Emotionale Abhängigkeit/Beziehungssüchtig als Klientin?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Susanna85
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Beitrag Di., 14.02.2012, 12:12

So, jetzt sieht es also so aus als wenn es dem Ende zugehen wird...
Mein Therapeut hat mir deutlich gezeigt, wie ratlos er ist und dass wir uns anscheinend nur im Kreis bewegen.
Ich hab noch nie soviel geweint wie in der letzten Stunde, und hab währenddessen gemerkt wie hilflos er ist.
Mache mir selber jetzt Vorwürfe, hätte ich mich doch nur anders verhalten, hätte ich mich doch mehr auf mich selbst konzentriert als auf ihn.

Ich bin momentan am Boden zerstört, ich liege im Bett und muss dauernd um ihn weinen...
Würde ihm so gerne eine mail schreiben, aber was bringt es denn, wenn ich ihm mitteile wie schlecht es mir geht?
Ich weiß ja, dass er nichts tun kann für mich. Schlussendlich belastet es ihn doch nur unnötig.
Aber der Gedanke, ihn nie mehr wiederzusehen zerreist mir das Herz...

In zwei Wochen hab ich die nächste Stunde bei ihm, es wird wahrscheinlich die letzte sein...
Warum muss das alles nur so verdammt weh tun?

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leberblümchen
[nicht mehr wegzudenken]
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Beiträge: 6034

Beitrag Di., 14.02.2012, 12:24

Ich fürchte, in vielem, was du schreibst, hast du Recht. Aber in einem muss ich dir widersprechen: Ob es IHN belastet, ist hier völlig egal. Und er wird das - wenn er nicht gerade total unfähig ist - auch so sehen. Es geht um DICH. Die Frage ist nur, was du in dieser Mail schreiben möchtest und warum du das tun möchtest. So wie ich dich verstanden habe, weiß er ja, worum es geht. Oder nicht? Er sollte schon wissen, wie schlecht es dir geht! Nur - wenn er das weiß, würde ich es ihm vielleicht nicht unbedingt täglich wiederholen

Das Eine ist die Erkenntnis, dass er dir nicht helfen kann (warum eigentlich nicht?). Das Andere ist die Frage, wer es stattdessen kann. Und da würde ich schon erwarten, dass er dich nicht einfach so verabschiedet, sondern dir Kollegen oder Institutionen nennt, an die du dich wenden kannst.

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Susanna85
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Beitrag Di., 14.02.2012, 13:28

Hallo titus,

ich wollte ihm schreiben, um mir selbst ein wenig Luft zu machen. Vielleicht ginge es mir danach besser.
Aber andererseits weiß ich auch, dass es mir darum geht, in Kontakt mit ihm zu treten.
Man kann es wohl mit einer schmerzhaften Trennung vergleichen, wo man versucht den Liebeskummer allein durchzustehen und keinen Kontakt mehr mit dem "Verflossenen" aufnehmen sollte.
Zumindest gefühlsmäßig empfinde ich meine Situation so. Aber andererseits war derjenige in der Vergangenheit ja auch immer Ansprechpartner wenn es mir schlecht ging... Vielleicht sollte ich es einfach versuchen?

Er kann mir, seiner Meinung nach, nicht wirklich helfen, weil wir beide anscheinend auf unterschiedlicher Ebene kommunizieren. Er versucht mich als Therapeut zu erreichen, und ich würde immer nur ihn als Person wahrnehmen. Meine Idealisierung und Verliebtheit würde ständig im Weg stehen.
So seine Erklärung letzte Stunde. Seine Vermutung, er wäre quasi ein "Suchtmittel" für mich, hat er wieder zurückgenommen. Er schien selbst etwas unschlüssig zu sein, und wollte sich bis zur nächsten Stunde Hilfe holen bei seiner Kollegin und seiner Leitung.

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Sausewind
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Beitrag Di., 14.02.2012, 14:05

Hallo Susanna,
puh, das hört sich heftig an. Also zu sagen, die Therapie wird abgebrochen, weil die Klientin sich verliebt hat, finde ich nicht so professionell.
Das erste, was mir jetzt auch kam, war, ob sich dein Thera nicht Supervision holen kann, um zu sehen, wie das Ganze gelöst werden kann.
Das ist ja schlimm, wenn du damit jetzt alleine darstehst.

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Susanna85
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Beiträge: 181

Beitrag Mi., 15.02.2012, 12:54

Hallo Sausewind,

ich glaube, er ist mittlerweile einfach überfordert mit der Situation.
Das geht jetzt nämlich schon länger so, und er weiß sich wohl nicht mehr zu helfen.

