Übertragung - ewige Sackgasse?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

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Beitrag Di., 01.02.2011, 22:39

Hallo Anna Blume


ich will nicht stören, allerdings dir gern sagen, dass die Abstinenz keine wirkliche Hilfe sein kann. Es ist wie weglaufen, nur da, wo du hinläufst, ist dein Kopf auch da! Und dein Gefühl.

Kannst du dir irgendwas vorstellen, was es dir möglich machen würde, das Ganze auszuhalten und damit zu arbeiten statt dagenen?

Rosenrot

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extrano
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Beitrag Di., 01.02.2011, 23:14

ich finde es nahezu erschreckend, wie ähnlich diese übertragungsproblematiken zum teil ablaufen. genau so wie du es beschreibst, habe ich es auch erlebt. es ist die hölle und ich fühle mit dir. aber die distanz wird dich nicht weiterbringen. damit quälst du dich nur selbst. hilf ihm auf die sprünge und schreibe ihm einen weiteren brief. ohne kommunikation läuft nunmal in einer therapie nichts und schreiben ist dann wohl doch einfacher als reden. ich kann nur sagen, dass es bei mir mit jedem brief ein bisschen leichter wurde.

lg
extrano

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AnnaBlume
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Beitrag Mi., 02.02.2011, 09:11

Hallo Rosenrot,

Du störst doch nicht
Natürlich weiß ich ganz genau, dass Verdrängung und Flucht langfristig kein Ausweg sein kann. Allerdings ist das ein Verhaltensmuster, dass sich über Jahrzehnte bei mir manifestiert hat und ich konnte Probleme immer am besten durch Distanz lösen. Aus den Augen, aus dem Sinn - wenn ich ihn nicht wöchentlich sehen und mich mit mir beschäftigen muss, verschafft mir das (hoffentlich) zumindest eine kleine Verschnaufpause, die ich einfach dringend nötig habe.

Kannst du dir irgendwas vorstellen, was es dir möglich machen würde, das Ganze auszuhalten und damit zu arbeiten statt dagenen?
Nein, im Moment überhaupt nicht. Deswegen bleibt mir ja nur die Kapitulation
A.

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AnnaBlume
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Beitrag Mi., 02.02.2011, 09:25

ich finde es nahezu erschreckend, wie ähnlich diese übertragungsproblematiken zum teil ablaufen.
Ja, ich auch. Allerdings beruhigt es mich auch ein wenig, dass ich nicht alleine so verzweifelt bin...
genau so wie du es beschreibst, habe ich es auch erlebt. es ist die hölle und ich fühle mit dir. aber die distanz wird dich nicht weiterbringen. damit quälst du dich nur selbst.
Ich weiß nicht, ob die Distanz mich mehr quälen kann als alles andere. Zur Zeit erlebe ich die Therapie so: Während der Stunde sitze ich da und bekomme kaum ein Wort über die Lippen, dann verlasse ich die Praxis und breche im Treppenhaus zum ersten Mal in Tränen aus. Die folgenden Tage sind grauenhaft, ich fühle mich unfähig und schlecht, weil mir die Möglichkeit einer Therapie geboten wird und nicht in der Lage bin, sie zu nutzen. Darüber hinaus habe ich das Gefühl, ohne ihn keinen Tag überleben zu können, die Sehnsucht verursacht schon fast körperliche Schmerzen. Nach der Hälfte der Woche merke ich, wie ich langsam nicht mehr minütlich an ihn denken muss und wenn ich gerade soweit bin, dass die Verdrängung meine Emotionen ein wenig einfriert, ist wieder der Tag X da und ich sitze ihm wieder gegenüber. Das ist ein Teufelskreis, aus dem ich nicht rausfinde.
hilf ihm auf die sprünge und schreibe ihm einen weiteren brief. ohne kommunikation läuft nunmal in einer therapie nichts und schreiben ist dann wohl doch einfacher als reden. ich kann nur sagen, dass es bei mir mit jedem brief ein bisschen leichter wurde.
Vielleicht sollte ich das tun, aber ich möchte ihm auch nicht auf die Nerven gehen und helfen kann er mir wohl zur Zeit sowieso nicht.
A.

