Das Erstgespräch im Rückblick

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stern
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Beitrag Mi., 23.09.2009, 12:53

Gute Fragen, die ich vor dem Hintergrund einer abgeschlossenen VT und seit kurzem abgeschlossenen Probesitzungen (für TFP) in etwa so beantworte (Klinik-"Vorgespräche" lasse ich also mal außen vor):
Haben sich die Eindrücke bestätigt?
Ja, bisher waren meine ersten und somit eher intuitiven und teils sehr frühzeitige Eindrücke erstaunlicherweise sehr verlässlich, wenngleich es sicherlich auch das eine oder andere Tief/Krise gab, aus denen ich aber unter dem Strich auch viel habe mitnehmen können.
Waren die Themen, die Ihr damals genannt habt, später auch wirklich ein Thema?
Beim Erstgespräch meiner ersten Therapie konnte ich (abgesehen von Symptomen und damit verbundenen Einschränkungen wie best. Ängsten, massiven Schlafstörungen/Erschöpfung und vermuteten depressiven Anwandlungen) konkrete Ansatzpunkte/Themen noch nicht so recht greifen/benennen... also in dem Sinne, wo der Hund ursächlich begraben ist. Also antwortete ich auf die Frage des Therapeuten, was ich mir wünsche, dass ich wieder funktionieren möchte (worüber mein Thera etwas grinste, was ich damals noch nicht so recht verstand). Warum ich nicht mehr "funktionierte" wurde natürlich im Verlauf der Therapie aufgedröselt... was mittlerweile auch teils gelöst ist.

Unterstützt auch durch die Klinikaufenthalte ist mir mittlerweile recht klar, in welcher Hinsicht noch Bedarf besteht (da tat sich für mich echt einiges auf, was ich wohl bisher teils auch nicht so wahrhaben wollte). Meine jetzige Therapeutin suchte ich mir insbes. auch dahingehend aus, ob Kompatibilität zu diesen meinen (teils vielleicht sogar recht konkreten) Vorstellungen bestand (und natürlich dahingehend, ob ich mit dem Thera kann).

In der Hinsicht passt es bis jetzt auch sehr gut, sprich: Ich hab' den Eindruck, sie kann mit meinen Zielvorstellungen etwas anfangen. Und umgekehrt, sprich: Wenn sie benennt, das sie als wichtiges Ziel sieht, kann ich meist sagen: ja, genau, daran hängt xy auch meiner Ansicht nach. Das war weiß Gott nicht in allen Vorgesprächen so der Fall. Teils war mein Eindruck vielmehr sogar, dass manche an manches nicht heran wollten/konnten (mehr oder weniger begründet, z.B. dass ihre Methode nicht zu mir passt... oder eine schoß sich auf einen Punkt ein, mit dem Nachsatz, dass sich dann alles andere in Luft auflöse... oder eine könne wegen best. Schwierigkeiten nicht so in die Tiefe gehen, wie die Methode es gebietet usw. Das waren dann auch Für-mich-No-go-Therapien, weil sie dann wohl an noch anzugehenden belastenden Schwierigkeiten vorbeigegangen wären).
Haben bestimmte Gesprächssequenzen aus diesem ersten Gespräch später noch einmal eine Rolle gespielt?
Puh... thematisch wurde das eine oder andere halt noch vertieft. Aber es war jetzt keine spezielle Gesprächs-Sequenz dabei, die ich als Schlüssel zu vielem anderen sehen würde.
Habt Ihr Euch besonders verstanden gefühlt und hat sich dieses Verständnis gehalten?
Im großen und ganzen: Ja. Alles andere wäre auch ein no-go für mich... Therapeuten, in Vorgesprächen bei denen ich mich nicht verstanden fühlte kamen für mich auch nicht in Betracht.

Dass ab und an auch ein Unverstandenheitsgefühl hochflashen kann, das eher aus der Lebengeschichte rührt, ist mir bewusst.

