Mein Therapeut kennt meinen Vornamen nicht

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Stöpsel
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Beitrag Fr., 12.11.2010, 01:06

Hallo Sandy,

zu dem angesprochenen "Dinge konstruieren und hineininterpretieren" fällt mir noch ein, daß ein theoretisches sich BEschäftigen mit Therapie das auch noch verstärkt. Wenn Du irgendwo was liest darüber, wie Therapie gehandhabt wird oder so, dann wirst Du dieses Muster auch eher in Deiner Therapie suchen. Du wirst also eher so eine gewisse Erwartungshaltung haben, was der Therapeut denn macht. Und natürlich wirst Du dann auch fündig werden, wenn Du nur lang genug suchst (und aufgrund der Erwartungshaltung wird man sich das ja auch ein bißchen zurechtbiegen, auch wenn man sich dessen gar nicht so bewußt ist). Aber ob das der Realität entspricht? Die Geisteshaltung, das Repertoire usw. der Therapeuten ist so groß und vielfältig, die Therapeuten so verschieden, daß ich das inzwischen bezweifle.
Mir ist es selbst früher so gegangen, und das war gar nicht gut.
Kurzum: ich denke halt immer noch, manipuliert zu werden, und hoffe dann, es sei zu meinem Vorteil.
Letzteres ist doch ein guter Gedanke (also nicht nur zu hoffen, sondern wirklich zu versuchen, es zu denken). HAt auch was mit Vertrauen zu tun.

Viele Grüße

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gandalf_der_graue
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Beitrag So., 14.11.2010, 15:43

Wobei ich dann den nächsten Schritt noch spannender finde, nicht mehr über das "Manipuliert werden" nachzudenken, sondern sein Leben (inkl. der Bedürfnisse) selbst in die Hand nehmen zu können.

Das ist heilsam.

Gruß,
Gandalf

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SamuelZ.
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Beitrag So., 14.11.2010, 18:55

@gandalf: interessante Schlussfolgerung. Wie kann ich mir das in Bezug auf den geschilderten Therapieprozess vorstellen?

@Stöpsel: Die Vertrauensfrage ist mir ganz wichtig. Indem ich soviel konstruiere, will ich Beweise schaffen, die mir zeigen, dass er sich für meinen Fall interessiert und viele Hebel in Bewegung setzt, um mir zu helfen. Ich fühle mich dann nicht so allein mit allem.

lg Sandy

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Stöpsel
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Beitrag So., 14.11.2010, 19:18

Hallo Sandy,

aber Vertrauen ist mehr aus sich selbst heraus. So, wie Du es beschreibst, hört scih das für mich eher so an, als ob Du mißtrauisch bist und (weil Dein Verstand weiß, daß Vertrauen wichtig ist) versuchst, Beweise heranzuschaffen so nach dem Motto "Du blödes Unterbewußtsein, jetzt schaff ich Dir genug Beweise ran, jetzt vertrau endlich mal". Vertrauen läßt sich nicht erzwingen. Mit Deinem Vorgehen bewirkst Du meiner Meinung nach eher das Gegenteil (sag ich so aus dem Bauch heraus, kann es nicht mit Gewißheit sagen).
UNd was Gandalf schreibt (oder wie ich es verstehe), sehe ich auch. Im Prinzip gehts um Dein Leben, das besser laufen soll, die Therapie ist dafür nur Mittel zum Zweck und kein Selbstzweck. Wenn Du auch sonst im Leben mit Vertrauen Probleme hast, werden die sich wahrscheinlich im Verhältnis zum Therapeuten auch wiederfinden. Wenn man es dann bearbeitet, ändert es sich eben auch im Leben (was ja das Ziel ist). Wenn Du dagegen nur auf das Verhältnis zwischen Therapeut und Dir schaust, bleibts theoretisch und ob es sich dann im Leben ändert, ist nicht gesagt. Gerade wenn man sich in theoretischen Konstrukten verliert...

Viele Grüße

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Thread-EröffnerIn
SamuelZ.
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Beiträge: 2154

Beitrag Di., 16.11.2010, 20:47

Hallo Stöpsel,

ich kann deinen Punkt mit dem Vertrauen gut nachvollziehen, auch dass ein Teil von mir mit Biegen und Brechen versucht, Beweise zu konstruieren, um besser vertrauen zu können.
Ein anderer Teil von mir ist völlig ur-vertrauend, den kann nichts erschüttern. Woher aber dieser wenig vertrauende Teil herkommt, dass ist mir noch ein Rätsel, vermute aber, dass er eng mit meinem Beziehungsthema verbunden ist, nämlich mit der Abwehr des Wunsches, mich bestimmten Menschen mit meinem Bedürfnis nach Nähe offener zeigen zu können.

lg Sandy

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