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Gast
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Beitrag Mi., 02.02.2011, 12:49

Hallo Anna Blume

Probleme mag man löse n können, wenn man sie distanzierter betrachtet.

Die Übertragung ist aber nicht das Problem, sondern die Flucht davor.
Übertragung ist die Wahrnehmung der eigenen Wünsche und Projektionen.

Davor willst du doch nicht 'fliehen' oder?

Ich finde es toll, wenn du so sensibel genug bist, diese Wünsche zu erspüren, das ist ein Riesenerfolg innerhalb einer Therapie

Ja, ich denke, das nützt jetzt akut grad mal nix, aber du bist klug genug zu wissen, dass die Übertragung nichts mit verliebt sein zu tun hat, sondern der Weg (sein kann), sich seiner Sehnsüchte bewusst zu werden

Du kapitulierst, wenn du die Übertragung nicht BEnutzt, um dich besser kennenzulernen und bleibst auf Emotionen sitzen, im schlechtesten Fall den Rest deines Lebens. Es wird immer wieder Situationen geben, in denen du deine Wünsche spürst und dann? Wenn du dir nicht bewußt machen (gelernt hast) kannst, DASS es Wünsche sind?

Jetzt, MIT dem Therapeuten, ist die einzige Gelegenheit ohne Blessuren, Wünsche zu erfühlen.
Im echten Leben hingegen würde die Projektion irgendwas oder irgendwen treffen und du gar nicht wissen, warum dir manche Situationen so weh tun...


Rosenrot

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Lockenkopf
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Beitrag Do., 03.02.2011, 00:07

"Vielleicht sollte ich das tun, aber ich möchte ihm auch nicht auf die Nerven gehen und helfen kann er mir wohl zur Zeit sowieso nicht."

Liebe Anne Blume

er ist dein Psychotherapeut. Es ist seine Aufgabe sich um deine Psyche, deine Empfindungen/Gefühle/ Befürchtungen usw zu kümmen. Somit kannst Du ihm damit garnicht auf die Nerven gehen.

Und ob er dir helfen kann oder nicht, weist Du erst wenn Du es ausprobiert hast.

Überlege dir in den nächsten wochen ob Du die Psychotherapie fortsetzen möchtest und unter welchen Bedingungen es möglich ist.
Man kann z.B. das Ausmaß der Übertragungsgefühle reduzieren, wenn man den Abstand zwischen den Sitzungen vergrößert z.B. 14tägige Sitzungen durchführt.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Lockenkopf
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Beitrag Do., 03.02.2011, 00:23

Rosenrot hat geschrieben:
Du kapitulierst, wenn du die Übertragung nicht BEnutzt, um dich besser kennenzulernen und bleibst auf Emotionen sitzen, im schlechtesten Fall den Rest deines Lebens.
Ja und. So wie es jetzt ist, geht es ihr aber in der Psychotherapie nicht gut.
Es gibt auch tiefenpsychologische Psychotherapiemethoden die völlig auf die Bearbeitung der Übertragungen in der Psychotherapie verzichten. Und sie sind genauso wirksam.
Rosenrot hat geschrieben:Es wird immer wieder Situationen geben, in denen du deine Wünsche spürst und dann? Wenn du dir nicht bewußt machen (gelernt hast) kannst, DASS es Wünsche sind?
Ich denke, das die Situation in der Psychotherapie nicht den Situationen im Leben entspricht. Die Probleme welche ich im realen Leben habe, habe ich nicht in de Psychotherapie mit meinem Psychotherapeuten. Und die ich mit meinem Psychotherapeuten habe, habe ich nicht unbedingt mit anderen Menschen.
Wünsche spürt man immer mal wieder, ja und.
Rosenrot hat geschrieben: Jetzt, MIT dem Therapeuten, ist die einzige Gelegenheit ohne Blessuren, Wünsche zu erfühlen.
Nein, eine tiefenpsychologisch fundierte/analytische Psychotherapie ist nicht dazu da ihrgendwelche wünsche zu erfüllen. Das wiederpricht ganz klar der Abstinenz. Es geht darum das nicht erfüllen der Wünsche, die Frustration auszuhalten.
Rosenrot hat geschrieben:Im echten Leben hingegen würde die Projektion irgendwas oder irgendwen treffen und du gar nicht wissen, warum dir manche Situationen so weh tun...
Aber nur, wenn genau das Anne Blumes Problem ist.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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nonStop
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Beitrag Do., 03.02.2011, 00:34