Wenn mir etwas nicht stimmig erschien, versuchte ich dies i.d.R. einer Klärung zuzuführen. Teils wurde es dann auch nachvollziehbarer für mich, was teils auch erst später der Fall war. Teils verwarf es der Thera dann wieder... kam halt drauf an, denn teils waren die Klärungsversuche auch zu aufreibend, so dass ich nicht jedes Missverständnis stark verfolgte. Aber Missverständnisse waren eh eher seltener der Fall. Natürlich kam auch manches auf den Tisch, dass ich zunächst nicht unbedingt gern hörte... dennoch kann ich einiges davon gut annehmen. Was mir davon nicht stimmig erschien, das verwarf ich halt früher oder später.
Zuletzt geändert von stern am Mi., 23.09.2009, 13:26, insgesamt 1-mal geändert.
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stern
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Beitrag Mi., 23.09.2009, 12:56

Hat sich da schon ein Konflikt angedeutet, der später ausgebrochen ist?
Weiß nicht, ob das ein Konflikt im eigentlichen Sinne ist... aber erst mittlerweile (bzw. seit den Klinikaufenthalten) ist mir bewusst, dass ich im Erstgespräch meiner ersten VT sogar dissoziert sein muss.

Nun ja, in der Klinik fielen diese Anwandlungen wohl verstärkt auf (woran, keine Ahnung... aber es wurde mit mir dann anhand dieser Situationen besprochen. Als ich daraufhin fragte, ob mein Erlebnis aus dieser Erstsitzung ein Derealisation gewesen sein könnte, sah mein Thera das so. Na ja, mit meiner neuen Therapeuten geht es auch darum (teils auch "zwangsweise", wenn es eben in der Sitzung selbst passiert), so dass ich erschreckenderweise zunehmend mehr Situationen zusammenbringe, in denen das passiert sein könnte. Was neues ist das aber in dem Sinn nicht... sondern eher etwas altes, dem ich nun einen Namen geben kann... wobei für mich insbes. auch zentral ist, wie ich damit umgehen kann, logisch. Und was konkret dahinter steckt, darum geht es bei Bedarf ggf. auch... aber zu seiner Zeit.

Und na ja, meine "Übererregung", die halt auch in Erstgesprächen besonders deutlich durchbrechen kann, iss eh so ein Dauerbrenner (teils auch zwangsweise, wenn sie sich das eine oder andere mal als therapiehinderlich erweist)... aber auch dafür habe ich schon gute Ansatzpunkte.

Und nun ja, wie mein Klinikaufenthalt den Erstkontakt seiner Wahrnehmung nach für den Bericht therapeutisch formulierte, brachte mich auch nochmals zum Schlucken (ich bekam die Doku bewusst zum Lesen)... und auch das, was sich da (für ihn) wohl schon abzeichnete... was in der Tat Themen von mir sind. Ich sage bewusst "für ihn" abzeichnete... denn ich konnte manches erst später erkennen und auch annehmen. Ich bleibe etwas abstrakt, denn ich möchte nicht so sehr ins Detail gehen. Insofern sehe ich es auch so, dass auch das Erstgespräch eine Bedeutung hat... zumal ich gewisse Dinge eh nicht vor der Therapietüre ablege.
War das Erstgespräch später noch mal Thema in der Therapie?
Siehe obiger Passus.
Oder habt Ihr es nur als eine Formalie empfunden und als noch gar nicht richtig zur Therapie gehörend?
Teils teils... also teils fühlte es sich nach einem Abriss üblicher Fragen an... teils auch schon wie ein Vorgeschmack auf die Therapie, so dass ich (neben groben Erläuterungen zu einem möglichen Konzept) auch sehen konnte, wie das dann ablaufen könnte. Und dass ich auch daraus schon nützliches ziehen konnte, bestärkte mich in meiner Entscheidung.
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essartistin
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Beitrag Do., 24.09.2009, 19:24

Caro, Moment, Du hast keinen Schatten bei ihm entdeckt? Verstehe ich das jetzt richtig? Und noch was, bitte entschuldige, falls das zu indiskret ist: was ist das für ein Kindheitstrauma, von dem Du ihm gleich in der ersten Stunde alles erzählt hast? Ich frage deshalb, weil ich auch ein Kindheitstrauma habe, es aber erst im Laufe der Analyse als solches habe bezeichnen können (bzw. er hat es bezeichnet und mir klar gemacht, dass ich seelisch und körperlich mißhandelt wurde) Ich bin erst jetzt dabei zu akzeptieren, dass es so ist.

