aus der Therapiestunde laufen

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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peppermint patty
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Beitrag Mo., 02.06.2014, 20:23

Hallo Igelkind,

also dass mit den Bären finde ich auch toll. Ein Teddy ist ja auch irgendwie tröstender als ein Handy. Dein Therapeut scheint da auch ein echter Kümmerer zu sein. Ich freue ich mich für Dich.

Ganz besonders toll finde ich, dass Du es Dir selbst erlaubt hast rausrennen zu dürfen und dies auch artikulieren konntest - und natürlich die Reaktion Deines Therapeuten. Wenn man so eine Erfahrung macht, dann braucht man manchmal die Option nicht mehr - weil dann das Vertrauen und das Sicherheitsempfinden gestiegen sind. Klasse!

Liebe Grüße,
pp

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Wandelröschen
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Beitrag Mo., 02.06.2014, 23:30

Igelkind hat geschrieben:Er hat sich aber auch verhalten, als hätte er eine Schachte Valium verschluckt, um mich nicht wieder so zu erschrecken.


Uns hatte der Thera mal eine Klangkugel (hat die orange in der Stunde gerne mit herum gespielt, lag auf der Fensterbank) geliehen und etwas später geschenkt.
Inzwischen weiß ich längst, dass das ein sogenanntes Übergangobjekt (auf gut deutsch: ein Schnuffeltuch) ist. Dein Kuscheltier erfüllt die gleiche Funktion.
War für uns extrem hilfreich. Diese Klangkugel war nicht so groß und wir hatten sie immer in der Hosentasche dabei und konnten sie bei Bedarf jederzeit in der Hosentasche anfassen, also auch in der Öffentlichkeit, sah ja niemand. Inzwischen brauchen wir die nicht mehr, der Thera ist verinnerlicht, die Beziehung gefestigt, er ist also auch da, wenn er nicht da ist.
Aber zusätzlich noch so ein Kuscheltier von ihm, hm, wäre nicht schlecht gewesen … schöner Gedanken.
Igelkind hat geschrieben: und dieser sagte mir dann ins Ohr, dass ich nicht allein bin, jemand sich um mich kümmert, ich jetzt in Sicherheit bin usw. wie infantil wäre das denn? Aber ich hab ab da so viel besser geschlafen, und der Bär hat mich aus manchem Tief geholt, ohne dass ich den Therapeuten behelligen musste.
Genau das ist Sinn und Zweck eines Übergangsobjekt, wie bei einem kleinen Kind das Schnuffeltuch. Wirkt auch bei Erwachsenen.
Igelkind hat geschrieben: Ja, die Kinderanteile... ich komme mir manchmal vor wie eine Grossfamilie, und jeder will was anderes... Der Therapeut hat auch alle Hände voll zu tun.
Kommt mir irgendwie bekannt vor, er sagte mal „Flöhe hüten ist leichter“
Igelkind hat geschrieben: Heute habe ich in der Therapie übrigens die Bitte geäussert, dass ich mich bei Bedarf bitteschön 5 min im Klo einschliessen darf, ohne dass er mir nach kommt. Mein Therapeut war sofort einverstanden, und im verlauf der Sitzung hatte ich dann gar kein Bedürfnis, hinaus zu gehen.
peppermint patty hat geschrieben: Ganz besonders toll finde ich, dass Du es Dir selbst erlaubt hast rausrennen zu dürfen und dies auch artikulieren konntest - und natürlich die Reaktion Deines Therapeuten. Wenn man so eine Erfahrung macht, dann braucht man manchmal die Option nicht mehr - weil dann das Vertrauen und das Sicherheitsempfinden gestiegen sind. Klasse!
Das sehe ich genau so.
Bei dem „Mein Therapeut war sofort einverstanden“ sehe ich aber noch etwas: er bringt auch dir ein Vertrauen entgegen, dass du schon weißt, was gut für dich ist. Er vertraut dir, dass du in diesen 5 Min. auf dem Klo keinen Scheiß machst, sondern dir diese Auszeit als das nimmst, wofür sie von dir gedacht ist.

Als ich irgendwann in der Therapie bei meinem Thera spürte/erkannte, dass er mir ein Vertrauen entgegenbringt, da wuchs mein Vertrauen ihm gegenüber enorm, brachte uns dann sehr viel weiter.
Gruß
Wandelröschen

Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.

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candle.
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Beitrag Di., 03.06.2014, 10:17

Hallo Igelkind!
Igelkind hat geschrieben: Aber ich hoffe immer noch, dass ich das alles ganz hinter mich bringen kann, ein für allemal. Das wäre mein Wunsch. Und es geht halt, was geht.
Ja, es geht was geht. Aber ich habe darüber keine Illusion mehr, dass ALLES hinter sich zu bringen ist.
Vorher habe ich in der Therapie einfach ein bisschen geredet. Jetzt lerne ich, mit meinen Gefühlen klar zu kommen, meinen Körper wieder zu fühlen, meine geheimsten Gedanken auszusprechen, und meine eingeschlossenen Selbstanteile dürfen endlich leben. Das gibt mir sehr Hoffnung.
Dazu kann ich jetzt nicht so viel sagen. Aber da wünsche ich dir viel Erfolg (auch)!

Lieber Gruß!
candle
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Thread-EröffnerIn
Igelkind
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Beitrag Di., 03.06.2014, 19:21

@candle
Ja... die Illusionen. Ich werde auch immer wieder ernüchtert.
Oft bilde ich mir ein, ist ja bei mir gar nicht so arg, der Schaden. Noch ein halbes Jahr Therapie oder so, und wir haben es hinter uns...
Haha. (Jetzt mache ich knapp 1 Jahr Traumatherapie... ich dachte anfangs, das dauert ein paar Monate!!!)

Mein Therapeut sieht das realistischer als ich. Er versucht mir immer nett zu verklickern, dass ich mich noch nicht gleich auf den Abschied von ihm vorbereiten müsse..., aber er ist auch ein unverbesserlicher Optimist, und hängt sich mit mir und für mich unglaublich rein.
Dann wird da ja für mich noch was zu holen sein, denke ich. Und so lange noch was zu machen ist bei mir, mache ich weiter.
Ich hole mir soviel Lebensqualität, wie ich kriegen kann.
Ich geh bis an die Grenze des (bei mir) Möglichen. Das bin ich mir schuldig.

Lieber Gruss
Igelkind

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candle.
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Beitrag Mi., 04.06.2014, 23:39

Hallo Igelkind!
Igelkind hat geschrieben: Haha. (Jetzt mache ich knapp 1 Jahr Traumatherapie... ich dachte anfangs, das dauert ein paar Monate!!!)
Ist das deine erste Therapie? Und zudem läuft es ja in der Schweiz eh etwas anders und länger als in Deutschland ( So habe ich das aus diesem Forum in Erinnerung), naja was ich damit sagen will: Ich bin natürlich davon ausgegangen, dass ich alle Stunden meiner Therapie ausschöpfe, da konnte ich dann die Jahre schon ausrechnen, die auf mich zukommen. Und ich werde voraussichtlich nochmal Traumatherapie machen.

Liebe Grüsse!
candle
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