Lockenkopf hat geschrieben:
Rosenrot hat geschrieben: Jetzt, MIT dem Therapeuten, ist die einzige Gelegenheit ohne Blessuren, Wünsche zu erfühlen.
Lockenkopf hat geschrieben:Nein, eine tiefenpsychologisch fundierte/analytische Psychotherapie ist nicht dazu da ihrgendwelche wünsche zu erfüllen. Das wiederpricht ganz klar der Abstinenz. Es geht darum das nicht erfüllen der Wünsche, die Frustration auszuhalten..[\quote]--------
---------------------------------------------

kann ich nicht so ganz nachvollziehen.
Abstinenz einhalten ok. aber warum aushalten. ich würde eher sagen wünsche verstehen und dann damit umgehen und sie dann umsetzen.
ausgehalten hat man es doch schon die ganze zeit vor der therapie. das ist doch ua der grund warum man eie therapie machen muss um zu verstehen und es später umzusetzen

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Lockenkopf
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Beitrag Do., 03.02.2011, 02:01

Liebe Non stop

wenn Du mit "später umsetzen" im realen Leben meist, stimme ich dir zu.

Aber in einer tiefenpsychologischen Psychotherapie werden keine Wünsche erfüllt.
Schau hier: http://www.sgipt.org/th_schul/pa/glossar/abstin.htm
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Lockenkopf
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Beitrag Do., 03.02.2011, 02:21

Und hier noch ein interessanter Link zum Thema Abstinenz:
http://www.spielzeit-research.org/pub/F ... search.pdf
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Beitrag Do., 03.02.2011, 02:37

leibe/r lockenkopf
nein erfüllt werden keine wünsche da stimme ich dir zu aber denke das die therapeutische arbeit viel mit der übertragung zu tun hat und auch genutzt werden sollte. die abstinenz regel sagt ja nicht das der patient nur da sitzt, sich seiner wünsche und bedürfnisse bewust wird /ist und frustriert zur kentniss nehmen muss. eigentlich sagt die abstinenz regel ja auch, der therapeut sollte in bestimmten bereichen damit arbeiten. sonst wäre in meinen augen (und auch für mein problem ) die therapie nutzlos. bestimmte dinge muss der patient aushalten, ja aber eben auch mit der übertragung arbeiten muss geschehen. aber immer distanzierter und nicht naturgetreu ( also nicht wie im realen leben auuserhalb einer therapie) . das ist meine sicht der dinge.
immerhin arbeiten da auch zwei menschen ( persönlichkeiten )zusammen und der therapeut ist auch kein roboter sondern ein wesen mit menschlichen zügen.

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AnnaBlume
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Beitrag Do., 03.02.2011, 09:49

Die Übertragung ist aber nicht das Problem, sondern die Flucht davor.
Übertragung ist die Wahrnehmung der eigenen Wünsche und Projektionen.
Das stimmt und ich bin froh, dass ich das mittlerweile erkannt habe. Trotz der Qual, die diese Verliebtheit verursacht, habe ich bereits viel über mich und meine Wünsche gelernt. Ich glaube schon zu wissen, was dazu geführt hat, diese Gefühle zu entwickeln und warum sie sich gerade auf meinen Therapeuten fokussieren, leuchtet mir durchaus ein. Es hat sich bei mir ein Verständnis für dieses Gefüge entwickelt, allerdings kam das m. E. dadurch, dass ich mich Tag und Nacht mit diesem Thema beschäftigt, soviel darüber gelesen habe, wie ich nur finden konnte. Ich habe mir quasi selbst einen Reim auf alles gemacht, allerdings ohne meinen Therapeuten daran teilhaben zu lassen. Ich kann mit ihm darüber z. Z. nicht reden, ich kann ihm nicht erklären, warum das alles meiner Meinung nach geschieht, zu sehr steht mir dieser Zwang, stark, unabhängig (und eben nicht klein, schwach und hilfsbedürftig) zu sein, im Weg.