Hier noch ein Nachschlag aus der ersten Stunde:

Vincent* hatte mich gewarnt: der Analytiker setzt sich erst mal hin und schweigt. Wenn´s sein muss, fünfzig Minuten lang.
Xyz schweigt.
Also erzähle ich. Von der Artistin, von Vincent, von Anna, von Silzer, die mir sämtlich, mit Ausnahme der Artistin, nahe gelegt haben, im Anschluss an die stationäre Therapie weiterzumachen.
Und sie? Xyz bricht sein Schweigen.
Wie, ich?
Was wollen sie?
Ach so. Ich will die Analyse, sehe in ihr den einzigen Weg zu echter Freiheit jenseits aller artistischen Attacken, deren Wurzeln in der Fixierung auf das Essverhalten liegen. Das wiederum verdeckt, was wirklich ist... Wie beispielsweise das vage Gefühl, dass in der Beziehung zwischen Timo und mir etwas nicht stimmt.
Vincent redete am Telefon von Scheidung. So weit bin ich noch lange nicht.
Xyz schweigt. Nicht. Er hört mir zu. Das ist etwas ganz anderes. Lächelt ab und zu, erfasst präzise die Situation einer ihm vollkommen fremden Frau, beschreibt deren Situation am Ende unserer ersten fünfzig Minuten glasklar.

* Vincent ist ein Freund von mir, Psychologe. Und Anna ist eine Freundin, ihres Zeichens Analytikerin für Kinder und Jugendliche.

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carö
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Beitrag Do., 24.09.2009, 20:04

AE, ich habe eine geschichte erzählt... mein gesamteindruck war so ja. keine schatten... aber die wahrheit ist, dass solche geschichten viele facetten haben. er hat natürlich auch so seine punkte.. schwächen..nenn es schatten. er ist ein mensch, kein phantom. jeder hat kritische punkte. ... mit der zeit hat nicht nur er mich, sondern auch ich ihn besser kennengelernt. aber der gesamteindruck war und ist, dass er ein insgesamt sehr lebensfroher mensch ist, mit einem grundoptimismus, dem ich mich gerne anvertrauen wollte. mein erster analytiker bei dem ich ein dreiviertel jahr war - es war auch keine analyse sondern eine krisenintervention, wenn man so will - war einer, der war irgendwie düster, so dass ich angst vor ihm hatte. das wurde mir aber damals nicht bewusst, hatte nur immer schlimmere horrorträume, die er auch auf sich bezogen hat. aber ich konnte das nicht zusammenbringen. er war super. ich war tief beeindruckt von ihm. ich bin da jede stunde raus und dachte wow.. wie kann das sein, das der soviel sieht. ich hab ganz viel zum nachdenken mitbekommen etc. aber - er hatte was, was auf mich bedrohlich wirkte... es war auf jeden fall zu stark, auch wenn er als analytiker sonst wirklich toll war. letztlich konnte ich da nicht bleiben.

und der aktuelle analytiker hat auf mich eben so ein grundpositive ausstrahlung. das war am anfang so und ist immer noch so.

mein trauma.. hm... meine mutter hat mich verlassen als ich 7 jahre alt war... sie ist ein jahr lang weggewesen und ich dachte, dass ich sie nie wiedersehe. mein vater hat mich gewissermassen als unterpfand eingesetzt. hat ihr gedroht, mich ihr wegzunehmen. ich habe keine erinnerung an dieses jahr. nur kleine bruchstücke. die erinnerungslücke hat ein anfang und ein ende. das ist wie ein loch.

LG
caro
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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Medea
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Beitrag Do., 24.09.2009, 20:43

Bei meinem Erstgespräch habe ich mich sehr wohl gefühlt. Es ging mir sehr schlecht, ich fühlte mich als triebe ich nachts auf hoher See bei starkem Wellengang und meine Kräfte waren schon fast am Ende.
Mein Thera gab mir irgendwie eine kleine Leuchtboje, die etwas Licht in all diese Finsternis brachte und an der ich mich festhalten konnte.

