Ist erfolgreiche Therapie OHNE extreme Abhängigkeit/Verliebtheit möglich?

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RoboCat
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Beitrag Mi., 02.08.2017, 12:26

Waldschratin, so habe ich das noch nicht gesehen :anonym:

Vielleicht sollte ich aufhören, immer alles zu hinterfragen. Ich leide ja nicht unter der "inneren Therapeutin". Eher im Gegenteil. Diese mal in der Stunde zum Thema zu machen, wird allerdings trotzdem eine Herausforderung für mich sein.
:axt:

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Marilen
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Beitrag Mi., 02.08.2017, 12:40

ich kann nur sagen, bei mir war die sog.innere therapeutin nicht normal, da sie eine zweite wirklichkeit war. wenn du den eindruck hast innen und aussen hat sehr grosse differenzen, dann würde ich das schon mal ansprechen.
Rabbi Nachman lehrt uns etwas Bahnbrechendes. Wenn es schwer wird, bleibt dir nur noch eines: Sei glücklich und freue dich.


Waldschratin
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Beitrag Mi., 02.08.2017, 12:53

Ich denk halt, dass man ja eigentlich jeden Menschen, mit dem ne Beziehung/Bindung gelungen ist, gewissermaßen "verinnerlicht". Und sich ja schon als Kind dann so seine "inneren Rollen" draus bastelt.
Im ungünstigen Fall mehr so nen "Richter" oder "Henker", im positiven Fall z.B. die "heimelige Oma" .
Und wenn man dann mal nen Therapeuten hat, wiederholt sich auch da ne "Rollenbildung". Und das nicht nur auf erwachsener Ebene, sondern es geht ja in Therapie sehr oft um die kindlichen Bereiche in einem. Und man "übt" und "holt nach" mit nem Thera in diesen kindlichen Bereichen. Und dann gibts halt die Rolle des "Theras" in einem.

Andererseits, auch als Erwachsener : Wenn man jemanden "verinnerlicht", dann hat man ihn ja auch immer "bei sich", auch wenn er mal nicht mehr tatsächlich anwesend ist. Und soweit ich weiß, wird das durchweg als positive, gesunde Entwicklung - oder wenn du so willst als "Therapieerfolg" gesehen. :)

Wenn so ne Rolle ne "zweite Wirklichkeit" wird, dann ist das natürlich nicht so das Wahre.
Ist halt wie immer : Die Dosis macht das Gift.


Marilen
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Beitrag Mi., 02.08.2017, 12:59

eine idealisierung zu verinnerlichen empfinde ich nicht als gesund und bin dankbar, dass ich das hinter mir lassen konnte, nach vielen jahrzehnten leiden daran. eine person zu verinnerlichen steht für mich auf einem anderen platz als eine idealisierung zu verinnerlichen. vielleicht war das ein missvertsändnis.
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Waldschratin
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Beitrag Mi., 02.08.2017, 13:18

Marilen hat geschrieben:eine idealisierung zu verinnerlichen empfinde ich nicht als gesund
Eine Idealisierung zu verinnerlichen empfinde ich auch nicht als gesund.
Aber davon hab ich auch nix geschrieben, sondern davon, eine Beziehung/Bindung zu verinnerlichen.
Und daraus sich eine "innere Rolle" zu basteln. In wie weit man da dann ne Idealisierung mit einbaut, steht auf nem ganz anderen Blatt. Wie gesagt : Die Dosis macht das Gift.

Ja, das hattest du missverstanden, bzw. nicht genau gelesen. No problem. :)


mio
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Beitrag Mi., 02.08.2017, 14:04

Waldschratin hat geschrieben: Mi., 02.08.2017, 12:53 Andererseits, auch als Erwachsener : Wenn man jemanden "verinnerlicht", dann hat man ihn ja auch immer "bei sich", auch wenn er mal nicht mehr tatsächlich anwesend ist. Und soweit ich weiß, wird das durchweg als positive, gesunde Entwicklung - oder wenn du so willst als "Therapieerfolg" gesehen. :)
Das kann ich so absolut unterschreiben, meine Thera hat das sogar schon ziemlich exakt so angesprochen. Und auch, dass dieses "verinnerlichen" ja was vollkommen normales ist - finde ich eh auch - und das auch sie so ein "inneres Bild" von mir behalten wird nach Ende der Therapie.

