenommen und ernst genommen? Also bevor es jetzt zu dem Wechsel kam, dass du nicht mehr hingehen magst? Vorher warst du ja unsicher, wolltest aber eigentlich dort bleiben, wenn ich das richtig verstanden habe.
Ja, eigentlich wollte ich bei ihr bleiben. Eine Zeitlang fühlte ich mich ernstgenommen, aber mittlerweile nicht mehr. Vor allem findet sie, dass ich zu sehr auf meine Familie höre. Dass die mich "schlecht" beraten. Denn die haben doch keine Ahnung von einer Psychotherapie.
Ja, es hat sie amüsiert dass ich mir wen anders angeschaut hatte. Ihr Ton war ziemlich selbstgefällig als sie dann sagte, dass ich ja wieder bei ihr bin. Ich fühlte mich wie so ein kleines Kind dass kurz abgehauen war und die Mutter darüber lacht, weil es ja nicht weit gekommen ist.
Ist ein fieses Gefühl.
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Beitrag So., 29.07.2018, 12:03

Liebe Scars,

diese Ruhe scheint mir nicht gegönnt, zumindest nicht im Inneren. Ich habe jetzt Therapieferien und kann trotzdem nicht abschalten. Ich schalte eher das Außen aus. So sehr dass mein Mann sich Sorgen macht. Er fragte wo ich bin. Dass ich nicht greifbar wäre. Er ist wirklich ein lieber Mensch und ein toller Ehemann und es tut mir weh, dass er sich Sorgen macht. Aber ich schaffe es nicht aus mir raus zu kommen. Dabei war ich bis kurz vor der Therapie so ein gut gelaunter lebensbejahenden Mensch. Gerade fühle ich mich fast wie zu Beginn der Therapie.

Diese Verstrickungen, die du ansprichst, diese klebrige angstbesetzte Masse, ich weiß was du meinst. Sie schnürt mir die Luft zum Atmen. Nur die Flucht in Tagträumen hilft etwas.

Oh ja, die personifizierte Bedrohung, so fühlt sich meine Therapeutin für mich an.
Ich will weg von ihr und gleichzeitig sehnt sich in mir alles danach von ihr angenommen zu werden. Aber es ändert nichts. Ich fühle mich weiterhin wie ein kleines Kind, das weint und anstatt dass sich die Mutter daneben setzt, schaut sie tadelnd von oben herab.
Es ist sehr viel Altes. Aber ich bekomme es mit ihr nicht auseinander klamüsert.
Sie sagte auch, dass ich mir wen anders angeschaut habe, weil jetzt so lange Pause ist. Ich quasi mich auflehne weil sie mich jetzt so lange alleine lässt. Ich fühle mich da so unverstanden und nicht gesehen. Und doch fühle ich mich gerade alleine. So viele unbeantworteten Fragen, auf die ich keine Antworten finde.

Insi
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diesoderdas
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Beitrag So., 29.07.2018, 14:09

Insignifiant hat geschrieben: So., 29.07.2018, 12:03
Oh ja, die personifizierte Bedrohung, so fühlt sich meine Therapeutin für mich an.
Ich will weg von ihr und gleichzeitig sehnt sich in mir alles danach von ihr angenommen zu werden. Aber es ändert nichts. Ich fühle mich weiterhin wie ein kleines Kind, das weint und anstatt dass sich die Mutter daneben setzt, schaut sie tadelnd von oben herab.
Magst du eine Situation erzählen, in der sich die Therapeutin wie die personifizierte Befrohung anfühlt? Oder geht dir das hier zu weit?

Es gab hier ja schon öfters Berichte, in denen es Menschen ähnlich erging wie dir. Mir selbst auch, viele deiner Worte könnten auch von mir stammen.


Insignifiant hat geschrieben: So., 29.07.2018, 12:03
Sie sagte auch, dass ich mir wen anders angeschaut habe, weil jetzt so lange Pause ist. Ich quasi mich auflehne weil sie mich jetzt so lange alleine lässt. Ich fühle mich da so unverstanden und nicht gesehen.
Wenn du ganz ehrlich zu dir bist, weißt du bestimmt, ob deine Therapeutin damit recht hat und ihre Worte der Wahrheit entsprechen. Oder ob sie sich eher ihre Erklärungen so dahinrutscht, dass es sich eher für sie selbst als für dich stimmig anfühlt?
Zuletzt geändert von diesoderdas am So., 29.07.2018, 14:20, insgesamt 3-mal geändert.

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Schnuckmuck
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Beitrag So., 29.07.2018, 14:14

Ich finde, du willst sie verändern. Daran wirst du scheitern. Es hilft dir nichts, dort wieder hinzugehen, denn sie wird dich nicht so behandeln, wie du es dir wünscht. Das ist ein endloser Kampf.

Sich das einzugestehen blockiert dich.

So kommtt es mir vor.

Wenn du mit ihr innerlich abgeschlossen hast, wird es dir besser gehen. So steckst du noch in Lösu ngsProzess.

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Scars
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Beitrag Mo., 30.07.2018, 11:44

Hallo insi - diese Ruhe, die musst du dir wahrscheinlich selbst erarbeiten. Ich tendiere selbst zu Hochstress beim kleinsten Windhauch und muss mir diesen "Raum" in dem meine Inneres überhaupt erst vor sich hinarbeiten kann, immer wieder frei schaufeln. Grad bei solchen Abhängigkeit/Angst-Geschichten. Und sie ist nicht deine Mutter, sondern deine Therapeutin! Dein Mann, deine Familie, deine Menschen im Außen sind mMn real wirklich wichtiger. Zu denen hast du gegenseitige persönliche Beziehungen. Du hast dein Leben, Therapie ist ein Teil davon, aber es ist nicht alles. Gönnst du dir die Ferien und Abstand denn selbst? Dass du dich alleine fühlst, kann ich gut verstehen, allerdings scheinst du dich ja eher im Kontakt alleine zu fühlen, als durch ihre physische Abwesenheit. Dass es in Therapie auch mal schlecht läuft und es sehr schwierige Phasen gibt, gehört wohl dazu, wichtig finde ich nur, dass das Gute im Außen nicht zu sehr darunter leidet. LG scars
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