Es war eine gute Stunde.

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essartistin
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Beitrag Do., 24.09.2009, 20:44

Caro, ach so, mit Schatten meinst Du dieses Düstere, was Dein erster A. hatte und Dir so Angst gemacht hat? Nicht die Schwächen, die ja jeder hat - wahrscheinlich sogar mein A.

Lebt Deine Mutter noch? Wie ist Dein Verhältnis zu ihr, ich meine nach der Aufarbeitung des Dramas? Wie begegnest Du ihr? Ich meine Du begegnest ihr ja auch wenn Du ihr nicht begegnest. Betrachtende Distanz? Distanzierte Betrachtung?

Dieser Thread mit dem Erstgespräch macht mich total sentimental, kriege die Krise, wenn ich mich daran erinnere. Tut so weh. Begegnung mit der Endlichkeit. Mit dem Tod.

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candle
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Beitrag Do., 24.09.2009, 21:02

essartistin hat geschrieben: Mit dem Tod.
Wieso das?

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Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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essartistin
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Beitrag Do., 24.09.2009, 21:21

Die Begegnung mit der Endlichkeit ist immer auch eine Begegnung mit dem Tod. Vergänglichkeit. Alles vergeht irgendwie und ich finde das so traurig, weil das Leben - so schwer es auch ist - so lebenswert ist. Das Gegenteil von Tod. Lebendig. Ich habe Lebendigkeit in der Analyse gefunden, und jetzt sehe ich dass ich alles, was ich will sowieso nicht schaffen kann. Zu viele Ideen, Träume. Mit dem Ende der Analyse stirbt so viel. Deswegen will ich kein Ende. Nicht jetzt. Gegenüber jedem Abschied habe ich alles andere als radikale Akzeptanz. Was ist eigentlich das Gegenteil davon? Ich hasse Trennungen, Abschied, Tod, Ende.

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candle
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Beitrag Do., 24.09.2009, 21:42

Ach so, das ist rein philosophisch gemeint.

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Sommer-Stumpenhorst

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schmetterling.1983
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Beitrag Do., 24.09.2009, 22:22

Hi,
also mein erstes Erstgespräch bei meiner ersten Thera ist mir vom Gesagten zwar nicht mehr in Erinnerung aber vom Gefühlten.
Ich bekam von Anderen nahegelegt eine Therapie zu machen und habe wohl schon am Telefon beim Termin vereinbaren (wollte nicht sagen worum es geht) sehr unmotiviert geklungen... , was ich erst Monate später erfahren sollte...
Dann kam der Tag, ich war total aufgeregt, mir war schlecht, ich wollte eigentlich überhaupt nicht mit jmd reden und dann saß ich da und wusste ich muss was sagen.
(Die Thera die ich davor ausgesucht hatte hat mich meiner Meinung nach ausgefragt, irgendwie habe ich überhaupt keinen Bezug zu ihr gefunden, dachte nur, mh, ok, was erzählt die da, was will die mir überhaupt und ich musste anrufen um einen neuen Termin zu bekommen, konnte man nicht gleich klären, was mich ja wieder überwindung gekostet hätte, deswegen bin ich nicht mehr hin...)
Nun ja, beim ersten Termin, sie sagte nichts, wartete, lächelt mich an, wartet..und ich fange an zu ähm, also ich, ...blablababla...*oh man, jetzt muss ich ihr aber langsam mal sagen warum ich hier bin, wieder schlecht werd*...also es geht darum xyz...*h ist das unangenehm, schnell wieder über was anderes reden*...blablabla... und...*ach, man sei einfach mal still, vielleicht will die ja auch mal was sagen*...
und dann hat Sie was gesagt und ich habe das erste mal in meinem Leben das Gefühl gehabt, das mich jmd versteht, dass es etwas gibt was sich für mich ändern könnte, einfach so, Nähe, eine Angenehmheit, Ruhe, Sicherheit...
Das mit dem Verstehen war, so fand ich - ganz bedeutsam für mich, manchmal sogar fast unheimlich woher sie wusste was in mir vorging.
Sie war der Grund warum ich mich nicht mehr umbringen wollte damals, warum ich Hoffnung bekam.
Danke WX!
Meine erste Thera war eine Jugendpsychotherapeutin, da konnte ich leider nicht mehr hin, da ich "zu alt" bin.
Sie hat mich nun Jahre später an meine neue Thera weitervermittelt, mit der ich ebenso einen Glücksgriff habe, bei ihr schätze ich andere Dinge und finde es spannend, das es mit so unterschiedlichen Menschen funktioniert. Was Klasse ist, weil ich somit etwas neues dazu lerne.
Danke YZ!