Ich finde das auch vollkommen normal, fand ich schon vor der Therapie normal, weil es ja irgendwie klar ist, dass wir auch immer aus unserem "Erlebten" bestehen und von diesem mitgeprägt werden. Ist halt die Frage, ob dieses "Erlebte" gut für uns ist/war oder eben eher schädlich. Da klarer unterscheiden zu lernen und auf dieser Basis "selbstfürsorglicher" handeln zu können ist ja auch etwas, was in einer Therapie gelernt werden soll. Und dann so eine "beratende innere Therapeutin" zu haben, die aufmerksam mit drauf schaut, was uns gut tut und was nicht ist ja ein Gewinn.

Was wahrscheinlich tatsächlich gefährlich ist, ist wenn sich jemand "herbeiidealisiert" wird, den es so gar nicht gibt. Denn dann ist da ja eher ein "Sehnsuchtsbereich" offen, der mithilfe einer "konkreten Gestalt" "geschlossen" wird, sozusagen, anstatt sich intensiver mit der Sehnsucht auseinanderzusetzen und zu schauen, wie sie sich im wirklichen Leben stillen lässt.

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RoboCat
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Beitrag Mi., 02.08.2017, 14:20

Ihr Lieben, ich bin gerade wirklich erleichtert, dass ich das hier thematisiert habe. Ich hielt das alles für eine bedenkswerte Angelegenheit, dieses Verinnerlichen. Nun weiß ich, dass das nicht so ist, es im Gegenteil sogar als Erfolg in der Therapie gesehen wird.

Das hier: " Und dann so eine "beratende innere Therapeutin" zu haben, die aufmerksam mit drauf schaut, was uns gut tut und was nicht ist ja ein Gewinn." trifft ziemlich gut das, was ich zum Gedanken dieser inneren Therapeutin empfinde.

Das macht mir jetzt auch Mut, der realen Therapeutin von der verinnerlichten zu erzählen. Ich bin gespannt, wie sie reagieren wird.
:axt:


ziegenkind
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Beitrag Mi., 02.08.2017, 14:26

Für mich war es auch deshalb wichtig darüber zu sprechen, damit ich vor lauter Reden mit der inneren Ziege nicht die Chance auf Beziehung zur echten Ziege verpasse und damit ich merke, vieles ist keine Einbildung, vieles ist, nicht alles, aber mehr als ich für möglich gehalten habe. Außerdem setzt das Reden der Scham ein Stoppschild
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Mondin
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Beitrag Mi., 02.08.2017, 16:16

....

Ich bin spät dran, ich weiß. Wir hatten hier seit gestern, als die Gewitter tobten, kein Internet mehr. Okay, RoboCat, wenn das Problem das Du damit hast, tatsächlich "nur" darin besteht, dass Dir das kindisch erscheint, wozu meine Vorschreiber ja bereits erschöpfend geantwortet haben, so kann ich Dir im Grunde nur noch einmal bestätgen, dass es vermutlich durchaus etwas mit Deiner Kindlichkeit (die in jedem Menschen angelegt und eng mit der Kreativität verknüpft ist) zu tun haben wird. Das ist mE nichts wofür Du Dich schämen oder worüber Du Dich sorgen müsstest.

Das was Du, bzw. Deine Psyche, sich da quasi "gebastelt" hat, ist so etwas wie ein Hilfsmechanismus, eine Art Mental(esels)brücke, die Dir helfen kann, Dich selbst besser kennen zu lernen, indem Du Deine Wünsche und Idealvorstellungen beobachten und be-/verwerten kannst. Außerdem gehst Du mit Dir selbst in Dialog. Ich habe mir dabei zwar keine Therapeutin vorgestellt, sondern zwei Gesellen, die ich Ratio (Kopf) und Emotio (Bauch) nannte und die sich in dieser Hinsicht als äußerst nützlich erwiesen, während sie in mir die dollsten Streitereien und Dialoge führten.

Ich kann Dir außerdem noch sagen, dass ich mir auch immer unglaublich albern vorkam, wenn ich mir gedankliche Hilfskonstrukte schuf oder im Autogenen Training irgendwelche Formeln vor mich hin murmelte. Aber, es half - und zwar besser als alles andere. Weil es aus mir selbst heraus erfolgte, aus eigenem Antrieb.

Du hast Dir diese innere Therapeutin selbst erschaffen. Sie ist ein Teil von Dir. Mir scheint ein heilsamer.

Grüßerle!
Mondin

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RoboCat
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Beitrag Do., 03.08.2017, 12:49

Danke Mondin :)
:axt:

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