Ich versuche ihm jetzt grade zu schreiben, aber mir fehlen einfach die passenden Worte...
Der Hauptpunkt ist einfach der, dass ich immer wieder das Problem habe,
dass ich mich in ältere Männer verliebe und mich selbst dann immer mehr durch diese
definiere und meine eigenen Ziele total aus den Augen verliere, also jedesmal stark in die
Abhängigkeitsfalle gerate.
Und grade jetzt, wo das mal bei einem Therapeuten passiert, hatte ich so gehofft ,
daran wirklich arbeiten zu können um langfristig nicht immer wieder aufs Neue in diesen Studel
zu geratenen. Und das wollte ich ihm heute schreiben.

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Sausewind
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Beiträge: 231

Beitrag Mi., 15.02.2012, 13:13

Susanna85 hat geschrieben:Der Hauptpunkt ist einfach der, dass ich immer wieder das Problem habe,
dass ich mich in ältere Männer verliebe und mich selbst dann immer mehr durch diese
definiere und meine eigenen Ziele total aus den Augen verliere, also jedesmal stark in die
Abhängigkeitsfalle gerate.
Hallo Susanna,
ich finde das total verständlich, was du schreibst, und ich finde es gut, wenn du sagst, du willst dir dieses Muster angucken und es durcharbeiten.
Wenn aber genau das dein Problem ist, ist es nicht besonders förderlich, wenn dein Therapeut sagt, ich kann Sie nur therapieren, wenn Sie DIESES Problem nicht mehr haben.
Wenn du ihm schreibst, würde ich ihm glaube ich aktiv vorschlagen, Hilfe von außen für die ganze Sache heranzuholen.
Falls es euch gemeinsam gelingt, das zu bearbeiten, kann da glaube ich schon was Konstruktives draus erwachsen.
Wenn aber dein Thera GAR keine Möglichkeit sieht und wirklich so überfordert ist, dann wäre mein Rat, dir jemand neues zu suchen (idealerweise eine Frau!) und genau diese Problematik mir anzugucken.
Puh, du machst echt was mit grade!
LG

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lamedia
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Beiträge: 717

Beitrag Mi., 15.02.2012, 23:23

Hi Susanna,

du schreibst:
Susanna85 hat geschrieben: Der Hauptpunkt ist einfach der, dass ich immer wieder das Problem habe,
dass ich mich in ältere Männer verliebe ...
Und grade jetzt, wo das mal bei einem Therapeuten passiert, hatte ich so gehofft ,
daran wirklich arbeiten zu können um langfristig nicht immer wieder aufs Neue in diesen Studel zu geratenen.

Das Problem hatte ich auch - und hab es genauso gedacht. (Ich ging zu einem Mann und dachte, ich arbeite es "live" durch. Ist aber in die Hose gegangen.) Eine wirkliche Außenperspektive auf genau dieses Problem konnte ich erst gewinnen, als ich bei einer Therapeutin gelandet war. Wenn man mitten drin ist im Muster und der Therapeut eine Doppelrolle bekommt: Therapeut und (älterer) Mann, (in den Du verliebt bist), ist diese Außenperspektive ganz schwer herzustellen. Ich frage mich, ob das grundsätzlich so ist, denn es kursiert ja das Gerücht von der "Auflösung der Übertragung". Vielleicht läßt diese sich aber nicht in jedem Fall auflösen.

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Emotional
Helferlein
Helferlein
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Beitrag Do., 19.04.2012, 16:51

Befinde mich (immernoch) im Entscheidungsprozess, ob ich eine Therapie beginnen soll.

Jetzt mal abgesehen von der Tatsache, dass ich bezweifel, dass ich eine Therapie "verdiene", habe ich extreme(!) Angst davor!!! Wieso? Ich war doch schonmal in Therapie. Nunja, ich hatte hier in einem Thread ja schonmal geschildert, wie mein letztes Therapieende gelaufen ist und das will ich AUF KEINEN FALL nochmal erleben!!! Niemals!

Ich bin sogar dabei zu sagen, ich lass das mit der Therapie, weil ich so eine Angst vor der Abhängigkeit und Übertragungsliebe habe. Ich hab meine Thera damals vergöttert fast schon, war total in sie verliebt die ganze Therapie über - das erscheint mir im Nachhinein als total gestört und unnormal ehrlich gesagt. Ich bin so froh aus der Abhängigkeit raus zu sein, dass ich das nicht nochmal ertragen könnte. Andererseits gibt es Probleme, die ich noch lösen will und wo ich nicht richtig weiterkomme... also was tun? Gleich am Anfang sagen, dass ich mit aller Macht versuchen will Abhängigkeit zu verhindern? kommt ja auch doof rüber.

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