LG Schmetterling
Schön ist eigentlich alles, wenn man es mit Liebe betrachtet.
Christian Morgenstern

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Maria1989x
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Beitrag Sa., 02.04.2011, 11:24

Hallo!

Also ich bin jetzt 22 und habe in dieser Woche wegen Partnerschaftsschwierigkeiten eine ambulante Psychotherapie bei einer ärztlichen Psychotherapeutin begonnen, die, so wie ich das verstanden habe, mit der Psycho- und Transaktionsanalyse arbeitet. Die Therapie habe ich angefangen, weil sowohl mein Freund als auch ich selbst manchmal Probleme mit der gegenseitigen Treue haben/hatten und dies immer belastender wurde. Wir können und wollen keine offene Beziehung zulassen, weil dann erfahrungsgemäß die Eifersucht zu groß wird und auch die Kränkungen und Konflikte zunehmen, aber uns fällt es leider auch äußerst schwer, dem anderen immer gänzlich die Treue zu halten. Wir haben vieles versucht, um Abwechslung und Veränderung in unsere Partnerschaft und in unser Sexualleben zu bekommen, dennoch führte dies nicht wirklich zu einer Verbesserung unserer unloyalen Neigung... In einer Psychotherapie sah ich deshalb erst einmal die letzte Chance.

Nachdem ich in der Praxis anrief, bekam ich auch bereits den ersten Gesprächstermin in drei Wochen. Eine Freundin fand dies seltsam, denn sie meinte, dass sowas normalerweise bis zu einem halben Jahr oder sogar noch länger dauern könne, bis man den ersten Termin zu den probatorischen Sitzungen erhalte. Ich dachte mir allerdings nichts weiter dabei.

Als ich dann den ersten Gesprächstermin in dieser Woche wahrnahm, war ich doch ziemlich enttäuscht. Zuerst muss ich sagen, dass ich mich gern im Gothic-Stil kleide und schminke, also eher dunkel und extravagant geschminkt mit dazu passender, schwarzer Kleidung. Die Therapeutin machte gleich zu Beginn einen eher unsympathischen Eindruck auf mich und sagte in der ersten Sitzung gleich, dass ich mich beim nächsten Mal anders kleiden und schminken solle, da ich so "wie der Tod persönlich" aussähe... Ist so ein Umgang normal? Bin ich zu sensibel? Mich stieß das jedenfalls erst mal ab und ich wunderte mich auch darüber, zumal es sich bei der Therapeutin um eine recht junge handelte, von der man so eine Intoleranz gar nicht erwarten würde...

Vielen Dank!

Maria

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Tentatives
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Beiträge: 27

Beitrag Sa., 02.04.2011, 11:46

Liebe Maria,

erstmal herzlich Willkommen hier im Forum!

Ich kann gut nachvollziehen, dass Du nach diesen ersten Bemerkungen und dem Verhalten dieser Therapeutin berechtigte Fragen über den Sinn einer Therapie bei ihr stellst! Die Bemerkung dieser Therapeutin geht nämlich m.E. gar nicht und auch nicht ihr Verhalten, sich Dich oder andere Klienten nach ihren Wünschen "umzustylen"!
Schade eigentlich, dass sie in ihrem, wie Du schreibst, noch jungen Alter schon so spiessig ist.
Ob Du bereit bist, das nächste Mal "gediegen" dort hinzugehen musst Du selber entscheiden, ich hätte darauf keine Lust mehr nach der Reaktion.
Aber wie war sie denn sonst, wie hat sie auf Euer Therapieanliegen reagiert. Hattest Du das Gefühl, Du konntest offen über dieses intime Thema mit ihr sprechen?

