Selbstverletzung in Therapie ansprechen

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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lyanna
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Selbstverletzung in Therapie ansprechen

Beitrag Do., 09.06.2016, 16:58

Hallo

Ich mache seit etwa einem Monat eine Psychotherapie, hab aber bis jetzt das Gefühl dass die Gespräche mit meiner Therapeutin immer relativ oberflächlich geblieben sind. Ich verletze mich regelmäßig selbst und möchte das in der nächsten Sitzung ansprechen, aber bis jetzt haben wir meistens nur darüber geredet, dass ich sehr gestresst bin und wie es mir mit meiner Arbeit geht, und ich bin mir nicht ganz sicher wie ich den Bogen in die richtige Richtung spannen kann, da es mir sehr schwer fallen würde das gleich am Anfang der Sitzung von mir heraus anzusprechen.

Habt ihr damit vielleicht Erfahrungen bzw. Tipps für mich, wie ich das Gespräch in die richtige Richtung lenken oder den Mut aufbringen könnte, das Thema anzusprechen?

Liebe Grüße

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werve
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Beitrag Do., 09.06.2016, 18:09

Hallo lyanna,

nun, es ist deine Therapie. Mach dir das einfach klar, und dass es deine Zeit ist, die ungenutzt vorüberrauscht, wenn du das für dich Entscheidende nicht ansprichst. Und auch, dass du deine Therapeutin dann weitgehend nutzlos für dich machen würdest. Aber, wozu solltest du das machen? Und wer hätte das Nachsehen? - Genau!

Gruß
werve


Alyssa
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Beitrag Do., 09.06.2016, 18:55

Tja, das ist ein verdsammt schwieriges Ding.
Man kan sowas nicht erzwingen, oder sich vornehmen, es zu einem bestimmten Zeitpunkt unbedingt zu sagen. Du bist ja nun auch noch nicht so lange in Therapie, da erwartet keiner, dass du gleich mit den "Bomben" rausrückst. Lass dir Zeit, es kommt raus, wenn du soweit bist.

Ich habe ganz am Anfang, als mein Therapeut mich nach selbstschädigendem/-verletzendem Verhalten ganz direkt fragte, eiskalt gelogen. Ein schlichtes "Ja" wäre so einfach gewesen, aber ich habs nicht hinbekommen. Nach nunmehr 8 Monaten hab ich ihm immer noch nicht die ganze Wahrheit sagen können, er weiss etwas, er hat auch schon mal was gesehen, hat versucht vorsichtig drauf anzusprechen, aber ich habe geblockt. Jetzt sagt er nichts mehr, er wartet drauf, dass ich selber damit rausrücke, wenn ich soweit bin. Es gibt aber bei mir auch brennendere Themen, die wichtiger sind, und es ist für mich keine dauerhafte starke Belastung, daher ist es kein Drama, das jetzt (noch) in den Hintergrund zu stellen.

Wenn es dich aktuell gerade sehr belastet, du aber nicht weisst, wie du das Thema anschneiden sollst, kannst du versuchen, deiner Therapeuten ein paar zarte Hinweise zu geben. Sie wird das verstehen und darauf eingehen und sicher nachfragen, und dir auch helfen, wenn dir die Worte fehlen, du fassungslos wirst, oder Angst bekommst, oder es auf einmal gar nicht weitergeht. Und wenn du es nicht sofort rauskriegst, ist das auch kein Beinbruch.

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werve
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Beitrag Fr., 10.06.2016, 11:33

Alyssa hat geschrieben: Jetzt sagt er nichts mehr, er wartet drauf, dass ich selber damit rausrücke.
Warum auch, er verdient sein Geld auch so. Klingt zwar provokant, ist aber so. Während deine Therapiezeit nicht unendlich ist, es sei denn, du zahlst selbst (und auch dann begrenzt durch andere Faktoren wie z. B. die Lebenszeit).

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Dakota
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Beitrag Mo., 13.06.2016, 16:37

Hallo lyanna,

Als ich das erste Mal in Therapie war und mein Thera mich in den Fragebögen nach Selbstverletzenden Verhalten gefragt hat, da war ich so naiv, dass ich gar nicht wusste was er damit meint und habe "nein" angekreuzt. Später zuhause wanderten meine Gedanken dann und ich realisierte, dass ich genau das tat, wonach er fragte. Ich schrieb ihm also eine mail, dass ich ihm etwas zu "beichten" hätte. Er reagierte total gelassen und sagte er seie froh, dass ich so ehrlich mit ihm sei

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Baerchen
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Beitrag Do., 16.06.2016, 13:15

lyanna hat geschrieben:Habt ihr damit vielleicht Erfahrungen bzw. Tipps für mich, wie ich das Gespräch in die richtige Richtung lenken oder den Mut aufbringen könnte, das Thema anzusprechen?
wenn ich etwas in der therapie nicht ansprechen kann, versuche ich mich manchmal ein wenig heranzutasten. manchmal umschreibe ich es dann auch.

vielleicht kannst du ja auch in der sitzung erstmal nur deutlich machen, dass du ein thema hast, dass dich sehr beschaeftigt und du dir nicht sicher bist, es anzusprechen. das hat mir selbst beispielsweise etwas gebracht, als ich spuerte, wie mein therapeut darauf reagiert. ich fuehlte mich dann wesentlich sicherer und dann klappte das auch. es war zwar schwer, aber hinterher auch sehr entlastend.

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lyanna
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Beitrag Do., 16.06.2016, 18:30

Danke euch allen für die Antworten!
Hab morgen wieder eine Sitzung, mal schauen wie's läuft...

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annkri
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Beitrag Mi., 03.08.2016, 15:01

Hallo!

Manchmal fällt es auch leichter, gewisse Dinge aufzuschreiben und sie dem Therapeuten vorzulesen. Wenn man schreibt, ist man meistens konzentrierter und fokussierter.

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Alienia
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Beitrag Mi., 03.08.2016, 22:34

Ja, ich hab sowas auch immer aufgeschrieben. Das ging dann irgendwie schneller. Fürs Reden hätte ich Jahre oder so gebrauch. Aufschreiben und es dann vorlesen oder lesen lassen,ging viel einfacher. So ging die Therapie viel schneller voran. Also ich fand das so immer besser.
Es riecht nach Heldentaten und Kerosin
Bären erwürgen, Metall verbiegen
Mehr Kerben im Colt, genug Risse im Riemen
Flanke, Dropkick, aufgestiegen.

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