A.

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AnnaBlume
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Beitrag Do., 03.02.2011, 09:59

er ist dein Psychotherapeut. Es ist seine Aufgabe sich um deine Psyche, deine Empfindungen/Gefühle/ Befürchtungen usw zu kümmen. Somit kannst Du ihm damit garnicht auf die Nerven gehen.
Klar, das weiß ich, aber es ändert nichts daran, dass ich immer sehr darauf bedacht bin, ihn nicht zu "überfordern". Das klingt zwar wirklich blöd, aber ich mache mir Sorgen um ihn, wenn ich in unserer Stunde sitze und mir vorstelle, dass an diesem Tag schon was weiß ich wieviele andere Menschen ihren Seelenschutt vor ihm abgeladen haben und ich ihn jetzt auch noch mit meinen Problemen belaste. Er ist so wichtig für mich und in den meisten Momenten bin ich mehr damit beschäftigt, ihn zu schonen, als mich zu entlasten. Das kollidiert leider ziemlich mit dem Sinn der Therapie, aber ich kann nicht aus meiner Haut
Und obwohl ich ihm wirklich vertraue (zumindest im Rahmen meiner Möglichkeiten) mache ich mir viele Gedanken darüber, was er über mich denkt, ob er meine Sorgen lächerlich findet, ob er mir überhaupt glaubt. Es fällt mir einfach schwer, auch nur ein kleines Stückchen Kontrolle abzugeben.
Überlege dir in den nächsten wochen ob Du die Psychotherapie fortsetzen möchtest und unter welchen Bedingungen es möglich ist.
Ja, das habe ich vor.

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AnnaBlume
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Beitrag Do., 03.02.2011, 10:11

Es gibt auch tiefenpsychologische Psychotherapiemethoden die völlig auf die Bearbeitung der Übertragungen in der Psychotherapie verzichten. Und sie sind genauso wirksam.
Das heißt, der Patient wird mit der Bearbeitung dieser Thematik alleine gelassen?
Ich denke, das die Situation in der Psychotherapie nicht den Situationen im Leben entspricht. Die Probleme welche ich im realen Leben habe, habe ich nicht in de Psychotherapie mit meinem Psychotherapeuten. Und die ich mit meinem Psychotherapeuten habe, habe ich nicht unbedingt mit anderen Menschen.
Naja, ich glaube schon, dass sich in der Beziehung zum Therapeuten / zur Therapeutin vieles widerspiegelt, was man an Problemen im "realen Leben" mit sich herumträgt. Über Jahre hinweg erlernte und angeeignete Verhaltensmuster nimmt man doch mit in die Therapie und in dieser besonderen Situation, in der man sich so intensiv mit sich und seinem Leben beschäftigt, lässt es sich m. E. nicht vermeiden, dass sich das alles auf diesen Menschen überträgt. Deshalb ist die Therapie und die Beziehung zum Therapeuten durchaus ein Abbild des Lebens mit allen Facetten, sozusagen ein Mikrokosmos.
Nein, eine tiefenpsychologisch fundierte/analytische Psychotherapie ist nicht dazu da ihrgendwelche wünsche zu erfüllen.
Rosenrot schrieb auch nichts davon, Wünsche zu erfüllen, sondern zu erfüh(!)len, was ja ein riesengroßer Unterschied ist.


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Beitrag Do., 03.02.2011, 10:11

Hallo Lockenkopf

Lies bitte, was da steht. Steht nix von erfülLen sondern erfühlen.

Den Unterschied zu kennen, setze ich voraus.

Deshalb macht der Rest der auf das Wort Erfüllung abzielt keinen Sinn im Bezug auf das was ich schreibe.

Deine Lesart liegt in einer Übertragung aus DEINER Therapie(deinen Thread betreffend) in dieses Wort....

Rosenrot

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