LG Tentatives

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stern
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Beitrag Sa., 02.04.2011, 11:48

Maria1989x hat geschrieben:Nachdem ich in der Praxis anrief, bekam ich auch bereits den ersten Gesprächstermin in drei Wochen. Eine Freundin fand dies seltsam, denn sie meinte, dass sowas normalerweise bis zu einem halben Jahr oder sogar noch länger dauern könne, bis man den ersten Termin zu den probatorischen Sitzungen erhalte. Ich dachte mir allerdings nichts weiter dabei.
Das muss nicht sein... also ich kenne es auch eher so, dass Sitzungen für Probegespräche recht zeitnah vergeben werden, es aber evtl. noch dauern kann, bis die Therapie losgeht.
Als ich dann den ersten Gesprächstermin in dieser Woche wahrnahm, war ich doch ziemlich enttäuscht.
Hm, du kannst ja nochmals hingehen, ob sich die Enttäuschung legt... oder weitersuchen. Solche Aussagen
machte gleich zu Beginn einen eher unsympathischen Eindruck auf mich und sagte in der ersten Sitzung gleich, dass ich mich beim nächsten Mal anders kleiden und schminken solle, da ich so "wie der Tod persönlich" aussähe... Ist so ein Umgang normal?
finde ich auch daneben. Was ich aber fast noch schwerwiegender sehe: ob die fehlender Sympathie nicht stärker ins Gewicht fällt als eine Aussage, die daneben ist? Klar, die kann sich mit der Zeit auch noch herausbilden... nur wenn anstelle von Vertrauen eher Antipathie da ist, ist es fraglich, ob das noch wird. Bei mir haben sich erste Eindrücke jedenfalls schon öfters bewahrheitet. Kannst ja noch andere Theras anschauen, und dann vergleichen... letzteres würde ich in jedem Fall machen. Vergleichsmöglichkeiten sind nie verkehrt. Und ich schließe mich Tentatives an: Wie war denn dein Eindruck ansonsten?
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Woman
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Beitrag Sa., 02.04.2011, 12:03

Hallo Maria und herzlich Willkommen,
Die Therapeutin machte gleich zu Beginn einen eher unsympathischen Eindruck auf mich und sagte in der ersten Sitzung gleich, dass ich mich beim nächsten Mal anders kleiden und schminken solle, da ich so "wie der Tod persönlich" aussähe... Ist so ein Umgang normal? Bin ich zu sensibel?
Kurz und knapp: Die Dame spinnt! Wie oberflächlich muss eine Therapeutin sein, um das Äußerliche in der ersten Sitzung zum Thema zu machen?
Und seit jeher war es so, daß die Liebe erst in der Stunde der Trennung ihre eigene Tiefe erkennt.

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~confianza~
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Beiträge: 102

Beitrag Sa., 02.04.2011, 12:34

Hallo Maria,

Du findest sie unsympathisch und bist nach ihren Äusserungen skeptisch - zum Glück!!! Trau Deindem Gefühl!
Die Therapeutin machte gleich zu Beginn einen eher unsympathischen Eindruck auf mich und sagte in der ersten Sitzung gleich, dass ich mich beim nächsten Mal anders kleiden und schminken solle, da ich so "wie der Tod persönlich" aussähe...
So eine Aussage für eine Therapeutin GEHT GAR NICHT!!! Punkt!
Wertend, abwertend - und das gleich im ersten Kontakt...??? Ohne dass sie sich fragt, ob es Gründe für Dein Styling geben könnte...
Der Therapeutin würde ich nach so einem Fehlgriff kein professionelles Handeln zutrauen!!
Wer weiß, was sie sonst noch so von sich lässt.
Unglaublich! Macht mich auch richtig sauer, zu wissen, dass solch unfähige Therapeuten "in freier Wildbahn" rumlaufen.

Wichtig fänd ich, wenn Du Ihr telefonisch noch mal eine Rückmeldung dazu geben würdest! Das erfordert aber ne Menge Mut...
...und Dich dann nach einem anderen Th. umsiehst!

Liebe Grüße!
Wahrlich, keiner ist weise, der nicht das Dunkel kennt. Hermann Hesse

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